Neuenstein 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Stadt
Homepage: http://www.neuenstein.de
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Einwohner: 6228
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 130.0
Max. Höhe ü. NN (m): 488.21
Min. Höhe ü. NN (m): 228.26
PLZ: 74632

Fast im Zentrum des Hohenlohekreises liegt die Stadt Neuenstein mit acht Teilorten. Das Stadtgebiet erstreckt sich zum größten Teil über die Hohenloher Ebene, reicht im Norden auch auf die Kocher-Jagst-Platten und im Süden bis auf die Keuperstufe. Die Höhenlagen sind durch das Schichtfallen geprägt und reichen von 228 m über NN im Westen bis auf 375,7 m im Nordosten. Der höchste Punkt des Stadtgebietes liegt bei 488,21 m. Die Stadt und ihre heutigen Teilorte wurden 1806 in Württemberg eingegliedert, das sie den Oberämtern Neuenstein und und Ingelfingen, später dann Öhringen untergliederte. Dieses ging 1938 im gleichnamigen Landkreis auf, der 1972 Teil des Hohenlohekreises wurde. 1975 wurde der Zusammenschluss der Großgemeinde Neuenstein abgeschlossen. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört neben der Altstadt das Schloss Neuenstein mit dem Hohenlohe-Zentralarchiv. Nach 1945 hat die im Regionalplan als Kleinzentrum eingestufte Stadt eine deutliche Entwicklung gemacht. Zunächst wurden große Siedlungsgebiete im Norden und Westen des Ortskerns geschaffen. Ab den 1970er Jahren folgten kleinere Arrondierungen am südlichen, nördlichen und östlichen Stadtrand, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts um weitere Flächen ergänzt wurden. Die Kernstadt liegt an der seit früher Zeit wichtigen West-Ost-Querung der Hohenloher Ebene, für die 1962 bereits eine Umgehung gebaut wurde, sowie an der Autobahn A6 mit eigenem Anschluss (1977). Der Eisenbahnbau 1859/62 brachte wichtige wirtschaftliche Impulse; die Linie wird heute durch Buslinien ergänzt.

Nahezu im Zentrum des Landkreises gelegen, umfasst das Stadtgebiet von Neuenstein mit seinen acht in der Gebietsreform zusammengeschlossenen Altgemeinden eine Fläche von 47,84 Quadratkilometer. Anrainer sind im Westen und Süden die Städte Öhringen und Waldenburg, im Osten die Gemeinde Kupferzell; im Norden grenzen Künzelsau, Forchtenberg und Zweiflingen an. Die Entfernung von der Kernstadt in die Kreisstadt beträgt Luftlinie rund 15 Kilometer. Der weitaus größte Teil des Stadtgebiets gehört zur Hohenloher Ebene, allerdings erstreckt es sich im Norden bis auf die Kocher-Jagst-Platten (Ohrnwaldriedel) und im Süden hinauf auf die Keuperstufe. Dort liegt auch mit knapp über 485 Metern über Normalnull (Karlsfurt-Ebene) die höchste Erhebung. Überwiegend jedoch ist die Höhenlage durch das Schichteinfallen geprägt und reicht von rund 250 Meter über Normalnull im Westen, wo der Söllbach die Stadt verlässt, bis auf 375,7 Meter über Normalnull im Nordosten (Sixenhöhe). Rund um die Kernstadt baut voll ausgebildeter Lettenkeuper den Untergrund auf. Die darüber lagernde kräftige Löss- beziehungsweise Lösslehmdecke vermag Unebenheiten im tieferen Schichtenpaket auszugleichen und bildet damit ein sanft gewelltes, stellenweise geradezu ebenes Relief, das Dank der ergiebigen Böden (Lössbraunerden) sehr produktiv ist und landwirtschaftlich intensiv genutzt werden