Wallhausen
Rathaus, Wallhausen [Quelle: Wallhausen]
Kulturhaus, Wallhausen [Quelle: Wallhausen]
Ehemalige Synagoge, heute Gedenkstätte, Michelbach [Quelle: Wallhausen]
Naturerlebnisbad, in Wallhausen [Quelle: Wallhausen]
Wasserturm, Wallhausen [Quelle: Wallhausen]
Luftbild: Film 17 Bildnr. 13, Bild 1 [Quelle: Landesarchiv BW] /
Zur Detailseite Wallhausen aus der Luft 2004 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg; 22.10.2004] /
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Zur Detailseite Wallhausen-Schainbach: Flügelaltar in der ev. Pfarrkirche, 2004 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg; 13.10.2004] /
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Zur Detailseite Wallhausen-Michelbach an der Lücke aus der Luft 2004 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg; 29.07.2004] /
Zur Detailseite Wallhausen-Schainbach: ev. Pfarrkirche St. Jakobus d.Ä., 2004 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg; 13.10.2004] /
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Zur Detailseite Wallhausen: Chor der ev. Pfarrkirche St. Veit, 2004 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg; 20.10.2004] /
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Zur Detailseite Luftbild: Film 15 Bildnr. 293, Bild 1 [Quelle: Landesarchiv BW] /
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Zur Detailseite Previous Next Das 25,47 qkm große Gemeindegebiet von Wallhausen im Osten des Landkreises Schwäbisch Hall gehört naturräumlich zur Hohenloher-Haller Ebene, einer schwach modellierten Gäuplatte mit Lößüberdeckung auf Lettenkeuperuntergrund. Mit etwa 475 m NN weist das Gelände im Eichholz östlich von Hengstfeld seinen höchsten, mit bis zu ungefähr 411 m NN südlich von Rot am See seinen tiefsten Punkt auf. Nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges ließen die Fürsten von Schwarzenberg ab 1701 das Schloss in Michelbach an der Lücke in der bis heute erhaltenen Form als Sitz eines Amtmanns wieder errichten. Der 1455 urkundlich erstmals erwähnte Namenszusatz von Michelbach bezieht sich auf eine Lücke in der ab 1430 errichteten, nahe gelegenen Rothenburger Landhege, dem Grenzsicherungswerk der Reichsstadt. 1806 fiel das ganze heutige, teils ansbachisch-preußische, teils schwarzenburgische, teils auf viele andere Herren zersplitterte Gemeindegebiet an Bayern, 1810 an Württemberg. Zunächst war Blaufelden, ab 1811 Gerabronn und ab 1938 Crailsheim die zuständige Oberamts- bzw. Kreisstadt. Die drei selbständigen Gemeinden Hengstfeld, Michelbach an der Lücke und Wallhausen, die seit Jahresbeginn 1973 zum Landkreis Schwäbisch Hall gehörten, bildeten am 1. Juli 1974 durch Vereinigung die neue Gemeinde Wallhausen. Die 1756/57 erbaute einstige Synagoge in Michelbach wurde 1982 bis 1984 restauriert, im Inneren rekonstruiert und als Dokumentationszentrum für die Geschichte der Juden in der Region Franken eingerichtet.
