Fichtenau 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.fichtenau.de
service-bw: Informationen zu wichtigen Adressen, Nummern und Öffnungszeiten in Fichtenau
Einwohner: 4476
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 143.0
Max. Höhe ü. NN (m): 524.72
Min. Höhe ü. NN (m): 438.98
PLZ: 74579

Das 31,28 qkm große Gemeindegebiet von Fichtenau im äußersten Südosten des Landkreises Schwäbisch Hall hat an zwei Naturräumen Anteil. Der Westen gehört zu den vom Sandstein geprägten Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen mit ihren Keuperhöhen in den Randgebieten, der Osten zum Mittelfränkischen Becken, dessen Untergrund vom Sandsteinkeuper bestimmt wird. Der höchste Punkt ist mit etwa 525 m NN im Wald Mooslache zwischen Wäldershub und Neustädtlein, die tiefste Geländestelle mit ungefähr 439 m NN im oberen Reiglersbachtal westlich Großenhub zu finden. Nur einen geringen Anteil hat Fichtenau am 1981 ausgewiesenen, 4,7 ha großen und grenzübergreifenden Naturschutzgebiet Feuchtfläche bei der Buchmühle. Die vier Orte Lautenbach, Matzenbach, Unterdeufstetten und Wildenstein waren zunächst im Kern Rittergüter, die im 17. und 18. Jahrhundert zur Vermehrung ihrer Einkünfte Fremde ansiedelten. Die Neusiedler fanden in der Landwirtschaft kein Unterkommen und betrieben daher einen mehr oder weniger ausgedehnten Hausierhandel. Alle vier Orte fielen 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg, seitdem gehörten sie zum Oberamtsbezirk bzw. Landkreis Crailsheim. Am 1. Januar 1973 vereinigten sich die vier bis dahin selbständigen Kommunen zur neuen Gemeinde mit dem aus einem Bürgerwettbewerb hervorgegangenen Kunstnamen Fichtenau. Zu den Sehenswürdigkeiten Fichtenaus, das seit Beginn des Jahres 1973 zum Landkreis Schwäbisch Hall gehört, zählen die Schlösser in Unterdeufstetten und Wildenstein.

