Eppingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0985

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Stadt Eppingen entwickelte sich im Übergang vom hohen zum späten Mittelalter aus dem bereits in der frühen Merowingerzeit auf einem Hügelsporn im Mündungsdreieck der Bäche Elsenz und Hilsbach entstandenen Dorf »Epbingon« (985). Dessen Zugehörigkeit zur ältesten nachantiken Siedlungsschicht ergibt sich nicht allein aus der Struktur seines Namens, sondern auch aus Reihengräbern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Pfaffenberg unweit westlich der Altstadt entdeckt wurden. Eine gewisse Unregelmäßigkeit im Grundriss des ältesten, ovalen bis rechteckigen Stadtkerns um die Kirche ist noch auf die dörfliche Vorgängersiedlung zurückzuführen. Die später entstandenen Siedlungserweiterungen nach Süden, Osten und Norden weisen ein den städtischen Bedürfnissen angepasstes gitterförmiges Straßennetz auf. Der Markt lag im Westen vor der Stadt (zwischen St. Peters-Gasse und heutiger Bahnhofstraße), von wo aus sich seit dem Ende des 15. Jahrhunderts beiderseits der Brettener Straße eine bald gleichfalls befestigte Vorstadt entfaltete. Die Vorstadt entlang der Adelshofer Straße ist wohl erst neuzeitlichen Ursprungs. 1778 bestand die Stadt aus 215 Häusern. Von der Eppinger Gemarkung sind abgesehen von Welkheim (1508), das möglicherweise mit »Witegowenhusen« zu identifizieren ist, keine wüstgefallenen Siedlungen bekannt; der Name des Gewanns Zimmerberg ganz im Nordosten bezieht sich auf die zu Stebbach gehörige Wüstung Zimmern. Aus der bemerkenswerten Tatsache, dass kein einziger Flurname auf Rodungen hindeutet, darf man schließen, dass die ganze ausgedehnte Eppinger Feldmark des 19. Jahrhunderts bereits im Mittelalter in landwirtschaftlicher Nutzung stand. Teile des Walds im Südosten wurden in den 1360er Jahren in Auseinandersetzung mit der Gemeinde Kleingartach der hiesigen Gemarkung zugeschlagen. Die Kuppe des Ottilienbergs diente vermutlich schon in keltischer Zeit als Zuflucht und Kultstätte. Die noch heute vorhandene Wallfahrtskapelle St. Ottilien wurde 1473 von den Gemmingen-Guttenberg gestiftet. Südlich davon, im Gemeindewald Kopfrain, liegt eine Gruppe vorgeschichtlicher Grabhügel. Die auf dem Hochflächensporn zwischen Eisenz und Hilsbach gelegene Altstadt mit noch erhaltenen Fachwerkbauten des 16./17. Jahrhunderts paßt sich in ihrem Grundriß dem Gelände an. Sie ist eingerahmt von neueren Ortsteilen, die ringsum die Hänge erklommen haben, darunter im Nordwesten die Siedlung der Neuen Heimat (1947/66), im Südosten die Spitzgarten-Siedlung (1950) und im Nordosten die Siedlung am »Scheuerle« (1970er Jahre) sowie weitere größere Wohnviertel im Süden und Norden. Gewerbegebiete befinden sich nahe des Bahnhofs sowie westlich und östlich der Stadt.
