Schwäbisch Gmünd - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0782 [782 ?]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Zwischen den Liasplatten am Rande des Welzheimer Waldes und des östlichen Albvorlands entstand die Stadt in einer kesselartigen Talweitung der in den Stubensandstein eingetieften oberen Rems am Zusammenfluß mehrerer Seitenbäche. Die Altstadt, südlich der Rems gelegen, ist sternförmig von ausgedehnten neueren Stadtteilen umgeben, die in die Keupertäler ringsum hinein- und an deren Hängen hinaufgewachsen sind. Zu den Neubaugebieten der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zählen die Wohnsiedlungen im Westen beiderseits der Bahnlinie nach Göppingen (1950/60), an der Eutighofer Straße (1965/70 beziehungsweise 1950/75), im Bereich »Vogelhof« (1950/60), ferner im Norden »Rehnenhof« (1950/65), »Wetzgau-Nordwest« (1960/65), im Оsten »Sandweg« (1965/70), »Kiesäcker« (1950/55), im Südosten »Hardt« (1950/75), im Süden östliche Klarenberg-/Gutenberg-/Weißensteiner Straße (1950/65) und ab 1972 im Nordosten »Herlikofer Berg-Nord«. Nach 1945 ließ sich weitere Industrie besonders im Westen, Norden, Оsten und Südosten nieder. Die Altstadt gleicht im Grundriß etwa einem Parallelogramm mit abgerundeten Ecken. Nach Norden greift ein Vorsprung aus, der die Gebäude des Heilig-Geist-Spitals in die Befestigung einschloß. Als ältester Kern der städtischen Siedlung darf der heutige Münsterplatz mit der Heilig-Kreuz-Kirche und die Umgebung der Johanniskirche gelten, obwohl über den Verlauf der ältesten Befestigung noch keine Klarheit herrscht. Als Hauptzeuge dieser Epoche gilt der Mitte 12. Jahrhundert erbaute Glockenturm beim Münster, der entweder Teil der Wehranlage oder ein Steinhaus gewesen sein kann. Die erste Stadterweiterung erfolgte wohl unter Friedrich II. in der 1. Hälfte des des 13. Jahrhunderts mit der Anlage der in Resten erhaltenen sogenannten inneren Stadtmauer, die fünf Tore mit Türmen und fünf weitere Türme hatte. Das »Rippensystem«, sonst Grundlage staufischer Stadtanlagen (Hauptachse mit rechtwinklig abgehenden kurzen Seitenstraßen) war in Gmünd der bereits bestehenden Klöster und Adelshäuser wegen nur beschränkt durchführbar. Das Straßennetz ist daher ziemlich unregelmäßig, es verläuft teils rechtwinklig zum Markt, teils konzentrisch mit den Mauerringen, teils gehen die Straßen auch tangential vom inneren Befestigungskreis aus. Der zentral gelegene Markt bildet ein von Nordwesten nach Südosten ziehendes, in der Mitte eingebuchtetes Rechteck, das in seiner Verlängerung die Altstadt in zwei nahezu gleich große Teile zerlegt. Wegen des damaligen Laufs des Tierbachs und der bereits bestehenden Baukomplexe ist er nicht wie sonst bei staufischen Stadtanlagen nach der Hauptverkehrsachse ausgerichtet. Freie Räume blieben um die beiden Hauptkirchen (ehemalige Kirchhöfe). Bereits in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde eine neue Stadterweiterung notwendig, von deren Mauerring mit insgesamt 24 Türmen und Halbtürmen außer Mauerresten sechs Türme (Fünfknopf-, Faul-, Schmied-, Wasser-, Rinderbacher- und Königsturm) erhalten sind; die übrigen wurden zwischen 1820 und 1870 abgebrochen. Diese sogenannte äußere Mauer bezog auch die seit etwa 1300 entstandenen Vorstädte (im Nordwesten Josenvorstadt, Nordosten Leonhardivorstadt, Оsten Rinderbachervorstadt, Süden Waldstetter oder Sebaldivorstadt) mit ein. Der doppelte Mauerring blieb bis gegen Ende der Reichsstadtzeit bestehen. Die innere Mauer war circa 1500, die äußere mehr als 2700 m lang. Die wichtigsten Gemeinschaftsanlagen befanden sich innerhalb des inneren Mauerrings; das von der äußeren Mauer einbezogene Areal war so weiträumig, daß es noch bis 1870 die Stadterweiterung aufnehmen konnte. Trotz mancher Verunstaltungen hat sich das einheitliche Bild der älteren Stadtteile der katholisch gebliebenen einstigen Reichsstadt gut erhalten. Städtebauliche Dominanten bilden eine Reihe sakraler Bauten, so vor allem die spätromanische Johanniskirche und der alles überragende, obwohl turmlose Baukörper des Heiligkreuzmünsters sowie die Klosterkirchen der Franziskaner, Dominikaner und Augustiner. Das bürgerliche Gmünd ist bestimmt von einer großen Zahl zum Teil hervorragender Fachwerkhäuser und zahlreicher Barock- und Rokokobauten, die mit ihrem Zierrat, der von hohem Stand des einheimischen Kunstgewerbes zeugt, der inneren Stadt ein festliches Gepräge verleihen. Unter den zahlreichen, allerdings großenteils verputzten Fachwerkhäusern ragen drei im überlieferten schwäbisch-alemannischen Ständerbau errichtete Gebäude hervor, das Kornhaus von 1507, dessen Fachwerk bis zum Sockelmauerwerk herabgezogen ist, ehemaliger Warenspeicher der Reichsstadt, ferner die sogenannte Grät, 1536 unter Einbeziehung massiver mittelalterlicher Bauteile als Ständerbau erstellt, ältestes Rat-, Zeug- und Schatzhaus der Stadt; sein Buckelquader-Mauerwerk läßt vermuten, daß hier der staufische Schultheiß seinen Sitz hatte. Später verändert, mit Steinrelief der Anbetung der Könige (frühes 16. Jahrhundert); schließlich vom Komplex der Spitalgebäude das ehemalige Spitalamtshaus von 1495, als Schranne erbaut mit einem Anbau des 16. Jahrhunderts, darin die »Uhrstube« von 1596. Zu den schönsten Fachwerkhäusern der Stadt zählt auch das heutige Stadtarchiv am Münsterplatz, anfangs »Magisters Schulhaus«, dann Stadtschreiberei, vielleicht auf der Stelle eines alten Steinhauses, 1578 erbaut, 1891 erneuert, seit 1892 evangelisches Vereinshaus. Einziger erhaltener Renaissance-Bau der Stadt, auf der Stelle des ehemaligen Königsbronner Klosterhofs, ist die sogenannte Schmalzgrube, ehemaliges reichsstädtisches Lagerhaus, 1589 von Bernhard Vogt als Bürger- und Schwörtagssaal in den Übergangsformen des 16. Jahrhunderts erbaut und später mehrfach verändert. Über tonnengewölbtem Untergeschoß eine zweischiffige Halle. Bis 1803 Lateinschule, 1922 Pestalozzihaus. Der Marktplatz, der durch seinen Brunnen mit der Doppelmadonna (Muttergottes und Maria Immaculata) des frühen 18. Jahrhunderts in den Oberen und Unteren geschieden ist, beeindruckt außer den Fachwerkbauten der Grät und des Spitals sowie die Johanniskirche durch eine Reihe von Barockbauten aus der Blütezeit der Stadt im 18. Jahrhundert, die von Johann Michael Keller erbaut sind. Das heutige Rathaus, erbaut 1763 für den Handelsherrn Melchior Dobler, erwarb der Rat und ließ es 1783/85 zum Rathaus umbauen. Der Dachreiter des 1793 abgebrochenen prächtigen Fachwerkrathauses von 1526 wurde dem neuen Rathaus aufgesetzt. Weitere hervorragende Barockhäuser sind unter anderem das heutige Postamt am Marktplatz, 1753 für Franz Achilles Stahl erbaut, sowie die Häuser am Marktplatz Nr. 11, 1767 neu- beziehungsweise umgebaut, das »Achillische Haus«, Stammhaus der Firma Stahl, nach mehrfachem Besitzerwechsel und Umbau 1955 an die Stadt verkauft. Nr. 16 und Nr. 25 (Mohrenapotheke), ebenfalls durch Keller für die Firma Stahl umgebaut. Auch in der Kornhausstraße sind von Keller erstellte Gebäude erhalten. Am Marktplatz steht auch ein Renaissance-Torbogen, früher Portal des Deutschordenpfleghofs, sowie ein Doppelhaus aus der Renaissancezeit (Nr. 28/30). Ein reizendes Rokokoschlößchen ist das 1780 von J. M. Keller für den Handelsherrn und Bürgermeister Georg Franz von Stahl erbaute Gartenhaus im heutigen Stadtgarten (jetzt Gartenrestaurant).
