Johanniterkommende Affaltrach
Ortsbezüge: |
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Baujahr/Gründung: | 1278 [um 1278] |
Zerstörung/Aufhebung: | 1806 [1805/06] |
Beschreibung: | Die Niederlassung der Johanniter in Affaltrach war ein Membrum, ein nicht selbständiges Ordenshaus der Johanniterkommende Schwäbisch Hall, welche in Affaltrach erstmals im Jahre 1278 Güter erwarb. Das Patronatsrecht an der Pfarrkirche sowie Anteile am Zehnten gelangten 1289 und 1293 an die Komture von Hall. Durch weitere Erwerbungen im 14. und 15. Jh. brachten die Johanniter schließlich in mehreren Nachbargemeinden Rechte und Besitz an sich. Die weltlichen Herrschaftsrechte in Affaltrach wie Vogtei und Gericht erwarben die Johanniter 1406 von den Herren von Weiler, die zu dieser Zeit ihre Rechte an Affaltrach von den Herren von Weinsberg zu Lehen trugen. Seit 1504, als im pfälzisch-landshutischen Erbfolgekrieg das kurpfälzische Amt Weinsberg an das Haus Württemberg gefallen war, begann der über 200 Jahre währende Konflikt zwischen den Johannitern und Württemberg um hoheitliche Rechte und Religionsausübung im Ort. Württemberg leitete seine Ansprüche auf die Landeshoheit aus den alten Lehnsrechten der Herren von Weinsberg ab, die 1504 über die Kurpfalz an das Herzogtum gefallen seien. Erst 1662 konnten die gegenseitigen Ansprüche in einem Vertrag geregelt werden, der Württemberg bestimmte Hoheitsrechte garantierte, den Johannitern aber die Ortsherrschaft zusprach. In den 1530er Jahren führte Württemberg die Reformation ein, ab 1536 galt die württembergische Kirchenordnung. Die Johanniter, die das Patronatsrecht an der Kirche bis 1806 behielten, beriefen von nun an stets evangelische Pfarrer. Um 1600 wurde der Sitz der Kommende Hall-Affaltrach aus der protestantischen Reichsstadt nach Affaltrach verlegt. Affaltrach war auch im Normaljahr 1624 und ebenso nach dem Westfälischen Frieden evangelisch, doch begannen ab Mitte des 17. Jh. jene konfessionellen Spannungen, die Affaltrach bis zum Ende des 19. Jh. beherrschten. Zwar bestätigte 1661 der neue Komtur Gottfried Droste von Vischering bei der Erbhuldigung der evangelischen Gemeinde in Affaltrach die Religionsfreiheit, doch verlangte er ebenso, dass künftig auch Katholiken in Affaltrach als Bürger aufgenommen und geduldet werden sollten. 1666 setzte der neue Komtur von Reede den ersten katholischen Priester in Affaltrach ein. In den folgenden Jahrzehnten betrieben die Johanniter die zunehmende Ansiedlung von Katholiken. Die konfessionellen Konflikte fanden Ende 17. Jh. ihren ersten Höhepunkt. Gegenseitige Gottesdienststörungen führten zu erheblichen Beeinträchtigungen des Religionsfriedens am Ort. Die Differenzen mündeten schließlich 1706 in einem Vergleich zwischen Württemberg und dem Johanniterorden, der die simultane Nutzung der Pfarrkirche festschrieb. Zur Versorgung der katholischen Gemeinde wurden 1735 Dominikaner aus Wimpfen nach Affaltrach berufen, ab 1735 Kapuziner aus der fränkischen Provinz Würzburg. Bereits ab dem 17. Jh. nahmen die Johanniter vereinzelt auch Juden in Affaltrach auf. Das Ende der Johanniterkommende Affaltrach kam 1805/06, Häuser und Güter fielen an Württemberg. Der letzte Komtur, Freiherr Franz Konrad Joseph Truchsess zu Rheinfelden, wurde 1809 pensioniert und erhielt als Abfindung das Komturgebäude. Das "Schlösschen" aus dem Jahre 1694, im 18. Jh. mehrfach restauriert und erweitert, befindet sich seit dieser Zeit in Privatbesitz und beherbergt heute eine Sektkellerei. Die ehemalige Johanniterkirche St. Johann, heute evangelische Pfarrkirche, im Kern ein spätgotischer Bau aus der Zeit um 1500, wurde 1903 neubarock umgebaut und in den 1990er Jahren außen und innen renoviert. Die Grabplatte des Komturs Gottfried von Heppenheim von 1592 im Chor und das barocke Wappen des Komturs Joseph von Forell am Altarbogen zeugen noch heute von der Herrschaft der Johanniter. Autor: MICHAEL BING |
Objekttyp: | Kloster |
Ordensregel: |
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Sonstiges: | Bistum: Würzburg, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart, fiel an: Württemberg (1805) |
Weiter im Partnersystem: | http://www.kloester-bw.de/?nr=115 |
Adresse + Kontakt
Adresse | Am Ordensschloss 21, Obersulm |
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Literatur + Links
Literatur: |
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