Historische Namensformen:
  • Epbingon 0985
  • Eppingin
Geschichte: 985 schenkte König Otto III. seinen Besitz zu Eppingen (»quicquid in villa«) der Wormser Bischofskirche, und 1057 übertrug Heinrich IV. sein Gut daselbst (»quoddam predium«) dem Speyrer Dom. Von Wormser Rechten ist später nicht mehr die Rede, hingegen dauerte die Speyrer Begüterung, 1101 und 1140 nochmals bestätigt, bis zur Säkularisation am Ende des Alten Reiches. Gleichwohl gelang es schon den Staufern, die hiesige Herrschaft wieder an sich zu ziehen. 1188 zählte der »burgus« Eppingen »cum pertinenciis« zu den Haus- und Reichsgütern, die Kaiser Friedrich I. Barbarossa für die Ausstattung seiner künftigen Schwiegertochter Berengaria von Kastilien bestimmte, und 1219 verpfändete Kaiser Friedrich II. den wohl schon damals zur Stadt entwickelten Ort an die Markgrafen von Baden. König Rudolf von Habsburg erhöhte 1285 die Pfandsumme und Kaiser Ludwig der Bayer erneuerte die Pfandschaft 1331 einmal mehr. Wenig später jedoch versetzten die Markgrafen Eppingen ihrerseits an die Pfalzgrafen bei Rhein (vor 1339). In den folgenden Jahrzehnten scheint der Besitz zwischen den rivalisierenden Pfalzgrafen und Markgrafen mehrfach gewechselt zu haben und 1360 waren vorübergehend auch die Gemmingen und Neipperg beteiligt, die Neipperg 1413/14 ein weiteres Mal. Nach einem 1390 bei König Wenzel eingeholten Schiedsspruch blieb Eppingen schließlich dauerhaft bei der Pfalz; 1424 wurde die Pfandsumme neuerlich erhöht und nach seiner Niederlage bei Seckenheim verzichtete Markgraf Karl 1463 endgültig auf die Wiederlösung. Aufgrund einer letzten Verpfändung war Eppingen von 1469 bis 1481 im Besitz der von Gemmingen-Guttenberg, woran noch heute das pfälzisch-gemmingische Doppelwappen an der Alten Universität und das gemmingische Wappen im Chorgewölbe der Kapelle auf dem Ottilienberg erinnern. Danach blieb die Stadt bei Kurpfalz (Oberamt Bretten) und fiel erst mit deren Ende 1802/03 wieder an Baden. Neben dem seit dem 11. Jahrhundert bezeugten Domkapitel von Speyer (Frongut mit 56 Morgen Äckern und Wiesen sowie zwei Dritteln am Schultheißenamt) begegnen als Grundherren zu Eppingen im Lauf der Jahrhunderte die Klöster der Zisterzienser in Herrenalb (1282/85) und der Karmeliter in Hirschhorn (1409/1803), die Stifte Bruchsal-Odenheim (1515, Marschalkshof) und St. Guido zu Speyer (1532/1803, Wittumgut), zahlreiche Familien des Ritteradels, darunter die Hohenstein (1282), Göler (vor 1407/1805), Rot (1412), Gemmingen (1419/1765), Venningen (1421), Landschad von Steinach (1564), Speth von Sulzburg (1615) und Hillesheim (1749), das Spital zu Heidelsheim (16. Jahrhundert), die Pfarrkirche zu Eppingen mit ihren verschiedenen Pfründen sowie die Orts- beziehungsweise Landesherrschaft, deren zur Kellerei Hilsbach gehöriges Anwesen in der Stadt 1802/03 an die Fürsten zu Leiningen gelangte. In den Gerechtsamen der Hirschhorner Karmeliter, die zuvor in ritteradliger Hand waren (1307 von Stein, vor 1407 Göler), lassen sich zumindest Teile des vormals Wormser Besitzes wiedererkennen. Den Großzehnt auf Eppinger Gemarkung bezogen zu drei Siebenteln das Domkapitel zu Speyer und zu je einem Siebentel das St. Guido-Stift, die Karmeliter zu Hirschhorn, die Göler von Ravensburg und die Pfarrei zu Eppingen (1540, 1608); in den Weinzehnt teilten sich zu zwei Dritteln das Speyrer Dom- und zu einem Drittel das St. Guido-Stift. Darüber hinaus gab es eine Reihe von Sonderberechtigungen. 