Renfrizhausen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1180

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Fund eines frühgeschichtlichen Steinbeils und Reste einer so genannten Keltenschanze reichen als Indizien für die Annahme einer dauerhaften, vormittelalterlichen Besiedlung nicht aus. Die -hausen Endung des Ortsnamens verweist vielmehr auf eine Entstehung erst in fränkischer Zeit. Ausgangspunkt dieser Besiedlungstätigkeit war höchstwahrscheinlich das deutlich ältere Empfingen, das mit der Urpfarrei St. Georg auch eine besondere zentralörtliche Funktion einnahm. Die relativ kleine Gründungsgemarkung von 400 Hektar ist typisch für Orte der ersten Ausbauzeit, da sie überwiegend aus bestehenden Markungsstrukturen herausgeschnitten wurden. Auch die Höhenburg, von der sich Reste im Gewann Burgstall südöstlich des Dorfes erhalten haben, dürfte kaum vor dieser Zeit entstanden sein. Hinweise auf den Eigentümer oder gar auf Ortsadel fehlen allerdings bisher. Bemerkenswerterweise findet sich der Burgstall noch 1790 auf jener Karte verzeichnet, die von Mühlheim a. B. zur Klärung von Grenzfragen angefertigt wurde, doch war er sicherlich zu dieser Zeit bestenfalls noch in Grundmauern erhalten. Der ursprüngliche Siedlungskern ist vermutlich um die heutige Michaelskirche zu suchen. Folgte der weitere Siedlungsausbau im Wesentlichen dem Tallauf nach Südosten, so hielten doch die älteren Gehöfte einen gewissen Abstand zum Bachlauf ein. Erst mit den Mühlen, die seit dem 16. Jahrhundert sicher nachweisbar sind, entstand direkt am Mühlbach ein wachsendes Gebäudeensemble. Dank der Aufstellung der Schuldnerliste lassen sich für das Jahr 1610 mindestens 20 Höfe benennen, die tatsächliche Zahl dürfte wenig darüber gelegen haben. Die Renfrizhäuser Bauern bearbeiteten ihre landwirtschaftlichen Nutzflächen bis zur Aufgabe der Dreifelderwirtschaft in einer traditionellen Dreizelgenflur, welche die Namen Breite/Braitlin, Brühl und Stützen trugen. Eine erhebliche Vergrößerung erfuhr die Gemarkung, als ihr 1807 die ehemaligen Klöster Kirchberg und Bernstein zugeordnet wurden, die aber als geschlossene Domänengüter für die Renfrizhäuser Bauern keine zusätzlichen Flächen brachten. Renfrizhausen ist ein kleines Haufendorf ovalen Grundrisses mit straßendorfartiger Erweiterung nach Südosten.
Historische Namensformen:
  • Ramfrideshosen 1180
  • Ramfrideshausen
Geschichte: Die erstmalige Nennung als »Ramfrideshausen« findet sich im Schenkungsbuch des Klosters Reichenbach, welches 1180 ein Gut im Ort übertragen bekam. Das Kloster stellte nicht die ausschließliche Grundherrschaft, mit Berthold von Ehingen und den Grafen von Hohenberg lassen sich auch (Hoch)Adelige als Besitzer von Gütern fassen. Zum größten Grundbesitzer war 1610 das Kloster Kirchberg aufgestiegen. Es folgte die Heiligenpflege zu Empfingen und mit weitem Abstand das Augustiner- und Dominikanerinnenkloster in Oberndorf sowie Privatleute. Vom Großen Zehnt stand dem Herzogtum Württemberg nur ein Viertel zu, drei Viertel gingen an die Grafen von Zollern-Haigerloch. Zu Einzug und Lagerung des Zehnten wird 1732 eine von beiden Herrschaften anteilig unterhaltene Zehntscheuer erwähnt. Eigentliche Ortsherren waren aber vermutlich schon früh die Herzöge von Zähringen geworden. Da der kinderlose Herzog Bertold V. von Zähringen für den Erbfall keine eindeutige Regelung getroffen hatte, folgten nach seinem Tod 1218 heftige und lang andauernde Erbstreitigkeiten, an deren Ende Renfrizhausen an die zähringische Seitenlinie der Herzöge von Teck gelangt war. Ob der Ort beim Verkauf der teckischen Herrschaft Rosenfeld 1317 bereits an Württemberg gelangte, ist unsicher. 1444 jedenfalls gehörte der Ort zur Herrschaft Rosenfeld, 1483 kam er zum Amt Rosenfeld. Nach 1483 verlief die Geschichte Renfrizhausens innerhalb der württembergischen. Seit dem 16. Jahrhundert sind eigene Gemeindeorgane (Dorfvogt und Gericht), im Jahr 1732 ist ein eigenes Rathaus nachgewiesen. 1808 wechselt der Ort von Amt Rosenfeld in das neugeschaffene Oberamt Sulz. Renfrizhausen kam 1938 zum Landkreis Horb.
