Mühlheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0772 [772 (Корialüberlieferung 12. Jahrhundert)]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
In der westlichen Gemarkung verlief ein Teilstück der römerzeitlichen Straßenverbindung zwischen Vöhringen und Empfingen. Vielleicht steht der 1562 nachweisbare Flurname »Mauren«, der auf mögliche römische Siedlungsreste hindeutet, damit in Zusammenhang. Nördlich des Ortskerns unweit des wahrscheinlichen Verlaufs der Römerstraße finden sich merowingerzeitliche Gräberfelder (Zuberäcker, Empfinger Berg). Die Funde und die Endung auf -heim des erstmals für 772 belegbaren Ortsnamens »Muleheim« weisen auf einen frühmittelalterlichen Ausbauort hin. Die Lage des Ortes im 8. Jahrhundert auf Empfinger Markung und die Filialbeziehung zur Empfinger Kirche lassen dabei auf eine Begründung Mühlheims von Empfingen aus schließen. Die 1634 erstmals feststellbare Gebäudezahl von 44 sank als Folge des 30jährigen Krieges um ein Drittel auf 28 (1655). Schließlich 1730 gab es 43 Häuser, davon 19 mit einer Scheune unter einem Dach, und 23 separate Scheunen. Die Lage des Orts am Mühlbach führte immer wieder zu schweren Überschwemmungen (z.B. 1780 und 1804) und erforderte den Bau einer steinernen Brücke (1805). Planmäßige Neubauten in Hanglage auf der dem Ortskern gegenüberliegenden Talseite.
Historische Namensformen:
  • Muleheim 0772 [772 (Корialüberlieferung 12. Jahrhundert)]
Geschichte: Der Ort gehörte im 8. Jahrhundert in die Empfinger Markung und war Teil der Bertoldsbaar. Alte grundherrschaftliche Rechte des Klosters Lorsch (772–791) und das möglicherweise aus dieser Zeit stammende 1470 ersterwähnte Kilianspatrozinium deuten dabei auf intensiven fränkischen Einfluss hin. Als Eigentümer des Kelhofs besaß das Kloster Reichenau nachweislich spätestens im 14. Jahrhundert Güter im Ort. Gerung von Mühlheim, der 1140 neben Graf Alwig von Sulz als Zeuge erwähnt wird, ist vermutlich dem Ortsadel zuzurechnen. Dieser war im 13. Jahrhundert vermutlich in Angstdorf und im 14. Jahrhundert nachweislich im Gebiet des Weiherhofs und in Irslingen begütert. Mit der Herrschaft Sulz ging auch Mühlheim zwischen 1222 und 1267 von den Grafen von Sulz an die Geroldsecker über, wobei jedoch den Grafen herrschaftliche Rechte verblieben. 1390 übernahm dann Konrad von Geroldseck neben Holzhausen auch Mühlheim in seinen vollständigen Besitz. Dessen Tochter Margarete verkaufte die ihr vor 1413 als Pfandschaft übergebenen Orte 1435 an Wildhans von Neuneck. Nach Margaretes kinderlosem Tod fielen die Rechte an ihre Brüder. Die beiden Orte wurden von Württemberg als Besitznachfolger der Linie Geroldseck-Sulz gelöst und 1480 abermals an die Neunecker verkauft, um sie 1485 endgültig zu lösen. Während des Exils Herzog Ulrichs (1519–1534) konnte Gangolf von Geroldseck kurzfristig mit der Herrschaft Sulz auch die gerichts- und grundherrlichen Rechte Württembergs in Mühlheim in seine Gewalt bringen. Nach dem Übergang an Württemberg wurde der Ort dem Amt (später Oberamt) Sulz unterstellt. Im 14. Jahrhundert waren neben der 1383 erstmals nachweisbaren geroldseckischen Grundherrschaft die Herren von Brandeck, das Kloster Alpirsbach und als möglicher Besitznachfolger des Ortsadels die Herren von Ergenzingen sowie die Herren von Ehingen in Mühlheim begütert. Im folgenden Jahrhundert sind auch Besitzungen des Klosters St. Georgen, der Herren von Leinstetten und der Schilling nachweisbar. Die den Geroldseckern nachfolgende ab 1480 erkennbare württembergische Grundherrschaft umfasste Mitte des 16. Jahrhunderts zwei Güter, darunter das vermutlich auf den Meierhof zurückzuführende Bodmargut und zwei Lehen. Für das 17. Jahrhundert sind auf der damaligen Ortsgemarkung Besitzrechte des Klosters Kirchberg, des Heiligen zu Empfingen, der Herrschaft Wehrstein, der Pfarrei Empfingen, des Augustinerklosters Oberndorf und der Edelleute von Glatt nachweisbar. Der 1490 von den Herren von Zimmern an das Kloster Kirchberg übergegangene Großzehnt verblieb in dessen Hand. Mit der Nennung von Richtern und Gemeinde zu Mühlheim 1472 werden verhältnismäßig früh gemeindliche Strukturen erkennbar. Mühlheim kam 1938 zum Landkreis Horb.
