Bad Saulgau - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0819

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Stadt liegt am westlichen Rand der Schwarzachniederung auf der Nord­westspitze des trockenen Schotterfeldes vor der Jungendmoräne. Der mittelalterliche Stadtkern hat einen etwa trapezförmigen, annähernd quadratischen Umriss. Als Mittelpunkt Straßen­markt (spätere Form aber erst seit 1518, verändert 1977 durch Rathausabbruch) mit der Pfarrkirche. Alle wichtigen Straßen treffen von der Peripherie aus hier zusam­men, dabei ist die Hauptstraße (Durchgangsstraße vom Oberen Tor im Süden zum Unte­ren Tor im Norden) merkwürdigerweise abgeknickt. Ein drittes Tor an der Schützenstraße im Оsten war ohne überörtliche Verkehrsbedeutung. In dem Altstadtteil südlich des Marktes begleitet eine durchgehende Ringstraße den ehemaligen Mauerzug, auch verlaufen hier die Seitenstraßen unregelmäßig; wohl ein Indiz, dass dieser Teil (Marktsiedlung des frü­hen 13. Jahrhunderts?) älter ist als der Nordteil (Stadtanlage Mitte 13. Jahrhunderts?). Schon im 13. Jahrhundert Vorstädte vor den beiden Haupttoren. Mauertürme und Stadttore 1825 abgebrochen; von der Befestigung sind nur noch der kleine Katzenturm und Reste der Stadtmauer in Norden erhalten. Nach dem Bahnbau (1869) bis zum 1. Weltkrieg Ausdehnung der Stadt nach Westen bis zur Schillerhöhe (Schwimmbad 1898, Krankenhaus 1912), nach Оsten entlang der 1870/71 projektierten Kaiserstraße von der Riedstraße bis etwa Hindenburgstraße und nach Süden (Bahnhofs- und Gewerbegebiet). Zwischen den Weltkriegen geringe Bautätigkeit. Seit 1950 starke Erweiterung der Stadt durch große Neubauge­biete. Sie liegen westlich der Bahnlinie beiderseits der Sießener Straße, an der Sonnenhalde und Straubenhalde und umgeben den älteren Stadtbereich kranzförmig im Norden, Оsten und Süden. Ausdehnung der Industriegebiete im Norden (Ziegeleschle; zwischen Herbertinger und beiderseits der Moosheimer Straße) und im Süden (zwischen Altshauser und Paradiesstraße sowie an der Hochberger Straße).
Historische Namensformen:
  • Sulogau
  • in . . . Sulagun
  • Sulgen
Geschichte: 819 (Fälschung 12. Jahrhundert) Sulogau, 857 in . . . Sulagun, 12. Jahrhundert Sulgen (Stelle mit schmutzigem oder salzigem Wasser). Vermutlich Siedlung der älteren Ausbauzeit. Von 1171 an kommen niederadlige Herren von Saulgau als Reichsministerialen vor, deren Rechte in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts vermutlich an die Herren von Sießen-Strahleck über­gingen. Um 1249 bis 1273 Herren von Saulgau mit dem Beinamen Graf (comes). Als Stelle einer Burg wird der Gänsbühl (Klosterberg, Lammkeller) angesehen. Die Oberhoheit (vom Reich oder den Grafen von Veringen) ging Anfang des 13. Jahrhunderts an die Truchsessen von Wald­burg und deren Zweig zu Warthausen über. Stadterhebung wohl unter staufischem Einfluss. 1239 Bürger (cives), um 1249 burgus, 1258 (oder wenig später) civitas. Kaiserliche Verleihung des Stadtrechts von Lindau 1288 und von Ulm 1300. Marktprivi­leg 1288. 1379 Befreiung von fremden Gerichten und 1473 vom Hofgericht Rottweil. 1375 Rathaus erwähnt (am Markt erst seit Anfang des 16. Jahrhunderts, Neubau 1820, abgebrochen 1977). 1434 Verleihung der Blutgerichtsbarkeit. Unter städtischer Hoch- und Niedergerichtsbarkeit standen außer dem engeren Stadtgebiet die Ortsetter von Moos­heim und Wilfertsweiler, nur Niedergericht in Schwarzach. Außerhalb Etters stan­den alle Gerichtsrechte der Grafschaft Friedberg-Scheer zu. Das Stadtammanamt (1249 minister) war im Besitz des Stifts Buchau, das es wohl seit dem 15. Jahrhundert an die Stadt verlieh. Buchauer Amtshaus des 14./15. Jahrhunderts in der Pfarrstraße, an der ehemaligen Stadt­mauer. 1299 verkauften die Truchsessen von Warthausen die Stadt an Österreich, das sie im 14. Jahrhundert an den Bischof von Konstanz und die Grafen von Hohenberg verpfändete. 1386/1402 an die Truchsessen von Waldburg als Pfand, 1454 Einrichtung der »manns­erblichen Inhabung«. 1680 als eine der 5 Donaustädte an Österreich zurück. 1750 der Landgrafschaft Nellenburg (Oberamt Stockach) unterstellt. 1805 an Württemberg, Oberamtssitz, 1938 Sitz des Landkreises bis zu dessen Auflösung 1973. Lateinischer Schulmeister seit 1273 genannt. Präzeptoratsschule (Lateinschule) 1822. Realschule 1841. Katholisches Lehrerseminar 1879 bis 1935, dann Aufbaugymnasium. Pro­gymnasium 1923, voll ausgebautes Gymnasium 1960.
Ersterwähnung als Stadt: 1258