Historische Namensformen:
  • Gamundias 0782 [782 ?]
  • Gimundin 1162
  • Gemunde 1188
Geschichte: 782 (Fälschung Mitte 9. Jahrhundert) Gamundias, 1162 Gimundin, 1188 Gemunde (= Einmündung von Bächen). Falls die Urkunde von 782 einen echten Kern hat, wäre Gmünd eine Gründung des 8. Jahrhunderts. In den beiden karolingischen Diplomen von 865/66, in denen dem Kloster St. Denis der von Abt Fulrad geschenkte Besitz bestätigt wird, ist eine hiesige Zelle nicht genannt. Wahrscheinlich verlor das Kloster im Laufe der Auflösungserscheinungen im Karolingerreich früh die Verbindung zu der entlegenen Außenstelle. Eine kontinuierliche Entwicklung von der Zelle über einen unter Königsschutz stehenden Markt zur städtischen Siedlung ist für Gmünd nicht nachweisbar, jedoch ist das Bestehen einer relativ frühen Siedlung wahrscheinlich, die nach ihrer Lage in einem großen, zusammenhängenden Waldgebiet und auf landwirtschaftlich schwer nutzbarem Gelände wohl von Anfang an vorwiegend gewerblich - als Siedlung für Handwerker, Händler und Dienstleute - strukturiert gewesen sein wird. Die Gegend gehörte zum frühen Besitz der Staufer in Innerschwaben, die den Ort kräftig förderten und zum Verwaltungsmittelpunkt ausbauten. Wann das Marktrecht verheben wurde, ist unbekannt. Wohl unter König Konrad III. oder dessen Sohn Herzog Friedrich von Rothenburg mag die erste kleine Befestigungsanlage um den späteren Münsterplatz errichtet worden sein. Bei der ersten urkundlichen Erwähnung 1162 war Gmünd schon Stadt (»cives«), es gilt daher als älteste staufische Städtegründung in Schwaben. Der »Burgus Gemunde« wird 1188 unter den Besitzungen aufgezählt, die Kaiser Friedrich I. von seinem Vetter Herzog Friedrich von Rothenburg 1167 geerbt hatte und nun seinem Sohn Konrad übertrug. 1241 zahlte die rasch aufgeblühte Stadt 160 Mark an die Königliche Kammer, eine Summe, die nur von wenigen Städten übertroffen wurde. Nach dem Ausgang der Staufer mußte die Stadt ihre Selbständigkeit gegen mächtige Nachbarn, namentlich Württemberg, Rechberg, Limpurg und Stift Ellwangen verteidigen. Sie beteiligte sich an den Städtebündnissen und -kriegen des 14./15. Jahrhunderts, unter anderem 1311 an dem Reichskrieg gegen Graf Eberhard den Erlauchten von Württemberg, 1388 an der Schlacht bei Döffingen, in der ihr Aufgebot schwere Verluste erlitt. Eine schwere Niederlage zog sich die Stadt 1449 gegen Ulrich von Rechberg, der damals mit Württemberg verbündet war, zu. Rückhalt gegen ihre Bedränger fand die Stadt durch die Gründung des Schwäbischen Bundes (1487), der den Kämpfen zwischen Adel und Städten ein Ende machte. Mitte 16. Jahrhundert wurde Gmünd in eine Fehde mit Hans Diemer zu Lindach wegen strittiger Obrigkeitsrechte hineingezogen, die der Stadt schweren Schaden brachte, bis Herzog Christoph von Württemberg 1554 einen Vergleich zuwege brachte. Die Verwaltung geschah anfangs wohl ausschließlich durch staufische beziehungsweise Reichsbeamte. 1189 ist erstmals ein Schultheiß genannt, der ständige Vertreter des Kaisers, dem die gesamte Verwaltung sowie die niedere Gerichtsbarkeit unterstand. Er stammte sicher aus dem Ministerialenstand. Als Amtssitz wird die »Grät« angenommen. Viele Jahrzehnte waren die von Rinderbach Inhaber des Schultheißenamts. Ein Stadtrat als Kollegium bürgerlicher Amtsträger entstand wohl erst in nachstaufischer Zeit. Ein Bürgermeister ist erstmals 1284 genannt. Offenbar konnte sich die Stadt auch während des Interregnums nur langsam von der herrschaftlich geprägten Verfassungsform lösen und der Schultheiß erst allmählich aus der Leitung der städtischen Verwaltung verdrängt werden. Auch die Bürgermeister stammten übrigens bis Mitte 15. Jahrhundert fast stets aus dem Patriziat, aus dem auch der Rat gebildet wurde. Seit 1360 erkämpften sich die Zünfte ein Mitspracherecht. 1462 gelangten die Zunftmeister auch in den Rat, aus dem sie jedoch durch die im konservativen Sinn erfolgte Verfassungsänderung von 1553/56 wieder entfernt wurden. — Die Stadt erwarb sich nach und nach durch Kauf Rechte, so 1430 als nie eingelöstes Pfand das Reichsschultheißenamt. Bereits 1343 hatte sie von Kaiser Ludwig die Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit erkauft, die 1373 durch Kaiser Karl IV. erneuert wurde. 