Fürnsal - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1103 [um 1103]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Siedlungsname soll sich entweder von »Vier-Zahl«, also eine Siedlung der vier (Höfe oder Hofinhaber) oder »bei der alten Säule« (Firn entspricht alt; sal entspricht Pfeiler oder Säule) herleiten. Eine römische Signalsäule soll auf dem nahen Bettenberg gestanden haben. Die Siedlung entstand am Platz einer Quelle an der zwischen Dornhan und Fürnsal verlaufenden Römerstraße (später Heerweg). 1460/61 genannte Flurnamen deuten auf einen hochmittelalterlichen Meierhof hin, der auch den Kern der hochmittelalterlichen Rodungssiedlung bildete. Fürnsal liegt fast zentral in seiner – relativ kleinen – Gemarkung (564 Hektar). Die Anzahl der Höfe betrug am Ende des 16. Jahrhunderts elf Erbhöfe und ein Widdumsgut. Letzteres gehörte der Pfarrei Bettenhausen und war vermutlich schon im 13. Jahrhundert vorhanden. 1654 gab es 16 Güter, die der Herrschaft Sterneck Abgaben entrichteten, zwölf weitere lieferten 1685 dem Kloster Alpirsbach Zinsen und Gülten. Die Bauern wirtschafteten auf einer klassischen Dreizelgenflur (Zelgen Lichtenfels, gen Dornhan und Leinstetter Berg). Im Gewann Hohe Mauer befindet sich eine mittelalterliche Wüstung und »Bei der alten Kirche« liegen die Reste einer nicht genau zu lokalisierenden Kirche. Neubauten in Hanglage am Bettenberg.
Historische Namensformen:
  • Virnsul 1103 [um 1103]
  • Firnsul
Geschichte: Fürnsal wird um 1103 erstmals urkundlich erwähnt. Mit »Waltherus de Firnsul« wird 1288 ein Angehöriger des Ortsadels genannt. Seit dem Hochmittelalter gehörte der Ort zur Herrschaft Sterneck. Mit Ausnahme der Herren von Anweil (Niedergerichtsbarkeit) übten alle Lehensinhaber die volle Gerichtsbarkeit aus. Unter ihnen waren im 14. und 15. Jahrhundert die Herren von Brandeck wiederholt in finanziellen Schwierigkeiten, denn sie verpfändeten Fürnsal dreimal. Neben den Herren von Brandeck besaßen die mit ihnen verwandten Herren von Hochmössingen, von Rüti und von Leinstetten Güter in Fürnsal. Auch das Kloster Alpirsbach, die Herren von Lichtenfels, von Fluorn und von Neuneck sowie einige auswärtige Bürger waren im Spätmittelalter hier begütert. Für die herrschaftlichen Naturaleinkünfte unterhielten die Herren von Brandeck und ihre Nachfolger ein Kellerhaus, dessen steinernes Untergeschoss noch heute vorhanden ist. Natural- und Geldabgaben waren nicht nur an den Inhaber der Herrschaft Sterneck (1579) abzuführen, sondern auch an eine Vielzahl von geistlichen (unter anderem Kloster Wittichen, Pfarrei Leinstetten) und weltlichen Herren (Junker von Neuneck). Die Hälfte des Großen Zehnts wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts an die Pfarrei in Unterbrändi abgeliefert, die andere Hälfte bekamen die Heiligenpflegen in Fürnsal und Unterbrändi. Der Neubruchzehnt ging seit 1593 an die Inhaber des Lehens Sterneck. 1525 zogen die Bauern vor das herrschaftliche Kellerhaus und verbrannten die Schuld-, Zins- und Gültenbücher. Anschließend brannten sie die Scheunen der Burg Sterneck nieder, beteiligen sich an der Plünderung der Stadt Sulz und des Klosters Alpirsbach. Dem Strafgericht entgingen sie, weil sie vermutlich frühzeitig genug den Rückzug antraten. Zwischen 1657 bis 1702 kam es wiederholt zu Konflikten der Untertanen mit den Herren von Ow. Die Steuerstreitigkeiten wegen der ritterschaftlichen Steuern 1780–1782 sowie 1797 konnten teils durch Nachgeben des Ritterkantons, teils durch Anordnungen der württembergischen Regierung beigelegt werden. Fürnsal gehörte (mit Busenweiler) zum Fürnsaler Stab der Herrschaft Sterneck. Niedergerichtliche Streitsachen wurden vor dem Fürnsaler Stabsgericht unter Vorsitz des Fürnsaler Stabschultheißen (erstmals 1589 genannt) verhandelt. Nach der Übernahme der Herrschaft durch Württemberg (1749) wurde Fürnsal gemeinsam mit den übrigen sterneckischen Orten in einem unter dem Amt Dornhan stehenden Stabsamt vereint (bis 1806). 1807 und wieder 1810 kam Fürnsal zum Oberamt Sulz, 1938 Landkreis Horb. 1828 Sterneck als selbständige Gemeinde von Fürnsal abgetrennt (s. Bd.V, S.649f.).
