Marktlustenau - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1333 [1333/45]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Bis auf zwei jungsteinzeitliche Lesefunde fehlen auf der Gemarkung archäologische Befunde, ein deutlicher Hinweis, dass das Gebiet um Marktlustenau erst in der späten Ausbauphase besiedelt wurde. Der Name, als »anmutige, gefällige Au« zu lesen, spielt auf die Lage des Orts im Schönmühlbachtal an. Die großen Handels- und Durchgangsstraßen liefen nicht durch den Ort. Die Ortstopographie von Marktlustenau wurde wesentlich durch den konsequenten Ausbau zur Marktsiedlung für die Umgegend geprägt. Ausgehend von verschiedenen Kernen, einer davon bei der Kirche, entwickelte sich der leicht ansteigende Ort entlang der Durchgangsstraße, die mit ihren Verbreiterungen typische Merkmale einer Marktstraße aufweist. Drei Zugangstore, von denen sich keines erhalten hat, unterstrichen die überörtliche Funktion. Rund um Marktlustenau findet sich ein Kranz von Wohnplätzen unterschiedlicher Größe. In Hohenkreßberg lag die Burg, von der aus der Ortsadel seinen Besitz verwaltete. 1299 wird mit Konrad von Kreßberg die Burg und die zugehörige Familie erstmals greifbar. Der Besitzwechsel folgt dem für Marktlustenau beschriebenen, lediglich die lehensrechtliche Stellung weist Unterschiede auf, denn die Burg selbst blieb über die Verluste der Familie in diesem Raum hinaus oettingisch und wurde als oettingisches Lehen vergeben. Im 16. Jahrhundert wurde die bisherige Burg zum wohnlichen Schloss ausgebaut und wehrtechnisch verbessert. 1648 niedergebrannt, wurde das Schloss nicht wieder aufgebaut, lediglich der südöstlich gelegene Maierhof blieb erhalten. Die Familie von Knöringen siedelte auf den Tempelhof um. Für deren Rekatholisierungsbestrebungen gewann der Kreßberg im 18. Jahrhundert besondere Bedeutung. Auf den Bericht von der wunderbaren Bewahrung eines Dreifaltigkeitsbildes hin wurde ab 1719 eine Wallfahrt forciert. 1723 ersetzte der Neubau der Wallfahrtskapelle zur Heiligen Dreifaltigkeit einen älteren Bau. Den Tempelhof hatten die von Knöringen 1510 vom Deutschen Orden mit allen Zubehörden und Rechten erworben. Kurz vor dem 30-jährigen Krieg war dort eine kleine Vierflügelanlage entstanden, die anstelle Kreßbergs nach 1648 neuer Familiensitz wurde. Nach dem Verkauf 1674 an die Hofer von Lobenstein wurde der Tempelhof, nachdem er kurzfristig Ansbach gehört hatte, 1701 wieder von den von Knöringen erworben. Neben Marktlustenau, Kreßberg und Tempelhof fielen auch die Weiler Ober- und Unterstelzhausen, Halden und Asbach zur Gänze, Riegelbach in Teilen in den Kreßberg-Marktlustenauer Hochgerichtsbezirk. Die beiden Stelzhausen – »ambabus villis Stoltzhusen« – sind erstmals zwischen 1317 und 1322 bei der Belehnung der Herren von Krebsberg mit Zehntanteilen in den Orten erwähnt. Schon in einer früheren Belehnung wird Stelzhausen, allerdings ohne weitere Attribute, genannt; möglicherweise bestand zu diesem Zeitpunkt erst eine Siedlung dieses Namens. Wenig später gelangte der Zehntanteil an einen Dinkelsbühler Bürger. Auch am Grundbesitz waren Dinkelsbühler Bürger und das Spital der Stadt beteiligt. Halden wurde ebenfalls 1317/22 erstmals erwähnt. Aus Dinkelsbühler Bürgerbesitz erwarb Hans von Seckendorff hier 1531 einen Hof, der gesamte Grundbesitz gehörte in der Folge zum Kreßberger Rittergut. Die hohe Obrigkeit lag in diesen drei Orten bei deren Inhabern. Riegelbach hingegen gehörte nur teilweise zum Bezirk des Ritterguts Kreßberg, die Herrschaft über den Ort