Bürger, Albert 

Geburtsdatum/-ort: 13.06.1913;  Schwäbisch Gmünd
Sterbedatum/-ort: 16.03.1996;  Rottweil
Beruf/Funktion:
  • freier Architekt, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands
Kurzbiografie:

1928 Realgymnasium Schwäbisch Gmünd bis Mittlere Reife

19291933 praktische Ausbildung im Baufach und 3 Semester an der Höheren Bauschule Stuttgart

19331938 Arbeitsdienst und Berufstätigkeit als Bautechniker bis 1937, dann Fortsetzung des Studiums und Bauingenieur in Heilbronn

1937 NSDAP-Mitglied Nr. 4 809 727

19391948 Kreisbaumeister im Kreis Rottweil

19391945 Kriegsteilnahme, während des Westfeldzugs bei der Flak, dann im Ruhrgebiet als Bauoffizier

1945 Wiederverwendung beim Landratsamt Rottweil

1948 freier Architekt, Beginn der Verbandsarbeit

1950 Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Rottweil

19501957 Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands, LFV, Württemberg-Hohenzollern, ab 1951 zonenüberschreitend LFV Württemberg und Hohenzollern

19521981 Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes

1953 Gründung des Vereins zur Errichtung eines baden-württembergischen Feuerwehrerholungsheims am Titisee

19661978 Vizepräsident des CTIF

19721984 Vorsitzender des LFV Baden-Württemberg

2013 100 Jahre Albert Bürger, Ausstellung im Deutschen Feuerwehrmuseum Fulda

Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch, ab 1938 römisch-katholisch
Auszeichnungen: Ehrungen (Auswahl): Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes (1945); Verdienstkreuz I. Klasse (1953); Großes Verdienstkreuz (1970); Großes Verdienstkreuz mit Stern (1978); Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband (1981); Officier de la légion d’ honneur (1963); Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg (1983)
Verheiratet:

1938 (Schwäbisch Gmünd) Marie Therese, geb. Kränzle (1913–2004)


Eltern:

Vater: Ludwig (1882–1973), Reichsbahninspektor

Mutter: Sophie, geb. Grau (1882–1959)


Geschwister:

5, davon 2 früh verstorben


Kinder:

4; Wolfgang (geb. 1942), Ursula (1945–1945), Eberhard (geb. 1947) und Ulrich (1950–1969)

GND-ID: GND/1073179478

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), 80-84

Bürger ist die markanteste Figur der Feuerwehrgeschichte der jungen Bundesrepublik. 2013 widmete ihm das Deutsche Feuerwehrmuseum in Fulda eine Ausstellung mit dem Titel „Annäherung an eine Legende“. Fast 30 Jahre lang war er Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. Am Ende seiner Amtszeit vertrat er über eine Million Feuerwehrleute. Bürgers Herz hing an der Freiwilligen Feuerwehr, deren Ursprung er in seiner Heimat Württemberg verortet. In der Basis verwurzelt knüpfte er Kontakte in ganz Europa und wurde auch in der internationalen Organisation CTIF zur Integrationsfigur. In seinen mitreißenden Reden trat er immer wieder ein für Selbstverwaltung und Selbstführung der Wehren; denn er wollte diesen traditionsreichen Hilfsdienst nicht ganz dem Staat überlassen. Während des „Dritten Reiches“ war die Feuerwehr der Zentralisierung und Integration in die Polizei zum Opfer gefallen. Gleich nach dem Krieg begann Bürger, sie als kommunale Einrichtung wieder aufzubauen.

