Ingelfingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1080 [um 1080]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf der Höhe nördlich von Ingelfingen, nicht weit vom Bühlhof, liegt eine Reihe vorgeschichtlicher Grabhügel, aus denen schon im 19. Jahrhundert Bronzeringe und irdene Gefäße geborgen wurden, und auch in der Talaue ergaben sich hie und da frühgeschichtliche Funde, die bis in die Steinzeit zurückreichen. Die Anfänge der heutigen Siedlung hat man gleichwohl nicht vor der fränkischen Landnahme zu suchen. Darauf deutet unter anderem der seit um 1080 bezeugte Ortsname »Ingiluingen« hin, der auf den Personennamen Ingolf zurückzuführen ist. Der Prozess der Stadtwerdung scheint bereits im 13. Jahrhundert begonnen, sich dann aber verzögert zu haben. 1302 sind bescheidene zentralörtliche Funktionen zu erkennen, indem das »oppidum« für die Leistung eines Einlagers vorgesehen war, und von 1323 datiert die Verleihung von Marktrechten. Der wiederholten Bezeichnung als Stadt (1334, 1343/45, um 1357 und öfter) steht noch 1484 die als »oppidum« gegenüber, und auch die Begünstigung des Mauerbaus durch Erlass der Leibeigenschaftsabgaben 1431 könnte auf eine eher schleppende Entwicklung hindeuten. Massiv gefördert wurde die Stadt indes im ausgehenden 15. Jahrhundert, als die Grafen von Hohenlohe im Zuge der Tierberger Fehde bestrebt waren, mit einer Stärkung Ingelfingens der Ganerbenstadt Künzelsau Konkurrenz zu machen. Entscheidende Impulse gingen schließlich von der Ansiedlung der Residenz zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus. Aufgrund der natürlichen Gegebenheiten hatte die Stadt des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit einen etwa dreieckigen Grundriss. Im Norden, wo ihre Ausdehnung am geringsten war, stand das Obere Tor, im Westen das Kirchentor und im Osten das Steubertor. Das ummauerte, selbst in seinem unteren, südlichen Teil noch hochwassersichere Areal maß etwa 3,6 Hektar. Die zwischen 1782 und 1806 östlich der Altstadt angelegte Mariannenvorstadt trägt ihren Namen nach der Gemahlin ihres Gründers, des Erbprinzen und nachmaligen Fürsten Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen. In dieser Neustadt wurden Handwerker angesiedelt; architektonisch orientierte man sich an preußisch-schlesischen Vorbildern. Von den auf Ingelfinger Gemarkung gelegenen Wohnplätzen sind Kocherstein (»in loco qui dicitur Stein«), Lipfersberg und Scheurachshof bereits seit der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert bezeugt. In Kocherstein, woher ein im hohen Mittelalter für die ganze Region bedeutendes Herrengeschlecht seinen Namen führte, gründete um 1100 Mechthild, eine Angehörige dieser Familie, eine Kirche, die sie bald darauf samt zugehörigem Besitz an das Kloster Komburg schenkte. Dieses errichtete hier 1149 eine Propstei, die zwar bis ins 15. Jahrhundert Erwähnung findet, aber wohl schon im 14. Jahrhundert keine Mönchsgemeinschaft mehr bildete. Zusammen mit anderem Komburger Besitz in der Umgebung gelangte Kocherstein 1483 an die Grafen von Hohenlohe und 1534 an die aus Schwäbisch Hall stammende Familie Senft von Sulburg. Am Ende des Alten Reiches wirtschafteten auf dem Hof ein herrschaftlicher Ziegler und