Wirtschaft und Bevölkerung: Der früheste Hinweis auf Bevölkerungszahlen stammt von 1544/45, als 28 männliche Erwachsene für die Türkensteuer veranlagt wurden. 1598 zählte Mühlheim dann 33 männliche Einwohner. Die Veränderungen der Gesamtzahl der Kommunikanten und Katechumen lassen die dramatischen Geschehnisse noch deutlicher werden; betrug sie 1634 für Mühlheim und Renfrizhausen insgesamt 422, so sank sie auf 38 (1639), um sich schließlich gegen Kriegsende (1645) wieder auf 93 zu erhöhen. Die Türkensteuerliste von 1544/45 liefert auch einen ersten Einblick in die Vermögensverhältnisse und -verteilung. Von den insgesamt 31 Schatzungspflichtigen wurden 25 tatsächlich geschätzt. Von diesen besaßen drei mit 2350 Gulden zwei Fünftel des Gesamtvermögens (5677 Gulden). Die Verteilung der land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen im Jahr 1730 (1484 Morgen) zeigt die große Rolle, die der Ackerbau (846 Morgen) auf der fruchtbaren Ortsgemarkung gegenüber Wiesennutzung (165 Morgen), Gartenanbau (18 Morgen), Waldwirtschaft (286 Morgen) und Allmendennutzung (169 Morgen) spielte. Für 1535 ist ein Wirtshaus nachweisbar. Die 1730 erwähnten zwei Wirte waren vermutlich Inhaber von Schildwirtschaften. Beim gut vertretenen Handwerk fällt im gleichen Jahr die beachtliche Zahl von zehn Webern und fünf Metzgern auf. Die im Dorf befindliche obere Mühle wurde in den Jahren zwischen 1730 und 1752 erbaut.

Ersterwähnung: 1470
Kirche und Schule: Im Mittelalter gehörte Mühlheim als Filial der Empfinger Kirche in das Dekanat Weildorf. Erst mit der Reformation bekam es den Status einer eigenständigen Pfarrei. Dabei wurde die Kirche von Renfrizhausen nun ihrerseits Filial von Mühlheim. Bedingt durch Kriegsauswirkungen war es ohne eigenen Pfarrer 1636–1640 Filial von Bergfelden und 1640–1653 des Diakonats Sulz beziehungsweise Subfilial von Holzhausen. Die Kapellenpatrozinien Kilian und Katharina sind für 1470 und zusätzlich Maria, die 11.000 Jungfrauen unter anderem für 1472 nachweisbar. Das 1424 an Berchtold Schilling verpfändete Patronatsrecht war 1470 wieder im Besitz der Geroldsecker. Um die seelsorgerische Betreuung zu verbessern, stifteten 1472 Vogt, Richter und Gemeinde eine Messpfründe. Unterdessen war die Kapelle wohl unmittelbar vor der Altarweihe (1470) baulich erweitert worden. 1715 wurde sie durch einen Kirchenneubau unter Verwendung des alten Turms ersetzt. Das Pfarrhaus ist erstmalig 1730 nachweisbar. 1605 wird erstmals ein Lehrer genannt, der 25 Schüler, darunter auch solche aus Renfrizhausen, zu betreuen hatte. 1703 ist dann erstmalig ein nur für Mühlheim zuständiger Schulmeister nachweisbar, dessen Klasse 17 Mädchen und zwölf Knaben umfasste. Die Sommerschule setzte sich ab 1763 durch. 1803 erwarb die Gemeinde ein Schulhaus. Zur evangelischen Pfarrei heute auch Renfrizhausen als Filiale. Die Katholiken sind nach Wiesenstetten (vgl. Bd. V, S. 644 f.) eingepfarrt.
Patrozinium: St. Kilian und Katharina (zusätzlich Maria, die 11.000 Jungfrauen u.a. 1472)
Ersterwähnung: 1470

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