1433 erhielt sie durch Kaiser Sigismund den Blutbann verliehen, ferner das Recht, Maß und Ungeld zu ändern sowie Bürger und Beisassen aufzunehmen und nie verpfändet zu werden, womit Gmünd endgültig die Reichsfreiheit erreicht hatte. — Bei der seit 1495 angelaufenen maximilianischen Kreisordnung wurde Gmünd dem Schwäbischen Kreis zugewiesen. Auf der Städtebank des Reichstags nahm die Stadt den dreizehnten, bei den Schwäbischen Kreistagen den zehnten Platz ein. — Das Herrschaftsgebiet der Stadt bestand ursprünglich aus weit zerstreuten Höfen und Gütern, namentlich auf dem Welzheimer Wald. Nur etwa ein Drittel derselben gehörte der Stadt unmittelbar, der größte Teil dem Heilig-Geist-Spital, dem Kloster Gotteszell und den Patrizierfamilien. Die Männerklöster und die Kirchen hatten nur geringen Grundbesitz, jedoch stand der Reichsstadt die Schirmherrschaft über alle diese Güter zu. Der größte Teil des städtischen Territoriums stammte von den Linien des Hauses Rechberg, so wurde 1544 die Herrschaft Bargau gekauft. Namentlich unter Bürgermeister Rauchbein konnte Gmünd durch Gütertausch mit Limpurg (1557) entlegene Güter abstoßen und sein Gebiet abrunden, unter anderem durch Erwerb in Mutlangen, Täferrot, Kleindeinbach, Oberbettringen, Hussenhofen und Durlangen (teilweise waibelhubische Güter). Trotzdem blieben noch viele Kondominien, namentlich mit Württemberg (von Lorch her), Limpurg und Rechberg. Seit dem 17. Jahrhundert ließ der zunehmende Druck seitens der benachbarten Territorien keine Neuerwerbungen mehr zu. Zur Verwaltung ihres Territoriums unterhielt die Stadt zunächst zwei Vogteiämter mit Sitz in Bettringen und Spraitbach, dazu seit dem 16. Jahrhundert in Iggingen und Bargau. Die beiden letzteren wurden 1728 zusammengelegt, 1740 Bargau zu Bettringen, Iggingen zu Spraitbach gezogen. Zu dem bereits 1443 bestehenden Amt Spraitbach zählten außer Spraitbach unter anderem Teile von Pfahlbronn, Vorder- und Hintersteinenberg, Zimmerbach, Durlangen, Mutlangen, Wetzgau, Groß- und Kleindeinbach; zum Bettringer Amt Вettringen, Weiler, Bargau, Teile von Ober- und Unterböbingen, der größte Teil von Lautern, Mögglingen und Dewangen, Iggingen, Herlikofen, Hussenhofen und die Hälfte von Straßdorf. Etwa 1535 — 1629 bestand auch eine Vogtei Mögglingen mit Mögglingen, Dewangen und Lautern. 1629 kam Dewangen zu Iggingen, Mögglingen und Lautern zu Bettringen. - Über die Zeit der Verleihung der Freien Pürsch vom Hohenstaufen bis an die Jagst, von der Lein bis zum Albrand existieren keine urkundlichen Belege. Wahrscheinlich erfolgte sie schon unter Kaiser Friedrich I. Später wurde sie häufiger Anlaß zu Streitigkeiten mit Württemberg und dem benachbarten Adel, namentlich den von Rechberg. Sie bestand bis 1806. — 1802/03 kam Gmünd mit seinem Gebiet durch den Reichsdeputationshauptschluß an Württemberg und wurde Sitz eines württembergischen Oberamt, das zunächst im wesentlichen aus dem zuvor reichsstädtischen Gebiet bestand und dessen Bereich sich noch mehrfach veränderte. 1934 nahm die Stadt ihren alten Namen Schwäbisch Gmünd wieder an. 1938 wurde der Landkreis (seit 1941 Schwäbisch) Gmünd geschaffen. 1956 wurde Schwäbisch Gmünd zur Großen Kreisstadt erhoben. Im Bauernkrieg 1525 konnte sich die Stadt durch Hinhaltetaktik dem von den Bauern geforderten Anschluß bis zu deren Niederlage entziehen. 1546 im Schmalkaldischen Krieg wurde Gmünd von den sächsischen und hessischen Truppen belagert und nach Eroberung ausgeplündert, im 30 Jährigen Krieg 1633/34 von den Schweden besetzt, danach von kaiserlichen Truppen geplündert, 1647/48 nochmals von den Schweden besetzt. Die von den deutschen Truppen geräumte Stadt, deren Verteidigung entgegen dem Befehl verhindert werden konnte, wurde am 20. 4. 1945 von amerikanischen Truppen besetzt. Die in Gmünd kasernierten 20000 Ausländer, meist sogenannte Ostarbeiter, verübten danach schwere Plünderungen und Gewalttaten. Seuchenjahre waren 1349, 1377, 1407, 1501, 1575, 1634/37. — Zwischen 1613 und 1652 wurden etwa 50 Männer und Frauen als Hexen verbrannt.
