Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Hochmössingen lag an der Römerstraße, die von Rottweil kommend am Knotenpunkt bei Waldmössingen nordöstlich nach Sulz und Rottenburg abbog. An der Römlinsdorfer Straße wie auch in der Flur Laib wurden nacheinander mehrere Gräber aus alemannischer Zeit entdeckt, die wohl zu zwei getrennten Hofanlagen gehörten. Der Ort lag klimatisch und topographisch wenig begünstigt, der Mangel an Wasser und Wiesenfläche wirkte sich hinderlich auf die Landwirtschaft aus. Der verkehrstechnische Anschluss an die Reichsstadt lag ebenfalls im Argen (1753). Zum weiten Weg in die Reichsstadt kamen Straßen, die bei schlechtem Wetter kaum passierbar waren. Hochmössingen ist ein Haufendorf mit straßendorfartiger Erweiterung nach Osten. Neubauten im Süden und Osten. Gewerbegebiet im Norden und Südosten. |
Historische Namensformen: | - Homessingin 1099 [ca. 1099]
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Geschichte: | 1095/1099 wird Hochmössingen (»Homessingin«) in der Stiftungsurkunde für das Kloster Alpirsbach erstmals genannt. Ein Jahrzehnt später wird mit Bernhard von Hochmössingen der erste Angehörige eines Ortsadelsgeschlechts erwähnt, das im 12. und 13. Jahrhundert einige Male im Umfeld des Klosters Alpirsbach auftaucht (1125/27, vor 1254 und 1278) und mit den Herzögen von Urslingen in Kontakt stand (1279) sowie im 14. Jahrhundert mit den Grafen von Sulz (1388). Vor 1320 war Heinrich von Hochmössingen im Besitz des Zehnten als Lehen der Grafen von Hohenberg. Die Herren von Hochmössingen sind Stammes- und Wappengenossen (drei rote sechszackige Sterne auf silbernem Grund) der Herren von Brandeck-Lichtenfels-Leinstetten. Die Herren von Zimmern, seit dem Kauf eines Gutes von den Herren von Lupfen 1293 im Ort begütert, traten die Nachfolge in der Ortsherrschaft an. 1348 verkaufte Konrad von Falkenstein seine in Hochmössingen lebenden Leibeigenen an seinen Vetter Werner von Zimmern. Ferner waren im 14. und 15. Jahrhundert Bürger aus Oberndorf, Rottweil, Sulz und Dornhan im Besitz von Gütern. 1350 und 1399 sind erste Verkäufe von Besitz und Gülten an Kloster Wittichen nachgewiesen. 1368 erhielt das Kloster Wittichen Teile des stark zersplitteten Laienzehnten. Zur Verwaltung des Klosterbesitzes findet sich schon früh eine Pflege (1386 Haus, 1524 Schaffnerei) im Ort. Kloster Kirchberg besaß 1414 ein Gut, 1586 dann fünf Lehengüter (zusammen 31 Jauchert Äcker), Kloster Alpirsbach besaß einen Hof (1460/61: 71 Jauchert), dessen eine Hälfte der Schultheiß bewohnte (Flurname Breite, Brügel), ein weiteres Gut sowie zwei Waldstücke am Ort. 1564 wurden Güter des Klosters Wittichen von einem Oberndorfer Bürger, der sie erworben hatte, an die Stadt Oberndorf verkauft. Das Kloster zahlte künftig Steuer und Schirmgeld an die Stadt (1572). 1739 beklagte sich das Kloster darüber, dass die Stadt die klösterlichen Besitzungen und Rechte nicht nur nicht schütze, sondern sie vielmehr beeinträchtige. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erwarb das Kloster verstärkt Besitzungen am Ort, unter anderem den Hof des Hochmössinger Schmieds (1747) sowie ein Hofgut der Gemeinde (1758). Der große Zehnt ging an das unter fürstenbergischer Vogtei stehende Klarissenkloster (1714). 1524 verzichteten die Herren von Zimmern auf alle Rechte am Witticher Klosterhof im Ort, 1535 verkaufte Gottfried von Zimmern den Ort an Rottweil. 