Schenkenzell - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1244

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Name Schenkenzell setzt sich zusammen aus dem Grundwort »Cella«, der Bezeichnung für eine klösterliche Gründung und »Schenk[en]«, der Bezeichnung eines höfischen Amtes, als näherer Bestimmung. Eine Grenzbeschreibung für das Kloster Alpirsbach von 1100 lässt die Deutung zu, dass die Cella damals schon bestand und nicht zum alpirsbachischen Gebiet gehörte, sondern vielmehr als Verwaltungszentrum des Klosters St. Gallen für die »terra beati Galli« diente. Diese »terra beati Galli« ist wohl in den Rahmen der um 1000 beginnenden Bergbaugeschichte einzuordnen. Der Siedlungskern liegt demnach in einer klösterlichen »Cella«, möglicherweise am Standort der St. Ulrichs-Kirche. Ein Teil der zur Herrschaft Schenkenzell gehörenden Güter befinden sich als Einzelhöfe in der Nähe des Ortes beziehungsweise der Burg. Schenkenzell wurde mehrfach durch Kriegseinwirkungen geschädigt: während des Geroldsecker Erbfolgekrieges 1430/35, 1534 bei Graf Wilhelms Eroberung der Schenkenburg, zuletzt 1633 in Folge des 30jährigen Krieges. Siedlungserweiterung entlang der Kleinen Kinzig. Planmäßiges Neubaugebiet im Südwesten in Hanglage. Gewerbegebiet im Nordosten an der Kinzig.
Historische Namensformen:
  • Celle 1244
  • Shenchenzelle 1251
  • Cella pincernae 1275
Geschichte: 1244 tritt mit »H[einricus] pincerna de Celle«, Ministeriale der Grafen von Freiburg-Fürstenberg, erstmals ein Schenk von Zell in einer Urkunde auf. Einige Jahre früher, 1128, befand sich das Lehen möglicherweise in zähringischer Hand: Der zähringische Ministeriale »Hugo de castello Cella« war an einem Gütertausch beteiligt, doch hier lässt sich die Lokalisierung der »Cella« nicht mit Sicherheit vornehmen. Die Anwesenheit der Schenken im oberen Kinzigtal ab der Mitte des 13. Jahrhunderts stand wohl in Zusammenhang mit der Verleihung des Bergbauregals dort an Graf Egino von Freiburg im Jahr 1234. Die Schenken verfügten über Lehengüter und Eigenbesitz in der Umgebung. Mehrfach traten sie als Brüdergemeinschaft auf, zuletzt im Zusammenhang mit Schenkenzell zwischen 1293 und 1304, als Heinrich und Konrad Schenkenzell verließen und der jüngere Bruder Burkhardt auf der Burg Wittichenstein Quartier bezog. Spätestens ab 1301 war die Burg Schenkenburg in der Hand der Geroldsecker und wurde durch einen Dienstmann verwaltet. Wie sie in ihren Besitz kam, ist unklar. Indem Graf Georg von Veldenz und Walter von Geroldseck 1327 die Gründung des Klosters Wittichen unterstützten, konnten sie sich die Kastvogtei über das Kloster sichern und schufen damit eine Kontrollmöglichkeit über das wertvolle Bergrevier in direkter Nähe des Klosters, dessen Silberberge erstmals 1312 erwähnt sind. Neben den Geroldseckern verfügten sowohl Klöster (Alpirsbach, Gengenbach) als auch andere Adelsgeschlechter (Fürstenberg, Teck) über Güter, Rechte und/oder Zinse in diesem Gebiet. Zur Herrschaft Schenkenzell gehörten 200 Jahre später Besitz und Rechte in Schenkenzell selbst und in den Tälern von Wittichen, Kaltbrunn und Reinerzau. Zwischen 1498 und 1506 verkauften die Geroldsecker die Herrschaft Schenkenzell an das Haus Fürstenberg. Nach dem Tod Graf Wolfgangs von Fürstenberg 1509 wurde die Herrschaft unter seinen Söhnen aufgeteilt. Das Kinzigtal, und damit auch Schenkenzell und Wittichen, war bis 1540 der Witwensitz von Elisabeth von Fürstenberg. Nach langen Bemühungen erhielt Hans von Weitingen 1513 das Schloss mit allem Zubehör verliehen (bis 1534). Während des Bauernkrieges wurden die Schlösser Schenkenzell und Schiltach durch den so genannten Alpirsbacher Haufen belagert. Ihre Anführer wurden schließlich von fürstenbergischen Truppen gefangengenommen. Nach dem Tod seiner Mutter 1540 versuchte Graf Wilhelm unter dem Einfluss der Reformation – und wohl auch wegen seines Bedarfs an Geld – das Kloster Wittichen aufzuheben. Er zog die Klostergüter und Einnahmen an sich und verkaufte auch Güter aus dem Klosterbesitz. Sein Bruder und Nachfolger Friedrich (ab 1549) war zwar katholisch geblieben, aber ähnlich konsequent in der Durchsetzung seiner Herrschaftsansprüche gegenüber dem Kloster. Jedoch hatte er nicht seine Auflösung zum Ziel und verfügte anscheinend auch keine weiteren Verkäufe. Die Auseinandersetzungen mit dem Kloster Alpirsbach zwischen 1551 und 1584 bezüglich einer Ablösung von Rechten in Schenkenzell und Reinerzau sind – ähnlich wie die Auseinandersetzungen mit Wittichen – im Zusammenhang mit der Konsolidierung der eigenen Herrschaftsrechte beziehungsweise der Schaffung eines geschlossenen Territoriums zu sehen. Im Bereich des Burgfriedens wurden den Besitzern von Häusern und Lehen besondere Vergünstigungen gewährt. Der Burgfriede war nicht an Personen, sondern an die Güter innerhalb des festgelegten Gebiets gebunden, das nicht den ganzen Ort umfasste. Seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts ist ein Gericht in Schenkenzell belegt, in dem Vertreter der Gemeinde gemeinsam mit dem (herrschaftlichen) Vogt Recht sprachen. Dies galt auch für den Gutsbezirk (1513). Malefizsachen waren dem Lehensherrn vorbehalten. Schenkenzell besaß zeitweise auch eine Hinrichtungsstätte, über deren Wiedererrichtung 1576 beraten wurde. Aufgrund ihrer architektonischen Gestaltung lässt sich die Burg Schenkenburg auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datieren. Sie wurde wahrscheinlich zwischen 1223 und 1244 durch den Schenken Heinrich im Auftrag der Grafen von Freiburg erbaut. Es handelte sich um eine Befestigung auf einem durch Halsgraben und Zwinger gesicherten Bergvorsprung kinzigabwärts, mit Bergfried und einem fünfeckigen Palas. In einer Urkunde wird 1513 ein Schloss genannt, das von Wirtschaftsgebäuden umgeben ist und das Zentrum des Hofgutes bildete. Dass das Schloss nach wie vor militärischer Verteidigung diente, belegen die vielfachen Öffnungsvereinbarungen mit verschiedenen Adelshäusern. Die endgültige Zerstörung erfolgte während des 30jährigen Krieges 1633. Kinzigabwärts auf einem kleinen Bergvorsprung die Schenkenburg (1301), auf durch Halsgraben und Zwinger gesichertem Felsplateau, mit Bergfried und wohnturmähnlichem fünfeckigem Palas. Romanisches Fenster im Rittersaal. Erbaut im 12. oder am Beginn des 13. Jahrhunderts, zerstört 1534, endgültig 1633. Südlich des Dorfes Schenkenzell und am Staufenkopf Reste einfacher Wehranlagen. Schenkenzell gehörte zur fürstenbergischen Herrschaft Hausach, Oberamt Wolf ach und kam 1806 zum badischen Amt Wolfach; 1939 Landkreis Wolfach.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1493 werden insgesamt zehn Männer als Inhaber von Gütern und Hofstellen genannt. Die Beschreibung des Gebiets des Burgfriedens nennt zwei weitere Namen. Vier Jahre später werden 16 Bewohner namentlich genannt, unter anderem der Vogt. 1552 wird die Zahl derer, die innerhalb des Burgfriedens wohnen, mit 16 beziffert, jene außerhalb mit 23 (Haushaltsvorstände), zuzüglich drei Häuser in Kuhbach. Vorsichtig geschätzt könnte man demnach von circa 190 Einwohnern ausgehen. Eine genaue Bevölkerungszahl ist von 1777/78 überliefert: 664 Personen (353 Männer und 311 Frauen). Der wichtigste Erwerbszweig in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Landwirtschaft, in dem 51 Prozent der männlichen Berufstätigen arbeiteten. Daneben nahmen Handwerk und Gewerbe, vor allem in Zusammenhang mit Wald, Holz und Bergbau, mit 39 Prozent der Berufstätigen einen wichtigen Platz ein. Holz, Silber und Kobalt wurden als Rohstoffe exportiert. Die Handwerksberufe waren breit gestreut. Ein Schwerpunkt lag in der Textilverarbeitung, was vermuten lässt, dass über den Eigenbedarf des Ortes hinaus auch hier für den »Export« gearbeitet wurde. Die Existenz von insgesamt vier Wirten zeugt nicht nur von Wohlstand, sondern auch von regem Handelsverkehr.

