Kochendorf - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0800 [Anfang 9. Jahrhundert]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Anfang des 9. Jahrhunderts erhielt das Kloster Fulda eine Schenkung in »villa Kocheren«. Der Ortsname bezieht sich auf den gleichnamigen Fluss, der hier in den Neckar mündet. Neben einigen Funden aus der Jungsteinzeit, der Bronzezeit und der Latènezeit ist auf der ganzen Gemarkung vor allem die römische Ära gut dokumentiert. Zwei merowingerzeitliche Reihengräberfelder in den Gewannen Binnet und Sandäcker geben zu erkennen, dass der heutige Ort aus mehreren Siedlungskernen erwachsen ist. Im Spätmittelalter ummauert und mit drei Toren – Sulmer Tor, Neuenstadter beziehungsweise Steigen Tor, Mühltor – versehen, umfasste Kochendorf 1525 nicht weniger als 68 Hofstellen, wohl einschließlich der 1561 erwähnten herrschaftlichen Badstube. Um 1650 zählte man etwa 45 Wohngebäude und 1808 151 Häuser; bei letzterer Zählung waren die außerhalb der bereits 1762 weitgehend verfallenen Ummauerung gelegenen Häuser des Mühlenviertels im Nordwesten des Ortskerns am Kocher sowie jene der südlich gelegenen, nach 1600 entstandenen Huckenbachvorstadt mit eingerechnet. Kochendorf dehnte sich besonders im Süden aus zwischen dem alten Ort, den Bahnanlagen und dem Neckarkanal. Neben den Neubaugebieten Kocherwaldsiedlung (1950/63), »Lindenberg-Oststraße« (seit 1955) und »Spitzgarten-Weißer Markstein« (seit 1965) wurde 1950 das Gewerbegebiet beiderseits der Kocherwaldstraße angelegt.
Historische Namensformen:
  • villa Kocheren 0800 [Anfang 9. Jahrhundert]
Geschichte: Kochendorf zählte im hohen Mittelalter zum Reichsgut, das fuldischen Ursprungs gewesen sein dürfte. Im Spätmittelalter treten neben dem Reich das Hochstift Worms sowie die Herren von Allfeld als Lehnsherren auf. Außerdem verfügten die seit 1253 bezeugten Reichsministerialen von Kochendorf, die vermutlich von dem kaiserlichen Vogt und Schultheißen Wilhelm von Wimpfen (gestorben nach 1257) abstammten, mit der Burg Zwingenberg auf dem Lindenberg (1597–1603 Neubau, Greckenschloss) und weiteren Gütern über Allodialbesitz; die Allodien trugen sie 1294 in einem Tausch teilweise denen von Allfeld zu Lehen auf. Letztmals sind die von Kochendorf mit hiesigem Besitz 1309 belegt. Besitznachfolger dürften zum einen die Greck gewesen sein, die sich seit 1315 nach Kochendorf benannten, zum anderen die von Obrigheim, von Osthofen und von Urbach. Letztere hatten – wie 1446 und 1451 belegt – das ganze Dorf samt der Vogtei sowie der höheren und niederen Gerichtsbarkeit inne. Diesen Besitz erwarb 1451 Hans von Sickingen, aus dessen Erbe zwei Drittel an die Fuchs von Bimbach und ein Drittel an die von Venningen fielen. Beide Familien sind 1523 gemeinschaftlich als Vogtsherren bezeugt. 1527 und 1532 gelangten beide Anteile der Herrschaft an die Greck, die seit 1315 in Kochendorf belegt sind und wenig später als Vasallen der Wormser Bischöfe auftraten. Seit 1440 hatten sie als Lehensleute der von Heinriet, seit 1467 des Kaisers das Reichslehen Kochendorf mit Burg (Schloss Lehen), Vorhof, Kelter, Kelterrecht und weiteren Gütern inne, anfangs gemeinsam mit der ihnen verwandten Familie von Bremen. Mit der Verleihung des Blutbanns (1559) wurden die Greck schließlich unangefochtene Herren zu Kochendorf. 