Weinheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0755 [755/56 (Kopialüberlieferung 12. Jahrhundert)]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Kernstadt, bestehend aus der Altstadt, dem Steinwegviertel und der Neustadt, dehnt sich im Bereich der Gebirgsvorstaffel unmittelbar westlich des Grundelbachtals und teilweise nördlich der Weschnitz in nördlich-südliche Richtung aus. Die Altstadt, entstanden um den Domhofbezirk, lässt am Ausgang des Weschnitztales aus dem Odenwald beidseits des Flusses im Grundriss- und Aufrissbild noch den dörflichen Vorläufer erkennen. Die auf der südlichen Vorstaffel errichtete Neustadt mit ihrem nach Norden aufgespreizten, fächerförmigen Straßennetz, dem Marktplatz und der noch teilweise erhaltenen Ummauerung ist eine planmäßige mittelalterliche Gründungsstadt. Eine frühneuzeitliche Verbindung zwischen diesen mittelalterlichen Siedlungskernen ist das Steinwegviertel, eine langgezogene Einstraßenanlage. Die Stadterweiterungen des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhumdert westlich dieser Kernstadt bis zu den Bahnanlagen zeichnen sich durch ein weitgehend rechtwinkliges Straßennetz aus. Großflächige Neubaubereiche der Nachkriegszeit kennzeichnen die Weststadt zwischen Bahnlinie und Autobahn, wo zuletzt Hochhäuser entstanden, sowie den Bergstraßenbereich in Richtung Lützelsachsen. Das Industriegelände der Fa. Carl Freudenberg in der Weschnitzniederung im Nordwesten der Stadt wurde in der Nachkriegszeit wesentlich erweitert.
Historische Namensformen:
  • Winenheim 0755 [755/56 (Kopialüberlieferung 12. Jahrhundert)]
Geschichte: 755/56 (Kopialüberlieferung 12. Jahrhundert) Winenheim, von Personenname Wino. Die Siedlung der Merowingerzeit ist in der Nähe des Reihengräberfriedhofs in den Kapellenäckern beim Hauptwerk der Firma Freudenberg zu vermuten. 790 fiel Weinheim durch Schenkung Graf Raffolds größtenteils an Kloster Lorsch. Wohl schon vorher dürfte sich der Schwerpunkt der Siedlung an die Einmündung des Grundelbachs in die Weschnitz verlagert haben. Auf dem Mündungssporn lag die Kirche, im Südwesten etwas erhöht der Fronhof (Dörnhof). Zwischen beiden fand der 1000 vom Kaiser privilegierte Markt statt, dem 1065 das Münzrecht für die Reichsabtei verliehen wurde. Um 1080 errichtete der Abt eine Burg (später Windeck genannt), doch musste er sie auf Einspruch seines Vogtes, des Grafen Berthold von Lindenfels, vorübergehend (bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts) abbrechen. Die Windeck, seit 1674 Ruine, ist eine Gipfelburg mit unregelmäßigem, dem Oval angenähertem Bering und konisch zulaufendem runden Bergfried. Eine vermutlich nicht fertiggewordene frühe Burganlage liegt nördlich von ihr, die Reste einer Ministerialenburg weiter talaufwärts südlich des Grundelbachs. Die Weinheimer Oberschicht gehörte ursprünglich zur Lorscher Ministerialität, wichtigstes Geschlecht waren die vom 12. bis ins 14. Jahrhundert bezeugten Swende von Weinheim. Schon Pfalzgraf Konrad wird Weinheim als Lorscher Vogt Mitte des 12. Jahrhunderts in seine Gewalt bekommen haben, doch konnte der Lorscher Abt den Fronhof und den Markt für sich behaupten. Daher gründeten die frühen Wittelsbacher Pfalzgrafen, vermutlich Otto II., um 1250 die Neustadt auf bisher siedlungsfreier Terrasse über der Weschnitz. Ein Vergleich von 1264 erkannte die pfälzischen Rechte darüber und über die Burg an. Anschließend verlieh der Erzbischof von Mainz als Nachfolger im Besitz von Lorsch die Altstadt dem Pfälzer zu Lehen. Nachdem König Albrecht I. in seinem Kampf gegen die rheinischen Kurfürsten 1301 Weinheim erobert hatte, ging die Altstadt 1308 in pfälzisches Eigentum über. 1317 bis etwa 1340 war ganz Weinheim als Pfand nochmals in der Hand des Erzbischofs. Ab 1368 zählte es zu den unveräußerlichen Bestandteilen der Kurpfalz. Weinheim, das vorübergehend auch eigene Amtmänner hatte, unterstand vom späten 14. Jahrhundert bis 1803 ununterbrochen dem Amt, dann Oberamt Heidelberg. Neu- und Altstadt wurden 1454 zu einer Gemeinde vereinigt, in die allmählich auch der Burgweiler Müll (um 1130 ersterwähnt) eingegliedert wurde. Seine letzten Sonderrechte fielen erst 1811. Das mittelalterliche Rathaus am Marktplatz zeigt sich seit 1861/62 im Gewand einer neugotischen Renovierung. Die Stadtmauer, im 13. Jahrhundert vielleicht noch nicht das Gerberviertel am Grundelbach miteinschließend und die Altstadt stets außerhalb lassend, ist in Teilen (darunter 2 Türme) erhalten. Das Niedertor fiel schon 1787, das Grundelbachtor 1882 dem Abbruch anheim. Das Obere Tor blieb innerhalb des Schlosses bestehen. Dieses entstand im 15. Jahrhundert auf dem Areal einstiger Adelshöfe und wurde 1537 durch einen Renaissancebau nördlich des Obertors ersetzt, der 1546-1552 dem aus Neuburg verbannten Ottheinrich als Residenz diente. Nach weiteren Zubauten nahm es 1698-1700 nach der Zerstörung Heidelbergs die Residenz Kurfürst Johann Wilhelms auf. Ende des 18. Jahrhunderts entstand der Flügel südlich des Obertors und nach Plänen von Skell wurde der Park im englischen Stil angelegt. Das Schloss ging 1848 in den Besitz des Grafen von Berkheim über und wurde nach einem historisierenden Ausbau des Nordflügels 1938 der Stadt als Rathaus verkauft. Mit dem Anfall an Baden erhielt Weinheim ein eigenes Amt, bis dieses 1936 mit dem Bezirksamt Mannheim zusammengelegt wurde.

