Einsatz in zwei Weltkriegen

Von Christof Strauß

 

Pauline Winkler

Krankenschwester
18.6.1885 – 10.3.1951

 

„Wir luden ein, die Verwundeten direkt vom Schlachtfeld, bis morgens 7 Uhr. … Unter furchtbaren Schmerzen kamen sie an.“
(Vigneulles, 20./21. Februar 1915)

 

Pauline Winkler als Rotkreuzschwester im August 1914. Die straff organisierte Schwesternschaft war im Kriegsfall sofort einsatzbereit. (Quelle: Landesarchiv BW, GLA 69 Badische Schwesternschaft, Nr. 657 (19), Ausschnitt)
Pauline Winkler als Rotkreuzschwester im August 1914. Die straff organisierte Schwesternschaft war im Kriegsfall sofort einsatzbereit. (Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 69 Badische Schwesternschaft, Nr. 657 (19), Ausschnitt)

In ihren knappen und nüchternen tagebuchartigen Aufzeichnungen schildert die 1885 in Brunntal bei Tauberbischofsheim geborene Krankenschwester Pauline Winkler nicht nur das Leid der Verwundeten an der Westfront und die Kriegslogistik im Zeitalter der Massenheere. Auffällig ist vielmehr auch das kontrastreiche Nebeneinander von Kriegsimpressionen und friedlich-idyllisch anmutenden Szenen im Hinterland der Front und in Deutschland. Die ehemalige Hausangestellte Winkler wurde 1907 zur Lernschwester ernannt und zwei Jahre später bei den badischen Rotkreuzschwestern angenommen. Seit Herbst 1914 fuhr sie auf einem Eisenbahn-Lazarett-Zug mit, der deutsche und auch französische Verwundete an verschiedenen Orten westlich von Metz aufnahm und in Lazarette in Baden, Württemberg, Bayern und der Pfalz brachte. Dabei notierte Winkler nicht nur die Routen und Stationen ihres Zuges, sondern auch die scheinbar widersprüchlichen Eindrücke aus den rückwärtigen Gebieten der Front: So mischen sich kurze Notizen über zerschossene französische Ortschaften mit Bemerkungen über die Schönheit der Kirchen in der Festungsstadt Metz. Schilderungen von Waffen, die den Schwestern von deutschen Soldaten vorgeführt wurden, wechseln sich ab mit Einträgen über den Besuch von katholischen Gottesdiensten und die Verteilung von Gebetbüchern und Rosenkränzen an die Truppe. Auf Stadtbesichtigungen und Museumsbesuche der Schwestern in Nürnberg und München folgen Notizen über den bedrohlichen Kanonendonner und die Beerdigung Gefallener. Im Oktober 1914 notierte Pauline Winkler in Konstanz: „Nach dem Essen gingen wir alle an den wunderschönen Bodensee … Es war eine herrliche Fahrt“ – um bereits am nächsten Tag wieder in Richtung der nicht allzu weit entfernten Front aufzubrechen. Winkler erlebte als Schwester auch den Zweiten Weltkrieg. Nach etlichen Dienstauszeichnungen wurde sie 1950 in den Ruhestand versetzt und starb bereits ein Jahr später.

 

Pauline Winkler (hinten 4. v.r.) und ihre Mitschwestern unter Oberin Auguste von Rautter beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges. (Quelle: Landesarchiv BW, GLA 69 Badische Schwesternschaft, Nr. 657 (19) )

Pauline Winkler (hinten 4. v.r.) und ihre Mitschwestern unter Oberin Auguste von Rautter beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges. (Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 69 Badische Schwesternschaft, Nr. 657 (19) )

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