Ersterwähnung als Stadt: 1162
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Landwirtschaft spielte auf der kleinen und hierfür wenig ergiebigen Gemarkung nie eine wesentliche Rolle. Weinbau, stets nur Nebenerwerb, ist zwischen 1356 und 1695 mehrfach bezeugt. Einen Weingärtnerstand gab es nie. In Gmünd gab es acht Zünfte. Wichtigste Gewerbe waren in älterer Zeit die Gerberei (Ledergasse!) und das Schmiedehandwerk, das hauptsächlich Sensen herstellte (erstmals 1383 erwähnt). Im 15. Jahrhundert wurden jährlich gegen 200000 Sensen angefertigt (Warenzeichen: Einhorn). — 1514 und noch 1550 ist im später abgegangenen Eutighofen eine wahrscheinlich kleinere Papiermühle bezeugt, die später zur Loh- und Schleifmühle umgewandelt wurde. Von den drei im 16. Jahrhundert vorhandenen Ziegeleien standen zwei auf Gotteszeller Grund und Boden. Diese beiden bestanden noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Seit dem 17. Jahrhundert wurde Baumwollspinnerei getrieben. 1870 waren noch 24 Bierbrauereien in Betrieb. Das Schmuckwarengewerbe, das die Stadt weithin bekannt machte, wurde erst nach dem 30 Jährigen Krieg führend. Es ging hervor aus der Herstellung von »Paternostern« (= Rosenkränzen) und anderem ursprünglich kirchlichen Zwecken dienendem Schmuck. 1433 sind »Augstein«-Dreher und -Schneider genannt, die aus »Gagat« solche Gegenstände herstellten, sowie das Beindreherhandwerk (Ordnung von 1526), das durch den Elfenbeinschnitzer Johann Michael Maucher in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts zu hoher Blüte gelangte. Kristallarbeiten werden 1468 genannt, im 16. Jahrhundert wurde mit Kristallglas Handel getrieben. Das Goldschmiedehandwerk ist seit 1372 (Monstranzen hiesiger Arbeit aus gotischer Zeit sind erhalten) nachweisbar; im 15. Jahrhundert stand es bereits in Blüte. Anfangs beschränkte man sich wohl vorwiegend auf die Herstellung kirchlicher Geräte, auch Filigranarbeiten und Perlstickereien wurden angefertigt. Die erste erhaltene Ordnung für Gold- und Silberschmiede ist von 1594. Den größten Umfang erreichte das Handwerk zugleich mit einer letzten wirtschaftlichen Blüte im 18. Jahrhundert, als es überbesetzt war (1739: über 250 Goldschmiedemeister). Die Folge waren Krisen und Auswanderung, meist nach Wien und Budapest. Schweren Schaden brachten die Einfuhrzölle Kaiser Josephs II. auf Schmuckwaren (1785/86), da die österreichischen Erblande außer der Schweiz und den Niederlanden die Hauptausfuhrländer darstellten. Der Vertrieb der Waren geschah durch die großen Gmünder Handelshäuser. Rückschläge erlitten die Gewerbe namentlich auch im 16./17. Jahrhundert durch den Schmalkaldischen und den 30 Jährigen Krieg, erneut um die Wende des 18./19. Jahrhunderts durch die napoleonischen Kriege. Um 1802 beim Übergang an Württemberg lag das Edelmetallgewerbe sehr danieder und die Stadt war schwer verschuldet. — Der Übergang zur industriellen Herstellung in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, die die handwerkliche Arbeit jedoch auch nicht entbehren konnte, leitete einen neuen Aufstieg ein dank der Tätigkeit einiger weitblickender Männer wie des Handelsherrn Franz Achilles Stahl, der auch die bauliche Neugestaltung der Stadt durch Johann Michael Keller maßgeblich beeinflußte, sowie Johann Chrysostomus Mayer, der gegen das veraltete Zunftwesen für Rationalisierung und Industrialisierung warb und die Anschaffung von Maschinen forderte. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die noch in den Anfängen steckende industrielle Herstellung durch Gründung einiger noch heute blühender Betriebe der Silberwarenfabrikation bereichert, dazu kamen neue Unternehmen der Goldwarenherstellung. 1870 waren in dem immer noch weitgehend auf Handwerksbasis beruhenden Edelmetallgewerbe circa 2000 Personen beschäftigt. Die einseitige Wirtschaftsstruktur wirkte sich in den Krisenzeiten nach dem ersten Weltkrieg verheerend aus: 1934 wurde Gmünd zum Notstandsgebiet erklärt. Staatliche Förderungsmaßnahmen besserten die Lage durch Hereinbringen neuer Produktionszweige, vor allem der Metallwarenindustrie (Aluminiumgießerei, Baumaschinenfabrik, Zahnradfabrik, Kleinuhrenfabrik). Nach dem zweiten Weltkrieg kamen weitere Betriebe dazu. Die Ansiedlung der Gablonzer Schmuckwarenindustrie brachte das völlig neue Glasveredelungsgewerbe herein. — Münzrecht besaß die Stadt nie. Ohne selbst zu prägen, beteiligte sie sich 1396 an der Münzkonvention von Kirchheim unter Teck zwischen Württemberg, dem Herzog Leopold von Österreich (für Hohenberg), dem Hochstift Augsburg, der Grafschaft Öttingen sowie den Reichsstädten Ulm und Esslingen, 1423 am Münzvertrag von Riedlingen zwischen den oberschwäbischen und den Bodenseestädten sowie Württemberg 1477 nahm Gmünd an den Münztagen von Ulm und Frankfurt am Main teil. — Seit alters bestanden drei Jahrmärkte. Anschluß an die Eisenbahnstrecke Stuttgart-Aalen erhielt Gmünd 1861. Eröffnung der Nebenbahn nach Göppingen 1911, nach Heubach 1920.

Ersterwähnung: 1297
Kirche und Schule: Kirchlich war Gmünd anfangs Filial der Pfarrkirche Lorch, die später in ein Chorherrenstift mit ursprünglich 13 Pfründen verwandelt wurde, das aber durch die Gründung des Kloster Lorch viel von seiner Bedeutung verlor. Es verkaufte auch die Gmünder Pfründe 1297 an das Domkapitel Augsburg, dem sie 1318 inkorporiert wurde. Zuvor hatte das Kloster das Patronat der Stadt zum Kauf angeboten, der jedoch nicht zustande kam. Die älteste Pfarrkirche war vielleicht ursprünglich staufische Eigenkirche. Patrozinium ursprünglich Unserer Lieben Frau, daneben schon im 14. Jahrhundert auch Heilig Kreuz, aber Maria als Hauptpatronin immer an erster Stelle. 1544 schenkten Domdekan und Domkapitel Augsburg das Patronatsrecht der Pfarrei Bürgermeister und Rat für ihr Spital. Nach der Reformation wurde aus den restlichen Pfarreien des Dekanats Lorch das Dekanat Gmünd gebildet. 