Nordheim - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0823 [um 823]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Nordheims Ursprung ist in fränkischer Zeit zu suchen, und sein um 823 erstmals bezeugter Name (»Nordheim«) stellt einen siedlungsgenetischen Bezug zu einem anderen Ort her, bei dem es sich, wiewohl die kirchlichen Verhältnisse dem zu widersprechen scheinen, eigentlich nur um Meimsheim oder Lauffen handeln kann. Zwei keltische Viereckschanzen und die Reste römischer Gebäude im Gewann Steinfurt sowie vielerlei sonstige, bis in die Steinzeit zurückreichende Bodenfunde von nahezu allen Teilen der ausgedehnten Gemarkung deuten indes auf eine wesentlich ältere Vorgeschichte hin. Die Flurnamen Schächerhausen (1295 »Schecherhusen«; im nordwestlichen Teil der Gemarkung) und Klimmerdingen (Flurname östlich des Dorfs) erinnern an merowingerzeitliche Siedlungen, die im späten Mittelalter wüstgefallen sind. In Nordheim selbst gab es 1525 75 Häuser. Im Franzosenkrieg 1693/94 wurde das halbe Dorf niedergebrannt; noch 1697 waren 34 Anwesen verlassen. 1734 zählte man 115 Häuser und vier leerstehende Hofstätten. Noch im 18. Jahrhundert war der Ort ummauert und hatte drei Tore. Im flachen Katzenbachtal ursprünglich langgestreckt entstanden, hat sich der Ort in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg durch Neubaugebiete beiderseits des Bachs besonders im Südwesten und Nordosten baulich stark vergrößert. Zu den neuen Wohnbezirken gehören östlich »Weihen« (1950/60 beziehungsweise 1970), »Klimmerdingen« (1963), westlich »Kreuzäcker« (1962/70), »Steinfurt« (1973) und südlich »Geißbühl« (1974). Industrieanlagen nördlich im Gewann »Kelteräcker« seit 1966.
Historische Namensformen:
  • Nordheim 0820 [um 820]
Geschichte: Die Anhaltspunkte für eine Rekonstruktion der älteren Nordheimer Herrschaftsverhältnisse sind dürftig. 1188 verfügten die Staufer über hiesigen Besitz (»allodium«) und zweihundert Jahre später gehörte der Ort zur Grafschaft Württemberg. Zwischen 1220 und 1437 tritt eine Ritteradelsfamilie in Erscheinung, die von hier den Namen führte (im Wappen zwei schräglinke Balken), deren herrschaftlicher Ursprung sich aber im Umkreis von Staufern, Herren von Magenheim und Markgrafen von Baden nicht eindeutig verorten lässt und deren möglicher Anteil an örtlichen Vogteirechten unsicher ist. Im 14. Jahrhundert waren die Nordheimer mit Gütern im Kraichgau Vasallen der Grafen von Eberstein, der Bischöfe von Speyer und der Pfalzgrafen bei Rhein. Wie der Erwerb der Ortsvogtei durch Württemberg sich vollzog, bleibt derart gänzlich unklar. Spätestens 1380 war das Dorf in württembergischem Besitz, und in der Folgezeit standen den Grafen beziehungsweise Herzögen alle obrigkeitlichen beziehungsweise landesherrlichen Befugnisse zu (Amt Brackenheim). Unter den zahlreichen Grundbesitzern und Rentenbeziehern in Nordheim ist bereits im dritten Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts das Stift St. Cyriakus in Neuhausen bei Worms bezeugt. Dem Kloster Maulbronn schenkte 1241 Ludwig von Leinburg einen Hof. Über Höfe und sonstige Güter verfügten weiterhin das Stift Wimpfen (1295, 1358), das