Die Gemeinde Fichtenau im äußersten Südosten des Landkreises Schwäbisch Hall gehört mit ihren weiten Wäldern, in denen die Fichte vorherrscht, zu den so genannten Wäldergemeinden. Insofern ist der Kunstname Fichtenau ganz zutreffend. Ebenso passend wäre es gewesen, die Weiher im Namen der Gemeinde zu verankern, denn Fichtenau ist die weiherreichste Gemeinde des Landkreises. Im Osten und Nordosten verläuft die Landesgrenze nach Bayern, im Süden grenzt der Ostalbkreis an. Nur wenige Kilometer trennen die Gemeinde vom Mittelzentrum Dinkelsbühl (Kreis Ansbach). Die Gemeinde hat Anteil an zwei Naturräumen, im Westen an den Ellwanger Bergen mit zur Jagst entwässernden Bächen und im Osten am Dinkelsbühler Hügelland, dessen Gewässer zur Wörnitz und mit ihr zur Donau fließen. Etwa in der Mitte der Gemeinde verläuft von Nord nach Süd kaum merklich auf einem flachen Kiesel-, im Süden Stubensandsteinrücken die Europäische Wasserscheide zwischen Rhein und Donau. Die Teilorte Wildenstein und Matzenbach liegen direkt auf dem Scheitelpunkt. Das Gemeindegebiet wird von einer welligen, um die 500 Meter über Normalnull hoch gelegenen Kiesel- und im Süden Stubensandsteinhochfläche geprägt. Zwischen den beiden morphologisch recht ähnlichen Sandsteinen, die stellenweise von Tonhorizonten durchzogen sind, streichen die Oberen Bunten Mergel aus. Auf den Hochflächen lagern stellenweise pleistozäne Höhenschotter aus Keupermaterial. Im Südwesten und Nordwesten haben sich die Bäche bis in die Unteren Bunten Mergel und den Schilfsandstein eingetieft. Hier liegen die tiefsten Punkte des Gemeindegebiets bei 440 Meter über Normalnull im oberen Reiglersbachtal und bei 450 Meter über Normalnull in der Rotbachaue bei der Buchmühle. Die Rotach verlässt das Gemeindegebiet im Südosten bei Unterdeufstetten bei 460 Meter über Normalnull. Im danubischen (das heißt zur Donau entwässernden) Einzugsgebiet ist die Landschaft nur flach zertalt. Das weite, gefällsarme Rotachtal und seine Seitentäler durchziehen in südöstlicher Richtung das Gemeindegebiet. Aufgrund der reichen Grundwasservorräte ist hier ein großflächiges Wasserschutzgebiet geplant. Ein rechtskräftiges Wasserschutzgebiet besteht im unmittelbaren Einzugsgebiet der Trinkwasserfassungen in der angrenzenden Gemeinde Wört (Ostalbkreis). Auf der Jagstseite sind die jungen Kerbtäler des Rotbachtals (im Oberlauf Buchbach genannt) und des Reiglersbachtals mit ihren Seitenästen etwas tiefer in die Sandsteinhochflächen eingeschnitten. Auch sie weisen noch auf die alte danubische Richtung hin, sind aber bereits von der Jagst nach Norden umgelenkt. Charakteristisch für die Gemeinde sind die Weiher (Stauteiche): 23 an der Zahl bilden 38 Hektar Wasserfläche. Die vernässten, flachen Täler mit tonigen Gesteinsschichten im Untergrund begünstigten ihre Anlage. Die Dämme wurden aus an Ort und Stelle gewonnenen Tonen und Sanden aus dem Keuper errichtet. Etliche Weiher sind als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen, so der Storchweiher und Ölweiher bei Lautenbach, der Stockweiher bei Wildenstein, der Rohrweiher bei Wäldershub, der Brettenweiher bei Bernhardsweiler sowie die Weiherkette vom Beißerweiher rotachabwärts bis zum Hammerweiher. Diese Gewässer sind mit freien Wasserflächen, Verlandungszonen, Ufergehölzen und kleinen Bruchwäldern für die Tier- und Pflanzenwelt sowie als Erholungsgebiete besonders schützenswert. Botanische Kostbarkeiten wie die Glänzende Seerose und der Zungen-Hahnenfuß sind hier heimisch. Die Gemeinde Fichtenau ist