Stein am Kocher - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1219

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Seit dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts treten in Urkunden des Klosters Schöntal Adlige von Stein auf, die aufgrund der räumlichen Zusammenhänge dem Ansitz auf dem hiesigen Schlossberg des Dorfes zugeordnet werden können. Der Ort Stein (»de Lapide«) ist derart 1219 erstmals bezeugt. Die Siedlung dürfte sich aus dem zur Burg gehörigen Herrenhof beziehungsweise Weiler entwickelt haben; 1667 umfasste sie 74 Herdstellen, 1804 156 Haushaltungen. Die wiederholte Erwähnung eines Prestenecker Tors lässt auf die Existenz einer wie auch immer beschaffenen Umfriedung des Dorfs schließen. Der Fund von Ziegelstücken und Mauersteinen etwa 1,2 Kilometer westlich des Dorfs im Gewann Oberes Buchfeldlen zeugt von einer römerzeitlichen Siedlung. Etwa 0,8 Kilometer westlich des Ortskerns liegt der Lobenbacher Hof, der Mitte des 15. Jahrhunderts den Neudeck gehörte. Deren Nachfolger waren nacheinander die Wambold (1506), die Neipperg, die Gebsattel (1595), die Stettner (1750), die Raßler von Gamerschwang und die Zylnhardt zu Widdern (1775/80). Mitte des 18. Jahrhunderts gab es zwischen den Eigentümern des Ritterguts und dem Mainzer Amtskeller Streit wegen der niedergerichtlichen Kompetenzen. Eine Vedute aus dem Jahr 1667 zeigt neben dem Dorf Stein das Gut Lobenbach mit zwei stattlichen Häusern und einem Wirtschaftsgebäude. Der etwa 1,4 Kilometer westlich des Orts gelegene Buchhof ist seit 1278 als Besitz des Wimpfner Stiftsdekans bezeugt. Seit dem frühen 14. Jahrhundert tritt daneben das Kloster Billigheim als Grundbesitzer in Erscheinung. 1351 ist daselbst ein zweiter Hof greifbar, der 1394 ebenso wie noch diverse andere Güter im 15. Jahrhundert von Billigheim erworben wurde. Die Herrschaft über den Klosterhof hatte 1523 der württembergische Gerichtsstab Kochersteinsfeld. 1650 erwarb das Herzogtum den halben Buchhof; 1699 gelangte das Gut tauschweise an Schöntal. In der Mitte des 18. Jahrhunderts war der Hof im Besitz der Gemmingen, die dort bereits 1629 Einkünfte bezogen hatten. Neue Wohngebiete im Nordwesten und Südosten (»An der Neudenauer Straße«, »Kessel«, »Weißbaum«, »Wanne«, »Hühnerfeld«, »Spitzak-ker«, »Lämmlicher Berg«).
Historische Namensformen:
  • de Lapide
Geschichte: Bei der wohl auf der Urgemarkung von Kochertürn angelegten Burg Stein und der dazugehörigen Siedlung handelte es sich vermutlich um ein Allod der Herren von Allfeld, das im 13. Jahrhundert an die Herren von Weinsberg gelangte. Diese verkauften den Ort 1335 an das Erzstift Mainz, nahmen ihn von diesem aber gleich darauf wieder zu Lehen. Seither und bis zu ihrem Erlöschen 1507 hatten die Weinsberger die Burg und das Dorf Stein sowie die Burg Presteneck samt allen damit verbundenen Herrschaftsrechten von Mainz zu Lehen. Die hart am Tuffsteinfelsen stehende Burg Stein war wohl schon von den Herren von Dürn, sicher aber von den Weinsbergern an die von 1219 bis ins 14. Jahrhundert nachweisbaren Ritteradligen von Stein verliehen. Im 15. Jahrhundert verpfändeten die Herren von Weinsberg die Burg und das Dorf mehrfach, so 1406 an die Landschad von Steinach und 1443 an die von Sickingen. Von 1540 bis 1562 war das heimgefallene Lehen samt allen Zugehörungen an