Obergriesheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0767

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf der Gemarkung gibt es Spuren eines Gutshofs und sonstiger römischer Besiedlung sowie ein merowingerzeitliches Gräberfeld. Das Dorf wurde im Frühmittelalter von (Unter-) Griesheim aus an einem Hang über dem Jagsttal gegründet. Die Ursprungssiedlung erscheint im Lorscher Codex zuerst als »Greozisheim« (767), später auch als »villa Creizheim« (771). Der Ortsname bezieht sich entweder auf einen Personennamen oder auf die althochdeutsche Bezeichnung für Sand (»grioz«, Gries). 1280 erscheint erstmals das obere Griesheim (»superiori Griesheim«) gesondert. Auf ältere Rodungsflächen verweist der Flurname im Alten Neugereuth (1553). 1554 umfasste der Ort 34 Häuser. Im 17. Jahrhundert kam es mehrfach zu kriegsbedingten Schädigungen durch Schweden, Spanier und Hessen. Dennoch zählte man 1686 42 bewirtschaftete und nur fünf unbebaute Höfe. Eine Feuersbrunst zerstörte 1713 erneut einen Teil des Dorfs. Um 1789 gab es 52 Hofgüter. Im Westen der Gemarkung liegt in der Nähe römischer Siedlungsreste und des Limes die Wüstung Denzlingen; schon 1553 war sie nur noch als Flurname »zu Dintzling am Furt« in Erinnerung. In Hochflächenlage auf der »Krummen Ebene« mit kleinen Ortserweiterungen am westlichen und östlichen (seit 1961) Dorfrand.
Historische Namensformen:
  • Greozisheim 0767
  • villa Creizheim
  • superiori Griesheim
Geschichte: Obergriesheim zählte im Hochmittelalter zum Reichsbesitz um Wimpfen. 1360 war das Dorf an die Sturmfeder verpfändet und kam von diesen an die Hirschhorn; 1362 wurde die Pfandschaft vom Erzstift Mainz ausgelöst. Vermutlich bald nach 1483/84 ging Obergriesheim an den Deutschen Orden über; der erste Hinweis auf dessen Obrigkeit datiert von 1508. Die sechs Dörfer auf der Deutschen Ebene inklusive Obergriesheim gehörten zur Kommende Horneck und waren im Amt Heuchlingen zusammengefasst, das dem Hauptamt Scheuerberg unterstellt war (1554). Das Amt Heuchlingen zählte seit 1782/83 zum Neckaroberamt, das 1805 an Württemberg fiel. Angehörige einer möglicherweise ortsansässigen Ritteradelsfamilie sind zwischen 1278 und 1336 belegt. Kloster Lorsch erhielt in Griesheim zwischen 767 und 790 mehrere umfangreiche Schenkungen. Grundherrliche Rechte und Einkünfte in Obergriesheim hatten seit dem 13. Jahrhundert unter anderem das Stift Wimpfen, die Franziskaner und Karmeliter in Heilbronn, die Dominikaner in Wimpfen, das Kloster Billigheim, das Spital in Mosbach, der Deutsche Orden, der Bischof von Worms, die Pfarreien Offenau und Obergriesheim, die von Berlichingen, von Ehrenberg, von Rosenbach, von Wittstadt und von Gemmingen, die Stadt Wimpfen sowie die Fürsten zu Leiningen. Inhaber von Zehntanteilen, die vom Hochstift Würzburg zu Lehen rührten, waren Marquard von Gundelsheim und ein Wimpfner Kanoniker (1280) sowie Dietrich von Berlichingen und Konrad Truchsess von Auernhofen (1320). Einen weiteren Anteil hatte Schultheiß Heinrich Wigmar von Heilbronn als weinsbergisches Lehen (1357). 1554 waren der Groß- und Kleinzehnt wie folgt aufgeteilt: vier Neuntel hatte das Stift Wimpfen (1295 bereits 1/3), ein Drittel die Pfarrei Obergriesheim, zwei Neuntel das Spital Mosbach (1448 von den Lemlin von Talheim erworben); bis um 1800 hatte das Mosbacher Spital den Wimpfner Anteil übernommen. 1402 werden zwei Richter aus Obergriesheim erwähnt, die vermutlich dem hiesigen Dorfgericht angehörten. Später stellte Obergriesheim lediglich Delegierte zu dem Gericht, das der Deutsch-Ordens-Komtur mit jeweils zwei Richtern aus allen sechs Dörfern »uff der Ebne« besetzte (1554). Aber um 1600 scheint es in Obergriesheim ein eigenes Gericht für Zivilsachen gegeben zu haben. Das Rüggericht auf der Ebene sollte nur jährlich abgehalten werden; dazwischen gab es Kaufgerichte. Appellationen wurden in älterer Zeit an den Oberhof in Wimpfen gerichtet (1363, 1474), im 16. Jahrhundert an das Gericht in Neckarsulm und den Komtur zu Horneck (1554). Die Gemeinde Obergriesheim erscheint erstmals 1508 anlässlich eines Streits mit dem örtlichen Pfarrer, der sich darüber beklagte, dass sein Mesner ohne Entgelt als Büttel und Schütz im Dorf fungieren musste. 1600 erscheint neben Schultheiß und Gericht auch ein Bürgermeister. Bis 1694 war die Kelter in Gemeindebesitz. Obergriesheim fiel 1805 an Württemberg; seit 18.3.1806 Oberamt Neckarsulm, seit 1.10.1938 Landkreis Heilbronn. — Der hiesige Prediger Martin Fabri war 1525 am Bauernkrieg beteiligt.
Wirtschaft und Bevölkerung: In Obergriesheim lebten 1554 etwa 155 Menschen. Trotz Kriegen und Seuchen stieg die Bevölkerungszahl bis 1686 auf etwa 190. Um 1800 wurden 66 Bürger, also mehr als 330 Einwohner, gezählt. Ackerbau und etwas Weinbau bildeten die wirtschaftliche Grundlage des Dorfs und seiner Bewohner. Eine eigene Kelter findet 1694 Erwähnung. Die Küferei war im Besitz des Deutschen Ordens (1726). Ein Wirtshaus ist seit dem späten 17. Jahrhundert belegt; Ende des 18. Jahrhunderts gab es die Gasthäuser zur Traube (1781) und zum Kreuz (1788).

Ersterwähnung: 1396
Kirche und Schule: Die Gründung der Pfarrei St. Moritz (1554) in Obergriesheim erfolgte frühestens in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Ein Pfarrer begegnet erstmals 1396. Seit 1501 ist das Karmeliterkloster in Heilbronn als Kollator bezeugt; das Nominationsrecht stand dem Komtur auf Horneck zu (1546). Der Turm des vom Deutschen Orden in Auftrag gegebenen Kirchenneubaus wurde 1593 vollendet; 1604 fand die Weihe zu Ehren Mariens statt. Nach Demolierungen im Dreißigjährigen Krieg wurde der Hochaltar 1664 der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Um 1600 war der Mesner zugleich Schuldiener; seit 1602 ist ein eigener Schulmeister nachzuweisen. Katholische Pfarrkirche zum Herzen Jesu, 1900/02 in neugotischem Stil erbaut; der Turm ist noch gotisch. Schöne gotische Mutter Anna »Selbdritt«. Evangelische zu Bad Friedrichshall-Jagstfeld.
Patrozinium: St. Mauritius
Ersterwähnung: 1554

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