Zentrum eines Projekts zur Förderung des Bibers. Der Biber ist das größte Nagetier Europas und zählt zu den international bedrohten Tierarten. Seit etwa Mitte der 1990er Jahre hat sich der Biber an der Rotach angesiedelt. Die Population wurde 2004 auf etwa 25 Tiere geschätzt. Beim Fichtenauer Biberprojekt gelang es, im Rahmen der Flurbereinigung feuchte Wiesen- und Ackerrandstreifen in Gewässernähe in die öffentliche Hand zu bringen und als Biberlebensraum auszubauen. Dazu wurden Weidenstecklinge gepflanzt. Das gesamte Rotachtal, auch seine Fortsetzung im Ostalbkreis, wurde nach der Fauna/Flora/Habitat-Richtlinie (FFH) in das Netz europäischer Schutzgebiete »Natura 2000« aufgenommen. In den Tälern reihen sich die Mühlen wie an einer Kette aneinander. Eine Besonderheit des Mühlenbetriebs in dieser Gegend ist, dass kein Mühlkanal existiert, sondern der Antrieb stundenweise über den Mühlweiher erfolgt. Ein Beispiel dieser Mühlenart findet man an der Spitzenmühle (Kulturdenkmal). Ebenfalls ein Kulturdenkmal ist die Weiherkette an der oberen Rotach vom Beißerweiher bei Neustädtlein bis zum Mühlweiher bei Oberdeufstetten. Diese historischen Mühlweiher werden auch als Fischteiche genutzt. Eine extensive Weiherbewirtschaftung mit gelegentlichem Ablassen im Winter und Wiederbespannen im Frühjahr ist zu deren Erhaltung auch aus Naturschutzgründen erwünscht. Im Südwesten hat die Gemeinde noch einen geringen Anteil am Naturschutzgebiet bei der Buchmühle. In dem landschaftlich reizvollen, naturnahen Rotbachtal, einem Seitental der oberen Jagst, gibt es Feuchtwiesen mit reichem Bestand an sonst seltenen Pflanzen wie dem Breitblättrigen Knabenkraut und Fieberklee. An den als Landschaftsschutzgebieten ausgewiesenen Wiesentälern des oberen Reiglersbachtals nördlich und westlich von Großenhub sowie des Rotbachtals westlich von Matzenbach hat die Gemeinde ebenfalls Anteile. Die Gemeinde ist arm an Rohstoffen. Die Keupersandsteine sind nicht verwitterungsbeständig und nur zur Sandgewinnung verwendbar. Sand für den bäuerlichen Bedarf wurde früher an vielen Stellen gewonnen. Eine größere gewerblich betriebene Sandgrube lag zwischen Wildenstein und Rötlein. Da die landwirtschaftlichen Erträge gering ausfielen, entwickelten sich in dem kargen Waldland schon früh Handwerk und Handel. Etwa ein Drittel der Gemeindefläche ist heute Wald. Meist handelt es sich um Fichtenwälder mit dichten Moosteppichen. Eine gewisse Bedeutung hatte im 18. Jahrhundert die Pottasche-Siederei in Matzenbach. Von der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist etwa die Hälfte Dauergrünland. Wildenstein ist Verwaltungssitz und nach dem Regionalplan als Kleinzentrum ausgewiesen. Die Gemeinde zählt zum Raum der EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+ im nordöstlichen Baden-Württemberg. An das Autobahnnetz ist die Gemeinde gut angebunden: Die Autobahn A 7 Ulm–Würzburg verläuft mitten durch das Gemeindegebiet und besitzt bei Neustädtlein die Anschlussstelle Dinkelsbühl/Fichtenau. Rund 15 Kilometer sind es zum Autobahnkreuz Feuchtwangen/Crailsheim (Kreuzung der A 6 Heilbronn–Nürnberg mit der A 7). Bei der Anschlussstelle Dinkelsbühl/Fichtenau hat sich ein Gewerbepark mit zahlreichen Gewerbebetrieben angesiedelt. Dort ist nach dem Regionalplan ein regional bedeutsamer Schwerpunkt für Industrie und Dienstleistungseinrichtungen. Der Fremdenverkehr verzeichnet steigende Gästezahlen, da die Gemeinde mit schöner Landschaft (Weiher, Bäche, Wald) zum Entspannen, Wandern und Radfahren werben kann.

