Oberndorf am Neckar
Oberndorf [Quelle: Oberndorf am Neckar]
Katholische Stadtkirche, Oberndorf [Quelle: Oberndorf am Neckar]
Evangelische Stadtkirche, Oberndorf [Quelle: Oberndorf am Neckar]
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Schantle, Oberndorf [Quelle: Oberndorf am Neckar]
Oberndorf: Die Mauser - Werke gesprengt 1950 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg; 1918] /
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Zur Detailseite Previous Next Das 55,93 qkm große Gebiet der im Landkreis Rottweil gelegenen Stadt erstreckt sich vorwiegend auf die Muschelkalk-Keuper-Hochfläche des Oberen Gäus, in die sich der Neckar etwa 200 m tief eingeschnitten hat. Über dessen Talsohle liegt die Kernstadt geschützt auf einer Kalktuffterrasse. Im Osten hat das Areal durch die Keuperschichtstufe des Kleinen Heubergs Anteil am Albvorland. Die Siedlungsfläche griff in der Nachkriegszeit auch auf das rechte Ufer des Neckars aus. Der Fluss markiert an der Grenze gegen Sulz auf rd. 440 m NN den tiefsten Punkt des Geländes, das im Westen bis auf zirka 699 m NN ansteigt. 1981 stellte man 10 ha des Bollerfels an der Brandhalde, drei Jahre später 4 ha an der Kälberheide und 1985 3,3 ha der Mittleren Bollerhalde unter Naturschutz. Der Landesentwicklungsplan verortet die Stadt im Ländlichen Raum. Waren Aistaig und Boll, die 1808 vom Rosenfelder zum Sulzer Oberamt wechselten, altwürttembergisch, fiel das vorderösterreichische Obervogteiamt Oberndorf mit Altoberndorf, Beffendorf, Bochingen und der Stadt 1805 an Württemberg. Die Orte wurden dem Oberamt Rottweil und 1810 dem neu gegründeten Oberamt Oberndorf zugeteilt wie auch Hochmössingen, das 1802/03 von Rottweil an Württemberg und 1808 an das Oberamt Rottweil gekommen war. Am 1. Oktober 1938 gelangten alle Gemeinden zum Landkreis Rottweil. Am 1. Januar 1975 schlossen sich Oberndorf, Altoberndorf, Beffendorf, Bochingen, Boll und Hochmössingen zur neuen Stadt zusammen, in die Aistaig eingemeindet wurde.
Teilort
Wohnplatz
mehr
aufgegangener Ort
Wüstung
In besonders auffälliger Weise prägen der geologische Untergrund und das Relief die Entwicklung der Stadt Oberndorf. Die Stadt liegt im rund 200 Meter tief in die Muschelkalk-Keuper-Hochfläche eingeschnittenen Neckartal, die Kernstadt geschützt auf einer Kalktuffterrasse circa 40 Meter über der Talsohle, und greift mit ihren sechs Stadtteilen auf beide Seiten des Neckartals über. Oberndorf ist von der Kreisstadt circa 14,5 Kilometer entfernt und grenzt an die Kreisgemeinden Fluorn-Winzeln, Dornhan, Sulz, Vöhringen, Dietingen, Epfendorf und Bösingen. Im Osten bildet die Markungsgrenze von Bochingen zugleich die Kreisgrenze zum Zollernalbkreis (Stadt Rosenfeld). Die Kernstadt und die Stadtteile Aistaig und Altoberndorf besetzen Siedlungsplätze im Neckartal im Zug einer alten Durchgangsstraße, der heute die B 14 – und parallel dazu die Eisenbahn – folgt, Boll und Bochingen hingegen liegen auf der östlichen Hochfläche, Hochmössingen und Beffendorf hingegen auf der westlichen. Sie sind über kurvenreiche Straßen mit dem Stadtzentrum