zwei Bauern. Von der mittelalterlichen Kapelle ist nur noch eine Wand erhalten. Auch Lipfersberg (um 1100 »Liutfridesberg«) gehört zur Schenkung der Edelfrau von Kocherstein an das Kloster Komburg. Später waren dort die von Bachenstein (vor 1363), von Gabelstein (1370), von Stetten (1375, 1435) und von Seckendorff (vor 1435) sowie das Kloster Schöntal (1363) und die Franziskaner in Schwäbisch Hall (1456) begütert. Seit 1483 zu wesentlichen Teilen in hohenlohischem Besitz, hatte der Weiler um 1791 etwa sechzig bis siebzig Einwohner, darunter sieben Bauern. Eine ganz ähnliche Entwicklung nahm auch der Scheurachshof (um 1100 »Scheurheim«). Im 14. Jahrhundert waren hier die Lesch (1327/33), von Hohenlohe (1330/57) und von Nagelsberg (1301/37) begütert, 1430 das Kloster Gnadental und 1456 die Haller Franziskaner. Spätestens seit 1483 in überwiegend hohenlohischem Besitz, lebten um 1791 auf dem Hof vier Bauern und ein Söldner, das heißt etwa zwanzig Personen. Der 1407 erstmals erwähnte Bobachshof (»Babach«) war hohenlohisches Lehen im Besitz der von Tann (1425/82), dann der von Morstein (1659). Später der Herrschaft heimgefallen, umfasste er 1797 fünf Haushaltungen, darunter einen Schäfer. Der Bühlhof (1252 »Buhelen«) kam Mitte des 13. Jahrhunderts von den Herren von Krautheim an das Kloster Gnadental und fiel mit diesem infolge der Reformation an Hohenlohe-Neuenstein. Zu Beginn der 1790er Jahre lebten dort vier Bauern und – nicht weit von der Hohen Straße – ein Wirt; vom damaligen Wohlstand zeugen acht Pferde, sechzehn Ochsen, zehn Kühe und 214 Schafe sowie noch heute eine besonders stattliche Bausubstanz. Der Hof Jägerhaus tritt erstmals zum Jahr 1797 in Erscheinung. Schon lange wüstgefallen sind die Wohnplätze Bongarten, Schönbronn und Vogelsang. Die Lage Bongartens (»Bovngarten«), wo die Klöster Gnadental (1266) und Schöntal (1489) begütert waren, ist unbekannt, dürfte indes ebenso wie Vogelsang (1252 »Vogelsanc«) am ehesten in Richtung Eberstal zu suchen sein. Der Hof Schönbronn (auch Kühlenbronn oder »Buelbronn«, 1599) oberhalb von Kocherstein wird 1304 genannt und 1797 als gänzlich abgegangen bezeichnet. Unten entlang des Kochers erstrecken sich die neueren Siedlungsteile von Ingelfingen bis über den Bahnhof hinaus. In alten Steinsalzvorkommen haben die kohlensäurehaltige Sole, die als Badequelle dient, und der Trinkbrunnen aus Glaubersalzbitterwasser ihren Ursprung.
Historische Namensformen:
  • Ingiluingen 1080 [um 1080]
Geschichte: Besitz in Ingelfingen gehörte um 1080 zum Stiftungsgut des Klosters Komburg, woraus sich ergibt, dass seinerzeit die in Wülfingen bei Forchtenberg gesessenen Kochergaugrafen zumindest über einen Teil der Ortschaft geboten. Neben ihnen treten kurz darauf – ebenfalls gelegentlich einer Schenkung an Komburg – die Herren von (Kocher-) Stein in Erscheinung. Als Vögte über die hiesige Komburger Grundherrschaft gewannen hernach die Herren von Krautheim die Oberhand und errichteten um 1250 über dem Ort die Burg Lichteneck. Nach ihr und nach Ingelfingen nannten sich im folgenden ritterliche Ministerialen, die auch in Hermuthausen ansässig waren und bis ins 14. Jahrhundert nachgewiesen werden können. Bald nach der Mitte des 13. Jahrhunderts gelangten die Krautheimer Befugnisse durch Erbschaft an das Haus Hohenlohe. Abgesehen von gelegentlichen Verpfändungen (1314 an Henneberg, 1343 an Nassau, 1345 an Würzburg, 1384 an Gemmingen) blieb Ingelfingen seither hohenlohisch und war vom 14. Jahrhundert an Sitz eines Amts, zu dessen Sprengel am Ende des Alten Reiches die Orte Bobachshof, Bühlhof, Criesbach, Crispenhofen, Hermersberg, Hermuthausen, Kocherstein, Lipfersberg, Rodachshof und Scheurachshof gehörten. 