Der Stellvertreter des Kaisers

Von Rainer Brüning

 

Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg

Statthalter in Elsass-Lothringen
31.8.1832 – 9.3.1913

„Eine Regierung, die eine sachliche Kritik nicht verträgt, wäre eine schlechte Regierung. Wenn aber die von mir gekennzeichnete Presse den Bogen zu straff spannt, so mag sie auch die Verantwortung für die uns aufgedrungene Strenge tragen, die ich nur ungern anwenden würde, nicht um die Freiheit der Presse zu unterdrücken, sondern um Land und Leute vor Unheil zu bewahren.“
(Rede vor dem Landesausschuss in Straßburg, 9. Februar 1897)

 

Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg war seit 1862 mit Prinzessin Leopoldine von Baden (1837-1903) verheiratet. Ihr Vater Markgraf Wilhelm hatte als junger Mann 1812 am Russlandfeldzug Napoleons teilgenommen. (Quelle: Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein)
Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg war seit 1862 mit Prinzessin Leopoldine von Baden (1837-1903) verheiratet. Ihr Vater Markgraf Wilhelm hatte als junger Mann 1812 am Russlandfeldzug Napoleons teilgenommen. (Quelle: Landesarchiv BW, HZAN La 180, Nr. 5 )

Aufgrund dynastischer Verbindungen war Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg  sowohl mit dem in Deutschland als auch mit dem in England regierenden Herrscherhaus eng verwandt. 1870 nahm er als Stabsoffizier an der Schlacht bei Wörth und der Belagerung Straßburgs teil. Nach der Ernennung seines Vetters Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst zum Reichskanzler erhielt er 1894 dessen bisherigen Posten als kaiserlicher Statthalter im Reichsland Elsass Lothingen. Zu erheblichen Spannungen kam es im März 1897, als Hohenlohe den sogenannten Diktaturparagraphen dazu benutzte, um zwei oberelsässische Zeitungen wegen ihrer Kritik an den Gedenkfeiern zum 100. Geburtstag Kaiser Wilhelms I. zu verbieten. Die Abschaffung dieser diskriminierenden Sondervollmachten im Jahr 1902 sollte die Elsass-Lothringer näher an Deutschland heranführen, doch gelang es Hohenlohe in seiner langen Amtszeit nicht, die politischen Gegensätze im Reichsland zu versöhnen. Abgesehen von der Durchführung einiger Verwaltungsreformen beschränkte sich der Fürst auf die ihm zugefallene repräsentative Rolle und widmete sich ansonsten seinen Interessen im Bereich von Kolonialpolitik, Landwirtschaft und Jagd. Nach seinem Abschied 1907 wohnte er bis zu seinem Tod zurückgezogen auf Schloss Langenburg. Den Ausbruch der Zabern-Affäre im Herbst 1913 hat er nicht mehr erlebt.

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