Nellingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1120

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Vor- und frühgeschichtliche Funde belegen, dass die Nellinger Gemarkung schon früh besiedelt war. Der Ortsname auf -ingen (Personenname »Nallo«) und die mit 900 Hektar relativ große Gemarkung weisen darauf hin, dass Nellingen wohl zur ältesten alemannischen Siedlungsschicht gehört. Die Gemarkung reicht im Westen beinahe bis an die Ortsgrenzen von Ruit und Scharnhausen. Seit 1219 ist der Weiler Wörnitzhausen mit einer kleinen Burg im Körschtal belegt. Damals überließ ein Albert von Wermishusen dem Kloster Sankt Blasien alle Rechte an seinen Gütern. Der Ort wurde vermutlich im Städtekrieg 1449 niedergebrannt und bis auf die Mühle nicht wieder aufgebaut. Das ehemals typische Filderdorf mit seinen gut erhaltenen Hofanlagen und Fachwerkhäusern liegt über der Körsch am Rande der Filderhochfläche. Im alten Ortskern der ummauerte Komplex der einstigen Propsteigebäude, die 1944 großenteils zerstört wurden. Seit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg umgeben neue Wohngebiete den alten Ort, im Südosten schließt sich ein Gewerbegebiet an.
Historische Namensformen:
  • Nallingen 1100 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]
  • Nallingin 1120
Geschichte: Als Nellingen 1120 erstmals als »Nallingin« urkundlich erwähnt wurde, bestätigte Papst Calixt II. die Schenkung der Kirche und der Hälfte des zu ihr gehörigen Zehnten an das Benediktinerkloster Sankt Blasien im Schwarzwald. Schenker war der kinderlose Edelmann Anselm von Nellingen, der nach seiner Teilnahme an den Kreuzzügen als Laienbruder ins Kloster eintrat. Mit ihm endete diese Linie des Ortsadels. Andere Zweige der Familie, bei denen die andere Hälfte des Zehnten verblieben war, gingen im Esslinger Patriziat auf. Das Kloster Sankt Blasien sollte nun bis zum Ende des 30-jährigen Krieges die Geschichte Nellingens bestimmen: Als nördlichste Außenstelle des Klosters wurde um 1250 im Bereich einer früheren Burg eine Propstei zur Verwaltung der Güter und Einkünfte errichtet. Zentrum des Klosterhofs war eine um 1220 errichtete spätromanische Kirche, deren Turm heute noch erhalten ist. Im Städtekrieg 1449 wurde Nellingen von den Esslingern niedergebrannt. Die noch existierenden Gebäude des umfriedeten Klosterhofs wurden danach erbaut: Das Propsteigebäude, dessen älteste Balken auf das Jahr 1498 datiert wurden, das Alte Pfarrhaus von 1565 und das heutige Rathaus aus dem Jahr 1599, das dem Steinmetz Michel Knell zugeschrieben werden kann. Obwohl auch etwa die Herren von Wörnitzhausen, die Herren von Bernhausen oder das Kloster Salem – letzteres sogar mit einer eigenen Zehntscheuer – auf der Gemarkung Nellingen begütert waren, wurde das Kloster Sankt Blasien im Ort und in der Region immer beherrschender: Die Einkünfte kamen von Tübingen bis Schlierbach, von Plochingen bis Heumaden. Die Propstei war die Mutterkirche von Weil, Hedelfingen, Plochingen, Ruit, Scharnhausen und Heumaden. Der Nellinger Propst amtierte von 1448 bis zur Reformation sogar als Dekan des Esslinger Landkapitels. Die Grafschaft Württemberg hatte vermutlich bereits im 13. Jahrhundert die Vogteirechte inne. Mit der Zeit wurde sie immer mächtiger. Doch erst 1649 tauschten die Württemberger mit Sankt Blasien und waren nun endgültig die Herren im Dorf. Aus der Propstei wurde zunächst eine Stabskellerei, dann bis 1836 ein Kameralamt zur Verwaltung der württembergischen Besitzungen. Die regionale Bedeutung durch Propstei und Kameralamt hat den Filderort Nellingen sicherlich geprägt. Eigene Schultheißen gab es erst nach der Reformation. 1685 bis 1816 führten sie den Titel Amtsverweser, da der Stabskeller den Vorsitz beim Ortsgericht hatte. Bis 1844 stand das Rathaus mitten in der Kreuzung Wilhelmstraße und Marienstraße. Es wurde abgebrochen, nachdem das alte Kanzleigebäude von 1599 im Klosterhof als Rathaus erworben wurde. Nellingen gehörte bis 1810 zum Amt Stuttgart, danach zum Oberamt Esslingen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Nellingen war immer ein wenig größer als die benachbarten Dörfer. 1598 zählte man 88 Bürger mit ihren Familien (Kemnat: 63, Ruit: 47, Scharnhausen: 37). Kriege und Seuchen dezimierten die Einwohnerzahl jedoch immer wieder. Von 1579 bis 1581 wurden alleine 131 Personen Opfer der Pest. 1635 kamen nur zwei Kinder zur Welt, während 106 Personen starben. Zählte man 1770 etwa 500 Einwohner, so waren es 1811 bereits 788 Einwohner. Bis zur Industrialisierung dominierte die Landwirtschaft, deren Flächen sich in Folge der Realteilung immer weiter aufsplitterten. Auf den humusreichen Filderböden Nellingens ist schon 1558 der Krautanbau belegt. Neben Getreide wurden seit Ende des 18. Jahrhunderts auch Kartoffeln angepflanzt. Weinberge gab es am Südhang zum Körschtal hin. Dort weist der Flurname Kelterwiesen auf eine Kelter hin, deren Fundamente 1885 ausgegraben wurden. Das Gewerbe bestand vornehmlich aus dem Handwerk für den örtlichen Bedarf. Daneben spielte bis ins 19. Jahrhundert die Weberei eine gewisse Rolle. Hier wurde lokal angebauter Flachs zu Leinenstoffen verarbeitet. Die Wörnitzhäuser Mühle im Körschtal, die bereits 1476 als Lehen des Grafen Ulrich von Württemberg erwähnt wurde, stand im Vergleich zur heutigen Hahn-Mühle ursprünglich etwa 500 Meter weiter westlich beim abgegangenen Weiler Wörnitzhausen. Der Durchgangsverkehr befuhr die heutige Wilhelmstraße. Hier waren mit der Sonne und dem Bären auch die ältesten Nellinger Gasthäuser anzutreffen.

