Mettingen - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Liegt auf Gemarkung: Esslingen am Neckar
Ersterwähnung: 1229

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Mettingen liegt am rechten Neckarufer, nordwestlich von Esslingen unterhalb der Neckarhalde. Westlich des Bahnhofs wurde ein jungsteinzeitliches Steinbeil geborgen, ansonsten fehlen vorgeschichtliche Funde. Der Ortsname wird auf einen alemannischen Rufnamen (»Matto«) zurückgehen. Aufgrund seiner Tallage ist Mettingen als alemannische Gründung anzusprechen, wenn auch die archäologischen Funde weniger bedeutend und vergleichsweise weit vom Ortskern aufgefunden worden sind. Prägend für Mettingen wurden, neben der politischen Zugehörigkeit zu Esslingen, zwei Elemente: die Lage am Neckar und an der alten, noch 1289 so bezeichneten Fernhandels- und Reichsstraße zwischen Cannstatt und Esslingen sowie der Weinbau. Eine Mettinger Gemarkung wird in den Quellen nicht genannt und war schon früh mit derjenigen Esslingens verschmolzen. Die drei Zelgen finden sich erstmals 1413. Das später in fünf Bereiche eingeteilte Mettinger Gebiet umfasste 1722 circa 175 Hektar. Der kleine Ort entwickelte sich als lang gestreckte Siedlung beiderseits der Marienkapelle an der den Neckar begleitenden Straße. Bis zum Neckardurchstich von 1921–23 lag der Ort unmittelbar am Fluss; im westlichen Teil der Hauptstraße war deshalb nur eine hangseitige Bebauung der Straße möglich. Hochwasser, wie 1524, blieben eine stetige Bedrohung. Das unbefestigte Mettingen wurde vielfach in die militärischen Auseinandersetzungen mit Württemberg involviert, weswegen eine vorherige größere Ausdehnung in Richtung Obertürkheim nicht wieder erreicht wurde. 1449 wurden die Weingärten vernichtet und 1519 der Ort selbst verheert und geplündert. An der Straße nach Esslingen ein Sondersiechen- oder Leprosenhaus abgegangen.
Historische Namensformen:
  • Mettingin 1229
Geschichte: Die herrschaftlichen Verhältnisse im Frühmittelalter sind auch in Mettingen unklar. Der Ort gehörte um 700 zum Neckargau, anschließend wurde sein Geschick von der benachbarten Stadt bestimmt: Bei der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1229 nimmt der Esslinger Schultheiß den Schenkungsvorgang nach Stadtrecht vor. Trotz verschiedener Grundbesitzer fungierten als Konkurrenten um die Ortsherrschaft nur die Grafen von Württemberg, die in Mettingen zahlreiche Eigenleute besaßen. Nach längeren Auseinandersetzungen wird auch Mettingen 1399 im Rahmen eines Vergleichs der Kontrahenten endgültig Teil des reichsstädtischen Territoriums. Die stattliche Anzahl der Grundbesitzer und Inhaber von Einnahmen kennzeichnet Mettingen als Weinbauort. Frühe adelige Grundbesitzer sind die Herren von Steußlingen, ihrerseits staufische Dienstleute, als Lehensherren (1261), die Grafen von Württemberg beziehungsweise das Kloster Edelstetten (1276), die Truchsessen von Urach als Lehensherren (1300), die Herren von Nellingen (1325) und von Rechberg (1331). Zahlreich sind auch die Rechte Esslinger Bürger, so bedeutender Besitz der Familie Bürgermeister (1413). An geistlichen Institutionen sind die Esslinger Pfarrkirche (1267), die Klöster Salem (1267), Bebenhausen (1282), Kaisheim (1318), Sirnau beziehungsweise das Esslinger Dominikanerkloster (1304), das Esslinger Katharinenhospital (1358) sowie das Kloster Denkendorf (1413) zu nennen. Besonders reich begütert war das gegenüber Mettingen auf der anderen Neckarseite gelegene Kloster Weiler. Die Einnahmen des Klosters, auch aus Mettingen, wurden 1566 von Herzog Christoph von Württemberg dem städtischen Armenkasten sowie der Präsenz der Pfarrkirche Sankt Dionys überlassen. Der Mettinger war dem Esslinger Zehnt zugehörig und stand – bis zu dessen Verpachtung an die Stadt 1547 – dem Domkapitel Speyer zu. Ausprägungen kommunaler Strukturen treten erst relativ spät in Erscheinung. Erst ab dem Jahr 1607 wurden vom Esslinger Magistrat Schultheißen eingesetzt, die bis zum Inkrafttreten der neuen Verfassung im Jahr 1803 amtierten. Auch danach blieb Mettingen ein eigener Schultheißenamtsbezirk.
