Geschichte: | 9. Jahrhundert (Корialüberlieferung 13. Jahrhundert) Bruahselle, 976 Bruohsele, Herrenhof beim Sumpf. Zwei Reihengräberfriedhöfe an den Talflanken beiderseits des Saalbach?, der nördliche bei der Reserve, der südliche bei der Peterskirche. Um letztere wohl das Zentrum des frühen, wahrscheinlich vom König stammenden Besitzes des Klosters Weißenburg. Vom Kloster im 10. Jahrhundert an die Salier gekommen. Die nördliche Siedlung blieb in Königsbesitz, 976-1002 insgesamt fünf königliche Aufenthalte im Hof Bruchsal bezeugt. Bisher noch nicht geklärt, wo dieser lag. 1002 wurde er dem Salier Otto im Austausch gegen dessen Wormser Burg überlassen, 1056 von Kaiser Heinrich III. an das Bistum Speyer geschenkt. Im 11. Jahrhundert sicher Befestigung um die heutige Liebfrauenkirche in der Talsohle selbst. Vermutlich schon im 12. Jahrhundert Ansätze zur Stadt, diese aber erst Mitte des 13. Jahrhunderts gesichert. Frühester Kern der Anlage zwischen Marktstraße (Hauptstraße) und Krottbach, bald nach Norden durch eine Burg am künstlichen Lauf des Saalbachs, der die Stadt begrenzte, und ebenso nach Süden über den Krottbach erweitert. Die Burg von Bischof Ulrich (1178-1187) erbaut oder mindestens neuerbaut. Damals die an die Grafen von Calw zu Lehen ausgegebenen Vogteirechte vom Bischof zurückerworben. Die Stadt ganz in der Niederung mit großem Straßenmarkt, von einem unregelmäßigen, etwa fünfeckigen Bering umgeben, im Westen abschließender Bezirk von Kirche (Liebfrauen) und adligen Höfen. Nur zwei Ausgänge, Speyerer Tor im Norden und Heidelsheimer Tor im Osten, die Burg an der Nordost-Mauer. Außerhalb blieb südlich des Saalbachs mit der Peterskirche der dörfliche Siedlungskern, dieser gelegentlich als Altstadt, in der Regel als Heidelsheimer Vorstadt bezeichnet. Ihre Verlängerung nach Südwesten die Untergrombacher Vorstadt (Niederdorf). Zwischen der sogenannten Altstadt und der Stadt bildete sich im Spätmittelalter um Holz- und Fischmarkt eine dritte Vorstadt. Die Speyerer Vorstadt im Norden dagegen bis ins 17. Jahrhundert unbedeutend. Außerhalb der nur schwach befestigten Vorstädte, die zahlreiche Tore aufwiesen, blieb der Talboden im Nordosten von Bruchsal mit dem späteren Herrenalber Hof und der alten Johanniterkommende. Abgesehen von Kriegsereignissen war Bruchsal von 1056 bis 1802 stets in der Hand des Bischofs von Speyer, bildete einen eigenen, zunächst nur auf die Stadt beschränkten Verwaltungsbezirk, bis es im 18. Jahrhundert mit dem Vizedomamt Sitz des größten rechtsrheinischen Amtes wurde. 1719, nachdem Philippsburg durch seine Kriegsschicksale als Residenz ausgefallen war und in Speyer ein Aufstand stattgefunden hatte, zog sich Bischof Hartrad von Rollingen nach Bruchsal zurück. Seine Nachfolger Damian Hugo von Schönborn (1719-1743) und Christoph von Hutten (1743-1770) bauten es zur Barockresidenz aus. Die Speyerer Vorstadt wurde jetzt als Residenzvorstadt großzügig erweitert. Ihre Achse, die Heidelberger Straße mit dem Damianstor als Abschluss, gesäumt von mit dem Schloss eine Einheit bildenden Verwaltungsbauten, besonders der Kanzlei auf der Ost-Seite, öffnet sich zum Ehrenhof der dreigliedrigen Schlossanlage