Unterkessach - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0976

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Beim Bau einer Wasserleitung stieß man 1928 im Gewann Lehnenwiesen auf römisches Mauerwerk. Das 976 erstmals erwähnte Dorf (»Chessaha«) entstand wohl in der frühmittelalterlichen Ausbauzeit; der auf den gleichnamigen Bach bezogene Ortsname erscheint seit 1284 in differenzierter Form (»in inferiori Kessa«). Das Ortsbild wurde von den Schöntaler Höfen geprägt. Während des Bauernkriegs 1525 wurde das Dorf weitgehend zerstört, doch waren dreißig Häuser um 1570 wieder aufgebaut. Im 16. und 17. Jahrhundert unterschied man infolge der geteilten Herrschaft zwischen einem diesseitigen und einem jenseitigen Dorf. 1746 bestand der Ort aus 58 Häusern, um 1800 aus 62 »bürgerlichen Häusern« sowie 42 Scheunen und Ställen. Der Weiler Volkshausen wird erstmals um 1090 in Verbindung mit Kloster Komburg genannt (»Uolcheshusen«). Begütert waren dort die Berlichingen. Über die adelsheimische Ortsherrschaft gehörte der 1580 kirchlich Unterkessach zugeordnete Ort bis ins 19. Jahrhundert zur Gemeinde Sennfeld. 1739 lebten hier sieben Hofbauern. Ein im 12. Jahrhundert und noch 1402 zusammen mit Volkshausen genannter Ort Erlach an der Grenze zu Korb fiel spätestens im Bauernkrieg wüst.
Historische Namensformen:
  • Chessaha 0976
  • in inferiori Kessa
Geschichte: Am Ende des 10. Jahrhunderts gehörte Kessach der Abtei Mosbach. Seit dem 13. Jahrhundert erwarb Kloster Schöntal über die von Rossach, das Kloster Billigheim (zuvor Rüdt von Bödigheim), das Spital Wimpfen und andere beachtlichen Grundbesitz in Unterkessach, der seit dem Ende des 15. Jahrhunderts neun Höfe umfasste. In die Ortsherrschaft teilten sich zwei Linien der Berlichingen (Rossach und Leuterstal). Als Lehnsherr erscheint im 14. Jahrhundert das Hochstift Würzburg. Um 1500 waren Anteile am Zehnt (1/3 Berlichingen) und am Gericht Lehen von Kurpfalz (früher Weinsberg). Die Hochgerichtsbarkeit lag bei der Zent Möckmühl. Am Ende des Alten Reiches wurde das beim fränkischen Ritterkanton Odenwald immatrikulierte Unterkessach von Württemberg mediatisiert. Dem Gericht gehörten sechs Richter an. Ein Rathaus wird 1577 genannt. Zum Vermögen der Gemeinde gehörten um 1800 neben dem Schul- und Rathaus ein Hirten- und Armenhaus sowie 443 Morgen Wald. 1806 württembergisch, zunächst Oberamt Schöntal, ab 27.10.bzw.3.11.1810 Oberamt Neckarsulm. Gemäß dem Staatsvertrag vom 28.6.1843 badisch im Austausch für Kondominatsanteile an Widdern. Ab 1.5.1846 Bezirksamt Adelsheim, ab 1.10.1936 Bezirksamt Buchen, ab 25.6.1939 Landkreis Buchen. Zum 1.1.1925 wurde Volkshausen nach Unterkessach eingegliedert.
Wirtschaft und Bevölkerung: Von 84 Bürgern (knapp 380 Einwohner) sollen nur achtzehn den Bauernkrieg 1525 überlebt haben. Auch der Dreißigjährige Krieg bedeutete einen tiefen Einschnitt. Gab es um 1630 etwa 370 Einwohner, so wurden 1652 nur noch 73 Seelen gezählt. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl nur allmählich über 272 (1726) auf 314 im Jahr 1789. Die Bevölkerung lebte vor allem vom Acker- und Weinbau (1584 60 Morgen, 1620 81 Morgen Weinberge). Schildwirtschaften waren vor 1800 der Hirsch und der Ochsen, zeitweise auch der Schwarze Adler. 1746 gab es neben den Bauern und Weingärtnern je zwei Bäcker, Schmiede, Schuhmacher und Wagner sowie je einen Küfer, Leinenweber, Maurer, Müller, Schneider und Schreiner.

Ersterwähnung: 1425
Kirche und Schule: Der Flurname Alte Kirche östlich des Dorfs im Kessachtal verweist auf den Standort der ältesten Kirche oder Kapelle. Ihr Erbauer ist nicht bekannt. Die St. Georgs-Kirche wird 1425 erstmals erwähnt. Unterkessach war ursprünglich Filial von Bieringen. Spätestens im 16. Jahrhundert bestand eine Verbindung zu Widdern, da der Ort 1527 durch den Pfarrer von Widdern versehen wurde; 1654 hieß es, dieser predige »nach Ortsgerechtigkeit und altem Herkommen« an Aposteltagen in Unterkessach, ansonsten hätten die Unterkessacher die Kirche in Widdern aufzusuchen. Die Berlichingen als Ortsherren bemühten sich im 17. Jahrhundert die Verbindung mit Widdern durch die Einsetzung eigener Pfarrer zu lösen, was indes nur seit 1612 für wenige Jahrzehnte gelang, so dass Unterkessach bis ins 19. Jahrhundert Filial von Widdern blieb. 1738/42 erfolgte ein Neubau der Kirche. Ein Schulmeister ist erstmals 1594 bezeugt. Bis 1722 gab es aber immer wieder längere Zeiten ohne Lehrer und Schulbetrieb, weil die Leute, wie es 1703 hieß, zur Unterhaltung eines Schulmeisters zu arm seien. Der 1763 berufene Schulmeister sollte die Schule im Sommer und Winter »um gebührliche Zeit« versehen, die Kinder »im Christentum nach dem Katechismus« unterrichten, und sie »im Buchstabieren, Lesen, Schreiben, Singen und Rechnen fleißig lernen lassen«. 1847 zur badischen Landeskirche Pfarrei Leibenstadt zugehörig. Kirche von 1738/42 wohl unter Verwendung eines alten Turms vor dem polygonalen Chor. Katholiken zu Adelsheim.
Patrozinium: St. Georg
Ersterwähnung: 1425
Jüdische Gemeinde: Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert wohnten eine oder zwei jüdische Familien am Ort.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)