Teilort
Wohnplatz
Wüstung
An der Grenze zu Bayern, circa 26 Kilometer nordöstlich von Schwäbisch Hall und 8,5 Kilometer nördlich von Crailsheim, liegt die Gemeinde Wallhausen. Das mit 2547 Hektar vergleichsweise kleine Gemeindegebiet gehört strukturell zum ländlichen Raum, wobei der Kernort entlang der Entwicklungsachse Crailsheim-Blaufelden zu liegen kommt. B 290 und L 2218 verbinden Wallhausen mit der Kreisstadt, das nahe gelegene Wirtschaftszentrum Crailsheim wird ebenfalls über die B 290 erreicht, die auch zum Gewerbegebiet und zur A 6 bei Satteldorf führt. Die Gemeinde liegt am Ostrand der Hohenloher-Haller Ebene, im Vorland der Keuper-Schichtstufe zur Frankenhöhe. Die weite, leicht wellige Ebene nimmt den größten Teil des Gebiets nordöstlich von Wallhausen ein. Sie wird im Südosten durch den Keuperstufenrand der Frankenhöhe begrenzt. Dort liegt im Eichholz östlich von Hengstfeld mit 475 Meter über Normalnull der höchste Punkt der Gemeinde. Im Nordwesten folgt nach einem schwach ausgeprägten Höhenzug eine circa 30 Meter hohe Geländestufe hinab zur weiten Ebene Richtung Rot am See. Der Höhenzug mit der Anhöhe Fuchsbiegel südlich der Linie Limbach-Kühnhard-Reubach ist ebenfalls Teil der Keuperschichtstufe des Mittelkeupers. Die Wiederholung der Schichtstufe hat zwei Gründe. So hat der im Oberlauf »Brettach«, im weiteren Verlauf »Weidenbach« beziehungsweise »Reinach« genannte Seebach die weite Michelbacher Stufenrandbucht in den Stufenanstieg und die Keuperebene eingegraben. Dieses von Nordosten nach Südwesten beziehungsweise Süden weisende Muldental deutet auf die einstige danubische Ausrichtung des Gewässersystems hin. Von Nordosten her hat die nördlich des Gemeindegebiets entspringende Tauber das Tal ›geköpft‹. Sie fließt über den Main dem Rhein zu, während die Brettach (Seegraben) zum Neckarsystem zählt. Zudem führt eine tektonische Verwerfung bei Schainbach zu einer Höhenverschiebung der geologischen Schichten. Die Brettach gräbt sich ab Wallhausen als »Weidenbach« Richtung Norden in den Oberen Muschelkalk ein. Das dort ausgebildete Kerbsohlental weist mit harten Talkanten, steilen Talhängen, einem flachen Talboden und großen Talschlingen alle Merkmale typischer Muschelkalktäler auf. Wo das Tal die Schainbacher Verwerfung erreicht, tauchen die Muschelkalkschichten in den Untergrund, das Tal öffnet sich als sanfte Talmulde hin zum ehemaligen Roten See und zur weiten Ebene südlich von Rot am See. Hier schließlich liegt auf 412,2 Metern über Normalnull der tiefste Punkt des Gebiets. Auf Grund der Schainbacher Verwerfung tritt der harte Obere Muschelkalk im Weidenbachtal höher zu Tage als nördlich von ihr. Er ist in ehemaligen Steinbrüchen und am Weidenbach selbst aufgeschlossen. Am Talboden finden sich Auenlehme, deren Vorkommen dem Talzug bis Michelbach folgt. Der dem Muschelkalk aufliegende Unterkeuper bildet die Grundlage der Ebene und der Michelbacher Bucht. Auf ihm liegen inselweise entkalkte Lössdecken, nördlich und südwestlich von Wallhausen auch ausgelaugte und kalkarme Feuersteinlehme. Die Abhänge und das wellige Vorland der von Nordwesten her ersten Schichtstufe bei Schainbach und Limbach bildet der Gipskeuper, wobei die harte Engelhofer Platte als Stufenbildner die Verebnung von Fuchs- und Honigberg verursacht. Die höchsten Stellen südlich von Limbach nimmt der Schilfsandstein ein. Im Südosten des Gebiets bilden ebenfalls Gipskeuperschichten den Anstieg zur Frankenhöhe. Einige Dolinen auf der Ebene westlich von Wallhausen zeugen vom Verkarstungsprozess im Muschelkalk. Dieser wird durch die Zerklüftung in Verbindung mit der Verwerfungszone verstärkt. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Weidenbachschwinde circa 1,3 Kilometer nordwestlich von Wallhausen, wo das Wasser des Weidenbachs bei normaler Wasserführung komplett im Untergrund versickert. Es tritt 17 Kilometer südwestlich in Neunbronn an der Bühler wieder aus und fließt somit in den Kocher. Unterhalb der Weidenbachschwinde ist zur Hochwasserrückhaltung ein Damm angelegt, danach setzt sich das Bachbett als »Reinach« fort und fließt nach Norden der Brettheimer Brettach bei Rot am See zu. Hier mündet der Schainbach, der von Roßbürg kommend mit einem tiefen Wannental die Gipskeuperstufe überwindet. Von der Quelle bis zum endgültigen Verlassen des Gemeindegebiets legt der Seebach 15,5 Kilometer zurück und überwindet dabei mit einem mittleren Gefälle von circa drei Promille eine Höhe von 48 Metern. Seine Wasserkraft wird heute jedoch nicht mehr genutzt. Zwei Talschlingen des Weidenbachtals sind durch den Bahndamm vom Talverlauf abgetrennt. Der Weidenbach selbst verläuft hier in tief in den Muschelkalk gehauenen Kanälen parallel zur Bahn. Bei Michelbach war einst der Schleifgraben zum Schleifsee aufgestaut. Heute existieren kleinere Teiche nördlich von Michelbach, bei Roßbürg und östlich von Schainbach. Der einst circa 60 Hektar große Rote See im Gewann Seewiesen wurde bereits im 18. Jahrhundert abgelassen. Die dortigen, gefassten Quellen schütten reichlich ein sehr hartes, zur Trinkwasserversorgung nicht nutzbares Wasser. Der Trinkwasserversorgung von Wallhausen und Schainbach dienen Quellen und ein 20 Meter tiefer Bohrbrunnen bei Schainbach, die zusammen circa 3 Liter pro Sekunde eines harten (circa 20 Grad deutscher Härte) Wassers ergeben. Ein 142 Hektar großes Wasserschutzgebiet trägt zur Sicherung des Wasservorkommens bei. Wallhausen erhält zusätzlich Wasser der Hohenloher Wasserversorgungsgruppe und des Zweckverbands Nordost-Wasserversorgung. In Wallhausen und bei Schainbach wird über mehrere tiefe Bohrbrunnen Mineralwasser aus oberem und mittlerem Muschelkalk gefördert und zur Sprudelherstellung (›Eico-Quelle‹) verwendet. Im Muschelkalktal des Weidenbachs dominieren an den Steilhängen flachgründige, steinige Böden aus Kalkstein-Hangschutt, an beginnenden Seitentaleinschnitten tiefgründige, lehmige Böden und in der Talsohle Auen-Rendzinen oder nasse Auen-Gleye. Auf der Verebnung des Unterkeupers finden sich tonige Braunerden, in Senken dunklere, stauwasserbeeinflusste Tonböden mit Humusakkumulation. Über entkalktem Lösslehm bilden zweischichtige Böden mit Vernässungstendenz produktive, aber erosionsanfällige Ackerstandorte. Im Gipskeupergebiet sind auf trockenen Standorten der Hanglagen stark humose Tonböden, auf flacheren Standorten schwer bearbeitbare Tonböden typisch. In den Talauen kommen staunasse Tone und tonige Grundwasserböden bis hin zu bläulich-schwarzen Sumpftonen als Relikte ehemaliger Unterwasserböden vor. Über Schilfsandsteinflächen finden sich gering podsolige Braunerden aus feinsandig-lehmigen Bodenarten. Die jahrtausendealte Ackernutzung prägt auch heute das Gebiet. So beträgt der Waldanteil weniger als 13 Prozent. Die Fichte nimmt über drei Viertel des vorhandenen Baumbestands ein, obwohl sie von Natur aus nicht in den hier zu erwartenden Hainsimsen- und Eichen-Buchenwäldern vertreten wäre. Weiträumige Ackerfluren erstrecken sich auf 77 Prozent des Offenlands; Grünland findet sich nur in den Gipskeupergebieten, während um Roßbürg große Beerstrauchkulturen