1188 als »burgus« und 1234 als »civitas« erwähnt, vollzog sich die Stadtwerdung Eppingens ganz offensichtlich bereits in staufischer Zeit. Entsprechende Privilegien – unter Bezug auf Heilbronn – wurden der Gemeinde allerdings erst 1303 durch König Albrecht I. verliehen und später durch Ludwig IV. (1331) und Karl IV. (1360) erneuert. Ein Rat ist bereits 1303 bezeugt (»consulibus et universis civibus«), ein Rathaus, obgleich zweifellos sehr viel älter (sog. Alte Universität?), erst 1566 und ein Stadtschreiber 1489. 1786 war der Rat mit sechs Personen besetzt. Ein Siegel der Stadt findet bereits 1365 Erwähnung; der älteste erhaltene Abdruck datiert von 1428, er zeigt einen Schild mit schrägrechtem Balken (Baden) und trägt die Umschrift »s’ . civitatis . eppingin«. 1365/72 erwarb die Stadtgemeinde die niedergerichtliche Obrigkeit im benachbarten Mühlbach und blieb in deren Besitz bis zum Ende des Alten Reiches; die dazu gehörige Lehnspflicht gegenüber den Grafen von Oettingen wurde stets von zwei Bürgern wahrgenommen. Darüber hinaus verfügte die Gemeinde über umfangreichen Wald, eine Badstube, zwei Mühlen am Hilsbach und eine Schäferei (1540), später auch über eine Ziegelhütte (1756). Im Bauernkrieg 1525 unterstützte der Magistrat der Stadt notgedrungen den Pfaffen Eisenhut und sein Gefolge; eine größere Anzahl von Bürgern zog mit den Aufständischen. Anschließend musste die Stadt hohen Schadensersatz leisten. Eppingen zählte zum Amt Bretten, fiel am 22.6.1807 zum Stabsamt Eppingen und am 6.12.1809 wieder zurück an das Amt Bretten. Eppingen war vom 24.7.1813 bis 1.4.1924 Sitz eines Bezirksamts, kam dann zum Bezirksamt Sinsheim, aus dem am 25.6.1939 der gleichnamige Landkreis hervorging.
Ersterwähnung als Stadt: 1235
Wirtschaft und Bevölkerung: Im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts umfasste Eppingen knapp dreihundert Haushaltungen, was auf etwa 1300 Einwohner schließen lässt. Dieser Stand wurde bis in den Dreißigjährigen Krieg gehalten, dann aber folgte wie anderwärts ein länger währender Einbruch (1671 178 Haushaltungen, circa 800 Personen; 1701 165 Familien, das heißt circa 750 Personen), der erst im Lauf des 18. Jahrhunderts wieder kompensiert werden konnte. Schließlich wurden 1778 rund 1600 Seelen gezählt. Trotz des städtischen Gewerbes und Handels, deren wirtschaftlicher Erfolg noch heute in zahlreichen stattlichen Fachwerkhäusern zum Ausdruck kommt, war Eppingen allzeit stark landwirtschaftlich orientiert. Die drei Zelgen lagen gegen Rohrbach, gegen Mühlbach und gegen Richen (1508). Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Flur zu 84 Prozent für den Ackerbau genutzt, zu 12 Prozent für Wiesen und Weiden und zu knapp 4 Prozent für den Weinbau. So war es nur folgerichtig, wenn die Stadt seit den 1770er Jahren einen Getreidemarkt ausrichtete. Zwei Jahrmärkte – Simonis und Judae (28. Oktober) und Matthiae (24. Februar) – waren ihr bereits 1479 bewilligt worden, ein Wochenmarkt (donnerstags) im Januar 1525. Ein Kramladen wurde 1769 konzessioniert. Von insgesamt vier Mühlen an Hilsbach und Elsenz diente die Untere (Stadtmühle) zum Mahlen von Getreide, die Obere dem Schleifen, die Raußmühle dem Aufbereiten von Gerberlohe und die vierte dem Ölmahlen (1526). Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstand jenseits der Elsenz, nicht weit von der Vorstädter Brücke, eine Ziegelhütte.