1606 veräußerten sie ein Drittel des Dorfs an Württemberg, das hier einen eigenen Handelshafen zur Umgehung der Heilbronner Neckarsperre und des dortigen Stapelrechts projektierte, was sich aber zerschlug. 1608 erlangten die Greck diesen Teil wieder zurück. 1672 wurde ein Drittel an die von St. André verkauft, die sich 1710 einen Herrensitz nahe dem 1598 erwähnten Amtshaus gegenüber dem Schloss Lehen errichteten. Als die Greck 1749 im Mannesstamm erloschen, fiel ihr Reichslehen den Gemmingen zu; den Eigenbesitz – zwei Drittel der Herrschaft – verkaufte eine Erbin 1762 an den Ritterkanton Odenwald, der bereits im Jahr zuvor das St. André’sche Drittel erworben hatte. Kochendorf wurde daraufhin Verwaltungsmittelpunkt des Kantons, dessen Kanzlei ihren Sitz im Greckenschloss nahm. 1784 wurde dem Kanton der alleinige Blutbann über den Ort zugesprochen. Im Zuge der Mediatisierung gelangte Kochendorf 1806 an Württemberg. Über den nach der Ortsherrschaft bedeutendsten Grundbesitz auf hiesiger Gemarkung verfügte seit der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert das Ritterstift Wimpfen, darunter drei Höfe; weitere Güter kamen von den Heinriet hinzu. 1456 verkaufte Hans von Talheim seinen Kochendorfer Hof an das Karmeliter-Kloster in Heilbronn, und 1608 veräußerten die Helmstatt ihren nachweislich seit 1437 innegehabten Hof an die Greck. Um 1782 bezog auch der Deutsche Orden Einkünfte aus Kochendorf. Herr über den ganzen Zehnt war ursprünglich wohl der Bischof von Worms. 1294 und 1308/09 verkauften die von Kochendorf Anteile am kleinen und großen Zehnt, die im einen Fall von den von Allfeld, im anderen von Worms zu Lehen rührten, an das Stift Wimpfen; weitere Teile blieben in Kochendorfer Besitz. 1553 bezog das Kloster Lichtenstern den halben Heuzehnt. Eine erste Dorfordnung datiert von 1561, eine zweite von 1597. Demnach bestand das Gericht aus einem Schultheißen und zwölf Schöffen. Während der Mitherrschaft der St. André amtierte in Kochendorf für jede der beiden Ortsherrschaften ein Schultheiß. 1717 sind ein Oberschultheiß, ein Schultheiß, zwei verordnete Bürgermeister und Richter, 1727 drei Bürgermeister und seit 1762 je ein Gerichts- und ein Gemeindebürgermeister bezeugt. Seit 1717 war ein Gemeindesiegel in Gebrauch, das den Buchstaben K zeigte; das der Gemeinde 1599 von einem Hofpfalzgrafen verliehene Wappen – in Silber über einem blauen Wellenbalken ein schwarzes K – war von den Grecken nicht anerkannt worden. Beim Übergang an Württemberg gehörten der Gemeinde das 1597 erbaute Rathaus, ein Magazin für Marktgerätschaften und ein Hirtenhaus. Der Ort fiel 1805 an Württemberg und gehörte dann zum Oberamt Neckarsulm. Ein Salzbergwerk wurde 1899 abgeteuft und 1901 Schacht »König Wilhelm II.« benannt. Das Hangende des 18 Meter starken Steinsalzlagers liegt auf Meeresniveau, also 154 Meter unter Tag. Über dem Ort erhebt sich das Greckenschloss, auch Bergschloss oder Zwingenberg genannt. 1600 von Wolf Konrad Greck neu erbaut, im Dreißigjährigen Krieg zerstört, 1681 erneuert, heute Wohngebäude. Das ehemalige kaiserliche Lehenschloss, ein Wasserschloss im Tal, seit 1553 von den Grecken am Platz eines alten Herrensitzes erbaut, später ein Hotel. Das St.