auffallen. Flurneuordnung und wasserwirtschaftliche Maßnahmen haben zu erheblichen Landschafts- und Standortveränderungen geführt. Ausnahmen bilden die Täler von Weidenbach und Schainbach mit ihrer noch erhaltenen landschaftlichen Eigenart. Insgesamt ist wie kaum irgendwo sonst im Landkreis eine große Armut an naturnahen Lebensräumen festzustellen, obwohl das Potenzial des Gebiets außerordentlich hoch ist. Die Gewässer wurden in den 1960er Jahren naturfern mit gepflasterter Sohle ausgebaut und werden derzeit renaturiert. Lediglich im Hengstbachtal hat sich ein regional bedeutsamer Rastplatz für Zugvögel erhalten, auch einige Offenland-Vogelarten profitieren dort als Brutvögel von den weitläufigen Strukturen. Mit dem Schainbachtal und den Heideresten am Honigbergwasen nördlich von Schainbach sind 41 Hektar als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen (1,6 Prozent der Gemeindefläche). Dazu kommen 23 Naturdenkmale. Die Biotopkartierung von 1996 bestätigte mit 291 gesetzlich geschützten Biotopflächen die relativ geringe ökologische Vielfalt des Gebiets. Umso wertvoller sind die noch unzerschnittenen, großen Waldflächen im Drachenholz westlich der Bahnlinie. Wallhausen weist mitsamt seinen Teilorten Hengstfeld und Michelbach ab den 1990er Jahren eine starke Zunahme der Siedlungsflächen auf. Das gilt verstärkt für den Hauptort, dessen Wohnbauflächen die Fläche des alten Ortskerns weit übersteigen. Die Topographie lässt in technischer Hinsicht eine weitere Entwicklung auf der Ebene durchaus zu. Allerdings ist eine Inanspruchnahme der dort sehr produktiven Ackerstandorte nicht unproblematisch. Die Qualität der Verkehrsanbindung ließe sich durch eine Reaktivierung des Wallhausener Bahnhalts steigern. Eine Nutzung der Windenergie ist möglich, aber mit Einschränkungen des Erscheinungsbilds der Keuperstufenlandschaft verbunden.
Die Bewohner der Ortschaften Wallhausen, Hengstfeld, Michelbach an der Lücke, Schainbach, Limbach, Asbach, Roßbürg und Schönbronn kamen als Folge von Grenzkorrekturen am 1. November 1810 von Bayern an Württemberg. Hier wurden sie zuerst dem Oberamt Blaufelden zugeordnet, das schon im Folgejahr nach Gerabronn umzog (Oberamt Gerabronn). Die Rechte der jeweiligen Grundherren und die Abgabenverpflichtung ihnen gegenüber bestanden auch unter württembergischer Herrschaft fort. Einen Sonderfall erlebte Michelbach, wo 1809 der grundherrschaftliche Besitz für drei Jahre von den Fürsten von Schwarzenberg an die bayerischen Grafen von Schoenfeld ging. Nicht alle Einwohner waren auch Bürger, die Reservatsrechte der Gemeinrechtsinhaber bestanden nach wie vor fort. Bezeichnenderweise scheiterte 1810 eine Klage der benachteiligten Wallhäuser Kleinhäusler gegen die Besserstellung der Gemeinrechtsinhaber vor dem Oberamtsgericht. In Michelbach hingegen, wo aufgrund der sehr kleinen Gemarkung die Unterschiede zwischen Bauern und Kleinhäuslern weniger bedeutend waren, kam es unter Vermittlung des Oberamts am 1. Juli 1846 zu einer Übereinkunft, welche die noch bestehende Realgemeinde aufhob, an deren Stelle eine Bürgergemeinde aus gleichberechtigten Bürgern trat. In Wallhausen zog sich dieser Prozess bis 1901 hin, in Hengstfeld, Asbach, Roßbürg und Schönbronn war das Beharren auf den tradierten Rechtsverhältnissen ausgeprägter. Erst nach der Auflösung aller noch bestehenden Realgemeinden durch die neue Württembergische Gemeindeordnung von 1929 erfolgte 1935 auch in Hengstfeld die Gleichstellung der Einwohner. Schönbronn folgte 1939, die beiden Realgemeinden Asbach und Roßbürg hielten sich