1553/55 der Neuensteiner Linie zugeteilt, war die Stadt seit 1701 Residenz des vom Langenburger Stamm abgezweigten Asts Hohenlohe-Ingelfingen, der 1805 die Linie Hohenlohe-Oehringen beerbte und fortan deren Namen führte. Alle hohe (Zent Forchtenberg) und niedere Obrigkeit gebührte Hohenlohe. Jahrhundertelang versammelte sich hier auch das für alle hohenlohischen Vasallen und für die ganze Grafschaft zuständige Lehngericht. Nach Aufgabe der Burg Lichteneck nahmen die Herrschaft respektive ihre Amtleute und bisweilen auch gräfliche Witwen ihren Sitz in einem Anwesen am südlichen Rand der Stadt. Dort muss, weil 1457 von einem alten Schloss (Lichteneck) die Rede ist, bereits um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein neues existiert haben. Im 16. und früheren 17. Jahrhundert erfuhr dieses wiederholt Umbauten beziehungsweise Erweiterungen, und in den Jahren 1701 bis 1712 entstand an gleicher Stelle das noch heute vorhandene Residenzschloss; die Räume seiner Beletage erhielten 1780/82 eine neue Ausstattung. Seit 1988 dient das Schloss als Rathaus. Beim Oberen Tor, am nördlichen Ende der Stadt, erwarb die Herrschaft Hohenlohe 1622 ein weiteres Anwesen. Seit 1658 in wechselnden bürgerlichen Händen, wurde dieses 1742 von Hohenlohe zurückgekauft und diente nach einem entsprechenden Ausbau vorübergehend als gräflicher Wohnsitz (Altes beziehungsweise Oberes Schloss). Kloster Komburg bewahrte bis ins späte 15. Jahrhundert zumindest Reste seines alten Ingelfinger Besitzes, darunter einen im 15. Jahrhundert an mehrere Bauern verliehenen Hof; 1483 verkaufte es alles an die Grafen von Hohenlohe. Auch die Zisterzienser von Schöntal, die spätestens seit 1286 hier begütert waren, veräußerten ihre Gerechtsame an Hohenlohe (1603). In den Jahren 1293 und 1300 erwarb das Kloster Frauenzimmern (Klosterzimmern bei Nördlingen) Weinberge, die hernach über den Konvent von Anhausen (1471) ebenfalls in Hohenloher Hand gelangten (1513). Die Johanniter von Hall verfügten 1275 über eine gefreite Hofstatt, die vordem den Adligen von Nagelsberg gehört hatte, sowie über Weinberge, die noch 1387 Erwähnung finden; danach dürften sie gleichfalls in herrschaftlichen Besitz übergegangen sein. Außerdem hatten das Sift Öhringen (1313), das Kloster Gnadental (1345/49) und das Stift Möckmühl (1371) allerlei Gerechtsame, die später zum größeren Teil infolge der Reformation an Hohenlohe fielen. Und schließlich zog die Herrschaft mit der Zeit auch Liegenschaften und Rechte verschiedener ritteradliger Geschlechter – von Neudenau (1275), von Veinau (1300), von Berlichingen (1352/1481), von Sugenheim (1391), von Sindringen (1393), von Stetten (1505), von Mühlen (1594–1697, Schwarzer Hof) – unmittelbar oder mittelbar an sich. Aber selbstverständlich