kann. Wald tritt nahezu völlig zurück, so dass hier, im südlichen Stadtgebiet, insgesamt die typische Ausprägung der Hohenloher Ebene fassbar wird. Dies schlägt sich auch in den Klimadaten nieder, einer Jahresmitteltemperatur von 8,5 Grad Celsius und einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 820 Millimetern. In flachen, breiten, aber stets deutlich ausgeprägten Muldentälern schlängeln sich die größeren Gewässer – Epbach, Kesselbach, Eschelbach, Söllbach – vorwiegend in Ost-West-Richtung durch diesen Teil der Stadtgemarkung. Feuchtwiesen begleiten die Auen, während bereits auf den flachen unteren Hängen die Ackerfelder einsetzen. Im Übergangsbereich sind gelegentlich die schweren, schwarzen, oft tonigen Böden des Lettenkeupers anzutreffen. Kräftiger strukturiert zeigen sich die Täler nur dort, wo Lettenkeupersandstein angeschnitten wird. Hier können auch steilere Prallhänge auftreten (Untereppach). Auf einem solchen, durch den Epbach herauspräparierten flachen Sporn liegt oberhalb des gezielt aufgestauten Bachs das Schloss Neuenstein. Die dicken Lagen der Lettenkeuper-Hauptbank, wie sie an der Nordostecke des Neuensteiner Schlosses im Graben hervortreten, wurden früher als begehrtes Baumaterial in Brüchen abgebaut. Nur bei Löschenhirschbach hat sich ein solcher noch erhalten. Außergewöhnlich ist auch die so genannte Mineralquelle von Untereppach, die dem Lettenkeuper entspringt und sich mit dem hohen Sulfat- und erhöhten Natriumgehalt sowie der sonstigen Zusammensetzung ihres Wassers hart an der Grenze zum Mineralwasser bewegt. Die zumeist flachen Hänge der Talmulden sind bevorzugte Lagen für Siedlungen (Obereppach, Untereppach, Kesselfeld, Söllbach). Weiter nach Süden zu macht sich die immer mächtiger werdende Gipskeuperformation bemerkbar, deren Ausläufer bis an Söll- und Eschelbach heranreichen. Ihre Mergel wurden einst in zahlreichen Gruben gewonnen und des Mineralgehalts wegen zur Ackerdüngung verwendet. An der Oberfläche oft ausgelaugt, häufen sich Trockentäler (südlich von Eschelbach) und Verstürze – daher der Name Kesselfeld –, die das Relief unruhiger gestalten. Typischerweise verlieren die Täler hier häufig ihr klares Profil, und gegenüber den Tälern im Lettenkeuper kommt es zu einer Erweiterung des Talquerschnitts. Rasch steigt das Relief von etwa 310 Meter über Normalnull zur Keuperstufe der Waldenburger Berge an, deren untere und mittlere Partien der Gipskeuper bildet. Dort wo der Keuper beim Zurückweichen der Stufe durch die widerständige Engelhofer Platte vor Abtragung geschützt war, so beispielsweise am Schmiedsrain südlich von Obersöllbach, zeigt sich ein erster Stufenabsatz. Eine weitere Terrasse, am Pfaffenberg, ist vom Schilfsandstein erzeugt. Das Stadtgebiet hat auch Anteil an den oberen Schichtgliedern des Keupers (Obere Bunte Mergel, Lehrbergschichten) und mit einer schmalen Zunge der Gemarkung von Obersöllbach sogar an der Kieselsandsteinabdeckung der Stufe, die es auf der Karlsfurt-Ebene erreicht. Blockhalden des Kieselsandsteins an den Hängen sind Hinweise auf die anhaltende Rückverlegung der Keuperstufe. Während weite Teile des oberen Stufenhangs, insbesondere die nährstoffarme, oft tonige Sandsteindecke, mit Wald bedeckt sind, erstrecken sich auf den