Vase mit Zweigen und Tieren, Werknummer 727 

• 1914 [Herstellung]

• Tonwerke Kandern [Hersteller]
• Max Laeuger [Künstler]

• Kandern [Herstellungsort]

Bauchige Vase mit Zweigen und Tieren (Vögel, Rehe, Hirsche), ausgeführt in Gießbüchsentechnik.

Die Art der Keramik, wie sie auf der Vase zu sehen ist, stellt eine Synthese der chinesischen und islamischen Kultur dar und geht im Figuralen auch auf vorislamisch-sassanidische Errungenschaften zurück. Der bereits auf dem Höhepunkt seines Schaffens stehende Künstler war bekanntlich von der persischen Kunst fasziniert. Laeuger erprobt hier die Farbwirkung von Manganschwarz, Kobaltblau und Türkisgrün bei deutlicher Übernahme des Kompositionsprinzips der lüstrierten Kashan- und sogenannten „Sultanabad-Ware“: Anthropomorphe Darstellungen (meist heimischer Tiere wie Rehe, Hirsche, Hasen), ausgeführt in der Gießbüchsenmalerei, fügen sich zentriert in ein das gesamte Gefäß überziehende Netzwerk aus Blüten, Gräsern und Zweigen ein. Doch findet auch der Vogel mit ausgebreitetem Gefieder, in Anlehnung an den auffliegenden Phönix/Simurgh chinesisch/persischer Herkunft Eingang in sein Bildrepertoire.

Doch während das islamische Vorbild Tiere und Pflanzen als Spiegelungen des geistigen Universums auf Erden in klar auf dem Gefäßkörper verteilte Felder verweist und sie durch spezifische Umrandungen oder beigegebene Schriftbänder in eine kosmisch-göttliche Ordnung stellt, verlässt Laeuger den kanonisch diktierten Stil: Tiere und Pflanzen werden nicht linear vom übrigen Dekor abgegrenzt, das Figurale und Florale erhält keinen eindeutig definierten Raum, sondern schmilzt in seinem Werk bis auf wenige Ausnahmen zu einer ebenbürtig aufgefassten, dekorativen Einheit zusammen.

Literatur: Schoole Mostafawy, "Und durch Äonen scheint noch der Mond..." - Das Orientalische im keramischen Werk Max Laeugers. In: Max Laeuger. Gesamt Kunst Werk (Katalog zur Sonderausstellung Badisches Landesmuseum 2014), bearb. von Arthur Mehlstäubler, Karlsruhe 2014, S. 159-176, S. 162, Abb. 213; WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 76 ff.