Kindheit und Jugend verbrachte Bürger in Schwäbisch Gmünd, wo der Vater als Bahnhofsvorstand arbeitete. Nach dem Besuch des Realgymnasiums, wo er die Mittlere Reife erwarb, wollte er Bauingenieur werden. Er praktizierte in Baufirmen und einem Architekturbüro seiner Heimatstadt und besuchte von Herbst 1931 bis Frühjahr 1933 die Höhere Bauschule in Stuttgart. Als geprüfter Bautechniker meldete er sich für drei Monate zum Freiwilligen Arbeitsdienst „als technischer Leiter und 2. Lagerführer“ (Lebenslauf von 1935, StA Ludwigsburg EL 20/4 II Bü 228) im Lager Zimmern, Kreis Gmünd. Danach arbeitete er wieder in Architekturbüros in Gmünd und Heidenheim, ab Herbst 1935 als Bauleiter beim Wasser- und Straßenbauamt Ludwigsburg. 1936 setzte er sein Studium an der Höheren Bauschule fort, arbeitete aber regelmäßig in den Semesterferien, um Praxis zu erlangen und sein Studium zu finanzieren.

In diese Zeit fällt der Umzug seiner Eltern nach Reutlingen, wohin der Vater versetzt war, da er sich in Gmünd als aktives SPD-Mitglied den Unwillen der örtlichen NSDAP zugezogen hatte. Eine dünne Spur in Bürgers Spruchkammerakte: „Vor 1933 Mitglied im Reichsbanner schwarz-rot-gold“ (StA Sigmaringen Wü 13 T2 1734/056) lässt den Schluss zu, dass der Vater versucht hatte, den Sohn für die Sozialdemokratie zu gewinnen. Bürgers Zugehörigkeit zum Ehrenbreitsteiner-Vertreter- Convent, zuvor Hohen-Neuffener Convent, einem Zusammenschluss der Studentenverbindungen an den Fachhochschulen Stuttgart, Esslingen und Reutlingen, weist eher auf eine bürgerlich-konservative Einstellung, was auch seine Verbindung „Stuifia“ nahelegt, in deren Uniform er sich gern fotografieren ließ. So mag sich sein Eintritt in die SA, der 1933 oder 1935 erfolgte, erklären. 1937 wurde er NSDAP-Mitglied. Mit Auszeichnung bestand er im März 1937 die staatliche Prüfung für den mittleren Baudienst, womit er den Titel eines Bauingenieurs erwarb. In den anschließenden Sommerferien volontierte er beim Bauamt Heilbronn, wo er sich 1938, inzwischen auch im Fach Wasserbau examiniert, fest anstellen ließ. Er wurde im Kanalbau eingesetzt, dann als Bauleiter an der Rosenbergbrücke, die Ende des Krieges gesprengt und 1950 durch einen Bonatz-Bau ersetzt werden sollte. Im Juli 1938 schloss er die Ehe mit der gleichaltrigen Marie Therese Kränzle, die aus einem wohlhabenden Geschäftshaus in Schwäbisch Gmünd stammte.

Im Oktober 1938 wurde er zu einer dreimonatigen Kurzausbildung zur 14. Ersatz-Batterie des Flakregiments 25 in Ludwigsburg einberufen. Auch „während seines mobilen Verhältnisses“(BA-MA Pers 6/230743), das vom 6. Oktober 1939 an fünf Jahre dauern sollte, war er anfangs heimatnah eingesetzt bei der 2. Ablösungs-Batterie Flugabwehr- Kommando Schwarzwald; denn seit Mai 1939 war er Kreisbaumeister in Rottweil. Als Wohnsitz wählte er die Nachbargemeinde Zimmern, Standort einer Flak-Kaserne, wo damals mehrere Zweifamilienhäuser gebaut wurden. Bürger bezog mit seiner Frau im Dezember einen Neubau am Ortsrand.