sonnenseitigen unteren, noch sanfter geböschten Gipskeuperhängen auf der Gemarkung von Obersöllbach Obstwiesen beziehungsweise Obstanlagen und auf der Gemarkung von Eschelbach großflächig auch Reben. Nach Norden hin nimmt die Mächtigkeit von Lettenkeuper und Lösslehm rasch ab. Auch sind die Lösslehme zunehmend entkalkt, werden toniger und neigen damit immer stärker zur Vernässung und Verkrustung (Weißes Feld). Dies mindert die Fruchtbarkeit des Bodens und macht seine Beackerung um ein Vielfaches beschwerlicher. Bereits auf den Gemarkungen von Kleinhirschbach und Kirchensall, insbesondere aber auf der Gemarkung von Neureut herrscht das Weiße Feld vor, ist dort sogar die Regel. Neben einer Minderung des Ertrags hat die abnehmende Mächtigkeit der Deckschichten über dem Muschelkalkpaket auch Auswirkungen auf die Eintiefungsmöglichkeiten und das Talprofil der größeren Fließgewässer. Der vornehmlich noch von Osten nach Westen orientierte Hirschbach, unweit nördlich der Kernstadt, hat im oberen Lettenkeuper oberhalb von Löschenhirschbach nur eine sanfte Talmulde angelegt, die sich unterhalb des Dorfs in ein flaches, aber deutlich akzentuiertes Muldental verwandelt. Es ist bei Kleinhirschbach bereits so tief, dass kleinere Nebenbäche sich in kurzen Klingen ihren Weg abwärts bahnen müssen. Die feuchten Aueböden tragen wiederum durchweg Wiesen, während in den höheren Bereichen Felder angelegt sind. Prinzipiell gleiches gilt auch für die Sall, die jedoch unterhalb von Kirchensall die Lettenkeuperschicht bereits weitgehend durchschnitten und ein scharf profiliertes Muldental mit weiter Talsohle geschaffen hat, in dem sich das Flüsschen in vielen Windungen mit zum Teil ausgeprägten Prallhängen schlängelt. Noch tiefer, bis in den Oberen Muschelkalk, konnte sich die wasserreiche Kupfer einsägen, die mit ihrem steilen, windungsreichen und teilweise schwer zugänglichen Kastental das nordöstliche Stadtgebiet begrenzt. Prall- und Gleithänge sind besonders schön ausgebildet, wobei die Talflanken durchweg dem Wald überlassen sind, der vereinzelt, wie etwa zwischen Neureut und der Burgruine Neufels, sogar die sonst überwiegend von Feuchtwiesen eingenommene Talaue bedeckt. Unterhalb von Neufels, das auf einem von der Kupfer umflossenen Sporn liegt, hat der Fluss eine rund 40 Meter hohe, fast senkrechte Wand ausgebildet, an der – heute unter Wald – die Bänke der Ceratitenschicht und des Oberen Trochitenkalks aufgeschlossen sind. Hirschbach, Sall und Kupfer führen ihr Wasser direkt dem Kocher zu. Ihr ursprünglicher, annähernd von Osten nach Westen gerichteter Verlauf wird durch die Störungszonen von Niedernhall und Sindringen nach Norden umgelenkt. Vor allem letztere tangiert das Stadtgebiet unmittelbar und beeinflusst nicht nur die Fließrichtung von Sall und Hirschbach. Im Kreuzungsbereich zu einer senkrecht zur Sindringer Verwerfung angelegten Querstörung ist bei Stolzeneck der Muschelkalk rund 25 Meter horstartig herausgehoben; die Deckschichten sind dadurch stärker der Abtragung ausgesetzt. Zwischen Sall und Hirschbach treten deshalb auch vermehrt Trockentäler auf, ein Zeichen für den intensiveren Einfluss der verkarsteten Muschelkalkunterlage. Das versickernde Wasser kommt in einzelnen Quellen im Salltal wieder an den