mit Kirchenflügel im Süden, Kammerflügel im Norden und stark abgesetztem Corps de Logis in der Mitte. Gegen die Stadt zu schlossen sich Kaserne und Priesterseminar an. Der Plan des Schlosses von Maximilian von Welsch, von Franz Anshelm Freiherr von Ritter zu Grünstein und Johann Michael Rohrer bei starken Eingriffen des Bauherrn. Rohbau 1722-1725. Das Treppenhaus nach Entwürfen von Balthasar Neumann 1733. Das Schloss nach Zerstörung 1945 größtenteils bis 1975 wiederhergestellt. Ursprünglich farbiger Außenanstrich von G. F. Marchini, auch für die Erneuerung maßgeblich. Von den Innenräumen das Treppenhaus die größte architektonische Leistung, zwischen zwei Festsälen runder von Kuppel überwölbter Verbindungsbau, die Treppenläufe führen, der Rundung des Raumes angepasst, aus der dunklen Eingangshalle empor. Deckengemälde von J. Zick nach völliger Zerstörung durch Wolfram Köberl und Karl Manninger neugemalt, östlich des Schlosses Wasserreserve und Belvedere um 1756 von L. Stahl mit chinesischen Pavillons über den Türmen. Nach der Säkularisation war das Schloss Residenz der Markgräfin Amalie von Baden 1806-1832. Auch in badischer Zeit war Bruchsal stets Amtssitz. 1848 Zuchthaus für ganz Baden (Vorbild Petonville) erbaut. Nach Bruchsal nannte sich, ab 1157 bezeugt, ein edelfreies Geschlecht, das bisweilen auch den Namen von Grombach (vgl. Obergrombach) führte, zur Vasallität der Kraichgaugrafen gehörte und sich vor 1300 mit der Reichsministerialenfamilie von Bolanden verschwägerte und diesen Namen übernahm, damals aber auch mit Besitz aus Bruchsal ausschied. Vor 1237 gelegentlich genannte Ministerialen von Bruchsal gehörten verschiedenen Familien an, teilweise mit denen von Ubstadt identisch. Über die Sitze dieses Adels nichts Sicheres auszumachen. Die alte Johanniterkommende und der Herrenalber Hof vor der Stadt gehen auf Adelssitze zurück. Ersterer war im Besitz der Ebersteiner. Die Stadt wurde 1328 durch Bischof Walram, den sie nicht anerkennen wollte, zerstört. Im April 1525 zwangen die Bauern Bruchsal zur Übergabe. Es wurde Sitz des Regiments der Bruhrainer, im Mai von Kurfürst Ludwig von der Pfalz für seinen Bruder Bischof Georg zurückerobert und Ort eines Strafgerichts gegen die Anführer. 1676 Teilzerstörung, 1689-1690 Totalzerstörung. Am 1.3.1945 verheerender Fliegerangriff, fast die Hälfte der überbauten Fläche zerstört; 800 Tote. Die Stadt, 1248 oppidum, ist als Gemeinde mit Siegel ab 1262 bezeugt. Sie war ganz vom Stadtherrn abhängig, aber den oberen Behörden des Territoriums unmittelbar unterstellt mit Appellation an das Hofgericht. Bevölkerung meist Leibeigene. Ihre Privilegien durch Karl IV. erweitert, der den Markt von Unteröwisheim in die Mauern von Bruchsal verlegte. Das Ritterstift brachte im 16. Jahrhundert auch den Odenheimer Markt. Gemarkung im Westen mit vielen Exklaven erst 1930 durch Aufteilung der Lußhardt zu geschlossenem Bestand gekommen. Personen: Johannes Stumpf, 1500-1577, Reformator und Geschichtsschreiber. Leopold August Warnkönig, 1784-1866, Rechtshistoriker. Franz August Regenauer, 1797-1864, Badischer Finanzminister. Wilhelm Nokk, 1832-1903, Badischer Justiz- und Kultusminister. |