1761 löste sich die hiesige Geistlichkeit aus dem Dekanatsbezirk und bildete ein Kollegiatstift, das 1803 von Württemberg aufgehoben wurde. Die Pfarrkirche besaß lange Zeit ein Asylrecht, noch 1782 ausgeübt, 1803 von Württemberg aufgehoben. An der Pfarrkirche bestanden zahlreiche Kaplaneien (noch 1552: 12). An der Kollegiatkirche wirkten noch 10 Geistliche. Württemberg beschränkte die Kaplaneien auf 7. Außer der Pfarrkirche bestand an der Stelle der heutigen Johanniskirche ein kleineres Gotteshaus, dessen Verhältnis zur Marien- (beziehungsweise Heilig-Kreuz-)Kirche nicht klar ist. Eine Johannes-Kapelle wird zwar 1283 und 1297 als Zubehör der Pfarrkirche genannt, jedoch hatte auch die Pfarrkirche eine Johanneskapelle (1348: capella S. Johannis, quae sita est in parochiali ecclesia civitatis Gamundiensis). Erst in einem Ablaßbrief von 1317 wird die ecclesia S. Johannis Baptistae in Gmünd eindeutig genannt. Auch ihr Patronat war wohl ursprünglich staufisch. Den Status einer Pfarrkirche hatte sie nie. Abgegangen sind: St. Michaelskapelle auf dem Münsterplatz (Friedhofkapelle), seit 1504 bezeugt, 1807 abgebrochen. St. Veitskapelle an der Nordseite der Johanniskirche, wurde zeitweise als Fulradszelle angesehen, ist aber erst 1401 bezeugt; stammt vielleicht aus romanischer Zeit. Eine ihrer zwei Grüfte diente zeitweise als Beinhaus. 1803 abgebrochen. St. Nikolauskapelle. Von ihr soll das jetzt an der »Grät« angebrachte Steinrelief mit Anbetung der Könige stammen, 1807 abgebrochen. St. Joos- oder Georgskapelle. 1409 erstmals genannt, 1827 abgebrochen. St. Margaretenkapelle auf dem Gorgishof. Wohl Burgkapelle der von Rinderbach. Gehörte zur Pfarrei Iggingen. 1811 abgebrochen. St. Theobaldskapelle auf dem Reitplatz, 1448 bezeugt. Mit ihr war als Filial die Holzkirche St. Ottilia in Unterbettringen verbunden. Seit 1547 zu Oberbettringen gehörig, 1834 abgebrochen. In Gmünd siedelten sich zahlreiche klösterliche Niederlassungen an, durchweg den Bettelorden zugehörig, als älteste, nicht vor 1221 gestiftet, die der Franziskaner-Minoriten. — Das Augustinerkloster, kurz vor 1285 (1284?) gegründet. — Das Dominikanerkloster, kurz vor 1294 von Esslingen aus gegründet. 1296 grenzten die Esslinger und die Gmünder Niederlassung ihre Bettelbezirke ab. — Das Klösterlein St. Ludwig, ursprünglich von »Seelschwestern« (Beginen) bewohnt, 1445 gestiftet, folgte später der Drittordensregel des Heiligen Franziskus. — Kapuziner kamen 1644 nach Gmünd und bezogen 1654 ihr Kloster, das 1810 aufgehoben und später abgebrochen wurde. — Das Kloster Gotteszell (1246: cella Dei), wahrscheinlich schon vor 1227 als Augustinerinnenkloster gegründet, übernahm Mitte 13. Jahrhundert die Dominikanerregel. Die Insassen waren meist Töchter der Patrizier und des umwohnenden Adels. Es erwarb frühzeitig reichen Besitz an Gütern, Rechten und Untertanen durch Schenkungen und Käufe. Ihm gehörten die Kirchensätze zu Iggingen, Herlikofen, Zimmerbach mit Filial Spraitbach, Mutlangen, deren Inkorporation es im 14./15. Jahrhundert erreichte. Das Kloster stand unter der Schirmherrschaft der Reichsstadt, die alle Hoheitsrechte ausübte (1382, 1470/76 bestätigt). Bestrebungen, die drückend empfundene Schutzherrschaft gegen die von Württemberg auszutauschen, scheiterten, noch 1650 bemühte sich das Kloster vergeblich um eigene Jurisdiktion. 1478 wurde eine Reform zur Erneuerung der Klosterzucht eingeführt. Das Kloster mit seinem umfangreichen Besitz war ein wichtiger Bestandteil des städtischen Territoriums, auch ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor, da es einen ausgedehnten Wirtschaftsbetrieb mit Brauerei, Wirtshaus, Branntweinbrennerei, Metzgerei, Bäckerei, Mühle und Sägmühle unterhielt. 1321 stifteten die von Rechberg eine besondere Kaplanei für das Kloster, 1350 eine von den Dominikanern zu haltende Messe in die Klosterkirche durch Transferierung der Schloßkaplanei Bettringen. Das Präsentationsrecht sollte der Rat der Stadt haben. Im Städtekrieg 1449 wurde das Kloster verwüstet, den Bauernkrieg überstand es unzerstört, im Schmalkaldischen Krieg 1546 dagegen wurde es großenteils verbrannt. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Kloster 1803 aufgehoben, sein Besitz von Württemberg eingezogen. 1809 richtete man in den Gebäuden ein Zuchthaus ein, 1872 die Landesstrafanstalt für weibliche Gefangene. Ende des zweiten Weltkriegs Verwendung als Lazarett, dann Haftanstalt für politisch Belastete, Kriegsgefangene und »Displaced Persons«. 1946 wurde wieder eine Haftanstalt eingerichtet, seit 1. 5. 1952 die »Vollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd«. Reformationsversuche seit 1524 durch den Prediger Andreas Althamer, dem der Rat, da sie bei einem Teil der Bürgerschaft Anklang fanden, einen gesonderten Gottesdienst zugestehen mußte. Ausschreitungen gegen den Predigerorden, die Auswirkungen des Bauernkriegs, das Auftreten von Wiedertäufern seit 1527, deren sieben enthauptet wurden, wirkten abschreckend. Die katholische Partei hatte stets Rückhalt an Rat, Bürgermeistern und Geistlichen. Besonders tat sich Hans Rauchbein, seit 1537 Bürgermeister, als Hort der Altgläubigen hervor, eine Persönlichkeit, der die protestantisch Gesinnten nichts Ebenbürtiges entgegenzustellen hatten. 1546 nahm der Rat unter schmalkaldischem Druck für kurze Zeit die Augsburgische Konfession an. Weder der Passauer Vertrag (1552) noch der Augsburger Religionsfriede (1555) brachten den Protestanten volle Duldung. Der Kampf, verzögert durch Intervention protestantischer Fürsten und Reichsstädte, zog sich aber nach einer Episode stillschweigender Duldung noch bis Ende des 16. Jahrhunderts hin und endete schließlich mit der Auswanderung der letzten protestantisch gebliebenen Familien. Die Hauptkirche, das Heilig-Kreuz-Münster, ist die größte und eine der ältesten Hallenkirchen Süddeutschlands. Vorgängerbau war eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit zwei Chortürmen. Kurz nach 1300 wurde mit dem Bau der gotischen Kirche begonnen. Nach 1320 übernahm Heinrich Parler aus Köln die Fertigstellung des Langhauses. Der Innenraum bildet eine dreischiffige Halle von 75 x 21,5 m, das Schiff ist 19,3 m, der Chor 21 m hoch. Vom ersten (unbekannten) Meister stammt die Westfassade bis zum Rosen-Geschoß und das erste Joch des Langhauses bis zur selben Höhe. Offensichtlich liegen Straßburger Einflüsse vor. Trotz der Tätigkeit zweier Werkstätten ist das Werk von einheitlicher Wirkung. Nach Fertigstellung des Langhauses Errichtung eines neuen Chors, zu dessen Planung wieder Heinrich Parler, der inzwischen nach Augsburg verzogen war, herangezogen wurde. 