Tag. Im unmittelbaren Hebungsbereich, nördlich von Stolzeneck, ist Oberer Muschelkalk aufgeschlossen, der dort als begehrter Baustoff in einem Steinbruch gewonnen wird. Vermutlich ebenfalls eine Auswirkung der Störungszone ist eine größere Schollenneigung zwischen Kupfer und Sall, die sich in einer auffällig bevorzugten Oberflächenentwässerung der Nebenbäche nach Südwesten, in Richtung Sall, zu erkennen gibt. Insgesamt sind, bedingt durch diese Strukturen, die Siedlungen hier stärker als im südlichen Stadtgebiet entlang den Talverläufen aufgereiht und liegen günstigstenfalls an den Muldenhängen, wegen Überschwemmungsgefahr oder Platzmangel aber häufig oberhalb der Taleinschnitte. Mit der Gemarkung von Neureut greift das Stadtgebiet schließlich über die Kupfer nach Nordosten in den Bereich der Ohrnwaldriedel aus und damit auf die Kocher-Jagst-Platten. Auf der begrenzten Gemarkung sind landschaftliche Unterschiede kaum festzustellen; auch klimatisch schließt sich der Bereich an die Hohenloher Ebene an. Lediglich der vom Kupfertal ausgehende, zusammenhängende Forst von Altneufels und Kohlhau, der auf degradiertem Löss stockt, bildet einen augenfälligen Kontrast zum westlichen Stadtgebiet.

Mit der Eingliederung in das Königreich Württemberg 1806 endete auch in Neuenstein und seinen Ortsteilen die Herrschaft des fürstlichen Hauses Hohenlohe. Die Stadt Neuenstein und die Gemeinden Obereppach (Grünbühl), Kirchensall, Kleinhirschbach und Neureut gehörten ehedem zu Hohenlohe-Oehringen respektive -Ingelfingen; für Eschelbach, Kesselfeld und Obersöllbach war die Linie Waldenburg-Schillingsfürst zuständig. Neuenstein, Obereppach, Kesselfeld, Kirchensall, Kleinhirschbach und Neureut wurden zunächst dem Oberamt Neuenstein unterstellt, seit 1809 dem Oberamt Öhringen. Neureut kam 1809 vom Oberamt Neuenstein zum Oberamt Ingelfingen und seit 1811 ebenfalls zum Oberamt Öhringen. Eschelbach und Obersöllbach wurden 1806 dem Oberamt Öhringen zugeordnet. Neuenstein mit dem Hof Bernhardsmühle und den Weilern Eichhof und Klumpenhof, der Teilort Obersöllbach sowie Eschelbach mit dem Hof Eichberg blieben bis zur Bildung der Großgemeinde Neuenstein 1971/72 unverändert. Zur Schultheißerei Eschental gehörte 1809 Kesselfeld, das vor 1824 selbständige Gemeinde war und vor 1828 um Lindig vermehrt wurde. Die Schultheißerei Kirchensall entstand 1809 mit Stolzeneck neu. Kleinhirschbach, das die 1809 geschaffene Schultheißerei Großhirschbach vor 1815 ablöste, existiert in seiner heutigen Zusammensetzung mit Döttenweiler, Emmertshof, Großhirschbach, Löschenhirschbach, Steinsfürtle und Stolzeneck seit 1858. Stolzeneck wurde 1855/58 an Kleinhirschbach angeschlossen; bis 1811 hatte es zur Schultheißerei Kirchensall und bis 1855 zu Wohlmuthausen gehört. Die Schultheißerei Neufels war 1809 zusammen mit Neureut dem Unteramt Künzelsau zugeordnet. Von 1811 bis 1825/27 war Neureut mit Neufels Teil der Schultheißerei Wohlmuthausen und wurde dann selbst Schultheißerei. Wüchern gehörte von 1809 bis nach 1824 zu Kleinhirschbach; alle anderen Wohnplätze des heutigen Grünbühl gehörten 1809 und 1812 zur Schultheißerei Untereppach, 1815 zur Schultheißerei Eschelbach und 1824 zur Schultheißerei Kleinhirschbach. 1825/27 entstand die Schultheißerei Obereppach. 