übten als weitere Ganerben Dinkelsbühl und der Deutsche Orden aus, die 1561 eine gemeinsame Dorfordnung erließen. Auch Riegelbach war in die schon erwähnte Belehnung der Herren von Kreßberg durch Würzburg einbezogen, doch könnte die Erwähnung eines Konrad von Riegelbach in einer Urkunde von 1265 mit der gebotenen Vorsicht auf unseren Ort bezogen werden. Auch die Ersterwähnung von Bräunersberg erfolgte bei der Belehnung der Herren von Kreßberg mit Zehntanteilen in diesem Ort. Die Zehntverpflichtung zum Rittergut Kreßberg blieb bis zum Ende des Alten Reichs bestehen, doch andere Rechte und Güter standen Kreßberg hier nicht zu. Die vier Güter des Weilers gelangten an das Rittergut Bernhardsweiler, zu dem auch Schönbronn gehörte, wobei hier eines der sechs Güter einen Grundherrn aus Dinkelsbühl hatte. In einer Dinkelsbühler Schenkungsurkunde von 1381 findet sich auch die sichere Ersterwähnung des Orts. In Bräunersberg wie in Schönbronn lag die Vogtei außerhalb des Dorfbezirks und die Hochgerichtsbarkeit bei Ansbach. Mit den beiden vorherigen hatte Gaisbühl gemeinsam, dass alle drei nach Marktlustenau eingepfarrt waren und auch hier das Rittergut Kreßberg zehntberechtigt war, doch hatte das Rittergut Bernhardsweiler hier weder Grundbesitz noch Rechte. Zwei Güter waren crailsheimisch, zehn gehörten nach Dinkelsbühl. Innerhalb des Dorfbezirks hatten die jeweiligen Grundherren auf den Höfen die Vogtei und niedere Gerichtsbarkeit, außerhalb lag sie wie die Hochgerichtsbarkeit bei Ansbach. Schließlich bestehen noch als jüngste Wohnplätze der Gemarkung die Rot- und die Schönmühle, die beide nicht vor dem 15. Jahrhundert erbaut wurden. Die Schönmühle gehörte den Herren von Knöringen, die Rotmühle in das Rittergut Kreßberg. Abgegangen ist Bartsweiler, das nordöstlich von Marktlustenau lag. Marktlustenau ist am linken Ufer des Schönbachs aus mehreren Siedlungskernen zusammengewachsen. Außer dem Neubaugebiet im Südosten (seit 1961) entstand im Süden das Gewerbegebiet »Au« (1965).
Historische Namensformen:
  • Lustenowe 1254
  • Lustenauwe 1285
  • Lustenawe
Geschichte: Da der Ort bis über das Mittelalter hinaus nur als Lustnau bezeichnet wurde, ist angesichts weiterer Orte gleichen Namens die Ersterwähnung der Siedlung in einer Urkunde des Klosters Lichtenstern von 1254 unsicher. Eindeutig ist jedoch das im Würzburger Lehenbuch im Zeitraum 1333/45 genannte »Lustenawe« auf unseren Ort zu beziehen. Berichtet wird hier von der Belehnung der Herren von Kreßberg mit Zehnten in verschiedenen Siedlungen, die im Umfeld der Burg Hohenkreßberg lagen. Bereits hier klingt die enge Verbindung zwischen dem Adelssitz Hohenkreßberg und Marktlustenau an, die bis zum Ende des Alten Reichs bestehen sollte. Marktlustenau und sein Ortsadel, die Herren von Kreßberg, standen unter dem Einfluss der Grafen von Oettingen, die an der Wende zum 14. Jahrhundert bei Crailsheim und östlich davon ein nördliches Herrschaftszentrum formten. Die Herren von Kreßberg müssen daher unter den oettingischen Gefolgschaftsadel gezählt werden. Noch im 14. Jahrhundert scheinen die von Kreßberg in der Bürgerschaft der Reichsstadt Dinkelsbühl aufgegangen zu sein. Es folgten in relativ rascher Folge verschiedene Familien, die, jeweils mit Sitz auf Kreßberg, für Marktlustenau den Ortsadel stellten. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts kam eine Seitenlinie der Herren von Seinsheim in den Besitz des Orts. Auch dieser Zweig der von Seinsheim nannte sich von Kreßberg (1360–77). Durch Erbschaft ging der Besitz an Reibot von Wollmershausen und gelangte schon in der nächsten Generation über dessen Tochter an Raban von Helmstadt (bei Kitzingen) weiter. 