waren die Herren und Grafen von Hohenlohe als Erben der Krautheimer und Inhaber der Ortsherrschaft schon Grundbesitzer in Ingelfingen, lange bevor sie ihre Güter in der beschriebenen Weise arrondieren konnten; davon zeugen nicht zuletzt die herrschaftlichen Urbare aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert war Hohenlohe in der Stadt und ihrer Gemarkung alleinige Grundherrschaft. Ein ähnlicher Konzentrationsprozess wie beim Grundbesitz vollzog sich beim Zehnt: Einen nicht näher bezeichneten Anteil verkauften 1352 die Berlichingen an Hohenlohe. Ein Drittel des großen und kleinen Zehnten erwarben die Edelherren sodann 1371 von einem Dinkelsbühler Bürger und dotierten damit das 1379 gegründete Stift Möckmühl, vom dem sie es 1537 wieder zurückerlangten. Eine Hälfte hatten 1408 die von Bachenstein als hohenlohische Vasallen inne. Vermutlich infolge einer Teilung umfasste ihr Lehen schon 1451 nur noch ein Viertel des Zehnten; 1489 wurde es an die Herrschaft verkauft. In der frühen Neuzeit waren offenbar sämtliche Zehntrechte im Besitz der Grafen und Fürsten von Hohenlohe. Im Jahr 1334 als Stadt erwähnt, hatte Ingelfingen ein mit zwölf Schöffen besetztes, von der Bürgerschaft gewähltes und von der Herrschaft bestätigtes Gericht, das zugleich als Rat fungierte. Die Bürgermeister wurden aus dem Kreis dieses Gremiums bestellt. Seit 1431 war der Bürgergemeinde zugestanden, die leibrechtlichen Abgaben der Stadtbewohner zum eigenen Nutzen einzuziehen, allerdings mit der Maßgabe, davon die Stadtbefestigung instandzuhalten. Eine Aufzeichnung des in der Stadt geltenden Rechts wurde 1482 vorgenommen. Das seit 1504 als Siegelbild bezeugte Stadtwappen zeigt einen Krummstab; es könnte sich damit auf den Abtsstab des Klosters Komburg beziehen oder – entsprechend den Wappen anderer Kochertalorte – auf den Bischofsstab des heiligen Nikolaus. Am Bauernkrieg von 1525 waren die Ingelfinger aktiv beteiligt. Auch im späteren 17. Jahrhundert kam es in der Stadt wegen drückender Abgaben wiederholt zu Tumulten. Der Grundbesitz der Gemeinde umfasste am Ende des Alten Reiches 12 Morgen Allmendland, 6 Morgen Hutweiden und 105 Morgen Holz. Das Schloß wurde 1701/12 unter Graf Christian Kraft in seine heutige Gestalt gebracht. Zwei Trakte wurden durch einen Gang mit Treppenhaus verbunden, so daß eine Dreiflügelanlage entstand mit Park (heute Kurpark). Von der alten Stadtbefestigung ist die Mauer weitgehend erhalten, die drei Tore wurden im 19. Jahrhundert abgebrochen. 1806 fiel Ingelfingen an Württemberg, gehörte bis 1809 zum Oberamt Neuenstein, war 1809-1811 selbst Oberamtssitz und dann Teil des Oberamts, seit 1938 Landkreis Künzelsau. Bis 1836 gehörte Criesbach, bis 1859 der Rodachshof zu Ingelfingen. Aus Ingelfingen stammt David Chyträus (eigentlich Kochhafe; 1531 — 1600), 1551 Professor der Theologie in Rostock, Reformator in Österreich, Mitorganisator der Universität Helmstedt und Mitarbeiter an der Konkordienformel. Hier geboren wurden Fürst Heinrich August zu Hohenlohe-Ingelfingen (1715 — 1796), Generalfeldzeugmeister, und Fürst Friedrich Ludwig zu Hohenlohe-Ingelfingen (1746 — 1818), preußischer General und Kommandeur in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806.