1351 Grundsteinlegung, 1410 Choraltar geweiht. 1372 wird Heinrich Parlers Sohn Johann als Unserer Lieben Frau-Baumeister erwähnt. 1411 begann man mit der Einwölbung des Chors, an der Aberlin Jörg und nach seinem Tod (1492) wahrscheinlich Hans von Urach arbeitete. 1496 wurde Matthäus Böblinger zu Rate gezogen. Die massive Bauart der Türme und der Versuch, aus Chor und Schiff eine Einheit herzustellen, wozu man den Chorbogen beseitigen mußte, führte 1497 zum Einsturz der Türme. Jetzt ließ sich die einheitliche Raumwirkung innen und außen erreichen. Die Rundpfeiler konnten vom Langhaus jetzt in den Chor übernommen werden. Eine mächtige Dachkonstruktion faßt die ganze Kirche zusammen. Der plastische Schmuck ist nur zum Teil erhalten, befindet sich teilweise auch nicht mehr am originalen Platz, so daß der Zusammenhang der Darstellungen gestört ist. Am bedeutendsten sind das nördliche Langhausportal mit dem zeitlich frühesten Figurenschmuck des Münsters im Bogenfeld über der jetzigen Barocktür: Oben Geburt Christi, unten Anbetung der Könige; außen zwei moderne Figuren von J. W. Fehrle. Das Tympanon tragen zwei skulpierte Konsolen, links Pelikan, rechts Löwe (Symbole für Opfertod Christi und Auferstehung). Südliches Chorportal: Hier ist nicht nur das Tympanon reliefartig geschmückt, sondern auch Gewände und Gewölbe sind mit Figurenschmuck versehen, auf Konsolen stehen Vollplastiken. Der untere Streifen des Bogenfelds wird Peter Parler zugeschrieben, ebenso die Prophetenstatuen des Gewändes, der mittlere: Auferstehung der Toten und Prophetenfiguren, Heinrich und Peter Parler. Das Portal der Sakristei und das Treppentürmchen sind von steinernem Filigran umrahmt. Die Bauplastik des Langhauses steht in ober- und mittelrheinischer Abhängigkeit. Aus der Werkstatt Heinrich Parlers stammen heute im Innern befindliche Plastiken einer Muttergottes und einer Verkündigung (frühes 14. Jahrhundert). Johann Parler werden die Gewändestatuen der klugen und törichten Jungfrauen sowie der Propheten zugeschrieben. Der Übergang vom Langhausschiff zum Chor wurde nach der Turmkatastrophe durch das Ineinanderschieben der Langhaus- und Chorpfeiler zu Zwillingspfeilern erreicht. Dadurch entstanden die Schreyerkapelle und ihr gegenüber die zweistöckige Sakristei. Die betonte »Zweistöckigkeit« des Innenraumes beherrscht auch die Außenseite des Chors. Seit dem Einsturz der Osttürme fehlt der Kirche die Zäsur zwischen Langhaus und Chor. Das Sternrippengewölbe des Chors wurde 1491 fortfolgend nach Plänen von Aberlin Jörg geschaffen. In den Chorkapellen bedeutende spätgotische Holzbildwerke. In der heutigen Taufkapelle, der zweiten Kapelle der Südseite, früher Sebaldkapelle, ein 1507 von Sebald Schreyer aus Nürnberg gestifteter holzgeschnitzter Sippenaltar, mit Relief des heiligen Sebald zwischen zwei schwebenden Engeln mit Wappenschildern und knienden Stiftern, 1503 von Nürnberg hergebracht, aus Dürers Werkstatt. Stammbaum Christi (1510/20). Hier die einzigen alten Glasgemälde des Münsters von 1505/06 (erneuert). Im Gesprenge des Altars Marter der heiligen Apollonia, auf den Flügeln Tafelbilder aus dem Leben der Heiligen, in der Staffel Tafel der 14 Nothelfer. In der ersten Kapelle (Südseite) Beweinung Christi und St. Veit, in der dritten: Annenaltar mit Anna Selbdritt und Reliefs aus dem Leben Jesu und Maria, Kruzifix des frühen 16. Jahrhunderts, Salvator in Mandorla mit Engeln (4. Kapitel); Heiliges Grab aus Stein, Johann Parier zugeschrieben, Wandbilder des frühen 15. Jahrhunderts (6. Kapitel); Schutzmantelmadonna (8. Kapitel); Vesperbild, um 1500 (10. Kapitel). Im Langhaus Schmerzensmann und kreuztragender Christus, heiliger Joseph (?) und Muttergottes (um 1500). In den inneren Bogenfeldern der Seitenportale Familienepitaphe des 16./17. Jahrhunderts und Totenschilde des 16./18. Jahrhunderts. Westempore, unten aus Stein, von Johann Michael Maucher (1550/52), oben aus Eichenholz (1688). Orgelgehäuse von 1688, Kanzel aus Holz von 1551, Atlant und Schalldeckel von 1718. Holzgeschnitztes Chorgestühl mit Doppelfiguren der Apostel und Propheten. Reich geschnitztes Schiffsgestühl, um 1688. Der Glockenturm mit Helm und würfelförmigem Steinbau, steht als Campanile nördlich der Kirche. Der Kirchenschatz des Münsters enthält wertvolle Stücke meist Augsburger und sonstiger auswärtiger Arbeit. Die zur Münsterpfarrei zählende Johanniskirche ist eine querschifflose Pfeilerbasilika des frühen 13. Jahrhunderts mit ursprünglich freistehendem Turm von 1240/50, nach vielfachem Umbau jetzt ungefähr in der ursprünglichen Gestalt wieder hergestellt. Beim Versuch, während des Münsterbaus im frühen 15. Jahrhundert aus der Kirche eine gotische Hallenkirche zu machen, ging viel Originales verloren. In der Zopfzeit wurden weitere Veränderungen vorgenommen. Zur Zeit der Romantik wurde die Kirche 1869—1880 in die romanischen Formen zurückgebracht. Ganz neu ist der Chor, quadratisch mit halbrunder Apsis, auf den alten Fundamenten wieder erstellt. Damals wurde auch die Bauplastik größtenteils neugestaltet. Ursprünglich sind nur wenige Teile: sämtliche Portale, ein Teil des figürlichen Schmucks, die Kreuzigungsgruppe im Westportal des Mittelschiffs sowie die Muttergottes am Südwest-Strebepfeiler und der gesamte romanische Turm. Chor und obere Teile der Seitenschiffe sind ganz neu. Beim Umbau kamen die Fundamente einer älteren frühromanischen Kapelle mit halbrunder Apsis zutage. Das Hauptportal der Westseite krönt ein Bogenfeld mit Kreuzigung, zur Seite Maria und Johannes. An der Südwest-Ecke thronende Maria mit Kind im Hochrelief, zu ihren Füßen eine Jagdszene mit Hunden und Hornbläsern. An der Außenseite