Bieringen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0800

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die erste urkundliche Erwähnung Bieringens (»villa Biringen«) geschieht zum Jahr 800 im gleichen Kontext wie die Berlichingens; auch hier handelt es sich um einen Ort der ältesten nachantiken Siedlungsperiode. Der Ortsname ist von einem Personennamen abgeleitet. Archäologische Funde auf der Gemarkung reichen weit vor die Anfänge der heutigen Siedlung zurück. In einer Sandgrube im Gewann Sand wurden Knochenteile eines Mammuts sowie der Zahn eines nordischen Rhinoceros’ entdeckt. Der nördlich über dem Dorf gelegene Weiler Weltersberg war Reichslehen im Besitz der Herren von Allfeld, die ihn 1234 dem Kloster Schöntal schenkten (»montem qui vulgariter dicitur Belthersberg«). Zunächst als Grangie bewirtschaftet, wurde der Hof später als erbliches Bauernlehen geführt. Mit der Säkularisation gelangte er 1802 an den Fürsten von Salm-Reifferscheidt-(Krautheim) und 1804 an Württemberg. Bieringen ist seit 1950 baulich im Westen und Оsten gewachsen. Industrie ließ sich im Nordosten in Richtung auf Aschhausen (seit 1948) nieder.
Historische Namensformen:
  • Biringen 0800 [um 800]
  • Beringen 1163
Geschichte: Die Herrschaftsverhältnisse in Bieringen gestalteten sich anfänglich besonders kompliziert und bis ins 17. Jahrhundert überaus wechselvoll. Als Lehnsherrn begegnen von der Mitte des 12. bis ins 13. Jahrhundert teils nebeneinander, teils in rascher Folge nacheinander die Edelherren von Schweinberg, von Boxberg, von Krautheim und von Allfeld sowie die Bischöfe von Würzburg, als Lehnsträger die Ministerialen von Marlach (vor 1166), von Weinsberg (1166/1212), von Neuenstein (1243) und von Rossach (1246). Vor 1222 verfügten auch die staufernahen Herren von Bielriet über hiesige Gerechtsame, desgleichen 1318 die Grafen von Eberstein als Erben der Krautheimer. Die zwischen 1163 und 1238 bezeugte Familie von Bieringen ist der Boxberger Ministerialität zuzuordnen; ihr Verhältnis zu dem gleichnamigen, im 14. Jahrhundert vorkommenden Geschlecht, das wie die Aschhausen, Berlichingen und andere ein Rad im Wappen führte, bleibt ungeklärt. Die hohe, fraischliche Obrigkeit und das Waffenrecht am Ort waren stets mit der Zent Ballenberg respektive Krautheim verbunden. Seit den 1170er Jahren erwarb das Kloster Schöntal hiesige Güter und gewann damit zunehmend Anteil an der Herrschaft. Aufgrund einer 1494 durch den Erzbischof von Mainz vermittelten Vereinbarung gehörten dem Kloster seit dem Ende des Mittelalters zwei Drittel an Vogtei und Gericht, allerdings wurde das dazugehörige Steuerrecht von der kurmainzischen Kellerei Krautheim beansprucht. Der Schultheiß war gemeinschaftlich. Gleichwohl hatte Schöntal bereits 1434 durch königliche Privilegierung das Recht erlangt, in Bieringen ein eigenes Gericht zu halten. Das in ritteradligem Besitz verbliebene, von Würzburg zu Lehen rührende Drittel der Ortsherrschaft gelangte teils durch Erbschaft, teils durch Kauf von denen von Bieringen über die von Aschhausen (1301/58), von Eicholzheim (1401/08), von Adelsheim (1435/48), von Dürn (um 1450/94), von Bernheim (seit 1498), von Berlichingen (seit 1522) und nochmals von Aschhausen (seit 1592) an die von Wernau (seit 1605), die es 1631 an Schöntal verkauften. Die Würzburger Lehnshoheit über dieses Drittel wurde später abgelöst, jedoch blieb das darauf bezogene Steuerrecht des Ritterkantons Odenwald bis zur Säkularisation durch Württemberg bestehen. Die unmittelbar neben der Kirche gelegene Burg mit nassem Graben veräußerten die Herren von Krautheim 1222 zur Hälfte an das Kloster Schöntal. Später war sie als Würzburger Lehen im Besitz der von Aschhausen (1320/21) und von Bieringen (1333/57); seit 1344 hatte das Erzstift Mainz darin ein Öffnungsrecht. Bis ins 17. Jahrhundert blieb das Schloss mit dem ritterschaftlichen Drittel der Ortsherrschaft verbunden und gelangte zusammen mit diesem 1631 erneut in Schöntaler Hand. 1736/37 als stattliches Walmdachhaus neu errichtet, dient es seit dem 19. Jahrhundert als Pfarrhaus. Die bescheidenen Dimensionen des einstigen Ministerialensitzes sind noch gut zu erkennen. Den Großzehnt hatten ursprünglich die Herren von Krautheim, seit dem 13. Jahrhundert das Kloster Schöntal; den Kleinzehnt bezog der jeweilige Pfarrer. Die Gemeinde – 1448 die »armen Lude von Biringen« – tritt zumeist im Zusammenhang mit Grenz- und Viehtriebsstreitigkeiten in Erscheinung. Wiewohl nur spärlich dokumentiert, dürften ihr die Kondominatsverhältnisse von Vorteil gewesen sein. Im Bauernkrieg 1525 erlangten Hans Reuter als Bauernschultheiß und Hans Müller als Hauptmann überörtliche Bedeutung. Ein Rathaus ist seit 1725 bezeugt. Bereits 1587 wurde ein Gerichtsbuch angelegt, das noch im 18. Jahrhundert in Gebrauch war. Nach der Aufhebung von Kloster Schöntal fiel Bieringen 1803 an Württemberg, gehörte bis 1810 zum Oberamt Schöntal, bis 1811 zum Oberamt Öhringen, dann zum Oberamt, 1938 Landkreis Künzelsau. — An der Stelle eines Wasserschlosses der Herren von Aschhausen erbaute Abt Angelus von Schöntal seit 1736 ein Lustschloß, das heute als katholisches Pfarrhaus dient.
Wirtschaft und Bevölkerung: Anhaltspunkte für die Einwohnerzahl in älterer Zeit sind nicht überliefert. Neben dem Ackerbau wurde Weinbau gepflegt; die 1385 erwähnte Kelter gehörte dem Kloster Schöntal. Von den beiden örtlichen Mühlen lag eine an der Jagst, die andere am Erlenbach. Im frühen 17. Jahrhundert bestanden ein klösterliches und ein ritterschaftliches Wirtshaus.