St. Klara- (1309, 1422) und das Franziskanerkloster (1372) in Heilbronn, die Zisterzienser in Schöntal (1359, 1610), das Kloster in Lauffen (1554) und die Deutsch-Ordens-Kommende Heilbronn (18. Jahrhundert). Darüber hinaus waren mehrere geistliche Pfründen hier begütert: die Pfarreien Heilbronn (1382, 1445) und Klingenberg (1471), die St. Nikolaus-, die Liebfrauen- und die Prädikaturpfründe in Lauffen (1554), die St. Vinzentius-Pfründe in Ilsfeld (1554) und die Frühmesse in Hausen an der Zaber (1567). Als Grundbesitzer aus dem Adel begegnen schließlich die Göler von Ravensburg (1359, 1666), die von Klingenberg (1361), die von Neipperg (1471, 1734) sowie die von Frauenberg und die Lemlin von Horkheim (1610). Insgesamt gab es in Nordheim um 1740 22 erblehnbare Hofgüter, die indes jeweils weiter aufgeteilt waren. Die Zehnten von Frucht, Wein und Hackfrüchten hingen mit der Herrschaft über die Kirche zusammen, rührten überwiegend vom Hochstift Worms zu Lehen und waren unter zahlreichen Berechtigten aufgeteilt. Die von Talheim hatten ein Viertel am Weinzehnt (1427, 1610), als Nachfolger der von Massenbach (1406) verfügten die von Neuhausen über ein Drittel des Fruchtzehnten und ein Sechstel des Weinzehnten (1411, 1529), die Feurer von Heilbronn bezogen ein Sechstel des großen und kleinen Zehnten (1483, 1610), die von Frauenberg waren am Frucht- und Kleinzehnt zu einem Drittel, am Weinzehnt zu einem Sechstel beteiligt (1529, 1610) und der Deutsche Orden zu Heilbronn beanspruchte vom Groß- und Kleinzehnt ein Drittel und vom Weinzehnt ein Viertel (1433, 18. Jahrhundert). Außerdem begegnen als Zehntberechtigte die von Riexingen (1430), die Lemlin von Talheim (1470), die Greck von Kochendorf (als Nachfolger der Böcklin von Eutingertal, 1480, 1610), die von Wittstadt (1483), die von Lomersheim (1560) und die Göler von Ravensburg (1616). Diese weite Aufsplitterung von grund- und zehntherrlichen Befugnissen lässt darauf schließen, dass die herrschaftlichen Verhältnisse Nordheims bereits im Übergang vom hohen zum späten Mittelalter kleinteilig waren und es den Grafen von Württemberg vermutlich ausgehend von vogteilichen Rechten an Kirchengut gelungen ist, ihren Anspruch auf Ortsherrschaft allmählich als das Recht des Stärkeren durchzusetzen. Schultheiß, Richter und Gemeinde von Nordheim sind seit 1439 nachzuweisen. 1513 war das Gericht mit zwölf Schöffen besetzt; später gab es neun Gerichts- und sechs Ratspersonen. Von 1495 datiert eine Aufzeichnung des für das Dorf gültigen Rechts im privaten wie im öffentlichen Bereich. Ein Rathaus mit offener Gerichts- und Markthalle im Erdgeschoss wurde 1593 errichtet. 1734 bestand der Gemeindebesitz aus dem Rathaus, dem Schulhaus, einem weiteren Haus, einem Armenhaus, einem Schafhaus, zwei Scheunen und einem Keller sowie aus rund 182 Morgen Wald, 35 Morgen Wiesen und Weiden, 30 Morgen Äckern und 3 Morgen Weinbergen. Nordheim gehörte bis 18.3.1806 zum Amt, bis 1.10.1938 zum Oberamt Brackenheim. — Der Ort zählte 1383 außer dem Schultheißen acht Bürger. 1693/94 wurde er von den Franzosen weitgehend zerstört. 1810 brannten 59 Gebäude samt der Kirche ab. — Dorfrecht von 1495 erhalten.