1466, erneut durch Heirat, kam Marktlustenau dann an die Herren von Seckendorff-Aberdar. Kurz nach 1500 übertrug Hans von Seckendorff den dritten Teil seiner Güter an Ansbach. Um 1510 erwarb er für Kreßberg und Marktlustenau die hohe Gerichtsbarkeit, kam aber auch hier dem Anspruch Ansbachs auf Oberhoheit entgegen, indem er diese an Ansbach übertrug, um dann, wie bei den oben genannten Gütern, damit belehnt zu werden. Als Kompensation gestand ihm der Markgraf den Wildbann um Kreßberg und Marktlustenau zu. Nach dem Tod Casimirs von Seckendorff kaufte Ulrich von Knöringen 1544 Marktlustenau und die umliegenden Besitzungen der Seckendorffs. Die von Knöringen trieben konsequent den Ausbau von Marktlustenau voran. Die Ansbacher Ämterbeschreibung des 17. Jahrhunderts nennt Lustenau mit hoher und niederer Obrigkeit den Herren von Knöringen zugehörig. Die Lehensabhängigkeit zu Ansbach blieb fortan freilich bestehen, wobei Ansbach, abgesehen von den Hofstätten der Dinkelsbühler Grundherren, bis ins 18. Jahrhundert im Dorf und der Gemarkung auch die Vogtei dazugewann. Die Erweiterung des Ortsnamens um die Vorsilbe Markt- im 17. Jahrhundert, charakteristisch für viele Orte mit Marktfunktion im Herrschaftsumfeld Ansbachs, unterstreicht den wachsenden ansbachischen Einfluss. Der Grundbesitz am Ort verteilte sich auf das Rittergut Kreßberg und verschiedene Familien und Institutionen aus der nahen Reichsstadt Dinkelsbühl, die seit dem Mittelalter in Marktlustenau Besitz erworben hatten. Die Gemeinde trat zweimal jährlich zu Gemeindeversammlungen zusammen. Ein Siebenergericht, besetzt mit vier Richtern aus Marktlustenau, zwei aus den beiden Stelzhausen und einem aus Riegelbach, vertrat die unterste Ebene der Rechtsprechung. Ab 1796 waren Marktlustenau, das Rittergut Kreßberg und die kleineren Umlandorte jener Abfolge von Herrschaftsveränderungen unterworfen, die den gesamten östlichen Teil des heutigen Kreises betraf: Auf die preußische Herrschaftsstraffung ab 1796 folgte 1806 Bayern und 1810 der Übergang an Württemberg. Marktlustenau gehörte zum Oberamt (seit 1938 Landkreis) Crailsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: In Marktlustenau wohnten bis zur Schlacht bei Nördlingen 1634 rund 450 Menschen in 104 Häusern. Die katastrophalen Folgen des Kriegs reduzierten die Einwohnerzahl stark; bis 1780 waren die Verluste an Menschen und Gebäuden erst zu rund drei Vierteln ausgeglichen. Angesichts seiner Funktion als Handels- und Wirtschaftsplatz für das nähere Umland gewannen in Marktlustenau über die Landwirtschaft hinaus verschiedene Gewerbe an Bedeutung. Dazu zählten im 18. Jahrhundert zwei Mühlen am Schönmühlbach, zwei Gastwirtschaften, in deren Ausrichtung als je eine evangelische und eine katholische sich die konfessionelle Aufsplitterung spiegelte, und mehrere Kaufmannsbetriebe unterschiedlicher Größe. Ab 1768 bestand zudem ein Brauhaus der Familie von Knöringen. Wie die Ökonomie des Orts waren auch die Besitzverhältnisse stark differenziert, was bis heute an den unterschiedlich großen Parzellen und an den verschiedenen Dimensionen der historischen Gebäude des Orts ablesbar ist. Neben wohlhabenden Gewerbetreibenden und Bauern, die Nutzflächen bis 40 Hektar bewirtschafteten, fanden sich auch mittlere und Kleinstbetriebe sowie Tagelöhner und Häusler. Für die Versorgung mittelloser Gemeindemitglieder unterhielt die Gemeinde ein Armenhaus.