Wirtschaft und Bevölkerung: Fürnsal war ein kleines Dorf. 1589 sind 33 männliche Bürger aufgeführt, 1598 werden 32 Bürger genannt. Während einer Pestepidemie (1594) starben 30 Personen. In der Zeit des 30jährigen Kriegs kam die Mehrheit der Einwohnerschaft ums Leben, viele Häuser verfielen und viele Grundstücke verödeten. Jedoch ließen sich auch Vertriebene und Flüchtlinge in Fürnsal nieder. 1654 betrug die Gesamtseelenzahl des Pfarrorts einschließlich der Filiale Breitenau 197 Seelen. 1763 waren es 183 Personen, 1779 dann 214 Personen. 1803 war die Zahl auf 177 Personen zurückgegangen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts war die Mehrheit der Einwohner (58 Prozent) arm, 18 Prozent besaßen ein geringes bis mittleres Vermögen, rund ein Viertel war relativ wohlhabend. Wegen Armut, hoher Steuern und mangelndem Auskommen verließen viele ihre Heimat. Zwischen 1778 und 1782 wanderten acht Familien (über 34 Personen einschließlich der Kinder) nach Westpreußen aus. 1802/03 kam es zu einer zweiten Auswanderungswelle, in der vier Familien (über 21 Personen) nach Polnisch-Preußen beziehungsweise Westpreußen zogen. 1484 ist eine Schmiede nachgewiesen. 1597 wird eine Badestube, eine Wirtschaft (mit unterkellerter Tanzlaube) und eine Sägmühle am Heimbach erwähnt. Mitte des 18. Jahrhunderts setzten sich in Fürnsal die 33 steuerlich erfassten Haushaltsvorstände aus folgenden Berufen zusammen: zehn Bauern, sieben Tagelöhner, drei Weber, je zwei Schuhmacher, Schneider und Schmiede, sowie je ein Zimmermann, Bäcker, Schäfer, Schulmeister, Wirt, Leibdinger und Stabschultheiß.

Ersterwähnung: 1628
Kirche und Schule: Kirchlich war Fürnsal bis Anfang des 17. Jahrhunderts eine Filiale von Unterbrändi. Als nach dem Aussterben der Herren von Brandeck das Lehen Sterneck von Württemberg eingezogen wurde (1589), wurde der Dornhaner Pfarrer mit der Einführung der Reformation betraut. Auf Befehl des württembergischen Herzogs wurde 1593 dem evangelischen Pfarrer zu Unterbrändi unter anderem die Hälfte des Großen Fruchtzehnten zu Fürnsal und Unterbrändi als Besoldung zugeteilt. Die andere Hälfte erhielten die Heiligenpflegen zu Fürnsal und Unterbrändi. Als 1612/16 die katholischen Herren von Ow als württembergische Lehensleute in den Besitz der Herrschaft Sterneck gelangten, blieb der Ort evangelisch, allerdings wurde die Kirche zu Unterbrändi an die Herren von Ow zurückgegeben (1612). Diese erklärten sich im Gegenzug bereit, dass die evangelische Pfarrei von Unterbrändi nach Fürnsal verlegt wurde. Kurz darauf kam es in Fürnsal zum Bau eines Pfarrhauses (1613) und einer Pfarrkirche (1628). Bis zu dieser Zeit hatte es nur eine Kapelle, die auf der »hohen Mauer« stand (Flurname Kapellenäcker), gegeben. Das Nikolaus-Patrozinium dieser Kapelle, 1594 schriftlich erwähnt, wurde auf die neue evangelische Pfarrkirche übertragen. Zwischen 1635–1639 wurde das niedergebrannte Marschalkenzimmern von Fürnsal aus seelsorgerisch betreut, 1639–1642 wurde Fürnsal selbst von Dornhan aus betreut. 1709/10 wurde eine Uhr für die Fürnsaler Kirche angeschafft, 1742 errichtete man ein neues Pfarrhaus und 1774 wurde schließlich in der Pfarrkirche eine neue Orgel installiert. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es mehrmals zu Zehntstreitigkeiten zwischen dem Heiligen und der Pfarrei zu Fürnsal und der Pfarrei Leinstetten-Bettenhausen. Sie entstanden, weil die Heiligenpflege und Pfarrei zu Fürnsal alle Zehnten auf Fürnsaler Gemarkung beanspruchten, während die Pfarrei Leinstetten-Bettenhausen den Zehnten auf ihrem auf Fürnsaler Gemarkung gelegenen Widdumsgut sowie einigen anderen Ackerfeldern forderte. Ein Vergleich beendete 1747 die Streitigkeiten. Vor 1598 besuchten die Kinder die Schule in Unterbrändi, wo 1595 eine Schule errichtet worden war. 1598/99 wurde Schule statt zu Unterbrändi in Fürnsal gehalten. Danach wurde die Schule aber wieder nach Unterbrändi zurückverlegt. 1609 beschwerten sich die Fürnsaler, dass ihre Kinder im Winter über Feld in die Schule nach Unterbrändi müssen. Sie stellten darauf einen eigenen Schulmeister an. Nach 1610/11 fand ein geordneter Schulbetrieb statt, ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Winter- und Sommerschule gehalten. Um 1648 wurde die Schule in einem von einem Bürger zu diesem Zweck gestifteten Tagelöhnerhäuschen eingerichtet. Es stand bei der Pfarrkirche und wurde 1669/70 auf Kosten der Heiligenpflege neu erbaut. Alte Kirche von 1628, Neubau von 1836, innen 1898 erneuert; Turm 1875 errichtet. Heute evangelische Pfarrei Fürnsal-Oberbrändi, Katholiken nach Leinstetten eingepfarrt.
Patrozinium: St. Nikolaus
Ersterwähnung: 1594

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