Name: Burg/Schloss
Datum der Ersterwähnung: 1222

Ersterwähnung: 0800
Kirche und Schule: Bereits zur Zeit seiner Ersterwähnung im Jahr 800 hatte Bieringen eine Kirche. Deren Kilians-Patrozinium – wohl von Anfang an vergesellschaftet mit den Heiligen Kolonat und Totnan (1646) – ist seit 1336 überliefert. 1171 vom Würzburger Bischof an das Kloster Schöntal geschenkt und 1219 dorthin inkorporiert, umfasste die zum Landdekanat Buchen gehörige Pfarrei die Filialen Berlichingen und Oberkessach. Eine Frühmesse wurde 1342 aus der Familie von Bieringen gestiftet. Infolge der herrschaftlichen Strukturen fand die Reformation hier keinen Eingang. Das Bekenntnis zur römischen Kirche wurde 1646 mit der Gründung einer Rosenkranz-Bruderschaft und etwa zur gleichen Zeit auch einer Corporis-Christi-Bruderschaft betont. Von der nach einem Brand 1419 neu erbauten Kirche ist der Westturm noch vorhanden; das geräumige Kirchengebäude datiert von 1722/23. Ein Schulmeister findet zuerst 1603 Erwähnung. Im 18. Jahrhundert wurde der Schulunterricht zeitweise im Wirtshaus zum Adler gehalten, später in einem im Rathaus bereitgestellten Raum. 1722/23 erbaute Kloster Schöntal die Kirche (St. Kilian) im Stil der Spätrenaissance neu. Vom Vorgängerbau wurde lediglich der Turm übernommen. Sie wurde 1939 renoviert. Evangelische zu Schöntal.
Patrozinium: St. Kilian (und 1646 St. Kolonat und Totnan)
Ersterwähnung: 1336
Jüdische Gemeinde: Seit dem späteren 16. Jahrhundert waren im Dorf Juden ansässig, 1654 drei Familien.

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