Wirtschaft und Bevölkerung: Renfrizhausen blieb über Jahrhunderte hinweg ein kleines Dorf. 1605 hatte der Ort 115 Einwohner, zu denen noch 77 Schulkinder kamen. Lebte auch die überwiegende Mehrzahl der Einwohner in Subsistenzwirtschaft, so geben doch die Türkensteuerlisten von 1544/45 Einblicke in den nicht unerheblichen Wohlstand einiger weniger: zehn Bürger hatten ein Vermögen von 100 bis 500 Gulden, und fünf sogar ein Vermögen von 500 bis 1000 Gulden zu versteuern. Der 30jährige Krieg hinterließ auch in Renfrizhausen seine zerstörerischen Spuren: 1654 lebten nur noch 54 Erwachsene und 61 Kinder im Ort, von 41 Gebäuden aus dem Jahr 1634 waren 18 zerstört oder zerfallen, vom Ackerland lag ein Viertel brach. Die Einwohnerzahl von 1605 war erst wieder zu Beginn des 18. Jahrhunderts erreicht. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Renfrizhausen mit 354 Einwohnern eine Zahl erreicht, die nur langsam wuchs. In der Wirtschaft des Dorfes nahmen im 18. Jahrhundert die große Mühle, die Mahl-, Gerb- und Sägegänge sowie eine Ölpresse umfasste und ihrem Besitzer mit 750 Gulden im Steuerkataster veranschlagt wurde, sowie weiter eine »Gassenwirtschaft«, die mit 100 Gulden im Steuerkataster eingetragen war, eine herausragende Rolle ein. Abgesehen von diesen Sonderfällen blieb aber die Landwirtschaft für den Großteil der Bevölkerung die Basis ihres Erwerbs. 1732 wurde von den 1294 Morgen des Wirtschaftslandes mit 578 Morgen fast die Hälfte als Ackerland genutzt, 158 Morgen als Wiesen und 28 Morgen als Gärten und Länder. Vom Rest machte die Allmende 113 Morgen aus, weiter befanden sich 279 Morgen als Wald und Weiden im Bürgerbesitz und schließlich 116 Morgen Wald im Gemeindebesitz. An Handwerkern wurden 1732 im Ort je ein Schmied, Metzger, Schreiner und Maurer gezählt, Bäcker, Schneider und Zimmerleute fanden sich je zwei und Weber immerhin sechs. Daneben boten insbesondere die Sandsteinbrüche am Rindelberg, die vermutlich im 17. Jahrhundert erschlossen wurden, zusätzliche Einkommensmöglichkeiten. Neben dem Abbau des begehrten Steines für den Transport an regionale wie überregionale Abnehmer, bei dem im 19. Jahrhundert bis zu 80 Arbeiter beschäftigt waren, lebten auch im Ort selbst mehrere Steinmetze von der Herstellung von Grabsteinen, Brunnentrögen oder Krautstanden für die Bevölkerung der Umlandgemeinden. Heute erinnert das »Steinbruchhäusle«, in dem einst die Arbeiter aßen und Schmiede ihnen die Werkzeuge schärften, an diesen einst für Renfrizhausen so typischen Erwerbszweig.