-Andrésche Schloss wurde 1710 erbaut. Das ritterschaftliche Kochendorf (Kondominat von Gemmingen und Ritterkanton Odenwald) fiel 1805 an Württemberg. Am 18. März 1806 wurde es dem neu geschaffenen Oberamt Neckarsulm zugewiesen. Zum 1. Dezember 1933 vereinigte es sich mit Jagstfeld zur Gemeinde Jagstfeld-Kochendorf, die am 16. April 1934 die Genehmigung erhielt, den Namen Bad Friedrichshall zu führen, den sie nach der Jagstfelder Saline, die am 3. April 1820 nach König Friedrich benannt worden war, und nach dem 1831 errichteten Solebad trug. Als der Kreis Neckarsulm (seit 30.1.1934) zum 1. Oktober 1938 aufgelöst wurde, wechselte Bad Friedrichshall zum Landkreis Heilbronn.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Zahl der Einwohner von Kochendorf stieg von etwa 310 (68 Bürger) 1525 bis 1807 auf 856. Die Bevölkerung lebte überwiegend von Ackerbau und Viehzucht. Um 1750 nahmen die Ackerflächen 53 Prozent, die Weideflächen 17 Prozent der Gemarkung ein; der Weinbau war bescheiden (2,7 Prozent). Das 1461 erwähnte Kelterrecht und die Kelter gehörten zum Reichslehen. Das 1533 in der Bezeichnung als Marktflecken anklingende, vermutlich aus staufischer Zeit herrührende, danach allerdings wieder verlorene Marktrecht wurde 1762 erneuert. Von einer gewissen Zentralität zeugen unter anderem drei herrschaftliche Schildwirtshäuser (zur Krone 1527, zum Ochsen 1672, zum Goldnen Adler 1762) sowie eine 1772 eingerichtete Apotheke und ein Spital. Kochendorfer Fischer gab es zweifellos schon im Mittelalter, jedoch sind sie erst 1507 urkundlich bezeugt. Das Seilerhandwerk ist für das 17./18. Jahrhundert nachgewiesen, ein Schneider 1742. Die 1295 erwähnte Kochermühle war Bannmühle. Die südlich des Orts gelegene Hasenmühle wird 1502 als Schleifmühle, später auch als Sägemühle bezeichnet. Das 1295 erwähnte Fahr über den Kocher wurde 1769 infolge eines Schiffsbrückenbaus aufgegeben.

Name: Burg Zwingenberg (nach Neubau 1597-1603 Greckenschloss) - St. Andrésches Schloss (1710)
Datum der Ersterwähnung: 1553

Ersterwähnung: 1274
Kirche und Schule: 1294 verkauften die von Kochendorf ihr von den Herren von Allfeld zu Lehen rührendes Patronatsrecht über die später mit einem St. Sebastian-Patrozinium fassbare Kirche an das Stift Wimpfen, dem die Pfarrei 1301 inkorporiert wurde. Ein Pfarrer findet 1274 Erwähnung. Die Kirche mit romanischem Chorturm wurde 1595 und 1661 umgebaut, 1945 schwer beschädigt und anschließend wiederaufgebaut. Auf dem um 1550 neu angelegten Kirchhof südwestlich des Ortskerns gab es eine Marien-Kapelle; außerdem bestanden bei der Kochermühle eine St. Wolfgangs-Kapelle (1525, 1570) und auf dem Lindenberg eine St. Leonhards-Kapelle (1561). Nach Einführung der Reformation (1549) wurde die Frühmesspfründe in eine Schulstelle umgewandelt (1550), das Frühmesshaus wurde Schulhaus. Eine Schulordnung datiert von 1656. Um 1800 unterrichteten in Kochendorf drei Lehrer. Seit 1955 katholische Pfarrei, Pfarrkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit 1951/55 erbaut.
Patrozinium: St. Sebastian
Ersterwähnung: 1496
Jüdische Gemeinde: 1807 betrug die Zahl der Juden 78. Israeliten sind am Ort erstmals 1556 zu fassen. 1755 zählte die jüdische Gemeinde etwa dreißig Seelen (7 Steuerpflichtige). Eine Synagoge wurde 1806 errichtet und 1925 zum Wohnhaus umgebaut.

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