verbunden und folgen alten Fernstraßen, so nach Schramberg (L 415), Freudenstadt (L 412/413) und Rosenfeld beziehungsweise Balingen (L 415), haben aber durch den Bau der Autobahn Stuttgart-Bodensee eine Aufwertung erfahren. Der Autobahnanschluss auf Gemarkung Bochingen lenkt die städtebauliche und gewerbliche Entwicklung mehr und mehr auf die östliche Hochfläche. Bis auf einen schmalen Streifen im Osten gehört die Stadt zum Naturraum des Oberen (Neckar-)Gäus, einer im älteren Tertiär entstandenen Verebnung, die sich von den Schwarzwaldrandhöhen dem Schichtfallen von Muschelkalk und Keuper folgend nach Südosten neigt. Im Osten begrenzt die Keuperschichtstufe des Kleinen Heubergs das Stadtgebiet. Hier hat die Stadt einen bescheidenen Anteil am Naturraum Albvorland, wobei der mit Schilfsandstein des Mittleren Keupers bedeckte Bauberg als Auslieger (673 Meter) weit in das Gäu hineinragt. Abgesehen von der Eintiefung des Neckars in die Muschelkalk-Keuper-Hochfläche bleiben die Höhenunterschiede zu beiden Seiten des Neckars gering. Etliche Kuppen westlich von Beffendorf erreichen zwar fast 715 Meter über Normalnull, aber diese Kuppen werden aus Gesteinen des oberen Muschelkalks aufgebaut, die auf der östlichen Neckarseite in den kerbtalartigen Einschnitten der kleinen Gewässer Irslenbach und Bollerbach ihre Fortsetzung haben. Dank einer Steinkohleaufschlussbohrung von 1865–75 ist der geologische Untergrund Oberndorfs gut erforscht. Ihr zufolge traf man das Grundgebirge, das circa 12 Kilometer westlich von Oberndorf unter den Buntsandsteinschichten des Schiltach- und Kinzigtals am Ostrand des Schwarzwaldes an der Oberfläche sichtbar wird, in circa 400 Meter Tiefe mit einer Neigung von circa 3 bis 4 Grad unter der Stadt an. Über dem Grundgebirge lagern die Abtragungssedimente der alten Massive, die gegen Ende des Erdaltertums (Paläozooikum; Perm-Rotliegend) und im Erdmittelalter (Mesozooikum) in den großen süddeutschen Trog eingeschwemmt wurden. Zuunterst ruhen in einer 226 Meter dicken Schicht die Ton-Sedimente und Quarzphorphyre des Rotliegenden. Darüber folgen die 160 Meter mächtigen Ton- und Sandsteinbänke des Buntsandsteins, die im Neckartal ziemlich dicht an die Oberfläche rühren und nur noch von den jüngsten, eiszeitlichen Flussschottern überdeckt werden. Der Muschelkalk, der das Gehänge des Neckartals aufbaut, ist in Oberndorf in seiner ganzen Mächtigkeit sichtbar. Während der Wellenkalk des Unteren Muschelkalks (circa 50 Meter) für die Reliefgestalt fast keine Bedeutung hat, ist dies beim Mittleren Muschelkalk umso mehr der Fall. Das Anhydrit- und Gipsgebirge des Mittleren Muschelkalks setzt sich aus Mergel- und Dolomitschichten zusammen, in die Steinsalzlager eingebettet sind. Das circa 80 Meter mächtige Schichtpaket enthält große Anteile an leicht wasserlöslichen Kalk- und Gipsgesteinen und ist dementsprechend in seiner Festigkeit zerrüttet, was sich an der Erdoberfläche in Unebenheiten (Karstwannen, z.B. das Himmelreich bei Hochmössingen; Beffendorfer See, der sich nach starken Regenfällen füllt) und in Erdfällen äußert, welche