über den Zweiten Weltkrieg hinweg und wurden erst mit den Flurbereinigungen bis 1954 endgültig aufgehoben. Die Ablösung der Grundlasten 1848 wurde für die Landbevölkerung Württembergs zur spürbarsten Folge der revolutionären Erschütterungen. Pfarrer Wandel beschrieb für Wallhausen »einige Bewegung« der Gemüter. Dabei beließen es die Hengstfelder nicht; im Frühjahr 1848 konstituierte sich eine Bürgerwehr aus 95 Mann. Und noch im April zogen sie vor das Hornberger Schloss der Herren von Crailsheim, wo sie die Herausgabe des Rezessbuchs erzwangen, in dem sie exakte Angaben über die Verteilung der Kirchenbaulasten erhofften. Ende Mai wurde das Buch zurückerstattet, und auch die Bürgerwehr löste sich noch im Laufe des Sommers auf. Im Jahr darauf flackerte der Widerspruchsgeist der Hengstfelder nochmals auf. Sie drohten bei den Gemeindewahlen einen Wahlboykott an, sollten nicht die Inhaber der Gemeindeämter auf einen Teil der ihrer Meinung nach überhöhten Besoldung verzichten. Bei der zweiten Reichstagswahl von 1874 erreichte in allen drei Teilorten der Fürst von Hohenlohe-Langenburg, der kurz zuvor der Fraktion der konservativen, industrie- und preußenfreundlichen Reichspartei beigetreten war, Ergebnisse zwischen 97,8 und 100 Prozent. In den Wahlen 1881–98 gewannen dann regelmäßig Kandidaten der Volkspartei, deren Einsatz für süddeutsch-partikularistische Positionen wie für die Wirtschaftsinteressen von Handwerkern und Landwirten im Wesentlichen den Milieus der Gemeinden entsprach. Ab 1903 löste sich die einheitliche Bindung an die Deutsche Volkspartei von Wahl zu Wahl auf. Zwar errang sie in Michelbach und Wallhausen bis zu den Wahlen von 1912 noch Mehrheiten, doch wurden sie immer geringer. 1912 setzte sich in Wallhausen der Kandidat der nationalliberalen Partei durch, in Michelbach gewann der Kandidat der SPD. In Hengstfeld, wo die Wirtschafts- und Rechtsstrukturen einer tradierten Landwirtschaft am stärksten bewahrt wurden, hatte schon 1903 der Bund der Landwirte, der für ein agrar-protektionistisches Programm stand, die Mehrheit errungen. Schon Ende der 1920er Jahre hatte sich die NSDAP und ihre Ideologie in den Ortschaften etablieren können. In Wallhausen agitierte Pfarrer Rudolf Mulot seit Kriegsende mit nationalistischen und antisemitischen Vorträgen. Der Michelbacher Förster Julius Porzelt, der als »Alter Kämpfer« eine hohe Parteiauszeichnung trug, folgte 1935 dem Lehrer Rudolf Besser, der die NSDAP vor Ort aufgebaut hatte, als neuer Leiter der Ortsgruppe nach. Deren Propagandaarbeit schlug sich schließlich auch in den Wahlergebnissen nieder. Erhielt die NSDAP in der Reichstagswahl von 1930 in Wallhausen erst 20 Stimmen, so waren es 1932 in der Juli-Wahl über 64 Prozent und bei der letzten freien Wahl am 5. März 1933 63 Prozent. Dieses Ergebnis lag 20 Prozent über dem Reichsdurchschnitt. Die Gleichschaltung des öffentlichen Lebens und der Aufbau der verschiedenen Parteigruppierungen erfolgte in allen Gemeinden in kürzester Zeit und ohne Widerstand. Schon am 27. März 1933 wurde in Wallhausen das Jungvolk begründet. In allen Gemeinden beteiligten sich die Bürger in den folgenden Jahren an den unterschiedlichen Feiern, Gedenkstunden, Eintopfsonntagen und Sammlungen, mit denen die Ideologie des Regimes popularisiert und inszeniert wurde. Die kommunalpolitische Neuordnung von 1935 übertrug mit der Stärkung der Position des Bürgermeisters das Führerprinzip auf die Gemeindeebene. Die Gemeinderatswahl wurde abgeschafft, fortan wurden die Gemeinderäte durch die NSDAP-Kreisgremien auf Vorschlag der örtlichen Parteigliederung eingesetzt. In den Tagen nach der Reichspogromnacht (9./10. 