die von Gemmingen verpfändet; auf diese folgten von 1562 bis 1667 die Echter von Mespelbrunn und dann die Kämmerer von Worms genannt von Dalberg. Den beiden zuletzt genannten Familien war allerdings nur noch die niedere Obrigkeit zugestanden; die hohe Gerichtsbarkeit behielt Mainz sich selbst vor und ließ sie durch ihren Amtskeller in Neudenau ausüben. Mit der Säkularisation fiel die Landeshoheit über Stein 1802/03 an die Grafen von Leiningen-Heidesheim beziehungsweise Billigheim und mit der Mediatisierung 1806 an das Großherzogtum Baden. Burg Stein samt umfangreichen Gütern blieb im Besitz der Freiherren von Dalberg, die anstelle der Burg 1830 ein Landhaus in toskanischem Stil errichten ließen. Den am südlichen Ortsrand gelegenen zweiten Adelssitz, das Wasserschloss Presteneck, hatten die Herren von Weinsberg vor 1334 den Niblung, dann 1334 denen von Tierbach verliehen. Diese vererbten Presteneck 1401 an die Berlichingen, von denen es 1455 an die Echter von Mespelbrunn kam. Hermann Echter verkaufte den Besitz, der bei dieser Gelegenheit erstmals unter dem Namen Presteneck erscheint, 1493 an die Horneck von Hornberg, die ihn 1549 als freien Edelmannsitz an die von Gemmingen zu Bürg veräußerten. Die neue Herrschaft ließ 1580/83 anstelle der alten Burg das noch existierende Renaissanceschloss errichten, das nach 1831 an die Gemeinde Stein verkauft wurde. Zu dem Schloss gehörte als Burglehen ein Hof mit umfangreichem Grundbesitz auf Steiner und Kochertürner Gemarkung, über den die Herrschaft zu Presteneck die niedere Gerichtsbarkeit hatte. Der Zehnt zu Stein war 1413 im Besitz der Herren von Weinsberg. Zusammen mit der Weinsberger Gütermasse um Neuenstadt gelangte er 1450 an Kurpfalz. Ein den Neudeck verliehenes Drittel kam 1477 kaufweise an den Deutschen Orden; ein weiteres, 1469 ebenfalls an die Neudeck verliehenes Drittel gelangte 1549 über die Horneck von Hornberg 1549 an die von Gemmingen; und das übrige Drittel kam über die Berlichingen (1413) und die Echter (1455) wieder an die Kurpfalz, die es den Adelsheim zu Lehen gab. 1737 hatten die Adelsheim vier Neuntel, die Gemmingen zwei Neuntel und die Pfarrei Kochertürn namens des Deutschen Ordens drei Neuntel des Zehnten inne. Im Zusammenhang mit einem Streit um das Holzrecht des Ritterguts Lobenbach im Gebiet der Stein-Kochertürn-Bürger Markgenossenschaft tritt Stein zum Jahr 1500 als verfasste Gemeinde hervor. Eine 1540 erstellte Pfandbeschreibung nennt das mit Schultheiß und zehn Schöffen besetzte Dorfgericht; 1562, beim Aufzug der Echter, wurde diese Beschreibung erneuert. Ein Bürgermeister findet 1655 Erwähnung. Ein in Echter’schem Auftrag verfasstes Jurisdiktionalbuch für Neudenau, Herbolzheim und Stein dokumentiert alle herrschaftlichen Gerechtsame sowie das für den Grundbesitz, die Kirche, das Wirtshaus, die Juden, den Zehnt und die Gemeinde geltende Recht. 1711 bestand das Gericht aus zwölf Schöffen. 1806 gehörte zum Besitz der Gemeinde das bereits 1562 erwähnte Rathaus. Seit dem 22.6.1807 gehörte Stein am Kocher zum standesherrlichen Amt Neudenau, 24.7.1813 Zweites Landamt Mosbach (seit 1.5.1832 Bezirksamt Mosbach), 1.5.1841 Bezirksamt Neudenau in Mosbach, 1.5.1849 Bezirksamt Mosbach, 25.6.1939 Landkreis Mosbach.