zu ausgedehnten Höhlensystemen führen (bedeutendere Höhlen: Haugenlochhöhle, Wasserfallhöhle; Mauserhöhle auf dem Hegelberg in Altoberndorf; Giftlochhöhle in Hochmössingen; unbenannte Höhlen südöstlich Beffendorf sowie im Gewann Wengelen und im Herrenwald zu Hochmössingen, erst 1977 beziehungsweise 1978 entstanden). An den mergeligen Grenzschichten treten zum Teil starke Karstquellen aus, die in der Frühzeit für die Besiedlung und Entwicklung der Stadt erhebliche Bedeutung hatten. Der Obere oder Hauptmuschelkalk, der die Deckschicht bildet, umfasst die zusammen circa 80 Meter messenden Schichten des Trochitenkalks, der Nodosus-Bänke und des Trigonodus-Dolomits. Schließlich ist der dem Muschelkalk auflagernde Keuper für die Landschaftsgestalt und -entwicklung vor allem auf der östlichen Neckartalseite von Belang, nicht nur weil er ostwärts von Bochingen die Schichtstufe des Kleinen Heubergs aufbaut, sondern weil er auf der westlichen Talseite trotz geringer Mächtigkeit noch die Wasserführung beeinflusst und das abwechslungsreiche Mikrorelief von abflusslosen Senken und flachen Kuppen prägt, zugleich auch die Verteilung von Wald- und Ackerland beeinflusst hat. Die Reliefformen prägen nicht nur die Gesteine, sondern auch die klimatisch gesteuerte Verwitterung und Abtragung sowie Niederschlag und Abfluss. Auf dem Stadtgebiet Oberndorf bestimmt zweifellos der Neckar das hydrologische Geschehen. Das Gefälle ist vom Eintritt des Flusses bei Altoberndorf bis zum Verlassen des Stadtgebietes bei Aistaig mit circa 31 Meter (oder 2,9 Prozent) nicht allzu hoch, aber auf Grund der mittleren Abflussmenge ausreichend, um in der Vergangenheit Wasserräder verschiedenster Art anzutreiben oder – wie in Aistaig seit Beginn des 20. Jahrhunderts – elektrische Energie zu erzeugen. Der Neckar nimmt auf dem Stadtgebiet verschiedene kleinere Gewässer auf, die unter anderem aus starken Karstwasserquellen gespeist werden, so Stadt- oder Mühlbach, Dieselbach, Sulzbach, Surrenbach, Lauterbach und Denkenhauser Bach. Als Grundwasserkörper dienen die Kalk- und Dolomitgesteine des Hauptmuschelkalks, die wegen ihrer Hohlräume und Klüfte rasch durchflossen werden. Das Abflussregime schwankt daher stärker als in Porengrundwasserleitern oder quartären Talfüllungen. Nicht zuletzt machen sich hier Verunreinigungen durch Fäkalien oder industrielle Abwässer schon nach wenigen Stunden bemerkbar. Für die Wasserversorgung, die auf die Karstquellen angewiesen ist, bestehen dadurch erhebliche Risiken, wie z.B. das Einsickern von Zyanlauge aus einem stillgelegten Galvanisierbetrieb in Hochmössingen 1952 beweist. Die Ausweisung von Trinkwasserschutzzonen soll dem vorbeugen. Abgesehen davon ist das Karstwasser ein so genanntes hartes Wasser, weil es mit Karbonat übersättigt ist. Bei Reaktion mit dem Kohlendioxid der Luft wird ein Großteil des Kalks ausgefällt, der in Oberndorf zu mächtigen Kalktuffpolstern und zur Bildung der Kalktuffterrasse geführt hat, auf der die Stadt im Hochmittelalter entstand. Davon abweichend zeigen der Irslenbach und der Neuensteigbach ein Abflussverhalten, welches aus andersartigen hydrogeologischen Verhältnissen resultiert. Diese kleinen Fließgewässer entspringen auf Quellhorizonten des Keupers. Ihre Wasserführung ist verglichen mit den Karstquellen bescheiden, dafür gleichmäßiger. Wie die römische villa rustica in Bochingen zeigt, hatten sie aber für die Besiedlung der Hochfläche nicht unerhebliche Bedeutung. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die Gewässergüte der westlichen Neckarseitenbäche im Allgemeinen recht gut ist, was Fischzuchtanlagen (Oberndorf und Aistaig) begünstigte. Hingegen rangiert die Gewässergüte des Irslenbachs durch wiederholt nachgewiesene Nitriteinträge eine Kategorie tiefer. Dadurch ist der Lebensraum und die Lebensqualität der Steinfliegenlarven, die ein wichtiger biologischer Indikator sind, eingeengt und der Fischbestand gefährdet. Die Verteilung der Böden orientiert sich an den Ausgangsgesteinen, den klimatischen Verhältnissen und der einstigen Vegetation. Im Muschelkalkgebiet sind teilweise tiefgründige Ackerböden, so genannte Parabraunerden, ausgebildet, besonders die Mulden und Trockentäler (Pfaffental bei Hochmössingen) sind damit verfüllt und mit Kalkscherben durchmischt. Gleichwohl fehlt ihnen Karbonat, das durch künstliche Düngung ergänzt werden muss. Auf der Keuperhochfläche östlich des Neckars schufen die auflagernden Lösslehme günstige Voraussetzungen für den Ackerbau. Auch hier sind Parabraunerden ausgebildet. Die Talauen indes tragen Gleyböden, die durch hohen Wasserstand entstanden sind. Sie eignen sich vorzugsweise als Grünland und Weide. Die minderen Böden und die Steilhanglagen des Neckartals und der Seitentäler bedecken Wald. Mit einem Waldanteil von gut einem Drittel der Bodenfläche zählt die Stadt zu den waldreicheren Gemeinden des Landkreises. Vorherrschende Baumarten sind Buche, Fichte, Tanne und Kiefer, die zum Teil in reinen Beständen wachsen. Der amtliche Naturschutz widmet seine besondere Aufmerksamkeit drei Plätzen. In Aistaig steht ein circa 10 Hektar großes Stück um den Bollerfels an der Brandhalde seit 1981 unter Schutz. Geschützt wird hier ein Areal Steppenheide mit Trockenrasengräsern, licht- und wärmeliebenden Kraut- und Baumarten. Unweit davon wurde noch ein circa 3,3 Hektar großes Stück der Mittleren Bollerhalde unter Schutz gestellt. Das dritte Naturschutzgebiet liegt auf der Gemarkung Altoberndorf an der Kälberhalde. Auf dem Steilhang des Neckartals werden Wacholderheiden mit zahlreichen Orchideen- und Enzianarten seit 1984 beziehungsweise 1985 durch Pflegemaßnahmen offen gehalten. Unter Schutz gestellt wurde 1992 auch der Hochmössinger Weiher, ein einzigartiges Naturdenkmal und Feuchtbiotop. Im Muschelkalk westlich von Hochmössingen wurden früher Bohnerze gegraben und zur Eisenschmelze Christophstal bei Freudenstadt gebracht. Der Hauptmuschelkalk liefert heute hauptsächlich Straßenschotter und wird in einem Steinbruch des Irslenbachtals abgebaut. Gesucht war früher auch der Gipskeuper, der in Bochingen im Tagebau gewonnen wurde. Die inzwischen aufgelassene Grube dient gegenwärtig als Kreismülldeponie.