11. 1938) wurde auch die Synagoge in Michelbach geschändet und geplündert. Zehn jüdischen Frauen und Männern gelang in den folgenden Monaten noch die Emigration, 20 wurden 1941/42 nach Riga und Theresienstadt gebracht und dort – bis auf zwei – alle ermordet. Am ehemaligen jüdischen Besitz in Michelbach bereicherten sich bei einer Versteigerung des Finanzamts Crailsheim die Einwohner der Umlandgemeinden. Kurz nach Kriegsbeginn wurde im Hochwald zwischen Wallhausen und Hengstfeld mit der Anlage eines Militärflugplatzes begonnen. 1941 wurde das Projekt nach Abschluss der Rodungsarbeiten und der Erstellung von Baracken auf der Oberen Heide eingestellt. Im Februar 1945 erfolgte ein Luftangriff der Alliierten auf das Flughafengelände. Wenige Wochen später stießen am 6. April amerikanische Panzerverbände von Norden her entlang der heutigen B 290 durch Wallhausen nach Crailsheim vor. Flankenangriffe von SS- und Gebirgsjägereinheiten auf die überdehnte Front zwangen die US-Truppen am 11. April vorerst zum Rückzug, in die Ortschaften rückten nochmals deutsche Einheiten ein. Im Laufe des 19. April besetzten die vorrückenden Truppen der Amerikaner dann Limbach, Schainbach, Asbach, Schönbronn, Roßbürg und Michelbach. Am Morgen des 20. April wurden Hengstfeld und Wallhausen befreit. Auf den Widerstand der abrückenden SS- und Wehrmachtseinheiten hin hatten die Amerikaner mit Artilleriebeschuss reagiert. In Wallhausen wurden die Kirche und eine Reihe umliegender Gebäude beschädigt, ebenso in Michelbach. Schäden an je einem Wohnhaus und Scheunen gab es in Limbach und Schainbach, stark betroffen war Roßbürg, das zu rund 80 Prozent zerstört war. Noch vor Kriegsende begann die amerikanische Militärverwaltung in den Gemeinden ihre Tätigkeit, in Wallhausen wurde noch am 23. April 1945 Albrecht Mack als Bürgermeister ab- und Kaufmann Robert Wullen eingesetzt. Die freien Gemeinderatswahlen vom 27. Januar 1946 markierten den ersten Schritt bei der Rückkehr zu Demokratie und Selbstverwaltung. 1949 folgte mit der ersten Bundestagswahl ein weiterer Schritt. Die CDU lag dabei mit 38 Prozent vor der FDP mit 24 Prozent und der SPD mit 12 Prozent. Die Mehrzahl der zugewiesenen Vertriebenen und Flüchtlinge wählte eine Vorläufergruppierung des späteren BHE, die über 24 Prozent erhielt. Der Rücktritt des 1948 gewählten Bürgermeisters Wilhelm Scheiterlein zugunsten von Albrecht Mack, der während der NS-Zeit alle Anordnungen des Regimes umgesetzt hatte, ist ein Beispiel dafür, dass die Notwendigkeit einer Entnazifizierung auch auf kommunaler Ebene nicht von der gesamten Bevölkerung geteilt wurde. Ab 1950 stabilisierte sich die politische Situation. Überdurchschnittlich stark schnitt bei den Landtagswahlen zwischen 1960 und 1968 die FDP ab, die 1964 knapp bei 50 Prozent lag. Seither spiegelten die Landtagswahlen im Wesentlichen die Mehrheitsverhältnisse in den protestantisch-ländlichen Regionen des Landes wider. Bei der Wahl 2001 konnte sich die SPD auf rund 28 Prozent verbessern, stark gewonnen hatte zudem die FDP, die wieder bei 20 Prozent lag. Mit 37 Prozent verteidigte die CDU freilich unangefochten ihren ersten Rang. Bei den Bundestagswahlen lag die CDU bis 1983 mit deutlichem Abstand an der Spitze. Von 1983–98 erstarkte die SPD kontinuierlich und lag 1998 nur 4 Prozent (33 Prozent) hinter der CDU (37 Prozent), zeitgleich stabilisierten sich die GRÜNEN bei 7–9 Prozent. Die Verbesserung der Wahlergebnisse für die SPD und die Etablierung der GRÜNEN als feste Größe bei den Landtags- wie Bundestagswahlen stehen im Zusammenhang mit der Gemeindeentwicklung: Die Bevölkerungszunahme seit 1980 veränderte auch die soziale Zusammensetzung der Gemeinde, in der damit neue Wählermilieus entstanden. Vom ersten Auftreten an hatten auch die rechtsextremen Republikaner bei Landes- wie Bundestagswahlen Erfolg, bei der Landtagswahl 1996 erzielten sie über 12 Prozent. 