Sigmarswangen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1337

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ort wird erstmals 1337 als »Sigmargswangge« erwähnt. Der Name verweist auf einen hochmittelalterlichen Ausbauort (-wang entspricht Feldstück). Andererseits gab es im Ort selbst immer wieder archäologische Funde, was auf zumindest temporäre frühmittelalterliche Siedlungstätigkeit hindeutet. Im 30jährigen Krieg erlitt der Ort Verluste an seinem Gebäudebestand, der von 29 (1634) auf 16 zurückging. 1730 wurden 36 Häuser gezählt, davon 34 mit einer Scheune unter einem Dach, und eine separate Scheune. Die unmittelbar am Ortsrand nachweisbaren Flurnamen Herrenbrühl und Breite verweisen auf die ortsnah betriebene herrschaftliche Eigenwirtschaft im Gegensatz zum Anbau auf den entfernter liegenden Zelgverbänden (1480: »Zelg uff Egerden«, »ob Veringer Staig«, 1562: »Zelg in Hürsten«, »uff dem Berg«, »hindern Heüsern«). Sigmarswangen verfügt über Neubauten im Westen und Süden.
Historische Namensformen:
  • Sygmarswanden 1323
  • Sigmargswangge
Geschichte: Sigmarswangen gehörte ursprünglich zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Sulz und kam vermutlich 1222–1267 mit der Herrschaft Sulz an die Herren von Geroldseck, die als Linie Sulz eine eigenständige Herrschaft einrichteten. Der früheste sichere Nachweis für eine geroldseckische Ortsherrschaft stammt jedoch erst von 1383. Die Herrschaft der verschuldeten Herren von Geroldseck-Sulz endete schließlich 1471/73, als sie vom württembergischen Grafen Eberhard im Bart, ihrem Gläubiger, auf gewaltsame Weise zum Verzicht auf die Herrschaft und damit auch auf Sigmarswangen gezwungen wurden. Während des Exils Herzog Ulrichs von Württemberg 1519–1534 konnte Gangolf von Geroldseck kurzfristig die geroldseckische Herrschaft über den Ort wieder errichten. Nach dem Übergang an Württemberg wurde Sigmarswangen verwaltungstechnisch dem Amt (später Oberamt) Sulz unterstellt. Der Ort lag in der Freien Pürsch am oberen Neckar und seine Bewohner hatten dort das 1552 von Herzog Christoph bestätigte Jagdrecht. Die geroldseckische Grundherrschaft in Sigmarswangen wird erstmals 1378 erkennbar. Im selben Jahrhundert waren auch die Herren von Ramstein und das Kloster Wittichen im Ort begütert, während erst für das 15. Jahrhundert der Besitz eines Hofes zunächst in der Hand der Herren von Gippichen und dann der Frühmesse von Dornhan (1417) nachweisbar ist. Die württembergische Grundherrschaft umfasste 1562 als Besitznachfolger die geroldseckischen sechs Höfe, darunter mit dem Tragelfinger Hof vermutlich den alten Meierhof, und zwei Lehen. Für das 16. Jahrhundert sind auch Gültrechte des Augustinerinnenklosters Oberndorf und des Klosters Alpirsbach belegt. Im darauf folgenden Jahrhundert hatten das Kloster Bernstein, die Herrschaft Haigerloch, die Weiße Sammlung Rottweil, die Klöster Wittichen und Kirchberg solche Rechte in der Ortsgemarkung. Gültrechte der Reichsstadt Rottweil sind für das 18. Jahrhundert nachweisbar. Der Großzehnt ging 1685 jeweils zur Hälfte an die Geistliche Verwaltung in Rosenfeld und wahrscheinlich schon seit dem 14. Jahrhundert an das Augustinerinnenkloster in Oberndorf. Der Novalzehnt hingegen stand seit 1553 der Herrschaft Württemberg zu und war nachweislich 1699 zwischen den Geistlichen Verwaltungen Rosenfeld und Sulz geteilt. Der Heu- und Öhmdzehnt sowie der Kleine Zehnt gehörten zu dieser Zeit der Pfarrei Aistaig. Erstmals werden 1562 neben dem Vogt das Gericht und die »Gmaind« von Sigmarswangen erwähnt. An den Aktionen des Armen Konrad im Amt Sulz 1514 waren auch Einwohner aus Sigmarswangen beteiligt. Sigmarswangen kam 1938 zum Landkreis Horb.
Wirtschaft und Bevölkerung: Der früheste Hinweis auf Bevölkerungszahlen stammt von 1544/45, als 36 männliche Erwachsene für die Türkensteuer geschätzt wurden. Im Jahr 1598 betrug die Anzahl der männlichen Bürger 22. Die schweren Bevölkerungsverluste während des 30jährigen Krieges werden durch die Gesamtzahl an Erwachsenen und Schülern widergespiegelt, die sich von 1634 bis 1639 auf ein Sechstel verminderte. Um so bemerkenswerter ist das stürmische Wachstum, als sich die Bevölkerung von 1654 bis 1805 nahezu verfünffachte. In die frühen Vermögensverhältnisse und -verteilung gibt die Türkensteuerliste erstmals Einblicke. Von den insgesamt 40 Schatzungspflichtigen verfügten 27 über einen Betrag von zusammen 3604 Gulden. Davon besaßen wiederum 15 zusammen 813 Gulden (22,6 Prozent) und zwölf die Summe von 2791 Gulden (77,4 Prozent). In der Landwirtschaft nahm der Ackerbau (728 Morgen) vor Wiesenwirtschaft (152 Morgen), Gartenanbau (14 Morgen), Wald- (365 Morgen) und Allmendwirtschaft (120 Morgen) den ersten Rang ein. Das Handwerk war um 1730 mit jeweils einem Bäcker und Schmied, zwei Zimmerleuten und Schneidern und drei Webern vertreten. Die Bewohner waren in die Sulzer Stadtmühle gebannt, deren Bannrechte nach 1842 aufgehoben wurden.