Wirtschaft und Bevölkerung: Erst 1399 wurden alle Mettinger endgültig Bürger der Reichsstadt. Hinweise auf die Einwohnerzahl im Mittelalter geben die Esslinger Steuerbücher: 1363 waren 21 Haushaltsvorstände steuerpflichtig. 1458 steuerten nur noch 18 Haushalte. 1722 lebten 49 Steuerpflichtige in Mettingen, 1773/74 verfügte der Ort über 42 Häuser und zwei Keltern, 1813 finden sich 285 Einwohner. Die Wirtschaft war durch den Weinbau (1603: 250 Morgen) und die Umwandlung der Acker- in Rebflächen geprägt. Die Weinberge gehörten zu den besseren in Esslingen. Weil die kleine Ackerfläche im schmalen Flusstal nicht ausreichte, erhielten Mettinger Bürger im 15. Jahrhundert erhebliche Lehengüter des Klosters Weiler auf der anderen Neckarseite, so rund 133 Morgen Wiesenfläche im Jahr 1411. Daneben nutzten sie auch das sogenannte Mettinger Holz des Esslinger Katharinenhospitals an der Plienshalde. Beinahe die gesamte Bevölkerung lebte vom Weinbau: 1721 hatten nur drei Mettinger Bürger keinen Weinbergbesitz. Die Erträge der Weiler Weinberge in Mettingen waren in die 1345 erstmals genannte Weiler Kelter gebannt. Nachdem 1702 eine neue Kelter erbaut wurde, bestanden 1761 zwei Keltern. Eine Herberge (Großes Haus) wurde 1550 errichtet. Von Bedeutung war auch das Steinebrechen im Neckar.

Ersterwähnung: 1446
Kirche und Schule: Mettingen war Filiale von Esslingen und vollzog die Einführung der Reformation im Jahr 1531 mit. Die Mettinger Liebfrauen- beziehungsweise Marienkapelle stammt wohl aus dem 14. Jahrhundert. Erst nach Spendenaufrufen (erstmals 1455) waren 1478 mit dem mächtigen Turmbau im Osten auch die spätgotische Vierung und die polygonale Apsis fertig gestellt, das ältere Langhaus blieb erhalten. 1455 sind die Patrozinien der Jungfrau Maria, der der obere Altar geweiht war, und des Heiligen Lorenz nachgewiesen. 1488 wurde eine ewige Kaplaneistelle gestiftet, deren Patronatsrecht der Stadt Esslingen zukam. Drei Kirchenpfleger sind schon 1476 nachweisbar. 1702 wird eine bereits niedergelegte Feldsiechenkapelle in Mettingen genannt. Vor 1331 wurde das Sondersiechenhaus für Männer aus der Esslinger Vorstadt in Richtung Mettingen verlegt. Es befand sich südöstlich außerhalb des Ortes unmittelbar an Straße und Neckar. 1449 durch die Württemberger zerstört, wurde das dem Katharinenhospital zugehörige Haus wieder aufgebaut und 1535 aufwendig erneuert. Vor seiner Schließung 1772 wurde es nicht mehr ausschließlich für Sondersieche benutzt. Die Mettinger Kinder besuchten die Schulen in Esslingen. 1706 verbot der Esslinger Rat den Schulbesuch in Obertürkheim. Evangelische Pfarrkirche mit kleinem hochgotischem Schiff aus dem 14. Jahrhundert, an das Hans Böblinger († 1482) einen den Vorchor bildenden, für das kleine Schiff viel zu großen Turm mit vier Ecktürmchen und einen hohen kreuzgewölbten Vieleckchor mit Maßwerkfenstern anbaute. Renovierung 1896. Teilkirchengemeinde Mettingen (Pfarrei und Verweser der Stadtpfarrei) umfasst auch Brühl und Weil. Katholische Pfarrei seit 1957, Maria-Hilf-Kirche 1952 erbaut.
Patrozinium: Heilige Maria, Heiliger Lorenz
Ersterwähnung: 1455
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)