1374 werden Richter, 1400 ein Vogt erwähnt, 1432 wird die Gemeinde genannt, 1460/61 werden ein Schultheiß und die »geburschaft« genannt. Im Verlaufe des 17. und 18. Jahrhunderts zeichnete sich eine immer vollständigere Übernahme aller noch verbliebenen niedergerichtlichen Befugnisse der Dorfgerichte durch den Obervogt aus. Unter der Aufsicht des reichsstädtischen Magistrats als der höheren Obrigkeit übte das Pürschvogteiamt (1759) die eigentliche Verwaltung sowie die Zivil- und eine beschränkte Strafgerichtsbarkeit in Hochmössingen aus. 1686/87 kam es zu einem Konflikt mit der Reichsstadt, weil der Ort zusätzlich zur jährlichen Surrogatszahlung auch noch zu Frondiensten herangezogen werden sollte. 1753 reichte die Gemeinde bei der Subdelegations-Kommission ein Klageschreiben ein, das den Auftakt bildete für weitere Konflikte. 1772 kam es wegen des Markt- und Handwerkszwangs, den die Reichsstadt einforderte, zum so genannten Landschaftskonflikt. An der Supplik an den Reichshofrat beteiligten sich neben Vogt, Untervogt und Dorfrichtern auch rund die Hälfte der Hochmössinger Bürger. 1776/1783 konnte der Konflikt beigelegt werden, mit nur mäßigem Erfolg für die Gemeinde. Das patriachalische Regiment der Reichsstadt brachte aber auch vielfältige Hilfestellungen, bei Feuersbrünsten (1694 und 1697) wie bei Unwetterschäden (1654). 1803 kam Hochmössingen an Württemberg. 1808 wurde der Ort dem Oberamt Rottweil, zwei Jahre später dem Oberamt Oberndorf eingegliedert. 1938 kam Hochmössingen zum Landkreis Rottweil. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | In der Landenberger Fehde wurde der Ort 1540 eingeäschert. 1615 wurden 67 Männer gemustert (knapp 300 Einwohner), 1675 nur 23. Der 30jährige Krieg richtete im Ort große Zerstörungen an. Innerhalb von zwei Jahren starben rund zwei Drittel der Bevölkerung. Die meisten Todesopfer waren 1635 infolge von Hungersnot und Pest zu beklagen (158 Personen), 1636 gab es 38 Tote. Zur Zeit der Franzosenkriege stieg die Todesrate von durchschnittlich 6,6 pro Jahr auf 16 (1674) und 30 (1675) an, 1676 starben 17 Personen. Allerdings konnten die Franzosenkriege den anhaltenden demographischen Aufschwung nicht stoppen, erst 1730/40 stagnierte die Bevölkerungsentwicklung. Zwischen 1740/41 und 1802 sank die Zahl der Steuerpflichtigen von 83 auf 74. Mindestens 30 Personen wanderten in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Ungarn aus. 1750 lebten 290 Einwohner im Ort, 1796 waren es bereits 354, 1803 dann 390 Personen. Der fehlende Weidgang erlaubte keine Viehzucht. Der landwirtschaftliche Anbau erfolgte in Dreifelderwirtschaft [(1461): Ösch gen (Marschalken-)Zimmern, Ösch gen Oberndorf, Ösch gen Fluorn]. 1698 gab es je einen Schmied, Wagner, Maurer, Schneider und Zimmermann. Der Dorfmetzger musste sich ins reichsstädtische Metzgerhandwerk inkorporieren lassen (1762), um seine Tätigkeit gegen eine jährliche Konzessionsgebühr ausüben zu können. 1681 wurde der Marktzwang aufgehoben und der Fruchtverkauf in die Schweiz ausdrücklich gestattet. Als Ende 1698 eine unheilvolle Folge von Unwettern und Ernteausfällen zu steigenden Getreidepreisen führte, erließ die Reichsstadt erneut ein Getreideausfuhrverbot. Aus den zahlreichen Strafen, die Rottweil wegen Missachtung dieses Verbots erließ, ist zu schließen, dass die Akzeptanz dieses Verbots gering war. Seit 1733 wurde in bescheidenem Maße Erz abgebaut und gewaschen. 1783/84 werden zwei, 1794 sogar drei Wirtshäuser genannt. Die Gemeinde verfügte (1740/41) über beträchtlichen Grundbesitz. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam es vermehrt zu Allmendverkäufen (1789/90). Verglichen mit den anderen rottweilischen Orten zeichneten sich die Lehen durch einen hohen Grad der Zersplitterung aus. Im 18. Jahrhundert übertraf bei den meisten Bauern der Eigenanteil den Anteil der Lehensgüter. |