Ersterwähnung als Stadt: 1334
Wirtschaft und Bevölkerung: 1795 wurden in Ingelfingen insgesamt 1428 Einwohner gezählt. Von ihnen wohnten 1132 in der alten Stadt, 296 in der damals noch jungen Mariannenvorstadt. Noch 1780, bevor die Stadterweiterung in Angriff genommen wurde, belief sich die Zahl der Seelen auf nur etwa tausend. Von einer ambitionierten, durch die Residenz und ihre Zentralfunktionen generierten bürgerlichen Oberschicht zeugt noch heute eine stattliche Zahl repräsentativer Grabdenkmäler auf dem städtischen Friedhof. Herkömmlich lebte die Bevölkerung vom Feld- und namentlich vom Weinbau, der das meiste Geld in die Stadt brachte. Das Ingelfinger Gewächs zählte zum besten im ganzen Kochertal. Eine Kelter ist seit 1293 bezeugt. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche verteilte sich um 1790 zu rund einem Viertel auf Weinberge und zu knapp zwei Dritteln auf Äcker, der Rest auf Wiesen und Gärten. Zur selben Zeit wurden am Ort 21 herrschaftliche Pferde (vier Reit- und 17 Zugpferde), 190 Kühe, 352 Schafe und 32 Schweine gehalten; die Rinderzucht diente im späteren 18. Jahrhundert vornehmlich dem Verkauf. Neben der Tätigkeit in der Landwirtschaft übte ein großer Teil der Ingelfinger die gewöhnlichen Handwerksberufe aus, acht widmeten sich dem Fuhrwesen, aber nur vier dem Handel. Es bestanden fünf Gasthöfe mit den Schildrechten zum Lamm, zum Hirsch, zur Krone, zum Adler und zum Ochsen (alle um 1790). Am Kocher und am Schulklingenbach wurden vier Mühlen und laufende Werke betrieben; die alte Kesselmühle, westlich vor der Stadt gelegen, war bereits 1610 aufgegeben worden. Das bereits 1323 erlangte Marktrecht suchte die Herrschaft Ende des 15. Jahrhunderts im Konflikt mit den Herren von Stetten zu instrumentalisieren, um Ingelfingens Zentralität auf Kosten von Künzelsau zu stärken; allerdings war diesem Vorhaben nur wenig Erfolg beschieden. 1489 wurde das alte Marktprivileg erneuert und erweitert; fortan gab es vier je zweiwöchige Jahrmärkte – zu den Festen Johannis Baptistae (24. Juni), Mariae Magdalenae (22. Juli), Burchardi (14. Oktober) und Quasimodogeniti (erster Sonntag nach Ostern) –, dazu donnerstags einen Wochenmarkt. Ein 1510 privilegierter Nikolaus-Markt (6. Dezember) hatte offenbar keinen Bestand. Die drei anderen Jahrmärkte existierten noch am Ende des Alten Reiches. Der zwischenzeitlich in Abgang geratene Wochenmarkt wurde 1782 auf herrschaftlichen Befehl erneuert (mittwochs und samstags). Von besonderer Bedeutung für das Wirtschaftsleben war während des ganzen 18. Jahrhunderts die fürstliche Residenz. Im Dienst bei Hof und in der Verwaltung waren um 1790 nicht weniger als fünfzig Personen engagiert, darunter sechs Geistliche sowie zehn Zivildiener erster Klasse und 34 zweiter Klasse. Zur Versorgung des Hofs trugen freilich noch viele weitere Menschen bei. So fallen unter den in der Stadt zahlreich vertretenen Professionisten insbesondere ein Bijoutier, ein Uhrmacher, zwei Knopfmacher, ein Tuchmacher, ein Buchbinder, ein Büchsenmacher, ein Bildhauer, drei Glaser, ein Glasschleifer, zwei Köche, ein Konditor, ein Friseur, drei Chirurgen und ein Apotheker auf, daneben zwanzig Flachsspinnerinnen, vier Näherinnen, drei Putzmacherinnen und eine Seidenwäscherin. Aber auch die sonstigen Gewerbe waren zumeist recht stark besetzt, darunter je zwölf Büttner und Schneider, elf Maurer und Steinhauer, zehn Schuhmacher, neun Metzger, acht Zimmerleute, je sechs Bäcker und Leinenweber, fünf Schreiner, je vier Huf- und Nagelschmiede sowie je drei Sattler, Schlosser und Wagner. Einer der örtlichen Zimmermeister war in den 1790er Jahren am Bau der neuen Deutsch-Ordens-Kirche in Nürnberg beteiligt. Die im ausgehenden 18. Jahrhundert betriebene »Industrialisierung« der Mariannenvorstadt war indes eigentlich nicht viel mehr als eine merkantilistische Spielerei des damaligen Fürsten und erzielte keine nennenswerte Außenwirkung. Ihr Ende fand sie nicht erst mit der Mediatisierung, sondern bereits 1796 mit der Auflösung des Ingelfinger Hofes.

