Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Auf der Gemarkung gibt es verschiedene Stellen mit steinzeitlichen Funden. Die ersten nachweisbaren Wohnplätze sind zwei römische Gutshöfe in den Gewannen Mittag und Himmel. Ein Reihengräberfeld bei der heutigen Schule deutet ebenso wie der zur Wende des 11. Jahrhunderts erstmals bezeugte Ortsname (»Rohinkein«) darauf hin, dass die Anfänge der Siedlung in der früheren Merowingerzeit zu suchen sind. Einer Bestandsaufnahme von 1652 zufolge war Roigheim vom Dreißigjährigen Krieg unter allen Orten des Amts Möckmühl am stärksten betroffen; danach wurden nur noch 7 Prozent der Ackerfläche und 14 Prozent der Weinberge bebaut und nur 32 Prozent der Häuser waren noch bewohnt. Bei einem Brand am 2. Mai 1719 gingen zwei Drittel (93) der Wohnhäuser und 58 Scheunen zugrunde. Im Ortsetter gab es zwei Tore, ein unteres (1759) und ein oberes; erstmals findet ein Tor 1531 Erwähnung. Im Süden der Gemarkung lag der nach 1718 abgegangene Hof Gorsbach, den die Gemeinde Roigheim 1541 von der Stadt Möckmühl erworben hatte. Das Dorf am Hang und in der Talaue rechts der Seckach, bei der Einmündung eines kleinen Seitentales entstanden, vergrößerte sich seit 1949 durch neuere Wohngebiete, überwiegend Einfamilienhäuser, nördlich des alten Ortskerns (»Zeilberg«, »Untere Zeil«). Östlich des Bahnkörpers und an der Fabrikstraße im oberen Tal wurden 1958 die gewerblichen Anlagen erweitert. |
Historische Namensformen: | |
Geschichte: | Die hochmittelalterliche Herrschaftsentwicklung von Roigheim bleibt unklar. Im 13. Jahrhundert als Würzburger Lehen im Besitz der Grafen von Dürn, gelangte der Ort 1287 im Erbgang an die Hohenlohe. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts mehrfach verpfändet (Mainz, Hirschhorn), war er 1369 wieder in hohenlohischer Hand. Schließlich wurde er 1445 zusammen mit Möckmühl an Kurpfalz verkauft. Danach arrondierten die Pfalzgrafen ihre Befugnisse durch den Erwerb weiterer Herrschaftsrechte aus dem Besitz des Philipp Stumpf von Domeneck (1448) und der Berlichingen (1498). Infolge des bayerischen Erbfolgekriegs kam Roigheim 1504 an Württemberg, wurde aber vorübergehend noch an Würzburg verpfändet. Schließlich löste Herzog Ulrich den zum Amt Möckmühl gehörigen Ort wieder ein. Fortan blieb Roigheim mit allen hohen und niederen Obrigkeiten württembergisch (Amt Möckmühl). Nach Roigheim nannte sich zwischen 1275 und 1438 eine Ritteradelsfamilie, die allerdings den namengebenden Ort offenbar schon früh verlassen hat. Ihre Angehörigen begegnen als Lehnsleute der Dürn und später der Hohenlohe. Über die Lage und Beschaffenheit ihres Stammsitzes ist nichts bekannt. Möglicherweise gehörte zu ihr auch Heinrich Rohenkeim, der zwischen 1407 und 1425 als Abt des Klosters Schöntal amtierte. Als Inhaber von Gütern und Gerechtsamen zu Roigheim begegnen in Spätmittelalter und Frühneuzeit neben der hohenlohischen, pfälzischen und schließlich württembergischen Orts- beziehungsweise Landesherrschaft die Klöster Amorbach (12.–17. Jahrhundert) und Seligental (14.