1965 wurde die Gemeindeverwaltung nach Grünbühl verlegt; die Umbenennung erfolgte am 29. September 1969. Kesselfeld schloss sich am 1. Dezember 1971 ohne Groß- und Kleinlindig Neuenstein an. Eschelbach und Obersöllbach folgten am 1. April 1972. Die Neubildung der Großgemeinde Neuenstein wurde am 1. Januar 1975 unter Einschluss von Grünbühl, Kleinhirschbach und Kirchensall vollzogen; zuvor waren zu Kirchensall die beiden Weiler Langensall und Tiergarten von Mangoldsall hinzugezogen worden (1972). Ihren Abschluss fand die Gemeindeneugliederung mit der Zuordnung des bisher Grünbühler Wohnplatzes Hohebuch zur Stadt Waldenburg. Neuenstein, Waldenburg und Kupferzell bilden den Gemeindeverwaltungsverband Hohenloher Ebene mit Sitz in Neuenstein. Gefällberechtigt auf Neuensteiner Gemarkung war im 19. Jahrhundert vor allem der Fürst zu Hohenlohe-Oehringen, in geringerem Umfang auch die Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst sowie die Fürstliche Hospitalverwaltung Öhringen und das Königliche Kameralamt Öhringen. Der Unmut der ländlichen Bevölkerung über die Gült- und Zehntabgaben kam in der revolutionären Stimmung der ersten Märztage 1848 zum Ausbruch. In Neuenstein einigten sich die beiden damals gegründeten bürgerlichen Kollegien am 7. März auf die vorläufige Zurückhaltung der Lehnsabgaben. Unter dem Druck des wachsenden Widerstands signalisierten die Fürstenhäuser ihre Bereitschaft zur Ablösung der auf Grund und Boden ruhenden Lasten. Der Prinz zu Hohenlohe-Oehringen veröffentlichte die Zusage stellvertretend für seinen in Oberschlesien lebenden Vater in einer Anzeige des ›Boten für Hohenlohe‹ vom 9. März 1848. Der Zustimmung zur Beseitigung der Abgaben und Lasten folgte das Ringen um die Höhe der Ablösungssummen. Die Stadt Neuenstein meldete am 3. August 1848 die Ablösungsbereitschaft ihrer Bürger; es handelte sich dabei um etwa 380 Pflichtige einschließlich Personen aus anderen Gemeinden. Unter Zurückhaltung der während der Ablösungsverhandlungen noch fälligen Abgaben versuchten die Neuensteiner die Standesherrschaft zum Bau eines Schulhauses und zur Verbesserung der Schulsituation insgesamt zu nötigen. Um den Verwaltungsaktuar Christian Friedrich Ziegler bildete sich in Neuenstein eine linksliberale Gruppierung; ein Teil der gemäßigten Bürgerschaft scharte sich um den Kaufmann Johann Sigmund Friedrich Vogelgesang. Zündstoff bot vor allem die Person Johann Friedrich August von Graffs, der die Ämter des Stadtschultheißen und des fürstlichen Institutsverwalters in Personalunion führte. Ziegler prangerte die Unvereinbarkeit von Graffs Amtspflichten an und forderte seinen Rücktritt von einem der beiden Posten. Freilich entsprangen Zieglers Angriffe auch der Enttäuschung über die persönliche Niederlage, die er 1837 als Mitbewerber um das Amt des Neuensteiner Ortsvorstehers erlitten hatte, als die Standesherrschaft, weil keiner der Kandidaten die Mehrheit zu erringen vermochte, ihrem Institutsverwalter den Vorzug gab. In der Angelegenheit des umstrittenen Stadtschultheißen schaltete sich im Januar 1849 zu dessen Verteidigung das Oberamt Öhringen ein. Zwei Jahre später allerdings wurde von Graff aus allen Ämtern entfernt und wegen Unterschlagung zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt; er