Als Angehöriger der Luftwaffe stieg Bürger ungewöhnlich rasch vom Kanonier zum Offizier auf: 1939 Gefreiter, 1941 Unteroffizier, Wachtmeister, dann Leutnant nach einem dreimonatigen Kriegsoffizier-Nachwuchslehrgang in Amersfoort in Holland. Sein Abteilungskommandeur hatte ihn empfohlen: „Sehr gute, klare geistige Anlagen, beweglich, gutes Organisationstalent […]; anständiger, Charakter, sehr kameradschaftlich und aufgeschlossen“, dann „fröhlich, aber auch sehr gesprächig“ (BAMA Pers 6/230743), womit leise Kritik mitklingt. Als akute Phase während der ersten Kriegsjahre erwähnt Bürger in seinen Erinnerungen den Einsatz bei der Flak während des Westfeldzugs 1940. Von 1942 bis zum Kriegsende war er im Ruhrgebiet eingesetzt als Bauoffizier und Führer der Divisions-Bautruppen der 4. Flak-Division, zuletzt im Rang eines Oberleutnants. Zeitbedingt kümmerte er sich damals vor allem um den Bau von Holzbalkenfundamenten und Behelfslafetten für schwere Flak. Im Oktober 1944 wurde Bürger aus dem aktiven Wehrdienst entlassen und als Zivildienstverpflichteter im Befestigungsbau weiterbeschäftigt, da er sich geweigert hatte, befohlene NS-Schulungsvorträge vor der Truppe zu halten und „NS-Gedankengut an Untergebene weiterzugeben“ (StA Sigmaringen Wü 13 T2 Nr. 1745/060). Die Dokumente um diese „Offizierssache“, in deren Verlauf ihm auch der Übertritt zum Katholizismus 1938 zur Last gelegt wurde, erleichterten nach Kriegsende seine Entnazifizierung. Er wurde damals von Duisburg an den Flak-Bauhof Essen-Kray versetzt, bezüglich Gehalt und Sozialversicherung der Zivildienststelle gemeldet und mit dem zivilen Titel „Architekt“ oder „Bauingenieur“ angeschrieben. Die „Entlassung aus dem Offizierskorps“ unterblieb im Strudel des herannahenden Kriegsendes. Nachweislich erhielt Bürger am 17. April 1945 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes (BA-MA RW 59/2188, Kartei Ritterkreuz des EK, Luftwaffe) als Oberleutnant und Führer der „Divisionsbautruppen im Erdkampf von Arnheim (Holland) bis Wesel“ (Erlebnisse, o. J., 97 f.).

Bei der Kapitulation befand sich Bürger im Bereich der US-Streitkräfte. Kriegsgefangenschaft blieb ihm erspart. Heimgekehrt nach Rottweil füllte er am 23. Juni den ersten Fragebogen der französischen Besatzungsmacht aus, trat bald den Dienst im Landratsamt an und leitete die Requisitionsabteilung, eine heikle Aufgabe. Vorrangig war er mit Bauarbeiten für die Besatzungsmacht betraut (KreisA Rottweil, PA). Es heißt, Bürger und Kreisgouverneur Francisque Garnier-Dupré hätten einander respektiert. Am 22. Dezember 1945 stellte ein achtköpfiges, deutsch besetztes Gremium, das mit der „Säuberung der Verwaltung von nationalsozialistischen Einflüssen“ betraut war, einstimmig fest: „Der Beamte kommt in Betracht für Verbleiben im Amt“ (StA Sigmaringen Wü 13 T2 1734/056).

Im September 1946 legte Bürger eine detaillierte Expertise zum Thema „Umsiedlung und Bodenreform“ vor und empfahl, auf ehemaligen Wehrmachtsgrundstücken Siedlerparzellen für Vertriebene auszuweisen. Die Franzosen gingen die Bodenreform, die die Potsdamer Konferenz zur verbindlichen Demokratisierungsmaßnahme erklärt hatte, nur zögerlich an. Sie prüften nur die Voraussetzungen, überließen die Sache aber am Ende den deutschen Landesregierungen. Parallel zur Datenbeschaffung und Abfassung seiner Publikation, die Militärgouverneur Guillaume Widmer (1906–1968) auf Landesebene angeregt hatte und die auch auf Zonenebene wahrgenommen wurde, setzte Bürger 1946 den Auftrag um, die Massengräber des Zwangsarbeiterlagers Schörzingen zu öffnen und einen würdigen Friedhof zu gestalten. Als „Beauftragter für Bauten der Besatzungsmacht im Kreis Rottweil“ hatte Bürger die Umbettung persönlich zu überwachen. Er löste die Aufgabe fristgerecht, auch wenn sie ihn menschlich belastete: 547 Kreuze über Einzelgräbern und eine schlichte Ehrenkapelle oder -halle zum Gedenken an die Opfer des Projekte „Wüste“ (Treibstoffgewinnung aus Ölschiefer).