Name: Burg Schenkenburg – Schloss (1513)
Datum der Ersterwähnung: 1301

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: 1275 wird erstmals ein Leutpriester (»plebanus«) in Schenkenzell genannt. Die Pfarrei gehörte zum Dekanat Kirnbach-Sulz. Das Patronatsrecht der dem heiligen Ulrich (1375) geweihten Pfarrkirche gelangte über die Grafen von Sulz an die Geroldsecker, welche es 1331 an das Kloster Wittichen verschenkten. Schon 1377 wurde eine St. Ulrichs-Pflegschaft, eine Rosenkranzbruderschaft erstmals 1692 erwähnt. Die Reformation wurde zwischen 1540 und 1549 unter Graf Wilhelm eingeführt. Die Übernahme der Herrschaft durch seinen Bruder Friedrich bedeutete den Beginn der Gegenreformation. 1784 wurde eine neue Pfarrkirche eingeweiht. Nach längeren Auseinandersetzungen mit dem Kloster Wittichen, die Finanzierung betreffend, hatte man einen vollständigen Neubau errichtet. 1674 und 1684 sind Unterlagen über die Anstellung eines Schulmeisters überliefert. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde mit Mitteln aus den Bergbauerträgen ein Schulhaus errichtet. 1775 besuchten auch Kinder aus Fräulinsberg und Rinkenbach die Schule in Schenkenzell. Die heutige katholische Pfarrei umfaßt neben Schenkenzell von Kaltbrunn die Ortsteile Reilinsberg und Rinkenbach. Evangelische Kirchengemeinde, Kirche 1956 gebaut.
Patrozinium: St. Ulrich
Ersterwähnung: 1375

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