hatte durch seine nachlässige Amtsaufsicht der Stadt großen Schaden verursacht, vor allem bei der Eintreibung der Ablösungsgelder für Bede und Fronen entsprechend den Gesetzen vom 27./28. Oktober 1836. Der Wahlkampf zur Verfassungrevidierenden Landesversammlung im Sommer 1849 mobilisierte erneut den Verwaltungsaktuar Ziegler, der sich für den Rechtskonsulenten Friedrich Rödinger aus Stuttgart, den Kandidaten der linksliberalen Volksvereine und Demokraten, gegen den Märzminister des Innern Gustav Duvernoy als Kandidaten der konstitutionellen Liberalen engagierte. Rödinger fand in Neuenstein großes Interesse; die Wahlmänner aus Neuenstein hatten sich schon im April 1848 bei den Wahlen zur konstituierenden deutschen Nationalversammlung für ihn ausgesprochen. Als Wahlredner trat Rödinger in den folgenden Jahren immer wieder in Neuenstein auf. Beim Ausbruch der Märzunruhen 1848 wurden zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung an 34 Bürger Gewehre der ehemaligen Bürgergarde ausgegeben. Im Juli zählten zu der Kompanie unter dem Kommando des Stadtarzts Dr. Heinrich Friedrich Elsässer als Hauptmann 132 Bürgerwehrpflichtige. Die Seewiese diente als Schieß- und Exerzierplatz. Letztlich aber erwies sich das Gesetz vom 1. April 1848 über die Einrichtung von Bürgerwehren als undurchführbar; fehlende Mittel zur Beschaffung, der Mangel an geeigneten Ausbildern und ein zunehmender Widerwille in der Bevölkerung erschwerten die dauerhafte Aufstellung einer wehrhaften Truppe. Am 6. Juni 1850 erklärte die Stadt das Projekt für gescheitert. Am 4. April 1897 wurde in Neuenstein im Gasthaus zum Rössle ein sozialdemokratischer Arbeiterverein gegründet. Als Vorstand fungierte Julius Groß, Schreinermeister in Öhringen und Mitglied des dortigen sozialdemokratischen Arbeitervereins; der Öhringer Arbeiterverein wurde dem Neuensteiner einverleibt. Schon Jahre zuvor fanden sozialdemokratische Versammlungen statt, überwiegend besucht von Arbeitern der Steinbrüche in und um Neuenstein. Der Beginn der Schlosserneuerung 1906 sorgte für weiteren Zulauf. Als mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs die Bauarbeiten weitgehend eingestellt wurden, galt das Engagement des Arbeitervereins den arbeitslosen Bauarbeitern. 1923 konstituierte sich der Arbeiter-Turn- und Sportverein; er betrieb den Kauf eines Baugrundstücks zur Errichtung einer Turn- und Festhalle an der Eichhoferstraße, für die der Gemeinderat 1929 einen Zuschuss bewilligte. Im Gemeinderat von Neuenstein war die SPD in den Jahren von 1919 bis 1933 ohne Unterbrechung vertreten. Die ersten Wahlen zum Reichstag im Kaiserreich bestritten im wesentlichen und mit wechselndem Erfolg die Nationalliberalen und die konservativere Deutsche Reichspartei. Die Wahllisten boten nur wenige Alternativen. Zu Beginn der 1890er Jahre trat die linksliberale Volkspartei als erfolgreicher Konkurrent der Nationalliberalen an. Die SPD fand 1893 in Neuenstein mit 12,4 Prozent beachtliche Resonanz und konnte auch in den folgenden Wahlgängen auf eine treue Anhängerschaft bauen. Der Bund der Landwirte, die Partei der agrarisch-konservativen Bevölkerung, trat 1898 erstmals an, fand in den ländlichen Gemeinden bald starken Zuspruch und konnte sich ihre