Am 1. Dezember 1946 wurde Bürger zum Kreisbrandmeister ernannt, nachdem sein NS-belasteter Vorgänger entlassen worden war. „Die Führung von 51 Feuerwehren nebenberuflich“ (StA Sigmaringen Wü 13 T2 Nr. 1745/060, Schreiben vom 23.1.1947) fiel ihm zu. Um die Reorganisation der Feuerwehren hatte er sich in Absprache mit der Militärregierung schon zuvor gekümmert. Beim Großbrand im Schwenninger Hochmoor im Sommer 1947 beispielsweise oblag ihm die Oberleitung. Der Alltag bestand aus Besprechungen mit dem Kontrolloffizier der Feuerwehren und Landesbehörden in Tübingen. Hauptthema waren Entnazifizierung und Demontagen. Im Juli 1947 musste Bürger „Feuerlöschgerät der ehemaligen Werksfeuerwehr Mauser, Oberndorf, an eine alliierte Kontrollkommission abliefern“ (KreisA Rottweil PA, Schreiben vom 31.7.1947). Eine Anekdote überliefert, Bürger habe den Franzosen statt eines bei Mauser requirierten neuwertigen Löschfahrzeugs ein baugleiches, aber ramponiertes aus den Beständen einer örtlichen Feuerwehr übergeben.

Als 1948 sein Entnazifizierungsverfahren in eine neue Phase ging, gab er den Beamtenstatus auf, wurde freier Architekt und begann sein „Leben für die Feuerwehr“. Er behielt das Ehrenamt als Kreisbrandmeister, stieg als Freiwilliger Feuerwehrmann und bald Kommandant in seinem Wohnort Zimmern ein und setzte sich das Ziel, an die Tradition von 1863 anzuknüpfen und den Württembergischen Feuerwehr-Verband wieder aufzubauen. Die Militärregierung in Württemberg-Hohenzollern förderte das Projekt als Maßnahme zur Demokratisierung. Weniger Zuspruch kam von der Tübinger Landesregierung, namentlich von Landesbranddirektor Paul Braun, dem Bürgers Forderung nach minimaler staatlicher Kontrolle der Wehren zu weit ging. Einen angesehenen Mitstreiter fand er in Albert Walker (1878–1963), Kommandant der Feuerwehr Ebingen. In dessen Heimatstadt wurde am 2. April 1950 der Landesfeuerwehrverband Württemberg-Hohenzollern gegründet und am selben Tag der Kreisfeuerwehrverband Rottweil in Rosenfeld, Kreis Balingen. Bürger wurde jeweils Vorsitzender. Ein Jahr später gelang es ihm, über die Zonengrenze hinweg auch Nord-Württemberg einzubeziehen. Die Gründungsversammlung des LFV Württemberg und Hohenzollern fand in Fellbach statt. Bürgers Gesprächspartner im Stuttgarter Innenministerium war Richard Jacoby (1885–1956), Sohn des Gründers der Stuttgarter Berufsfeuerwehr Bruno Jacoby.

