Deutschordenskommende Kapfenburg 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1364 [1364]
Zerstörung/Aufhebung: 1805 [1805]
Beschreibung: Der Mergentheimer Komtur Marquard Zöllner von Rotenstein (1358-1364) kaufte 1364 die mächtige Burganlage der Kapfenburg über dem Dorf Lauchheim an der Jagst von den Grafen von Oettingen. Mit den Kirchensätzen von Lauchheim, Westhausen und Ebermergen sowie den Dörfern Ebermergen und Waldhausen erhielt der Orden eine starke Besitzballung am Oberlauf der Jagst zwischen Frankenhöhe und Schwäbischer Alb. Der Augsburger Bischof Markward von Randegg (1348-1365) inkorporierte die Pfarrei Lauchheim 1363 zusammen mit der Filiale Westhausen dem Deutschen Orden. In den folgenden Jahrzehnten wurde dieser Komplex durch gezielte Ankäufe erweitert. Beim Kauf von Veste und Burg Gromberg mit allem Zubehör wird 1379 der erste Komtur der Kapfenburg, Johann von Ketz (1380-1384), erwähnt. Den vorläufigen Abschluss fand der Ausbau der Kommende 1397 mit der Bewilligung des Befestigungsrechts für Lauchheim und 1398 der Verleihung des Hochgerichts über Kapfenburg und Lauchheim durch König Wenzel (1376-1400). Der König gewährte dort auch die Abhaltung von drei Jahrmärkten und einem Wochenmarkt. Die geschickte Wirtschaftsführung und die Anpassung an die Chancen, die der Nördlinger Markt bot, machten die Kommende zu einer der wohlhabendsten der Ballei Franken. Nach einem Visitationsprotokoll vom Anfang des 15. Jh. umfasste der Konvent drei Mitglieder, von denen einer Priester war, in der Mitte des Jahrhunderts lebten zwei Ritter- und zwei Priesterbrüder im Ordenshaus. Da Kapfenburg zur Ballei Franken gehörte, wurde sie (seit 1790 Amt Lauchheim) bei der Verwaltungsreform von 1789 zum Oberamt Ellingen geschlagen. Im Dezember 1805 besetzte Württemberg die Kapfenburg und konnte seine Ansprüche im Pariser Vertrag vom 30. Juni 1806 gegen Bayern durchsetzen. 1806/1807 residierte Prinz Paul von Württemberg hier, dann wurde ein Kameralamt zur Güterverwaltung eingerichtet. Die Anlage dient heute als Sitz der Internationalen Musikschulakademie und Kulturzentrum Schloss Kapfenburg. Die Dreiflügelanlage des hinter dem Hof liegenden Hochschlosses entstand vom 15. bis 18. Jh. Der 1591 bis 1593 von Wolfgang Waldberger (1546-1622) errichtete Westernach-Bau (benannt nach dem Komtur Johann Eustach von Westernach [1590-1627]) wird durch Pilaster gegliedert, hat einen volutengeschmückten Renaissancegiebel und runde Zwiebeltürme. Der Rittersaal weist ein von vier Säulen getragenes Kreuzrippengewölbe mit Stuckreliefs (um 1590, vier Elemente, vier Erdteile, Wappen) auf. Die Hauskapelle hat ein Sternrippengewölbe im Stil der Nachgotik, das mit 1957 freigelegten Fresken (Propheten, Apostel, um 1596) geschmückt ist. Der 1538 errichtete Hohenlohe-Bau wurde bis 1717/18 in den oberirdischen Geschossen von den Ordensbaumeistern Franz Keller (1682-1724) und Franz Joseph Roth (1690-1758) in barocken Formen neu erbaut und stuckiert. Ebenfalls auf den Auftrag des Komturs Karl Heinrich Freiherr von Hornstein (1713-1718) gehen die Errichtung von Wirtschaftsgebäuden (Ochsenkastenbau, Bräuhaus) und der Trysolei zurück. Am unteren Burghof befindet sich die 1715 von Franz Keller neu erbaute Lorenzkapelle, deren geschwungener Giebel mit Statuen der Ordenspatrone Elisabeth, Georg und Maria besetzt ist. Jenseits des Grabens steht die Toranlage des 18. Jh. Die der Bergseite zugekehrte Bastei wurde 1532 im Festungsstil italienischer Manier errichtet.
Autor: DIETER J. WEISS
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Deutscher Orden 1364-1805/06
Sonstiges: Bistum: Augsburg, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart,
fiel an: Württemberg (1805/06)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=233

Adresse Lauchheim

Literatur:
  • M. Erzberger: Die Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810. Ihr Verlauf und ihre Nachwirkungen. Stuttgart 1902, ND Aalen 1974. 325.W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 299f. (D. WEISS).A. GERLACH: Chronik von Lauchheim. Geschichte der ehemaligen Deutschordenscommende Kapfenburg. Ellwangen 1907.Die Kapfenburg. Vom Adelssitz zum Deutschordensschloss. Katalog zur Ausstellung im Deutschordensschloss Kapfenburg vom 28. Juni bis 30. September 1990. Stuttgart 1990.W. KIESSLING: Deutschordensschloss Kapfenburg, München/Zürich 5 1990.D. J. WEISS: Die Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte IX/39). Neustadt a. d. Aisch 1991, 277, 437-440.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)