Ersterwähnung: 0819
Kirche und Schule: Kirche und Pfarrei 819, Sankt Johannes Baptista 1355 (daneben später auch Sankt An­dreas und Maria). Patronat Stift Buchau bis 1802, 1805 von Österreich an die württembergische Krone. Eine ältere Kirche soll auf der Schillerhöhe, früher Kirchberg, gestanden haben. Die heutige katholische Pfarrkirche ist eine querschifflose, gotische Pfeilerbasilika; 1402 Altarweihe; älterer Turm erhöht. Vorhalle 1420. 1763 barockisiert, 1867 Scheingewölbe und neugotische Umgestaltung, renoviert 1956 in ursprünglicher Form. 1971 Umgestaltung des Chors und der Chororgel. Der Turm war früher die städtische Hochwacht (»Wen­delstein«). Franziskanerinnenkloster an der Nordostecke der Altstadt Ende des 14. Jahrhunderts aus Beginensammlung entstanden, im 18. Jahrhundert Mädchenschule; 1782 aufgehoben. Neubau des Klosters 1702, später Oberamtei und Landratsamt, heute Rathaus; Kapellenflügel 1772. Ein weiteres Frauenkloster bestand bereits im 13. Jahrhundert bis zu seiner Übersiedlung nach Sießen. Franziskanerkloster in der oberen Vorstadt 1646 gegrün­det, 1811 aufgehoben. Klausur und Kreuzgang sowie Kirche Sankt Antonius 1664/65, letztere 1763 barockisiert. Nach 1817 städtisches Spital, heute Altersheim. Die profanierte Kirche wurde 1920/21 wiederhergestellt, 1961 der Kreuzgang renoviert. Lieb­frauenkapelle (im abgegangenen Mooshaupten?) an Stelle der 1410 genannten Mooshauptenkapelle, bei der 1611 ein Pestfriedhof angelegt wurde; heute Friedhofskapelle, reicher Barockbau von 1741. Erneuert 1889 und 1961 folgende. Spätgotische Kreuzkapelle Anfang des 15. Jahrhunderts, 1934 erneuert. Spital zum Heiligen Geist 1376 gestiftet. Siechenhaus wohl vor 1400 gegrün­det, Siechenpflege 1795 mit dem Spital vereinigt. Neugründung eines Franziskaner­klosters 1922; Klostergebäude 1923 eingeweiht. Evangelische Kirche von 1876 (Leins), Pfarrei 1899.
Patrozinium: Sankt Johannes Baptista
Ersterwähnung: 1355

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