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Steiner Bevölkerung wuchs von etwa 150 Personen (32 Untertanen) zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf 837 im Jahr 1804 (inklusive Lobenbacher Hof und Buchhof). Die Steiner Bevölkerung ernährte sich von Landwirtschaft und vom Weinbau; eine Kelter wird 1603 erwähnt. Die 1540 bezeugte Schäferei war herrschaftlich. Eine Badstube ist ebenfalls 1540 belegt. Gewerbetreibende sind seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zu fassen, zuerst Metzger (1654), dann Schmiede (1695), Bäcker (1711), Schneider und Weber (1720), Schuhmacher (1724), Küfer (1725), Wagner (1761), Schreiner (1769), Maurer und Zimmerleute (1780) sowie Schlosser (1798). Organisiert waren sie seit etwa Mitte des 18. Jahrhunderts in gemeinsamen Zünften mit den Handwerkern in Neudenau. Die Existenz eines Wirtshauses ist 1562 zu erschließen; bis 1806 kamen weitere vier hinzu, zum Adler (1671), zum Löwen (um 1700) und zur Krone (1745) sowie das von einem Bierbrauer betriebene Bierhäusele (1786, später zum Grünen Baum).

Name: Burg Stein - Wasserschloß Presteneck (vor 1334)
Datum der Ersterwähnung: 1219

Ersterwähnung: 1310
Kirche und Schule: Stein pfarrte ursprünglich nach Kochertürn und wurde erst 1778 eigenständige Pfarrei. Der nach längeren Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Orden als Patronatsherrschaft von Kochertürn und den Dalberg als Pfandherrschaft zu Stein geschlossene Pfarrstiftungsvertrag datiert von 1782. Fortan übten beide Herrschaften das Präsentationsrecht abwechselnd aus. Damit war die alte, bereits 1562 und danach noch mehrfach von Kurmainz erhobene Forderung nach einer eigenen Steiner Pfarre erfüllt. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts existierte in der Schlosskapelle (1310) für kurze Zeit eine auf den letzten Herrn von Weinsberg zurückgehende Kaplaneipfründe. Das 1472 genannte Kreuzerhöhungs-Patrozinium der Kapelle wurde nach deren Abriss (1723) auf die nachfolgenden Kirchenbauten (1723/25 und 1884) übertragen. Wenige Meter westlich des Schlosses Presteneck steht eine bereits 1382 erwähnte, im Dreißigjährigen Krieg zerstörte und 1685 beziehungsweise 1750 erneuerte Marienkapelle. Im Zuge der Reformation wurde das Schloss Presteneck evangelisch und auch die dazugehörigen Güter galten 1759 als protestantischer Bezirk, jedoch blieb das Dorf Stein selbst stets katholisch. Zwar drangen die Mainzer Pfandverschreibungen von 1562 und 1771 auf die Bestallung eines eigenen Schulmeisters, aber gleichwohl war die Steiner Jugend in der Regel nach Kochertürn verwiesen. Dennoch werden 1667 und 1709 Steiner Lehrer genannt. Ein kontinuierlicher Schuldienst begann in Stein aber erst 1777 im Zusammenhang mit der Trennung von der Pfarrei Kochertürn; der Schulsaal befand sich bis zum Bau eines Schulhauses 1837 im Rathaus. Pfarrkirche 1884 in neugotischem Stil neuerbaut. Die Evangelischen zur Pfarrei Sulzbach, heute zu Ruchsen.
Patrozinium: Kreuzerhöhung
Ersterwähnung: 1472
Jüdische Gemeinde: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden 85 jüdische Einwohner gezählt. Bereits die Mainzer Pfandverschreibung von 1562 sah eine Ansiedlung von Juden in Stein vor, allerdings sind solche erst seit 1679 am Ort bezeugt; 1725 waren es acht Personen. Eine Synagoge bestand 1770. Die jüdische Gemeinde wurde 1937 aufgelöst.

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