Wirtschaft und Bevölkerung: Bei 54 Haushaltungen hatte Nordheim im Jahr 1471 etwa 240 Einwohner. Zur Zeit des Bauernkriegs dürften es mehr als dreihundert gewesen sein, um die Mitte des 16. Jahrhunderts bereits mehr als vierhundert und um 1600 knapp sechshundert. Das friedlose 17. Jahrhundert brachte dann einen gravierenden Bevölkerungsrückgang, bis zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs um weit mehr als die Hälfte (1654 circa 240). Erst im 18. Jahrhundert setzte wieder ein nahezu kontinuierlicher Zuwachs ein von rund 430 (1702) über fünfhundert (1710), siebenhundert (1734) und achthundert (1779) auf knapp neunhundert Seelen (1806). Von jeher erwarb die Bevölkerung sich ihren Lebensunterhalt in erster Linie durch Ackerbau, Viehzucht, Weinbau und Obstbau. Die drei Zelgen lagen gegen Heilbronn, Brackenheim und (Groß-) Gartach (1530). Der Viehbestand belief sich 1771 auf dreißig Pferde und 368 Rinder. Die herrschaftliche Kelter im Dorf hatte drei Bäume (1530); vermutlich hat auch die 1734 erwähnte Wormser Kelter ein höheres Alter. Am Katzentalbach südlich des Dorfs wurde bereits 1372 eine Mühle betrieben; 1530 arbeitete sie mit drei Rädern. Im 18. Jahrhundert, nachdem eine weitere hinzugekommen war, wurde sie als Untere Mühle bezeichnet und hatte zwei Mahlgänge und einen Gerbgang; die Obere Mühle hatte 1734 je einen Mahl- und Gerbgang. An Gewerben registrierte man im zuletzt genannten Jahr vier Schuhmacher, je drei Bäcker, Küfer und Maurer, je zwei Metzger, Schneider, Leinenweber und Schmiede sowie je einen Schreiner und Zimmermann; außerdem bestanden die Schildwirtshäuser zur Rose, zum Ochsen und zur Sonne.

Ersterwähnung: 1307
Kirche und Schule: Kirchlich war St. Bartholomäus (1307) in Nordheim zunächst Filial der Pfarrei Großgartach; eigenständig wurde die Gemeinde vor 1349. Den Kirchensatz trugen bis 1406 die von Massenbach von Worms zu Lehen, dann die von Neuhausen (1496 alternierend mit den Lemlin) und seit 1529 die von Frauenberg; schließlich übte ihn das Hochstift Worms selbst aus. Mit der Säkularisation 1802/03 fiel er an Hessen-Darmstadt. 1432 findet eine Frühmesse Erwähnung. Der Altar zur Rechten war der Muttergottes geweiht; mit einem weiteren Altar unbekannten Patroziniums war eine Pfründe verbunden, die vom Inhaber des Pfarrpatronats verliehen wurde (1496). Im Gewann Kapellenäcker östlich des Dorfs stand die seit 1307 bezeugte St. Nikolaus-Kapelle. Ungeachtet der lehnrechtlichen Abhängigkeit vom Wormser Bischof wurde nach 1534 im Zuge der württembergischen Reformation auch in Nordheim die evangelische Lehre eingeführt. Schulunterricht gab es am Ort spätestens seit der Mitte des 16. Jahrhunderts. Als Lehrer fungierte der Mesner, dessen Haus (mit Schulstube) 1559 als »liederlich« und eng beschrieben wird. 1654 belief sich die Zahl der Schüler auf 33. Seit 1676 ist neben dem Winter- auch Sommerschulbetrieb nachzuweisen. Das 1734 bezeugte Schulhaus wurde 1804 durch einen Neubau ersetzt. Evangelische Pfarrkirche, 1820 erbaut, mit altem gotischem Ostturm. Schönes Rokokopfarrhaus von 1763. Katholische Kirche St. Maria 1953 erbaut und 1968 umgebaut; zur Pfarrei Heilbronn-Böckingen gehörend.
Patrozinium: St. Bartholomäus
Ersterwähnung: 1307

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)