Mit den Bestimmungen des Friedens von Preßburg fielen die vier Dörfer Lautenbach, Matzenbach, Unterdeufstetten und Wildenstein mit der Mehrheit ihrer heutigen Wohnplätze 1805/06 an das Königreich Bayern, 1810 durch Austauschvertrag an Württemberg. Lediglich die ellwangischen Besitzungen und Rechte unter anderem in Großenhub, Hahnenberg und Oberdeufstetten waren bereits mit der Säkularisation der Fürstpropstei 1802/03 an Württemberg gekommen. 1933 wurde der Weiler Gunzach von Matzenbach nach Wildenstein umgegliedert. Alle vier Orte gehörten bis zur Gebietsreform zum Oberamt, seit 1934 Landkreis Crailsheim. Die ländlich-gewerbliche Gemeinde Fichtenau entstand mit der Kreisreform am 1. Januar 1973 durch den freiwilligen Zusammenschluss der vier Altgemeinden. Der Name der neu gebildeten Gemeinde wurde aufgrund eines 1972 ausgeschriebenen Bürgerwettbewerbs von einer Kommission aus den eingesandten Vorschlägen ausgewählt. Fichtenau bildet mit Kreßberg einen Gemeindeverwaltungsverband. Der Vereinigungsbeschluss vom 13. Dezember 1972 legte neben beträchtlichen Straßen- und Wegeausbauten fest, ein Sport- und Freizeitzentrum in Matzenbach, ein Schulzentrum in Unterdeufstetten und ein neues Verwaltungszentrum in Wildenstein zu erstellen. Zu den sächsischen Orten Kleinhennersdorf und Cunnersdorf (Stadtteile von Gohrisch) und Krippen (Ortsteil von Bad Schandau) bestehen seit 1990 partnerschaftliche Kontakte, die besonders nach dem Elbhochwasser 2002 zum Tragen kamen, als Fichtenau die Gemeinde Krippen finanziell, aber auch durch persönliche Arbeitseinsätze unterstützte. Die politischen Orientierungen in den vier heutigen Teilorten waren bereits bei den Reichstagswahlen in der Kaiserzeit recht unterschiedlich. Vor allem das zu 80 Prozent katholische Unterdeufstetten wählte mit Ausnahme der Jahre 1884–93 und 1912 stets die Kandidaten des Zentrums (zum Beispiel 1898: 56,25 Prozent). Diese vermochten sich dagegen in dem zu etwa 60 Prozent katholischen Matzenbach nur in den Wahlen von 1890 (42,42 Prozent), 1898 (48,57 Prozent) und 1907 (46,55 Prozent) teilweise mit knapper Mehrheit durchzusetzen. Ansonsten glich das Wahlverhalten in Matzenbach dem im mehrheitlich evangelischen Lautenbach. Fürst Hermann von Hohenlohe-Langenburg als Kandidat der Deutschen Reichspartei (DRP) wurde in Lautenbach und Matzenbach bis 1881, in Wildenstein bis 1878 gewählt, unterlag aber 1881 in der engeren Stichwahl jeweils dem Kandidaten der Volkspartei. Kam in Lautenbach von 1898 bis 1907 der Bund der Landwirte zum Zuge, so war in Wildenstein zwischen 1881 und 1907 die DVP erfolgreich. 1912 wurde in Unterdeufstetten der nationalliberale Kandidat Ahner gewählt, in den übrigen Teilorten der deutschkonservative Kandidat Vogt, der 1903 und 1907 für den Bund der Landwirte erfolgreich ins Rennen gegangen war. Nach den Monaten der revolutionären Umwälzung, in denen sich die Parteienlandschaft gewandelt hatte, lag eingangs der Weimarer Republik bei den Wahlen zu den Verfassunggebenden Versammlungen sowohl im Land (12. 1. 1919) als auch im Reich (19. 1. 1919) die SPD in der späteren Gesamtgemeinde Fichtenau vorn (35,9 Prozent/36,7 Prozent), während in Matzenbach das Zentrum (38,6 Prozent/39,9 Prozent) die Mehrheit gewinnen konnte. Am Ende der Weimarer Republik, bei den letzten demokratischen Landtagswahlen am 24. April 1932 konnte mit Ausnahme von Unterdeufstetten (Zentrum: 48,8 Prozent) ansonsten die NSDAP die Mehrheit (Lautenbach: 60 Prozent, Wildenstein: 59,1 Prozent, Matzenbach: 43,6 Prozent) erringen. Die Zeit der Nazi-Herrschaft brachte auch Opfer in der örtlichen Bevölkerung: In Lautenbach, am Ortsausgang Richtung Wildenstein, erinnert ein steinernes Kreuz an den bei Kriegsende von der SS erschossenen Friedrich Späth. Aus Wildenstein stammte der damals 26-jährige Otto Küster, den SS-Angehörige am 2. April 1945 beim Jüdischen Friedhof Steinbach erhängten. 1946 setzte der demokratische Neubeginn mit vier Kommunal- und Landtagswahlen ein. In der Volksabstimmung (24. 11.) stimmten alle Teilorte mit überwältigender Mehrheit für die am 28. November 1946 in Kraft getretene Landesverfassung (Lautenbach 97,5 Prozent, Matzenbach 94,5 Prozent, Unterdeufstetten 85,1 Prozent und Wildenstein 90 Prozent). Mit Ausnahme des Jahres 1998 (SPD 37,3 Prozent, CDU 34,1 Prozent) lag die CDU bei allen Bundes- und Landtagswahlen an erster Position. Ihre Zweitstimmenergebnisse bewegten sich bei den Bundestagswahlen zwischen 34,1 Prozent (1998) und 61,2 Prozent (1953), wobei die Union zwischen 1953 und 1990 immer die absolute Mehrheit erreichte. In das Stuttgarter Parlament schickten die Fichtenauer die Union mit Stimmenanteilen zwischen 33,7 Prozent (1996) und 59,2 Prozent (1976). Erst 1969 bei Bundestags- und 1972 bei Landtagswahlen löste die SPD die FDP/DVP als zweite Kraft ab. Die Liberalen konnten in der Folgezeit gegenüber den GRÜNEN ihre dritte Position behaupten. Überdurchschnittlich hohe Stimmenanteile erreichten die NPD (13 Prozent) und die Republikaner (17,4 Prozent) bei den Landtagswahlen von 1968 beziehungsweise 1992. Alle sechs Wahlen zum Europäischen Parlament bestätigten die CDU als dominierende Partei in Fichtenau (1979: 57,5 Prozent, 2004: 52,6 Prozent).

Wappen von Fichtenau

In Gold (Gelb) aus erniedrigtem grünem Wellenschildfuß wachsend eine grüne Fichte, links oben ein rot bewehrter schwarzer Bussardkopf.

Beschreibung Wappen

Die am 1. Januar 1973 aus der Vereinigung der vier Orte Lautenbach, Matzenbach, Unterdeufstetten und Wildenstein hervorgegangene Gemeinde entschied sich für eine Fichte als „redende" Wappenfigur. Diese soll zugleich auf die großen Wälder dieser Gegend hinweisen. Der grüne Wellenschildfuß bezieht sich auf die Au sowie auf die zahlreichen Weiher und Seen der Umgebung, während der Bussardkopf an die vielen Greifvögel erinnert, die sich dort aufhalten. Das Wappen und die Flagge wurden vom Landratsamt Schwäbisch Hall am 20. Juni 1979 verliehen.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)