Name: Burg Windeck. Schloss Weinheim.
Datum der Ersterwähnung: 1080 [um]

Ersterwähnung: 0700 [8. Jahrhundert]
Kirche und Schule: Von Worms her gegründete frühmittelalterliche Peterskirche auf dem Sporn zwischen Weschnitz und Grundelbach, von der aus das seit dem 8. Jahrhundert stärker besiedelte Weschnitztal pastoriert wurde. 861 im Besitz des Klosters Wiesensteig. 1159 erstmals ein Pfarrer an dieser Kirche genannt, die damals bereits dem Kloster Lorsch gehörte. In der Neustadt wurde vor 1293 eine Kirche oberhalb des Marktplatzes, wohl von Anfang an für das Karmeliterkloster, gestiftet. Vor 1273 Deutsch-Ordens-Kommende, unmittelbar unter dem Deutschmeister, 1710 Neubau, 1805 durch Baden eingezogen. 1350 Steinbau der späteren Ulnerkapelle, 1718/21 renoviert. Geostete Kapelle am steilen Prallhang des Grundelbachs mit dreiseitig geschlossenem Chor. Seit dem 16. Jahrhundert war die Peterskirche reformierte Pfarrkirche. 1687 Einweihung der lutherischen Johanneskirche an der Stelle der heutigen Dürreschule, nach 1824 abgebrochen. Die alte Peterskirche, z. T. 11. Jahrhundert, wurde 1910/12 durch neuromanischen Bau ersetzt. 1958 Bau der evangelischen Markuskirche in der Weststadt. Geräumiger Saalbau mit freistehendem Betonturm über quadratischem Grundriss. Evangelische Kirchengemeinden der Petruspfarrei, der Johannespfarrei, seit 1927 der Pauluspfarrei und seit 1955 der Markuspfarrei, von der 1969 die Lukaspfarrei abgetrennt wurde. Rückkehr der Karmeliter 1685. Karmeliterkirche 1707 nicht in Kirchenteilung einbezogen. Ihr Laurentiuspatrozinium schon im 30jährigen Krieg bezeugt. 1850 neuer Turm. 1910 entstand anstelle des gotischen Kirchenschiffs mit polygonalem Chor im Osten ein nach Westen orientierter Neubau im Stil einer italienischen Basilika. 1910 Herz-Jesu-Kirche im Norden der Stadt, 1950 als Kuratiekirche umgebaut, 1968 zur Pfarrkirche erhoben. 1955 Errichtung der Marienkirche in der Weststadt. Dreischiffiger Saal mit turmähnlich überhöhtem, halbkreisförmigem Chor und seitlich freistehendem Glockenturm.
Patrozinium: St. Peter.
Ersterwähnung: 0700 [8. Jahrhundert]
Jüdische Gemeinde: Synagoge 1391 erstmals erwähnt, 1938 zerstört.

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