der Kirche regellos verteilte Fabelwesen, Zentauren, Drachen, Masken, Reiterszenen, über deren Bedeutung und Symbolik viel gerätselt worden ist (vielfach Nachbildungen der verwitterten Originale). Auf dem Tympanonrelief des Löwenportals ist zwischen zwei (staufischen) leopardierten Löwen ein Kopf zwischen den beiden Schneiden einer Schere dargestellt. Nach neuerer Deutung sind beide Symbole auf den Kirchenpatron (Johannes Baptist) zu beziehen, die Schere auf Johannes als Patron der Schneider, der Kopf mit Bezug auf seine Todesart (Enthauptung), also zugleich Patron und Märtyrer kennzeichnend. Zwei Geschosse mit zweigeteilten Spitzbogenfenstern und reichem Schmuck (»wilde Jagd« und anderes) tragen den Helm des Turmes. — Ehemalige Dominikanerkirche (»Prediger«). Im 18. Jahrhundert wurde das Kloster neu-, die Kirche 1762/64 von Johann Michael Keller umgebaut. Nach Aufhebung des Klosters 1803 wurde dieses als Kaserne, die Kirche seit 1821 als Stall verwendet. Erhalten blieb nur die Außenseite. Das Deckengemälde von Johann Anwander ging durch Einbauten verloren. Angebaut an den Chor war eine St.-Anna-Kapelle. Der Klosterbau, 1724 — 1738 nach Plänen von Dominikus Zimmermann errichtet, ist weitgehend erhalten, namentlich Stukkaturen in Gängen und im Treppenhaus. 1966/71 als Kulturzentrum umgebaut. — Ehemaliges Franziskanerkloster (Kirche seit 1909 katholische Pfarrkirche). Die Kirche um 1270 im zisterziensischen Übergangsstil vollendet, 1715/19 barockisiert, 1752/53 neu ausgestattet. Entwurf des Hochaltars von Dominikus Zimmermann, 1751 vollendet. Quaderbau, im Chor mit zweijochigem Kreuzgewölbe, dessen frühgotisch profilierte Rippen von Säulenbündeln auf Konsolen aufgefangen werden. Aus der Barockzeit stammt die Gliederung durch Kolossalpilaster. Im Schiff Spiegeldecke mit Stichkappen. Der Chor wurde Mitte 18. Jahrhundert stukkiert. In Schiff und Chor Deckenfresken von Josef Wannenmacher (1752). Im Schiff Leben des heiligen Franziskus, im Chor mariologische Szenen. Hochaltar aus Stuckmarmor mit Muttergottes und den Heiligen Ulrich und Ludwig. Seitenaltäre von 1751/52, vielleicht nach Entwürfen von Dominikus Zimmermann. Reich geschnitztes Chorgestühl mit Halbfiguren Christi und der Apostel (um 1730), ebensolches Schiffsgestühl (Mitte 18. Jahrhundert). Im frühgotischen Westportal barocke Büsten der Heiligen Ludwig und Franz sowie rechbergische Wappen. — Kloster (jetzt Aufbauschule). 1718/19 neuer Konventsbau errichtet unter Leitung des Vorarlbergers Eusebius Moosbrugger. Ehemalige Antoniuskapelle, vor 1680 neu erbaut, 1720 barockisiert. Hochrelief des heiligen Antonius in Rokokorahmen. Figürliche und andere Grabmäler des 16. Jahrhunderts — Augustinerkloster. Kirche (jetzt evangelische Pfarrkirche) 1755/58 barockisiert von Johann Michael Keller. Mittelalterlich sind noch die Umfassungsmauern, der Chor wahrscheinlich noch von 1432. Höhepunkte der Ausstattung: Johann Anwanders Deckenbilder aus dem Leben des heiligen Augustinus. Hochaltar 1770 von Fidelis Höllwürth und Franz Josef Bergmiller. Auf dem Hochaltarblatt: Triumph des heiligen Augustinus über Irrlehrer von dem Niederländer Oswald Onghers. Kanzeldeckel mit segnendem Christus frühes 18. Jahrhundert Chorgestühl um 1740. Grabmal des Kanonikus Senft von Sulburg (gestorben 1515). Neubau des Klosters durch Christian Wiedemann 1732 fortfolgend. Ostportal mit Halbfigur des heiligen Augustinus (1747) und zwei spätgotischen Kreuzigungsreliefs (eines von 1505). — Im Grundriß der »Klösterleschule« ist der Haupttrakt des 1764/65 errichteten Kellerschen Konventsbaus für das Franziskanerinnenkloster mit Portal von 1765 erhalten. — An der Stelle des heutigen Loreto-Heims stand das 1652/54 erbaute, 1810 abgebrochene Kapuzinerkloster. Im Stadtgebiet bestanden zahlreiche Kapellen, von denen eine Anzahl erhalten ist. St. Leonhardskapelle außerhalb der Stadt auf dem Friedhof. Umgestaltung einer Anlage von 1471 durch Johann Michael Keller 1775/77. Stukkierung durch Lorenz Huber, Malereien von Joseph Wannenmacher 1777, sowie der Hochaltar mit Blatt (heiliger Leonhard mit Muttergottes), Figuren der Heiligen Petrus und Andreas (16. Jahrhundert), Kanzel und Gestühl von 1775/77. Holzbildwerke und Steinbildwerke, unter anderem: Salvator (1500/10), heilger Leonhard (14. Jahrhundert) außen am Chor. Auf den Friedhofpfeilern Maria Immaculata und heiliger Nepomuk (1770/80). Herrgottsruhkapelle, 1622/24 erbaut von Caspar Vogt der Jüngere. Achteckiger Kuppelchor mit Sterngewölbe, Schiff 1792 verlängert. Altar von 1622/23. Aufsatz in Spätrenaissance mit Tafelbild (Kreuztragung). Josephskapelle, 1677/78 erbaut. Altar von 1678. Im Achteck Steinrelief: Marientod (1518), und Holzrelief Josephstod (1709), beide wahrscheinlich aus der abgebrochenen Anna-Kapelle. Dreifaltigkeitskapelle von 1759 mit gleichzeitig erbautem Kaplaneihaus. Ehemaliges Feldsiechenhaus, bereits 1326 genannt, mit ursprünglich romanischer, 1749 barockisierter St. Katharinenkapelle, 1753 von Joseph Wannenmacher ausgemalt. War längere Zeit profaniert, wurde 1922 instandgesetzt und erweitert. Hauptaltarblatt mit Enthauptung der heiligen Katharina. Altar und Kanzel in Stuck von 1757. Salvatorkapelle auf dem Nepperberg. Das Alter des Salvators als Kultstätte ist umstritten. Eine Wallfahrt, vielleicht zu einem Bild oder einer Kreuzigungsgruppe, fand wahrscheinlich schon lange vor der ersten Erwähnung (1617) des Namens statt. 1617 wohl nicht neu-, sondern nur umgebaut durch Caspar Vogt (die untere Höhle war schon zuvor Kapelle). Zweigeschossige, aus dem Felsen gehauene Doppelkapelle mit Außenkanzel und Turm (dieser erst von 1620). Im Innern steinerne Bildwerke. Unten: Verklärung und Kreuzgruppe, mittelalterlich Oben: der ganz aus dem Felsen gehauene Ölberg von Caspar Vogt um 1620. Holzbildwerke: Anna Selbdritt (um 1600), Palmesel-Christus und Salvator (1510/20). Die über den Felsen regellos verteilten symbolischen und figürlichen Reliefs erinnern an die der Johanniskirche. Zugehöriges Benefiziathaus von Johann Michael Keller (1770/71). Stationenweg von Caspar Vogt, ursprünglich nur mit 7 Stationen. Von 1772 an ausgeweitet durch Hinzufügung von 10 Stationshäuschen, 12. und 13. Station noch mit alten Reliefs, die übrigen erneuert. Aus dem 18. Jahrhundert die 1., ein Calvarienberg (Holzfigur Christi und der Schacher). 