Klientel bis zum Ende der Weimarer Republik bewahren. Die Volkspartei, seit 1910 Fortschrittliche Volkspartei, konnte gewöhnlich – oft mit hohen zweistelligen Ergebnissen – den zweiten Rang halten; in Neuenstein fand sie, wenngleich mit deutlichem Abstand zur SPD, ihr größtes Wählerreservoir. Die Reichstagswahlen von 1928 und 1930 sahen noch den Württembergischen Bauern- und Weingärtnerbund als Sieger; allerdings verbuchte er in Neuenstein selbst, wo die Wähler ihre Stimmen splitteten, die wenigsten Stimmen. Im einzelnen erreichten die Parteien in Neuenstein 1930 folgende Ergebnisse: die SPD 27,5 Prozent, der WBWB 16,2, die NSDAP 14,8, der Christliche Volksdienst (erstmals angetreten) 11,4, die Einheitsliste (DStP und DVP) 10,9, die Bürgerpartei (DNVP) 4,2, die KPD 2,6 und das Zentrum 0,2 Prozent; auf andere entfielen zusammen 12,3 Prozent. Die beiden Reichstagswahlen von 1932 brachten den Durchbruch der Nationalsozialisten, allerdings noch immer in Konkurrenz mit dem WBWB und im zweiten Wahlgang von diesem noch einmal knapp überrundet. Im zweiten Wahlgang 1932 erreichte die NSDAP in den Ortsteilen folgende Werte: in Kirchensall 55,1, in Obereppach 52,4, in Neuenstein 47,4, in Neureut 35,7, in Obersöllbach 35, in Kleinhirschbach 34,2, in Kesselfeld 19,6 und in Eschelbach 16,5 Prozent. Mit Ausnahme der SPD, die in Neuenstein 23,1 Prozent erzielte, blieben die kleineren Parteien am linken und rechten Rand des Spektrums bei einstelligen Werten oder fielen überhaupt durch; auch der WBWB erreichte in Neuenstein nur ein einstelliges Ergebnis (9,4 Prozent). Infolge der Gleichschaltung wurde 1933 die Zahl der Neuensteiner Stadträte von zwölf auf acht reduziert. Ein SPD-Mitglied musste auf sein Mandat verzichten; einstimmig beschloss der Gemeinderat, die Stelle der SPD für die Dauer der vierjährigen Gleichschaltungsperiode unbesetzt zu lassen. Am 22. Juni 1933 erfolgte das Verbot der SPD. In Neuenstein führte man Anhänger der Sozialdemokratie und Gegner des Nationalsozialismus durch die Stadt und diffamierte sie. Der Arbeiter-Turn- und Sportverein wurde aufgelöst, seine Geräte und die noch im Rohbau befindliche Turnhalle beschlagnahmt. In Kirchensall entstand ein Reichsarbeitsdienstlager für Frauen. 1942 stellten Kirchensaller Parteigenossen der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) Freiplätze für Adolf-Hitler-Urlauber, Frontsoldaten und Verwundete auf Genesungsurlaub zur Verfügung. In Neuenstein bestand in den Bernbach-Werken ein Polen- und Russenlager, das bei Kriegsende zum Gefangenenlager für deutsche Soldaten umfunktioniert wurde. Das Kriegsende brachte in Kirchensall am 11. April 1945 Zerstörungen im Zusammenhang mit Rückzugsgefechten der deutschen Wehrmacht. Neureut und Neufels wurden am gleichen Tag von amerikanischen Truppen besetzt; Neufels erlitt große Schäden durch Artilleriebeschuss; die 1855 erbaute Brücke über die Kupfer wurde zerstört. Bis zum 15. April waren alle Ortsteile eingenommen. Bei den Kämpfen fanden Soldaten und Zivilisten den Tod, die Bevölkerung verlor Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Die amerikanische Militärregierung setzte in Neuenstein den bisherigen stellvertretenden Bürgermeister und Gemeinderat Emil Heim zur Abwicklung der vordringlichsten