Der Gedanke an einen Bundesverband wurde 1951 akut, als die Hohen Kommissare der Westmächte als Auswirkung des Kalten Krieges und Vorzeichen der Wiederbewaffnung die Aufstellung eines Luftschutz-Hilfsdienstes ins Gespräch brachten. Damit die Freiwilligen Feuerwehren bei diesen Planungen nicht übergangen würden, regten Vertreter der Landesverbände Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen im März 1951 unter Federführung des stellvertretenden Vorsitzenden des LFV Schleswig-Holstein Heinrich Ernst die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft der Feuerwehrverbände der Bundesrepublik an. Ernst suchte Bürger in Stuttgart auf und nahm dessen spontane Zusage mit. Auch die hessischen Bezirksverbände und Bayern kooperierten. Die förmliche Gründung der Arbeitsgemeinschaft erfolgte im Juni in Kassel; Vorsitzender wurde Hermann Hülser (1888–1973), Oberbürgermeister von Viersen, der sich bei der Vorbereitung der Gründung des Bundesverbandes wegen eines Unfalls von Bürger vertreten ließ.

Die Wiedergründung des Deutschen Feuerwehrverbandes, DFV, mit Bürger als Präsident fand am 12. Januar 1952 in Fulda statt. In einer emotionalen Rede bei der Festversammlung versprach Bürger, sich verantwortungsbewusst und nimmermüde für die gemeinsamen Interessen einzusetzen: soziale Fürsorge für den Feuerwehrmann, Mitwirkung bei der Gesetzgebung, Verbesserung der Ausbildung, Schritt halten mit der technischen Entwicklung, Kameradschaft pflegen und die Außenwirkung fördern. Bürger verstand es, auf sich und seine Sache breitenwirksam aufmerksam zu machen: bei einem nächtlichen Treffen der Feuerwehren seines Landesverbandes auf dem Hohenstaufen erschienen Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft. Überregionale Wirkung erzielte er im Mai 1953 kurz vor seinem 40. Geburtstag mit dem 22. Deutschen Feuerwehrtag in Ulm. Das Bemerkenswerte für die damalige Zeit war die Teilnahme internationaler Delegationen. Frankreich war vertreten durch den Präsidenten des internationalen Feuerschutzkomitees, CTIF, Colonel Jean Maruelle, mit dem Bürger seit Deutschlands Wiederaufnahme in das CTIF 1951 in Verbindung stand.

Mehr Ansehen der deutschen Wehren im Ausland war ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Das kam der heimischen Industrie zugute und förderte den Export. Bürgers umfangreichste Publikation trägt den Titel „Feuerwehren –Vorkämpfer Europas“. Bezüglich der DDR hielt sich Bürger an die Sprachregelung der Ära Adenauer, d. h. er beließ es bei Grüßen an die dortigen Kameraden. Im CTIF wollte er die Theorielastigkeit überwinden und die Freiwilligen einbeziehen zur „Vertiefung ihrer alten freundschaftlichen Beziehungen“ (Erinnerungen, S. 43). Mit dem Belgier Charles Fransmann und dem Elsässer Albert Ludmann gründete er 1955 die „Internationale Kommission der Feuerwehren“, einen Dachverband der nationalen Feuerwehrvereinigungen, zunächst autonom innerhalb des CTIF, ab 1966 dessen „Fachgebiet Feuerwehren“. 1957 hatte Bürger den Vorsitz übernommen und mit dem Österreicher Sepp Kast (1917–1996) ein Konzept für internationale Feuerwehrwettkämpfe präsentiert. Diese fanden erstmals 1961 Konrad Adenauer zuliebe in Bad Godesberg statt, parallel zum 23. Deutschen Feuerwehrtag und begleitet von der Fachmesse „Der Rote Hahn“ in Köln. Fünf Folgeveranstaltungen fallen in Bürgers aktive Zeit beim CTIF: Mulhouse, Karlovac, Krems, Brünn und Trient.

Das dichte und weitgespannte Netz seiner Kontakte lässt sich ablesen an seinen Orden und Ehrenzeichen, darunter über hundert tragbare, die sich in der Feuerwehrgeschichtlichen Sammlung in Rottweil befinden. Bei diplomatischen Empfängen stand er als Präsident des DFV im Rang eines Generalmajors. In den frühen Nachkriegsjahren dienten seine Aktionen auch als Test für die Akzeptanz deutscher Uniformträger im Ausland.

