Beschreibung: | Das Zisterzienserkloster Schöntal an der Jagst geht auf eine Stiftung des Edelfreien Wolfram von Bebenburg zurück, dessen Familie sich durch besondere Nähe zu den Staufern auszeichnete. Offenbar löste er ein auf dem Zweiten Kreuzzug geleistetes Gelübde ein und trat als Konverse in seine Gründung ein, wo er noch vor 1163 verstarb und beerdigt wurde. Der Klosterstifter, der im 15. Jh. ein heute in der Klosterkirche aufgestelltes Epitaph erhielt, stattete das Kloster mit den drei Höfen Halsberg, Brechelberg und Stein und seinem auf einer Anhöhe gelegenen Allod Neusaß aus, das der Niederlassung zunächst den Namen gab. Während die seit 1163 als "Speciosa Vallis" - Schöntal - bezeichnete Stiftung bereits 1157 von Bischof Gebhard von Würzburg bestätigt wurde und im selben Jahr durch Friedrich I. Barbarossa der kaiserlichen Schutz- und Schirmvogtei unterstellt wurde, erfolgte die päpstliche Bestätigung erst 20 Jahre später (1176/77). Hierin erscheint Neusaß, wo die Mönche sich zunächst niedergelassen hatten, bis die Voraussetzungen für einen Umzug in das Tal der Jagst in den ehemaligen Weiler "Hoefelden" gegeben waren, als Grangie neben fünf weiteren in Eigenbau betriebenen Höfen. An einem päpstlichen Privileg von 1237 lässt sich neben der näheren Umgebung Schöntals der Raum um Heilbronn als zweiter Besitzschwerpunkt ausmachen. Daneben wird eine Saline in Hall und ein Stadthof in Würzburg erwähnt, zu denen weitere in Heilbronn, Hall und Mergentheim hinzukommen sollten. Zu der auf den Grangien betriebenen Vieh- und Fischzucht sowie Mühlenwirtschaft kam schon in der Frühzeit Wein- und Waldbau, der Besitz von Zehnten und Gerichtsrechten sowie die Inkorporation der Kirchen in Bieringen, Sindringen, Oedheim, Helmbund und Sulzbach hinzu. Offenbar übernahm sich die Abtei aber bei ihrer systematisch betriebenen Kauf- und Tauschpolitik, so dass sie 1282 sowohl in wirtschaftlicher wie geistlicher Hinsicht vor dem Ruin stand. Da Schöntal von Maulbronn aus besiedelt worden war, hatte der dortige Abt die Paternität ausgeübt, übergab diese aber nun wegen seiner eigenen Notsituation im Einvernehmen mit den Vateräbten der Filiation von Morimond an das finanzkräftige Kloster Kaisheim bei Donauwörth. Die Paternität nahm Kaisheim, das durch strenge Visitationen die Sanierung des Klosters erreichte, bis zur Einrichtung der Oberschwäbischen Kongregation 1624 wahr. Von Schöntal selbst gingen keine Tochtergründungen aus, allerdings nahm es sich der Seelsorge (cura monialium) in den Frauenzisterzen Gnadental und Billigheim an. Die Beziehungen Schöntals, das regelmäßig die Bestätigung seiner Rechte und Freiheiten durch Könige und Kaiser erhielt, zum Reichsoberhaupt wurden durch die Verleihung der Reichsunmittelbarkeit durch König Sigismund im Jahr 1418 gekrönt. Dies war u. a. dem Reichserbkämmerer Konrad von Weinsberg zu verdanken, der zudem 1439 als Protektor des Konzils von Basel bewirkte, dass der Schöntaler Abt die Pontifikalien erhielt. Konrad wählte wie schon seine Vorfahren Schöntal als Begräbnisstätte. Die Weinsberger zählten nach dem Aussterben der Stifterfamilie um 1200 zu den Adelsgeschlechtern, die Schöntal besonders förderten. Daneben sind die in unmittelbarer Nähe des Klosters beheimateten Herren von Berlichingen zu nennen, die Schöntal wohl schon im 13. Jh. als Familiengrablege nutzten. Ihre seit 1377 überkommenen Grabmale - darunter das des berühmtesten Familienmitglieds Götz - sind noch heute im Ostflügel des Schöntaler Kreuzgangs zu bewundern. Schöntal zählt zu den Abteien, die zwar als reichsunmittelbar galten, aber nicht über die Reichsstandschaft verfügten. 1495 nämlich war es von König Maximilian dem Schutz des Erzstifts Mainz unterstellt worden, mit dem sich daraus ein Jahrhunderte langer Streit um den Status des Klosters ergab, in den auch das Hochstift Würzburg ständig verwickelt war, das die Spiritualien beanspruchte. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Abtei geplündert, deren Konvent sich nach Heilbronn flüchten musste und das Archiv nach Frankfurt verbrachte. In der Reformation gingen einige inkorporierte Pfarreien sowie die Aufsicht über das aufgehobene Kloster Gnadental verloren. Während des 30-jährigen Krieges wurde Schöntal sogar zeitweilig aufgehoben (1632-1634). Nach der Besetzung durch die Schweden 1631 kam es an die Hohenlohe, die Archiv und Wertgegenstände nach Neuenstein transportieren ließen, was aber nach der 1634 erfolgten Restitution wieder rückgängig gemacht wurde. Abt Christoph Haan (1636-1675) führte einen neuen Aufschwung herbei, der durch den Kauf des Ritterguts Aschhausen als Sommerresidenz der Äbte 1671 und den Ausbau der Wallfahrtskirche zu Neusaß 1667 gekennzeichnet war. Die größte Blüte erlebte Schöntal trotz neuer Kriegswirren und Einquartierungen unter Abt Benedikt Knittel (1683-1732), der als äußeres Zeichen dafür den Bau der barocken Klosteranlage initiierte. Die nun einsetzende Disziplinlosigkeit des Konvents nahm im 18. Jh. weiter zu, so dass die letzten 50 Jahre der Reichsabtei von innerer Zerrüttung und Verfall gekennzeichnet waren. Gegen den 1761 in einer Minderheitswahl erhobenen Abt Augustin Brunnquell führte der eigene Konvent Prozesse und lebte seit 1772 in einem regelrechten Kriegszustand mit ihm, was 1784 zu seiner Absetzung führte. 