Name: Burg Lichteneck - Schloss Ingelfingen (1625) – Altes bzw. Oberes Schloss (1622)
Datum der Ersterwähnung: 1250 [um 1250]

Ersterwähnung: 1335 [um 1335]
Kirche und Schule: Obgleich noch bis ins 14. Jahrhundert Filial von Belsenberg, hatte Ingelfingen bereits 1293 einen »plebanus«. Im Nikolaus-Patrozinium der Kirche kommen Komburger Einflüsse zur Geltung. Um 1335 wurde eine Frühmesse gestiftet, eine eigene Pfarrei ist hingegen erst seit 1346 bezeugt. Über das Patronatsrecht verfügte zunächst wohl das Stift Öhringen, nach der Reformation stand es faktisch den Grafen von Hohenlohe zu. 1797 umfasste der Pfarrsprengel die Dörfer, Weiler und Höfe Criesbach, Lipfersberg, Kocherstein und Jägerhaus. Die Zuordnung der Frühmesse bleibt unklar; vielleicht gehörte sie an den im 15. und frühen 16. Jahrhundert genannten Katharinen-Altar. Auch der Zwölfboten-Altar hatte offenbar einen eigenen Altaristen. Im Jahr 1500 findet eine Sankt Wendelin-Bruderschaft Erwähnung. Eine Aufwertung von Kirche und Pfarrei bedeutete 1487 die Verlegung des Landkapitels von Künzelsau nach Ingelfingen; erst rund hundert Jahre später wurde es infolge der Reformation neuerlich umgesiedelt nach Krautheim. Die heutige Friedhofskapelle Sankt Anna entstand 1518 als Feldkapelle. Eine Schule bestand in Ingelfingen bereits vor der Reformation und war bis ins ausgehende 16. Jahrhundert mit der Stadtschreiberei und dem Mesneramt verknüpft. Als Lehrer wurden aber in der Regel Personen angestellt, die nicht studiert hatten und auch sonst nicht viel wussten, so dass die Jugend »weder in Literis noch in Moribus oder auch im Catechismo« viel lernen konnte. Ob die im 18. Jahrhundert eingerichtete Lateinschule eine ältere Vorläuferin hatte, ist nicht gesichert. Am Ende des Alten Reiches existierten in der Stadt drei Schulen mit 1797 mehr als 150 Schülern: eine Knabenschule, deren Präzeptor zugleich das Mesneramt versah, und eine Mädchenschule – beide über der Kelter – sowie eine Lateinschule in einem 1752 eigens errichteten Gebäude beim Kirchentor. Der Unterricht wurde unentgeltlich erteilt, desgleichen stellte die Herrschaft das benötigte Papier kostenlos zur Verfügung. Die Knaben lernten Rechnen, Schreiben und das Verfassen kleinerer Aufsätze; der Unterricht für die Mädchen beschränkte sich auf Rechnen und Schreiben. Für beide Geschlechter war der Schulunterricht mit Industrieunterricht verbunden; die Mädchen lernten dabei Nähen und Stricken. In der zu Zeiten unterschiedlich stark frequentierten Lateinschule erteilten der Pfarrer oder ein Kaplan Unterricht in Geographie, Naturgeschichte und Französisch; begabte Schüler konnten von dort in die erste Klasse eines Gymnasiums wechseln. Der Turm der evangelischen Pfarrkirche St. Nikolaus stammt aus dem ältesten Bau des 13. Jahrhundert. 1490/1502 werden Schiff und Chor im Stil der Spätgotik errichtet, 1738 umgebaut. 1717 wurde eine Gruft für die Linie Hohenlohe-Ingelfingen erbaut, 1832 erweitert. Die evangelische Friedhofskapelle St. Anna wurde 1977/78 renoviert. Katholiken zu Künzelsau-Nagelsberg.
Patrozinium: St. Nikolaus
Ersterwähnung: 1335 [um 1335]

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