–16. Jahrhundert) sowie die Berlichingen, Adelsheim und Stumpf von Schweinberg. Im Jahr 1446 verfügte Amorbach hier über drei Höfe, fünf Güter und einen Weinberg; 1686 verkaufte es seinen örtlichen Besitz an Württemberg. Ein Drittel des großen und kleinen Zehnten bezog (bis 1686) das Kloster Amorbach; die beiden übrigen Drittel hatten zu verschiedenen Zeiten die von Hardheim auf Domeneck, von Dürn, Wambolt von Umstadt, Kolb von Rheindorf und von Adelsheim, schließlich der Herzog von Württemberg, die Leutrum von Ertingen und die Raßler von Gamerschwang. Bei der Ablösung der Zehnten im 19. Jahrhundert waren der König von Württemberg sowie die Freiherren von Troyff und von Adelsheim beteiligt. Die Geschäfte der Gemeinde führten zwei Bürgermeister; ihnen oblag die Verwaltung der Gemeindekasse, die Aufsicht über Brunnen, Wege, Wald und Allmende, die Organisation der Gemeindefronden und dergleichen mehr. Die Schöffen des Dorfgerichts waren auf Lebenszeit bestellt. Die Zuständigkeiten des Gerichts, das sich jährlich viermal versammelte (1531), waren in einem inzwischen verlorenen Fleckengerichtsbuch (1556) dokumentiert. Ein Dorfsiegel ist erstmals 1766 belegt; es zeigt im gespaltenen Schild vorn die württembergischen Hirschstangen und hinten ein sich aufbäumendes Pferd. Das Gemeindeeigentum bestand im 18. Jahrhundert aus dem nach 1719 wieder aufgebauten Rathaus und 645 Morgen Wald; die Schäferei war bereits 1649 verkauft worden. Roigheim gehörte zum Amt beziehungsweise ab 18.3.1806 Oberamt Möckmühl, ab 26.4.1808 Oberamt Schöntal, ab 3.11.1810 Oberamt Neckarsulm, ab 1.10.1938 Landkreis Heilbronn. — Schwefelquelle, 1476 und 1668 neu entdeckt, lange als Bad gebraucht. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Eine pfälzische Steuerliste von 1495 nennt 78, die Türkensteuerliste von 1545 107 Pflichtige; demnach hätte der Ort in den genannten Jahren etwa 350 respektive 480 Einwohner gehabt. Um 1600 sollen hier fünfhundert Menschen gelebt haben, fünf Jahre später sogar siebenhundert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1654) waren es hingegen nur noch 138. Danach nahm die Bevölkerung wieder relativ kontinuierlich zu, von dreihundert (1676) über 415 (1706), 528 (1726) und 597 (1745) auf 647 (1806); dazwischen sind aber immer wieder leichte Schwankungen zu konstatieren. Die Einwohner von Roigheim lebten im Wesentlichen von Ackerbau; Viehzucht und Weinbau waren von geringerer Bedeutung. Die Feldflur untergliederte sich in die Zelgen auf der Ebene, am Mühlbacher Weg und auf der Kastenbach (1531). Der Viehbestand belief sich 1771 auf zwei Pferde und 330 Rinder. Auch die örtlichen Handwerker (1722 22, 1734 32, 1782 48) trieben bis ins 19. Jahrhundert nebenbei Landwirtschaft. 1734 lag der Anteil der Gewerbe am Steueraufkommen bei 9 Prozent; im Einzelnen werden Metzger, Bäcker, Schmiede, Wagner, Maurer, Hafner, Küfer, Schuhflicker, Schneider, Weber, Papierer und Ziegler genannt. Im Jahr 1777 existierten die Schildwirtshäuser zum Lamm, zum Rößle und zum Ochsen. Bereits 1681 hatte Roigheim das Recht erhalten, zwei Jahrmärkte zu veranstalten; 1706 kam auch noch ein Wochenmarkt hinzu. Die drei Mühlen – die mittlere eine Schleifmühle – gehörten ebenso wie die Kelter mit zwei Bäumen Württemberg (1531). Die obere Mühle wurde 1667/68 gegen den Widerspruch der Grafen von Hohenlohe in eine Papiermühle umgewandelt und begründete so die Tradition der Roigheimer Papierindustrie. Seit dem späten Mittelalter gab es in Roigheim ein Wildbad (1476), das aber nach einer ersten Blütezeit wieder verfiel. Die inzwischen versiegten schwefelhaltigen Quellen wurden 1669 wiederentdeckt; der württembergische Hofmedicus Johann Matthäus Faber inspizierte sie, verfasste eine Beschreibung des Heilbrunnens und organisierte einen ordentlichen Badebetrieb. Zu diesem Zweck wurden ein Brunnenhäuschen und ein Opferstock errichtet sowie eine Badeordnung erlassen. Nach einer gutgehenden Anfangsphase mit zahlreichen, auch überregionalen Besuchern stagnierte das Badewesen neuerlich und war bis ins 19. Jahrhundert nur noch von regionaler Bedeutung. |