1973 wurden im Rahmen der großen kommunalen Reformen in Baden-Württemberg unsere Gemeinden nach der Auflösung des Landkreises Crailsheim in den Landkreis Schwäbisch Hall eingegliedert. Eine weitere tief greifende Veränderung folgte im Jahr darauf mit dem Zusammenschluss der bislang selbstständigen Gemeinden Wallhausen, Hengstfeld und Michelbach an der Lücke mit ihren Wohnplätzen zur Einheitsgemeinde Wallhausen am 1. Juli 1974. Das Bevölkerungswachstum ließ auch die Zahl der nichtdeutschen Einwohner von 127 (1990) auf 177 (2003) wachsen, der Ausländeranteil von 4,9 Prozent (2003) liegt aber nach wie vor deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Die EU-Bürger unter ihnen waren bei den Europawahlen, wie auch erstmals bei der Kommunalwahl im Oktober 1999 wahlberechtigt. Angesichts des geringen EU-Ausländeranteils kann über ihren Anteil an den Wahlergebnissen keine Aussage gemacht werden. 1979 hatte die CDU bei der ersten Direktwahl zum Europaparlament 62 Prozent der Stimmen gewonnen, 1999 waren es 49 Prozent und 2004 48 Prozent. Im Gegensatz zur Bundestagswahl, wo die SPD ihren Anteil ausbauen konnte, beteiligte sich nur ein Teil ihrer Wähler an den Europawahlen. 1979 lag sie bei 27 Prozent, 1999 bei 25 Prozent und 2004 knapp unter 20 Prozent. Durchgehend gelang es also der CDU bei einer niedrigen Wahlbeteiligung, die 1999 nur 31,2 Prozent betrug, ihre Stammwähler stärker zu mobilisieren. Auch die FDP schnitt schlechter ab als bei den Bundestagswahlen, 2004 lag sie bei sechs Prozent. Hingegen konnten die GRÜNEN ihre Stammwähler auch für die Europawahlen ansprechen, 2004 ereichten sie über acht Prozent.
Wanderungsbewegung Wallhausen
Natürliche Bevölkerungsbewegung Wallhausen
Bevölkerungsdichte Wallhausen
Altersstruktur Wallhausen
Bundestagswahlen (ab 1972) Wallhausen
Europawahlen Wallhausen
Landtagswahlen (ab 1972) Wallhausen
Schüler nach Schularten Wallhausen
Übergänge an weiterführende Schulen Wallhausen
Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen (aktuell) Wallhausen
Aus- und Einpendler Wallhausen
Bestand an Kfz Wallhausen
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Beschreibung Wappen
In den Siegeln der früheren Gemeinde Wallhausen erscheint seit etwa 1820 ein schräggestelltes Haus als „redende" Wappenfigur. Auf Grund eines Vorschlags von 1930 wurde das Haus rot in goldenem Schild dargestellt. Am 1. Juli 1974 ging aus der Vereinigung dieser Gemeinde mit Hengstfeld und Michelbach an der Lücke die neue Gemeinde Wallhausen hervor. Sie übernahm zunächst das Schildbild ihrer gleichnamigen Vorgängerin, das - nun im zollerischen Silber-Schwarz der Markgrafen von Ansbach tingiert - 1980 verliehen wurde. Wegen der tristen Farbwirkung kam 1982 - zusammen mit den Flaggenfarben Weiß-Rot - durch Verleihung ein rotes Hausdach hinzu. Die eigenartige Figur fand jedoch keinen Anklang mehr, so dass der Gemeinderat die Annahme des jetzigen Wappens beschloss, das am 24. Februar 1986 verliehen wurde. Der Löwe ist die Wappenfigur der Herren von Wallhausen, während das berlichingensche Rad und der „redende" Hengst auf die übrigen Teilorte hinweisen.