Vom Falken zur Taube

Von Kurt Hochstuhl

 

 

Berthold von Deimling

General
21.3.1853 – 3.4.1944

 

„Erst später ist durch die Fehler landesunkundiger Offiziere der gute Wille der elsässischen Bevölkerung übermäßigen Belastungsproben ausgesetzt worden. Man kann nicht auf der einen Seite nationale Hingabe verlangen und auf der anderen jedes Vertrauen versagen.“
(Lebenserinnerungen, 1930)

 

Berthold von Deimling im Oktober 1916 unmittelbar vor seiner Versetzung an die Vogesenfront. (Quelle: Bundesarchiv Militärarchiv Freiburg N 559, Nr. 19)

Berthold von Deimling im Oktober 1916 unmittelbar vor seiner Versetzung an die Vogesenfront. (Quelle: Bundesarchiv Militärarchiv Freiburg N 559, Nr. 19)

Als Offizier der preußischen Armee machte der in Karlsruhe geborene Berthold Deimling eine atemberaubende Karriere. Versehen mit der kaiserlichen Instruktion, in den Reichslanden aufzuräumen, wurde der ehemalige Kommandeur der Schutztruppen in Südwestafrika und in der Zwischenzeit Nobilitierte im April 1913 zum kommandierenden General des XV. Armeekorps in Straßburg ernannt. Dem Auftrag seines Förderers kam der prestigesüchtige Haudrauf in der Zabern-Affäre konsequent nach. Autokratische Entscheidungen und Extratouren bestimmten seinen Einsatz im 1. Weltkrieg. Als Schlächter von Ypern und Ausführender des ersten Gasangriffs kam er zu traurigem Ruhm. Die Kampf- und Opferbereitschaft seiner Truppen revidierten jedoch sein (Vor-) Urteil über die nationale Haltung der Elsässer, was die Kontroversen über die Notwendigkeit der Militärdiktatur im Reichsland nährten. Von Hindenburg und Ludendorff wurde er als Abschnittskommandeur der Armee-Abteilung B in die mittleren Vogesen abgeschoben und, nachdem ihm Kaiser Wilhelm II. seine Unterstützung entzogen hatte, im September 1917 zum Abschied gezwungen. Diese Brüskierung und das Unbehagen am modernen industriellen Krieg führten bei Deimling zu einem radikalen Bruch mit seinem bisherigen Leben. Ab 1919 gehörte er zu den bekanntesten Vertretern der deutschen Friedensbewegung, für die er in zahlreichen Auftritten mit den alten Eliten abrechnete. Militärische Abrüstung und die Versöhnung mit dem Erbfeind Frankreich standen im Fokus seines Engagements.

 Ein General und sein Großherzog: Inspektion der Truppen durch Friedrich II. von Baden 1917. (Quelle: Bundesarchiv Militärarchiv Freiburg N 559, Nr. 19 )

 Ein General und sein Großherzog: Inspektion der Truppen durch Friedrich II. von Baden 1917. (Quelle: Bundesarchiv Militärarchiv Freiburg N 559, Nr. 19 )

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