Auf schwierigem Parkett bewegte sich Bürger, als er nach der Bildung des neuen Landes einen einheitlichen Landesverband anstrebte. Vorstufe war die Gründung eines Vereins zur Errichtung eines Feuerwehrerholungsheims 1953. Einen Freund und Mitstreiter fand er in Ludwig Hehn (1895–1977), Landesbrandmeister in (Süd-)Baden. Auf Gemarkung Hinterzarten bot sich ein geeignetes Gelände, 1954 war Grundsteinlegung, 1956 stand der von Bürger entworfene Bau. Die Finanzierung war langwierig und mühsam. Spendenaufrufe, Lotterien, zuletzt ein zinsloses Darlehen des Landes. Bürgers Sozialprojekt überlebte, wurde erweitert und als moderner Hotelbetrieb geführt. Auf dem Landesfeuerwehrtag 1955 in Aalen sollte der einheitliche neue Verband gegründet werden, scheiterte jedoch überraschend am Widerspruch aus dem ehemaligen Land Baden; es kam nur zur Bildung einer Arbeitsgemeinschaft. Unter dem Druck der Gebietsreform 1972 hatte „der Kampf um die Einheit“ Erfolg: In Böblingen wurde der neue Landesfeuerwehrverband gegründet mit Bürger als Gründungspräsident.

1978 mit Erreichen des Pensionsalters trat Bürger als geschäftsführender Vizepräsident des CTIF zurück und wurde Ehrenpräsident; 1981 verabschiedete er sich im Rahmen der 7. Internationalen Feuerwehrwettkämpfe in Böblingen als Präsident des DFV. Als Vorsitzender des LFV Baden-Württemberg blieb Bürger aktiv bis 1984. Die Amtsübergabe an Rolf Englerth fand in Lörrach statt. Bürger nutzte die verbleibenden Jahre zu Publikationen aus seinem Erfahrungsbereich und blieb auf gesellschaftlicher und geselliger Ebene anregend und präsent.

Quellen:

StA Ludwigsburg EL 268 I, Hochschule für Technik Stuttgart mit Vorgänger-Institutionen, EL 20/4 II Bü 228, Personalakten der Straßenbauverwaltung; A der Hochschule für Technik Stuttgart, Studentenkartei; BA-MA RW 59/2188, Kartei Ritterkreuz des EK, Luftwaffe, Pers. 6/230743; BA Berlin R 9361–VIII Kartei/4510287, R 9361-IX Kartei/5031419, NSDAP Aufnahme 1937, Nr. 4 809 727; StA Sigmaringen Wü 13 T2 Nr. 1734/056, Wü 13 T2 Nr. 1745/060, Spruchkammerakten, Wü 2 T1 Nr. 499, Broschüre „Umsiedlung und Bodenreform“; HStA Stuttgart EA 2/120 Bü 48, Verdienstorden der Bundesrepublik, EA 2/120 Bü 123, Verdienstmedaille Baden-Württemberg, EA 2/303 Bü 963, Lotterien Feuerwehrerholungsheim 1953–1959, EA 2/601 Bü 96/1 und 96/2, Feuerwehrerholungsheim, J 191, Albert Bürger, EA 2/150 Bü 784, PA Richard Jacoby; StA Freiburg F 30/1 Nr. 993, Personalakte Ludwig Hehn, F 30/1 Nr. 3576, D 26/1 Nr. 242, Feuerwehrerholungsheim St. Florian, D 26/1 Nr. 341, Feuerwehrehrenmal in Achern; KreisA Rottweil A III RO, Zv.2017/01, Personalakte Bürger, A III RO, Zv. 2011/03 Nr.15, Akten des Ausgleichsamts, Wohnungsbau, A III RO, Az. 3002,2,22 Nr. 5, Kreisbaumeister, Az. 9731 Nr. 1, Az. 9731/144 Nr. 1, Az. 9731/223 Nr. 5, Nr. 7 und Nr. 15, Requisitionsabteilung 1945–1958, D2 Feuerwehr-geschichtl. Sammlung Albert Bürger, Depositum der Gemeinde Zimmern ob Rottweil; Dt. Dienststelle WASt, Erkennungsmarkenverzeichnisse; Gemeindeverwaltung Zimmern ob Rottweil, Bauakten. – Mitteilungen von Eberhard Bürger, Tübingen, Karl Hermann, Nehren, Hermann Schäfer, Rottweil, Rolf Schamberger, Dt. Feuerwehrmuseum Fulda, Hans Rösner, Rehburg-Loccum und Hinrich Struve, Reußenköge.