Ersterwähnung: 1484
Kirche und Schule: Der Ort gehörte im 14. Jahrhundert als Teil der Pfarrei Bochingen zum Dekanat Rottweil. Ende des 15. Jahrhunderts war der größere Teil des Orts zwischen den Pfarreien Bochingen und Aistaig geteilt. Ein aus zwei Höfen bestehender kleinerer Teil unterstand allein der Pfarrei Aistaig. Die Pfarrer aus Bochingen und Aistaig hielten vierzehntägig abwechselnd Messe. Anfang des 16. Jahrhunderts war ein Sulzer Geistlicher damit beauftragt. Im Gefolge der Reformation wurde Sigmarswangen dann von dem katholisch bleibenden Bochingen getrennt und vollständig der Pfarrei Aistaig unterstellt. Die Kapelle und ihr Patrozinium St. Jakob sind für 1484 erstmals nachweisbar. Im Jahr 1788 wurde eine neue Kirche unter Verwendung eines Teils des alten Turms gebaut. Ein Schulmeister ist erstmals 1650 nachgewiesen. Vier Jahre später werden 17 Schüler genannt. 1676 war die Zahl auf neun (fünf Mädchen und vier Knaben) geschrumpft. Bis 1805 schließlich stieg die Schülerzahl auf 84 (Winterschule) beziehungsweise 78 (Sommerschule) an. Die 1726 erstmals nachweisbare Sommerschule setzte sich bis 1763 durch. Weil im Ort kein Schulhaus vorhanden war, stellte Ende des 18. Jahrhunderts der Schulmeister sein eigenes Haus für den Schulunterricht zur Verfügung. Erst 1803 erwarb die Gemeinde ein Haus und richtete es als Schule ein. 1836 wurde eine eigene Pfarrei Sigmarswangen errichtet. Heute die Evangelischen nach Wittershausen (Gemeinde Vöhringen), die Katholiken nach Böchingen, Stadt Oberndorf.
Patrozinium: St. Jakob
Ersterwähnung: 1484

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