Name: Schloss Hohenkreßberg (1648 abgebrannt)
Datum der Ersterwähnung: 1299

Ersterwähnung: 1285
Kirche und Schule: Bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts bestimmte die 1285 erstmals genannte Pfarrei Marktlustenau, deren Patronat beim Rittergut Kreßberg lag, die Geschicke der umliegenden Dörfer. Über den Hochgerichtsbezirk Kreßbergs (mit Kreßberg, Tempelhof, Halden und den beiden Stelzhausen) hinaus gehörten auch Bräunersberg, Schönbronn, Gaisbühl, Riegelbach, Vehlenberg und Waldtann zur Pfarrei Marktlustenau (bis 1457/58). Schon um 1530 führten die Herren von Seckendorff die Reformation ein. Mit dem Verkauf des Ritterguts Kreßberg an die Familie von Knöringen, die größtenteils katholisch war, bahnte sich ein konfessioneller Wandel an. Nachdem der damalige Rittergutsinhaber 1626 überraschend gestorben war, wurden seine beiden minderjährigen Söhne der evangelischen Mutter durch Heinrich von Knöringen, Bischof von Augsburg, entzogen und katholisch erzogen. Zudem beauftragte Heinrich von Knöringen den Vogt mit der Rückführung der Gemeinde zur katholischen Konfession, wofür der evangelische Pfarrer durch einen katholischen Geistlichen ersetzt wurde. Die Gemeindemitglieder allerdings zeigten teilweise starken Widerstand gegen die Rekatholisierung. Im Laufe des 30-jährigen Kriegs bestimmte das wechselnde Kriegsglück den weiteren Fortgang in dieser Sache. Die Festlegungen des Westfälischen Friedens versicherten die Untertanen ihres Anspruchs auf einen evangelischen Pfarrer, was aber von den Herren von Knöringen zunächst brüsk abgewiesen wurde. Ab 1651 erhöhte Ansbach, das sich schon zuvor für Forderungen der evangelischen Bürger der Pfarrei eingesetzt hatte, den Druck, die von Knöringen mussten Zugeständnisse machen. Die Georgskirche wurde zu einer Simultankirche für beide Konfessionen umgewidmet. Bis 1695 verrichteten evangelische Pfarrer der Nachbarorte den Gottesdienst, danach gab es wieder einen eigenen evangelischen Gemeindepfarrer. Mit der Etablierung der Wallfahrt auf die Kreßberger Kapelle und dem Werben um katholische Zuzügler nach den Bevölkerungsverlusten des 30-jährigen Kriegs setzten die von Knöringen ihre Rekatholisierungsbemühungen fort. Der Erfolg war unterschiedlich: Während in beiden Stelzhausen durch Zuzug und Konversion die Mehrzahl der Bewohner katholisch war, hielten die Bewohner in Halden trotz Geldstrafen und Drohungen am evangelischen Bekenntnis fest. In Marktlustenau pendelte sich ein Verhältnis von einem Drittel katholischer Bürger zu zwei Drittel evangelischer ein. Schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in Marktlustenau geregelter Schulunterricht gehalten, wofür ein Schulmeister eingestellt war. 1595 wurde das Beinhaus zum Schulhaus umgebaut. Die konfessionelle Situation des Orts machte im 17. Jahrhundert den Bau eines zweiten Schulhauses für die katholischen Schüler notwendig. 1788 wurde ein neues evangelisches Schulhaus errichtet. Evangelische Pfarrkirche im ehemaligen Kirchhof. Ursprünglich romanische Chorturmanlage, netzrippengewölbter Chor in spätgotischer Zeit verändert. Schiff 1970 neu erbaut. — Katholische Kirche zum heiligen Georg 1896 erbaut, Zopfstilaltar aus der paritätischen Kirche hierher übertragen.
Patrozinium: St. Georg
Ersterwähnung: 1285

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