Werke: (Auswahl) Publikationen: Umsiedlung und Bodenreform, 1946, in: StA Sigmaringen Wü 2 T 1 Nr. 499; Das Feuerwehrhaus, Brandschutz-Fachbuch-Nr. 7, 1953; Dokumentation über das Feuerwehrwesen in Baden-Württemberg, 1983; Bericht über den Stand des Feuerwehrwesens in Baden-Württemberg, Bde. 1 und 2, 1973–1985, hgg. vom LFV B-W, 1985; Erlebnisse und Erkenntnisse aus meinem Leben in der Feuerwehr, o. J. [1985]; Die staatl. Aufsicht über das Feuerlöschwesen. Ursprung und Entwicklung in Baden-Württemberg, 1988; Die Feuerwehren – Vorkämpfer Europas, hgg. vom CTIF, Internationales Technisches Komitee für vorbeugenden Brandschutz und Feuerlöschwesen, 1989, 2. Aufl. 1990; zahlreiche Beiträge in den Zeitschriften „Brandschutz und Brandhilfe“. – Bauwerke: Feuerwehrerholungsheim Titisee 1953, Feuerwehrhaus Ebingen, Schulhausneubau und Kirchenerweiterung Zimmern ob Rottweil, Wohnhäuser und Fabrikgebäude, u.a. in Gengenbach und Kirchenneubau St. Florian in Mistelbach-Lanzendorf, Österreich (1969/70).
Nachweis: Bildnachweise: Foto (1952) S. 66, KreisA Rottweil D2 Feuerwehrgeschichtl. Sammlung, Albert Bürger

Literatur:

Walther-Peer Fellgiebel, Die Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes 1939–1945, 1986, 149; Jürgen Klöckler, Chronique du cercle de Rottweil depuis le 27 avril 1945 jusqu’au 30 septembre 1949. Zweisprachige Edition, 2000 (Informationen zu Francisque Garnier-Dupré, Kreiskommandant); Hansmartin Schwarzmaier, Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 4: 2002, 6 f. (zu Gouverneur Widmer); Karin Graf, Die Bodenreform in Württemberg-Hohenzollern nach dem II. Weltkrieg, 2003; Rolf Schamberger, Einer für Alle – Alle für Einen. 150 Jahre Dt. Feuerwehrverband, 2003, 129–162; Winfried Hecht, Rainer Müller u. a., 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Rottweil, 2006, 5, 27; Hans Georg Prager, Florian 14: achter Alarm, Das Buch der Feuerwehr, 2011, 245, 315 ff.; Karl Hermann, Der Verbandsgründer mit Weitblick und Charisma, in: miteinander füreinander. 150 Jahre Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg, 2013, 12–23; Rolf Schamberger, 100 Jahre Albert Bürger: Annäherung an eine Legende, 2013 (www.dfm-fulda.de); Emil Maser, 100 Jahre Albert Bürger, in: Amtsblatt der Gemeinde Zimmern ob Rottweil vom 11. April 2014; Michael Rauschert, Albert Bürger – Ein Leben für die Feuerwehr, in: Zeitschrift Orden und Ehrenzeichen vom April 2016, 62–78; Fédération Nationale des sapeur-pompiers, CTIF 1900 –1971, www.pumpjeesverband.lu.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)