Ersterwähnung: 1378
Kirche und Schule: Der Chorturm der alten Eppinger Stadtkirche stammt aus der Zeit um 1200 und birgt Fresken aus dem frühen 14. Jahrhundert; ein gotischer Neubau entstand 1435/45. Die Geschichte der zugehörigen Pfarrei (mit Filial Mühlbach) reicht jedoch sicher vor die Jahrtausendwende zurück. Daher dürfte auch das hierzulande seltene Patrozinium der Zwölf Apostel (1544) zu erklären sein, das am Ende des Mittelalters einer von zwei hier bestehenden Pfarreien zugeordnet war; die andere war der Muttergottes zugeeignet (1445) und gehörte vielleicht ursprünglich zu dem untergegangenen »Witegowenhusen«. Die Kollatur der mutmaßlich älteren Apostel-Pfarrei stand seit dem frühen 15. Jahrhundert den Hirschhorner Karmelitern zu, die der Marien-Pfarrei wurde vom Speyrer St. Guido-Stift wahrgenommen (1502 inkorporiert). Die beiden 1378 erstmals nebeneinander erwähnten Pfarrer wechselten einander wöchentlich im Gottesdienst ab. Außer diesen Pfarreien bestanden 1540 nicht weniger als zehn Kaplaneien, von denen eine namens der Herrschaft durch den Schultheißen verliehen wurde, zwei durch die Bürgermeister und das Gericht, drei abwechselnd durch das Stift St. Guido und die Hirschhorner Karmeliter, drei durch die Familie Diemar in Eppingen und eine durch die Göler von Ravensburg. Als Patrozinien von Nebenaltären werden im Lauf der Jahrhunderte genannt: St. Johannes Baptist (1334, Frühmesse), Heilig-Kreuz (1392), St. Nikolaus (1421), Alle Heiligen, St. Georg, St. Laurentius, St. Gertrud, St. Markus, St. Johannes Evangelista sowie St. Elisabeth. Darüber hinaus gab es unmittelbar nördlich der Kirche eine St. Katharinen-Kapelle (1421), südwestlich vor der Stadt eine St. Peters-Kapelle (1364) und südlich der Stadt, beim Friedhof eine 1414 gestiftete St. Leonhards-Kapelle. Reformatorisches Gedankengut dürfte in Eppingen schon zu Beginn der 1520er Jahre Eingang gefunden haben, wirklich eingeführt wurde die neue Lehre aber wie überall in Kurpfalz erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Danach erlebte die Stadt die verschiedenen pfälzischen Konfessionswechsel. Seit 1698 wurde die Hirschhorner Pfarrpfründe für einen katholischen, die Speyrer für einen reformierten Pfarrer verwendet, und schließlich erhielten in der Kirchenteilung von 1707 die Katholiken den Chor, die Reformierten das mittels einer Scheidemauer abgetrennte Schiff. Die nach dem Dreißigjährigen Krieg zugewanderten Lutheraner richteten um 1750 die nach der Reformation profanierte St. Peters-Kapelle in der Vorstadt für ihren Gottesdienst her. Die Anfänge des Eppinger Elementarschulwesens scheinen in vorreformatorische Zeit zurückzureichen; ein Schulmeister findet bereits 1421 Erwähnung und angeblich gab es im späten Mittelalter auch schon eine Lateinschule. 1536 ist Schulunterricht ausdrücklich bezeugt, und 1608 gab es an der reformierten Schule einen Rektor, einen Kollaborator und einen Mägdleinsschulmeister, dessen Stelle 1698 den Katholiken überlassen wurde. 1778 bestanden in der Stadt drei separate Schulen für die reformierte, katholische und lutherische Jugend. Der Hausname Alte Universität erinnert an eine pestbedingte Flucht Heidelberger Professoren und Studenten im Winter 1564/65. Kapelle St. Katharina spätgotisch einst im Norden der Pfarrkirche, 1806 abgebrochen. Zunächst außerhalb, ab 1519 in der Vorstadt Kapelle St. Peter. Die 1414 gestiftete Leonhardskapelle, später Friedhofskapelle, im 19. Jahrhundert abgebrochen. Nach dem Bau einer neuromanischen evangelischen Kirche mit kreuzförmigem Grundriß 1878 ging die alte Kirche 1881 ganz ins Eigentum der Katholiken über. Patrozinium Maria Himmelfahrt. Die letzte Renovation 1969/74 beseitigte den neugotischen Umbau mit Ausnahme des Turmhelms. Chorturm des 13./14. Jahrhunderts. Daran anschließend modernes Querhaus, spätgotisches Langhaus 1435 mit Eingangshalle. Das Innere einheitlich neugestaltet, die Fresken des 15. Jahrhunderts im Chor (Evangelisten, Leben Jesu, Apokalypse) und des 16. Jahrhunderts an der Langhausnordwand (Weihnachts- und Leidensgeschichte) geschickt einbezogen. Der alte Chor mit Tabernakel von F. Lehr dient jetzt als Sakramentskapelle.
Patrozinium: 12 Apostel
Ersterwähnung: 1544
Jüdische Gemeinde: Juden gab es in der Stadt schon vor 1349, im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts waren es dreizehn Familien; eine Judenschule (Synagoge) wird 1749 genannt.

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