2. Achteckkapellen und -baldachine von 1798 mit Holzfigurengruppen. 3. Rechteckskapellen von 1737, unter anderem mit ecce-homo-Gruppe über Herz-Jesu-Brunnen. — Gotteszell. Das ehemalige Dominikanerinnenkloster Gotteszell (jetzt Frauenstrafanstalt) nördlich der Stadt ist fast im ganzen Komplex mit Priorat, Konventsbau, Kirche, Nebengebäuden und Ummauerung erhalten, aber durch Zu- und Umbauten neuerer Zeit verändert. Kirche von 1450 fortfolgend, im 18. Jahrhundert umgebaut und neu ausgestattet. Hochaltarblatt von Oswald Onghers, um 1700. Priorat, vielleicht von Johann Michael Keller, Mitte 18. Jahrhundert Ummauerung mit kuppelbekrönten Eckpavillons. Torhaus aus dem 16. Jahrhundert. Neue katholische Kirchen und Anstalten: St. Michael (Weststadt) von 1968, Pfarrei seit 1970. Piuskirche in der Kiesäcker-Siedlung von 1967 (Seelsorgestelle von St. Franziskus). St. Peter- und Paulskirche in der Hardt-Siedlung von 1958, Pfarrei seit 1962. St. Loreto (Ausbildungsheim für Kindergärtnerinnen und -pflegerinnen). Kettelerheim (für jugendliche Spätaussiedler). Marienheim (Kinderheim). Heimschule St. Bernhard (vom Pallotinerorden geführt), Neubau 1953. Private Gehörlosenschule St. Josef. Blindenheim, Neubau 1971. Evangelische Kirchen und Pfarreien: Augustiner-Kirche seit 1806 Garnisionspfarrei, seit 1817 Pfarrei (drei Pfarrstellen). Friedenskirche (Hardt-Siedlung) von 1961 (1 Pfarrei). Weststadt-Kirchengemeinde (1 Pfarrei). Das Spital zum Heiligen Geist ist 1269 erstmals genannt (hospitale Sancti Spiritus), offenbar kurz zuvor gegründet, vielleicht von Kloster Lorch. Die Stadt war nicht an der Gründung beteiligt (Patrozinium St. Maria und St. Johannes 1283 weist auf Abhängigkeit von Lorch). Ob es ein Spital des Ordens oder der Brüder vom Heiligen Geist war, steht nicht fest. 1281 nahm König Rudolf das Spital in seinen und des Reiches Schutz. Bis 1350 war die Entwicklung vom Brüderspital, das einen klösterlichen Charakter haue, abgeschlossen. Schon 1317 lautete die Siegelinschrift: Sigillum Hospitalis sancti Spiritus civium de Gamundia. Seit dem 14. Jahrhundert erwarb es reichen Besitz, vielfach durch Stiftungen und Verkäufe seitens der Patrizier und des Hauses Rechberg. Im Stadtgebiet war es größter Grundherr. Inkorporiert waren ihm die Kirchen von Dewangen, Lautern, Mögglingen und Weiler sowie die Holzkirche in Unterbettringen. 1464 wurde noch der Kirchensatz von Oberbettringen erworben, 1552 der von Wetzgau. 1544 schenkten Philipp von Rechberg und das Domkapitel Augsburg dem Spital das Pfarramt zu Gmünd. Das Spital legte durch seinen Grundbesitz, da die Stadt die Hoheitsrechte innehatte, den Grundstock zum reichsstädtischen Territorium und trug durch seine Patronatsrechte auch maßgeblich zur Erhaltung der katholischen Konfession bei. Von den Spitalgebäuden am Nordrand der Altstadt sind einige erhalten. In der württembergischen Zeit wurde ein Neubau errichtet. Seit 1896 entwickelte sich das Spital zum modernen Krankenhaus. Bereits 1269 gestattete der Bischof von Augsburg den Spitalbrüdern die Erbauung einer eigenen Kapelle und Anstellung eines Geistlichen, unbeschadet der Rechte der Pfarrkirche. 1445 wurde die Frühmeßpfründe Lautern in das Spital verlegt. Das Katharinenspital zu den Sondersiechen außerhalb der Mauern westlich der Stadt wurde wohl schon im 13. Jahrhundert als Leprosenhaus gegründet (1326 habitatio leprosorum, 1389 Siechhof, später Sondersiechenhaus). Die Stifter sind nicht bekannt (wohl von Rechberg und Gmünder Patrizier). Es diente nach Rückgang der Lepra seit 1500 als Pfründhaus für Alte und Kranke besonders der unteren Gesellschaftsschichten. Seit dem 15. Jahrhundert kam es zu beträchtlichem Vermögen. Im Zusammenhang mit der Katharinenkapelle ist dieses Spital erstmals 1341 genannt: Katharinenkapelle zu den Aussätzigen zu Gemünde.
Patrozinium: Unserer Lieben Frau / Heilig-Kreuz / Johannes / Kapellen abgegangen: St. Michael, St. Veit, St. Nikolaus, St. Joos- oder Georg, St. Margarethen, St. Theobald, St. Anna / Kapellen erhalten: St. Leonhard, Herrgottsruh, St. Joseph, Dreifaltigkeit, St. Katharinen, Salvator / neue Kirchen: St. Michael, Pius, St. Peter und Paul, Augustiner, Friedenskirche
Ersterwähnung: 1297
Jüdische Gemeinde: Eine jüdische Ansiedlung bestand vielleicht schon bald nach der Stadterhebung. 1241 entrichteten die hiesigen Juden hinter Esslingen die zweithöchste Steuer der jüdischen Siedlungen im heutigen Württemberg. 1349 während der Pestepidemien wurden die jüdischen Einwohner umgebracht, wofür die Stadt eine Buße an die Grafen von Württemberg, die damaligen Reichslandvögte in Niederschwaben, zahlen mußte. Anfang 15. Jahrhundert entstand wieder eine Niederlassung (1412, 1427 und 1433 bezeugt). 1469 fand offenbar eine teilweise Vertreibung statt (Synagoge an die Stadt verkauft). Wegen Streitigkeiten mit der Bürgerschaft erreichte die Stadt 1501 die Zustimmung Kaiser Maximilians zur Ausweisung ihrer Juden für 10 Jahre. 1520 erteilte Kaiser Karl V. ein Privileg, wonach die Stadt keine Juden mehr aufzunehmen brauchte. Das Ansiedlungsverbot blieb bis zur Mediatisierung durch Württemberg 1802/03 erhalten. Erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zogen wieder Juden zu. 1890 Gründung einer israelitischen Gemeinde, der 1904 die wenigen Schorndorfer und Aalener Juden angeschlossen wurden. Zuständiges Rabbinat war Oberdorf. Die mittelalterliche Synagoge wurde 1788 abgetragen, 1926 ein Neubau erstellt. Der jüdische Bevölkerungsanteil war stets klein (1900: 81 Personen). 1934 und 1938 wurde die Synagoge demoliert. Die meisten Juden konnten bis 1941 auswandern, wohl 13 starben in der Deportation. Die israelische Gemeinde wurde 1939 aufgelöst, die Synagoge nach dem zweiten Weltkrieg abgebrochen.

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