Durch den Preßburger Frieden (1805) fiel die Stadt Oberndorf und das gleichnamige vorderösterreichische Obervogteiamt mit Altoberndorf, Beffendorf und Bochingen an Württemberg und wurde zunächst dem Oberamt Rottweil zugewiesen. Von den übrigen Stadtteilen gehörte Hochmössingen bereits seit 1802 zum Oberamt Rottweil; Boll und Aistaig blieben als altwürttembergische Gemeinden von der politischen Neugliederung unberührt. Als 1810 das Oberamt Oberndorf geschaffen wurde, erhielt die Stadt administrative Funktionen für 28 Gemeinden sowie 1819 das Kameralamt. Diese Einteilung hatte bis zur nationalsozialistischen Aufhebung des Oberamtes beziehungsweise Kreises Bestand. 1938 wurden die Stadt und alle ihre heutigen Stadtteile dem im Umfang neu geschaffenen Kreis Rottweil zugeordnet. Mit dem Herrschaftswechsel war die Übernahme der zunächst neu-württembergischen, dann ab 1818 der im gesamten Königreich unterschiedslos geltenden Kommunalverfassung verbunden. Die Stadt erhielt mit ihren heutigen Teilorten eine bürgerschaftliche Vertretung, bestehend aus Gemeinderat und Bürgerausschuss, an deren Spitze der (Stadt-)Schultheiß stand. Auf Grund des noch eingeschränkten Wahlrechts repräsentierten die bürgerlichen Kollegien nicht die gesamte Einwohnerschaft, sondern lediglich die durch Geburt oder Verleihung zu Bürgern der Stadt gewordenen Personen, darunter natürlich die steuerzahlenden Bürger, denen der unbeschränkte Genuss der Allmendrechte zustand. Mit der Beseitigung der exemten steuerfreien Güter und Herrschaften 1848 wurde die Domäne Unteraichhof als Teilgemeinde der Stadt angegliedert, d.h. der Pächter wurde an den Lasten und am politischen und kulturellen Leben der Stadt beteiligt. Die Teilgemeinde Unteraichhof wurde schließlich 1931 mit der Stadt Oberndorf vereinigt. Einen Flächenzuwachs erfuhr die Stadt 1937 durch den Erwerb der Flur Weihergarten/Webertal. Nachdem im Vormärz das politische Leben eher geruhsam verlaufen war, wurde 1848/49 die Stadt zu einem Zentrum der Revolution am oberen Neckar. Die Bürgerschaft spaltete sich in Anhänger des königstreuen Stadtschultheißen Ivo Frueth (1803–1874) und des zu den radikalen Demokraten zählenden Arztes Franz Josef Mayer (1811–1862), der die Bürgerwehr, Teile der Arbeiterschaft in der Gewehrfabrik und die kleinen Gewerbetreibenden hinter sich zu scharen wusste. Zeitgleich zur Reutlinger Pfingstversammlung fand in Oberndorf am 27./28. Mai 1849 eine Versammlung aller Volksvereine der Region statt, zu der fast 10 000 Besucher erschienen. Sie forderten nachdrücklich die Umsetzung der in der Paulskirchen-Verfassung verankerten Grundrechte und die entschädigungslose Ablösung der Zehntrechte. Radikale riefen zudem zur Verteidigung der Reichsverfassung und zur Unterstützung der badischen Revolutionäre auf, welche durch den Auszug bewaffneter Bürgerwehrkräfte nach Rastatt geschehen sollte. Zum Sprachrohr der Revolutionäre wurde der Schwarzwälder Bote, dessen Redakteur Wilhelm Brandecker die Parteinahme mit dem Entzug der Lizenz als Amtsblatt büßte. In die drei verfassungsrevidierenden Landesversammlungen von 1849/50 wählten die Oberndorfer den Demokraten Michael Trotter aus Schramberg, den sie auch 1851 in den Landtag entsandten. Aber Trotters Wahl wurde annulliert und bei der Wahlwiederholung gewann Stadtschultheiß Frueth das Mandat. 