Name: Burg Nellingen – Burg Wörnitzhausen (1219)
Datum der Ersterwähnung: 1100 [12./13. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1120
Kirche und Schule: Die romanische Kirche Sankt Blasius im Klosterhof blieb bis 1649 die Propsteikirche des katholischen Klosters Sankt Blasien. Gleichzeitig fungierte sie jedoch seit der Reformation 1535 als Pfarrkirche des evangelischen Dorfes Nellingen. Nachdem das Kirchenschiff 1749 durch einen Sturm stark beschädigt worden war, wurde es 1777 barockisierend neu errichtet. Von 1739 bis 1853 gehörte die Pfarrei Berkheim als Filial zu Nellingen. Die 27 evangelischen Pfarrer bis 1813 wohnten im 1565 vom Kloster Sankt Blasien erbauten Pfarrhaus im Klosterhof. Schulunterricht für die Kinder des Dorfes wurde bereits 1558 erteilt. Der erste Lehrer amtierte zugleich als Mesner und Kuhhirte. Deshalb fand der Unterricht zunächst nur im Winter statt und zwar in der Wohnstube des Mesners. Selbst 1711 war die Sommerschule noch nicht eingeführt. Seit 1739 gab es auch die Sonntagsschule. In Nellingen bildeten die Familien Kies und Zwinkh Lehrerdynastien über mehrere Generationen hinweg. Lag die Schülerzahl 1656 noch bei 35, so zählte man 1808 bereits 165 Nellinger Kinder in der Schule. Da sie alle in einem Raum unterrichtet werden mussten, fasste man einen Schulhausneubau ins Auge, der am Ort der alten Schule im Jahr 1826 verwirklicht wurde. Von der ehemaligen Propsteikirche, jetzt evangelischen Pfarrkirche, blieb der spätromanische, reich verzierte Turm, achteckig mit Zeltdach, erhalten. Die Bauten des ummauerten Klosterhofs, Mittelpunkt des alten Ortsteils, wurden 1944 großenteils zerstört, u.a. die 1599 neu errichtete Propstei (zuletzt als Rathaus dienend). 2 evangelische Pfarrämter. Katholische Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit von 1959, Pfarrei seit 1961.
Patrozinium: Hl. Blasius
Ersterwähnung: 1277

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