1798 plante der Kurstaat Mainz sogar, Schöntal zu seinen Gunsten zu säkularisieren. Von den ehemals ca. 10.000 Bänden der Klosterbibliothek, die neben anderen Klosterschätzen nach der Säkularisation nach Stuttgart verbracht wurde, sind heute nur noch 1.500, darunter 60 mittelalterliche Handschriften, nachzuweisen. Das älteste Stück, ein Collectarium, entstand vor 1174 in Maulbronn, obwohl es auch in Schöntal ein Skriptorium gab. 1200 soll ein Mönch Heinrich die Confessiones des hl. Augustinus dort abgeschrieben haben. Als Autor von Visionen tritt der als selig verehrte Abt Richalm (1212-1219) mit seinem "Liber revelationum de insidiis et versutiis daemonum adversus homines" hervor. Vom Ende des 15. Jh. haben sich musikalische Kompositionen aus Schöntal, für das 1486 erstmals eine Orgel gestiftet wurde, erhalten. Ferner sind seit dieser Zeit regelmäßig Schöntaler Mönche als Studenten in Heidelberg und später auch in Mainz, Dillingen und Würzburg nachzuweisen. Die Klosterchronistik blühte im 17. Jh. besonders unter den Patres Bartholomaeus Kremer und Angelus Hebenstreit sowie unter Abt Benedikt Knittel, der auch als Dichter und eben als Erbauer der barocken Klosteranlage hervortrat. Besiegelt wurde das Schicksal Schöntals mit dem Reichsdeputationshauptschluss. Zunächst den Grafen von Leiningen-Westerburg zugewiesen, kam Schöntal an den Herzog von Württemberg, der es am 15. Oktober 1802 militärisch besetzen ließ. Noch 35 Mönche und zwei Laienbrüder zählten zum Konvent, von denen einige in auswärtigen Pfarreien Dienst taten. Die Baulichkeiten werden samt der Ökonomiegebäude als im besten Zustand beschrieben. Das jährliche Einkommen wurde auf 80.000 Gulden geschätzt. Das Kloster, das über 6.000 Morgen Wald und Weinberge verfügte, übte in 175 Orten Herrschaftsrechte aus. Die Zahl der Untertanen belief sich auf 3000, von denen 81 direkt in abteilichen Diensten standen. Die Klosterkirche, die mit Ausnahme der drei Orgeln von Ausräumung und Zerstörung verschont blieb, wurde 1807 zur katholischen Pfarrkirche. Ihre barocke Gestaltung geht auf Pläne Johann Leonhard Dientzenhofers zurück, der noch vor der Grundsteinlegung 1708 verstarb. Die für Zisterzienserkirchen untypische Doppelturmfassade erhielt die dreischiffige Hallenkirche unter seinem Schwager Jakob Ströhlein, dessen Nachfolger Bernhard Schießer 1720 auch noch die Heiliggrabkapelle auf dem Kreuzberg oberhalb von Schöntal errichten ließ. In der Neuen Abtei ist vor allem das sich über drei Stockwerke erstreckende Rokokotreppenhaus, das nach einem Modell J. L. Deisingers als repräsentativer Empfangsraum mit einem Deckengemälde von Ferradini gestaltet wurde, zu erwähnen. Obwohl Abt Knittel ihre Fertigstellung nicht mehr erlebte, sind hier wie im 1701-1707 errichteten Konventsgebäude, an der Kirchenfassade und im Innern der Klosterkirche fast überall Inschriften, Verse und Chronogramme aus seiner Feder zu lesen, die entweder das Heilsgeschehen oder historische Ereignisse kommentieren. Über die Vorgängerbauten ist wenig bekannt (u. a. 1220 Erwähnung eines Krankenhauses). Eine Klosteransicht von 1686 deutet auf eine spätromanische Kirche, während wiederverwendete Bauelemente an der Querhaussüdwand eher an einen gotischen Bau denken lassen. Auf den Beginn des 14. Jh. geht die heute als evangelische Kirche genutzte Kilianskapelle zurück. Aus dieser Zeit haben sich auch noch Wirtschaftsgebäude erhalten, so dass sich zusammen mit der so genannten Alten Abtei, dem ehemaligen Gästehaus, im Renaissancestil und der barocken Neuen Abtei Bauten aus fünf Jahrhunderten erhalten haben, deren guter Erhaltungszustand Schöntal zur besterhaltenen Klosteranlage Nordwürttembergs macht. In das Schöntaler Konventsgebäude war bereits im Mai 1803 das neu geschaffene Oberamt Schöntal eingezogen. 1810 wurde dort ein niederes evangelisches Seminar eingerichtet. 1975 übernahm die Diözese Rottenburg-Stuttgart das Gebäude und unterhält seither dort ein Bildungshaus. Autor: MARIA M. RÜCKERT |