1856 musste er erneut einem Liberalen, dem Rechtskonsulenten Johann Friedrich Nagel, den Vortritt lassen. Zu den Liberalen (Volkspartei) zählte auch der Rechtsanwalt Augustin Gutheinz, der von 1868 bis 1876 für Stadt und Oberamt Oberndorf im Landtag saß. Wie andernorts bildeten sich während des Kaiserreichs in Oberndorf die wahlprägenden sozialmoralischen Milieus heraus. Zunächst ist kein »rotes« Arbeitermilieu erkennbar, vielmehr organisierte sich die Arbeiterschaft in konfessionellen Zirkeln (Katholischer Arbeiterverein 1874; Evangelischer Arbeiterverein 1890). Dass das Oberndorfer Arbeitermilieu aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts ziemlich stark ausgeprägt war, beweist der Aufruf zur Maifeier 1893. Er liegt damit noch vor ähnlichen Aktionen in Schramberg, Sulz und Rottweil. Insgesamt ließ sich die Bürgerschaft von national-liberalen und katholisch-christlichen Vorstellungen leiten und wählte daher Kandidaten des Zentrums und der Deutschen Volkspartei, darunter mit großer Mehrheit Paul Mauser in den Reichstag (1898–1904). Beim Zusammenbruch der Monarchie bildete sich am 10. November 1918 ein Arbeiter- und Soldatenrat, dessen Vorsitzender der Kanonier Böhm war. Öffentliche Aufrufe zu revolutionären Aktionen wie sie in Stuttgart, Berlin oder München das politische Leben prägten, sind nicht bekannt. Die Wahlergebnisse zum Reichstag und Landtag während der Weimarer Republik zeigen das auch aus anderen katholischen Gegenden bekannte Bild, d.h., vor dem Erstarken der Nationalsozialisten wählten die Oberndorfer Kandidaten des Zentrums und der Deutschen Volkspartei. Die SPD errang meist nur dritte Plätze. Bei den verschiedenen Wahlen des Jahres 1932 wurde die NSDAP hinter dem Zentrum zweitstärkste Kraft, um schließlich am 5. März 1933 in der Kernstadt 32 Prozent der abgegebenen Stimmen zu erhalten. Das Zentrum konnte 28,7, die SPD 18,9, die KPD 7,7 und die übrigen Parteien 12,7 Prozent erringen. Das Ergebnis der NSDAP blieb damit in der Stadt unter dem Ergebnis im Oberamt von 35 Prozent. Mit Ausnahme von Hochmössingen blieb das Zentrum in den anderen Stadtteilen die stärkste politische Kraft. Auf Grund des nationalsozialistischen Ermächtigungsgesetzes wurde der Gemeinderat von 16 auf 12 Sitze reduziert. Dabei entfielen auf die NSDAP sechs, auf das Zentrum fünf Mandate und auf den Christlich-Sozialen Volksdienst ein Sitz. Der Stadtschultheiß Bayer musste sein Amt zur Verfügung stellen, welches der Innenminister nun mit dem aus Schwäbisch Hall stammenden Nationalsozialisten Paul Fritz am 20. September zunächst kommissarisch besetzte. Am 1. Nov. 1933 wurde Fritz formal als Bürgermeister bestätigt. Fritz blieb bis zum 20. März 1944 in Oberndorf und übernahm anschließend das Bürgermeisteramt in Rottweil. Die Amtsführung des NS-Bürgermeisters zielte sogleich auf die Stärkung der Wirtschaft. Als bedeutendster Arbeitgeber war jetzt die Firma Mauser wieder in vielfältiger Weise in die Entwicklung der Stadt eingebunden. Gleichzeitig übten der Bürgermeister und die übergeordneten Regierungs- und Parteiorgane starken Druck auf die Nachbargemeinden aus, um sie zum Anschluss an die Stadt zu bewegen. Während Boll die Eingemeindung verhindern konnte, wurden die Gemeinden Aistaig und Altoberndorf gegen ihren Willen am 1. Januar 1939 nach Oberndorf eingemeindet. Dunkle Schatten auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Oberndorfs wirft die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, der nicht nur mindestens vier Oberndorfer Juden zum Opfer fielen, sondern ab 1941 auch etlichen Hundert regimekritischen und oppositionellen Personen sowie polnischen und russischen Zwangsarbeitern im Arbeitserziehungslager am Lautenbach in Aistaig die Freiheit und etlichen das Leben kostete. Der politische Neubeginn nach 1945 sollte dem Willen der Alliierten zufolge von unbelasteten Personen getragen werden, weshalb sich alle um ein öffentliches Amt bewerbenden Personen der Entnazifizierung unterwerfen mussten. Um möglichst bald Wahlen