Aufgaben ein. Weil durch Erlass der Militärregierung die Besetzung von Bürgermeisterämtern und anderen leitenden Positionen in der Kommunalverwaltung mit ehemaligen NSDAP-Mitgliedern seit dem 1. August 1945 untersagt war, wurde Adolf Megerle, ein Landwirt aus Neuenstein, zu Heims Nachfolger bestellt. In Eschelbach wurde Ludwig Schweiß kommissarisch eingesetzt; er führte das Amt bis 1957. In Kirchensall übernahm Friedrich Henninger die Amtsgeschäfte; von den vorläufigen Gemeinderäten am 26. März 1946 einstimmig zum Ortsvorsteher gewählt, versah er sein Amt als gemeinschaftlicher Ortsvorsteher von Kirchensall, Mangoldsall und Neureut bis zur Gemeindeneugliederung. Die Gemeinderatswahlen am 27. Januar 1946 wurden zwischen parteilosen Kandidaten entschieden. Der heutige Gemeinderat (2005) mit neunzehn Personen setzt sich aus elf Mitgliedern der Freien Wählervereinigung, sechs der Aktiven und zwei der SPD zusammen. Die Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung Württemberg-Baden am 30. Juni 1946 und zum Landtag am 24. November 1946 sahen mit 47 beziehungsweise 46 Prozent die DVP, die Vorläuferin der FDP, an erster Stelle; die CDU erreichte damals 29,9 beziehungsweise 29,7 Prozent, die SPD 21,4 beziehungsweise 22,2 Prozent. Die Bundestagswahl 1949 bestätigte die FDP mit 42,4 Prozent als stärkste Kraft; die CDU erzielte 19,8, die SPD nur 8,4 Prozent. Das schlechte Abschneiden der SPD in dieser Wahl lag hauptsächlich an den Vertriebenen- und Kriegsgeschädigtenvereinigungen, die sich mit 27,6 Prozent als zweitstärkste Kraft positionierten; jedoch verlor diese Gruppierung später an Bedeutung und trat bei der Bundestagswahl 1961 und der Landtagswahl 1964 letztmals auf. Der Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten erzielte in diesen Wahlen nur noch 3,1 beziehungsweise 4,2 Prozent. Bei den Landtags- und Bundestagswahlen nahm seit der Mitte der 1960er Jahre die CDU nahezu ausnahmslos eine führende Position ein. Die Resultate der Europawahlen stellten gewöhnlich einen Ergebnismix aus Landes- und Bundestagswahlen dar, sahen aber die Grünen und die Republikaner durchschnittlich mit besseren Werten. Eine Städtepartnerschaft pflegt Neuenstein mit Thurles in der irischen County Tipperary. Die Freundschaft mit Nissoria in Sizilien geht auf die Verbundenheit der Neuensteiner Stadtkapelle mit den Musikern des dortigen Corpo Musicale zurück und besteht seit mehr als zwanzig Jahren ohne ein offizielles Band.

Wappen von Neuenstein

In Silber (Weiß) ein roter Spitzhammer.

Beschreibung Wappen

Nachdem die auch als „Steinhammer" bezeichnete Figur schon zuvor im Familienwappen des Ortsadels erschienen war, gelangte sie - in den hohenloheschen Hausfarben - in das von Kaiser Maximilian I. am 15. April 1509 verliehene Wappen der früheren Stadt Neuenstein. Nach Eingliederung von Eschelbach, Kesselfeld und Obersöllbach in die letztere ging am 1. Januar 1975 aus deren Vereinigung mit Grünbühl, Kirchensall einschließlich des zugehörigen Orts Neureut und Kleinhirschbach die neue Stadt Neuenstein hervor. Diese griff auf das Wappen ihrer gleichnamigen Vorgängerin zurück. Es wurde ihr vom Innenministerium samt der Flagge am 11. November 1975 verliehen.

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