Name: abgegangene Höhenburg

Kirche und Schule: Eine eigene Pfarrei hat es in Renfrizhausen nie gegeben. War die Gemeinde von ihren Anfängen bis zur Einführung der Reformation 1534 eine Filiale der Urpfarrei St. Georg in Empfingen, so wurde sie danach der neu eingerichteten Pfarrei Mühlheim a. B. zugeordnet. Das Kirchenvisitationsprotokoll aus dem Jahr 1654 vermerkt, dass der Mühlheimer Pfarrer verpflichtet war, alle 14 Tage in der Renfrizhausener Kirche zu predigen. Da bis zur Reformation auch die Toten in Empfingen beigesetzt wurden, trägt aus dieser Zeit ein kleiner Fußpfad über das Gewann Wildsteig nach Empfingen bis heute den Namen Totenwegle. Die Kirche im Ort gibt nach wie vor verschiedene Fragen auf. Eine Bauinschrift am oberen Teil des Turmes nennt die Jahreszahl 1574. Jedoch findet sich im Turm selbst eine ältere Glocke mit dem Gussdatum 1482, und auch der romanische Unterbau des Turmes sowie insbesondere das Patrozinium deuten auf einen älteren Vorgängerbau, von dem freilich keine weiteren Belege vorliegen. Allerdings wird der Kirchenheilige, Michael, erstmals 1395 erwähnt, 1460 wird neben ihm auch ein Marienpatrozinium genannt. Das heutige barocke Langhaus ersetzte schließlich 1725 einen baufällig gewordenen Vorgängerbau. Eine Besonderheit stellten katholische Einwohner dar, die in den Ort eingeheiratet oder sich als Dienstboten verdingt hatten. Die württembergische Landeskirche sah dies äußerst ungern, konnte aber bei der Randlage des Ortes zu einem katholischen Territorium nicht verhindern, dass nachweislich von 1680 bis ins 19. Jahrhundert diese konfessionelle Minderheit bestand. Ihre Zahl lag freilich fast immer unter zehn Personen, lediglich um 1730 stieg sie für wenige Jahre auf 14 Personen an. Für Renfrizhausen ist ab 1601 ein Schulunterricht nachweisbar, der vermutlich im Ort selbst gehalten wurde. Von 1605 an wurde ein eigener Lehrer beschäftigt, der vermutlich für beide Orte zuständig war. Wurden zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch ausschließlich Knaben beim Schulbesuch erwähnt, so nahmen ab der Mitte des Jahrhunderts die Mädchen in gleicher Zahl am Unterricht teil. Spätestens seit 1703 hatte der Ort einen eigenen Lehrer, zudem war der Schulbesuch der Mädchen zur festen Regel geworden. Waren noch 1726 nur ein Drittel der Kinder, welche die Winterschule besuchten auch in die Sommerschule gekommen, so konnte vom letzten Drittel des Jahrhunderts an ein gleich starker Besuch von Sommer- wie Winterschule festgestellt werden. Ein Schulhaus, mit zwei Ruten Garten für den Bedarf des Lehrers, aus dem Jahr 1732, ist 1829 durch ein neues Gebäude ersetzt worden, das heute die Ortschaftsverwaltung beherbergt. Ehemals romanische Chorturmkirche, Turmobergeschoß 1574, Langhaus 1725 neu gebaut. Heute evangelische Filiale von Mühlheim am Bach. Die Katholiken sind nach Wiesenstetten (vgl. Bd. V, S. 644f.) eingepfarrt.
Patrozinium: St. Michael (daneben St. Maria 1460)
Ersterwähnung: 1395

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