durchführen zu können, ließ die französische Militärregierung Parteien zu. Im Februar 1946 bildeten sich in Oberndorf Ortsgruppen der wieder zugelassenen Parteien von SPD, KPD, CDU und die Wählervereinigungen von Aistaig und Altoberndorf , die sich bei der Gemeinderatswahl am 15.9.1946 um die 10 Sitze bewarben. Bei einer Wahlbeteiligung von 85,1 Prozent entfielen auf die CDU 4, auf die SPD 3 Sitze und auf die KPD sowie auf die Wählervereinigungen je einer. Der Bürgermeister Otto Kenntner, der nach seiner Ernennung durch den Landrat im Mai 1946 sich den Wählern zu stellen hatte, wurde mit 96,7 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Dass der Gemeinderat nicht ohne Spannungen arbeitete, zeigt dann die Wahl vom November 1948, welche von den Aistaigern und Altoberndorfern boykottiert wurde, weil ihr Wunsch nach einer Loslösung von der Stadt strikt abgelehnt wurde. Die beiden Gemeinden betrieben daraufhin ihre Ausgemeindung, welche der Landtag Württemberg-Hohenzollern dann zum 1. Oktober 1950 beschloss. Als herausragender Kommunalpolitiker dieser Zeit darf Robert Gleichauf (1914–1992) gelten, der sich gegen die Demontage der Oberndorfer Industrieanlagen wandte und sich zugleich um die Ansiedlung neuer Unternehmen in den leerstehenden Fabrikhallen bemühte. Die Wahlen zur Kreisversammlung im Oktober 1946 und zum Landtag von Württemberg-Hohenzollern im April 1947 ergaben ähnliche Stimmenverteilungen, wobei die DVP als neue Partei den Mitkonkurrenten Stimmen wegnahm. Bei der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 siegte die CDU mit 45,5 Prozent vor der SPD, der FDP/DVP und der KPD. Das Stimmenverhältnis und damit das Wählerverhalten änderte sich bei den nachfolgenden Bundes- und Landtagswahlen kaum, was auf eine Verfestigung der sozialmoralischen Milieus schließen lässt. Erst in den 1980er Jahren wandelte sich mit dem Aufkommen der Grünen das Wählerverhalten, hauptsächlich zu Lasten der SPD. Die heutige Stadtgemeinde entstand im Zuge der Kreis- und Gemeindegebietsreformen der 1970er Jahre, teils durch freiwillige Vereinbarung (1.1.1975 Altoberndorf, Beffendorf, Boll, Bochingen), teils der Not gehorchend (1.1.1975 Hochmössingen), teils aber durch gesetzmäßigen Zwang (1975 Aistaig).
Wanderungsbewegung Oberndorf am Neckar
Natürliche Bevölkerungsbewegung Oberndorf am Neckar
Bevölkerungsdichte Oberndorf am Neckar
Altersstruktur Oberndorf am Neckar
Bundestagswahlen (ab 1972) Oberndorf am Neckar
Europawahlen Oberndorf am Neckar
Landtagswahlen (ab 1972) Oberndorf am Neckar
Schüler nach Schularten Oberndorf am Neckar
Übergänge an weiterführende Schulen Oberndorf am Neckar
Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen (aktuell) Oberndorf am Neckar
Aus- und Einpendler Oberndorf am Neckar
Bestand an Kfz Oberndorf am Neckar
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Beschreibung Wappen
Die Herzöge von Teck gründeten neben der älteren Siedlung Oberndorf um 1250 die Stadt. Das erste, in einem Abdruck von 1281 überlieferte Stadtsiegel zeigt zwei Haken, wohl aus dem Wappen der Hack von Oberndorf. Der Doppelhaken ist das Ortszeichen der Stadt und wurde bis ins 17. Jahrhundert, unter anderem auf Marksteinen angebracht. Der Rautenschild, das Wappen der Herzöge von Teck, erscheint in dem seit 1337 nachweisbaren Stadtsiegel und bildet fortan das Wappen der Stadt ungeachtet aller Wechsel der Herrschaft. Erst 1935 wurde der Doppelhaken im Schildhaupt dem Wappen hinzugefügt. Infolge der Vereinigung der Stadt mit sechs Nachbargemeinden am 1. Januar 1975 musste das Wappen erneut festgelegt werden. Es wurde zusammen mit der Flagge am 10. April 1979 vom Landratsamt Rottweil neu verliehen.