Wimpfen am Berg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0988 [829 Vuinpina: Talstadt]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Zum Jahr 829 als »Vuinpina« erstmals urkundlich erwähnt, kann die Talstadt von Wimpfen auf eine tatsächlich sehr viel ältere Geschichte und Vorgeschichte zurückblicken. Der Ortsname dürfte keltischen Ursprungs sein. Auch auf dem Berg, wo im unmittelbaren Anschluss an die Königspfalz seit dem frühen 13. Jahrhundert die neue Stadt angelegt wurde, bestand wohl schon eine ältere, vielleicht bis in die Keltenzeit zurückreichende Siedlung. Abgesehen von vereinzelten sonstigen Bodenfunden konnten im Bereich der Stadtkirche die Fundamente eines Vorgängerbaus aus dem 10. Jahrhundert nachgewiesen werden. Anfangs umfasste die Bergstadt nur das Areal zwischen Hauptstraße, Badgasse und Mathildenbadstraße. Die Erweiterung nach Westen bis gegen die Erich Sailer- und Schiedstraße (Oberes oder Speyrer Tor) und nach Süden unter Einschluss des Dominikanerklosters bis an die noch bestehende Stadtmauer (Altes Heilbronner Tor, Neues Heilbronner bzw. Unteres Tor) dürfte erst um 1300 abgeschlossen gewesen sein. Bald darauf erfolgte auch die Integration des auf dem östlichen Bergsporn gelegenen Pfalzbereichs in die Stadt, deren Gesamtfläche sich damit auf rund 6,5 Hektar belief. Die während des 14. Jahrhunderts außerhalb der Mauern entstandenen »Vorstädte« – vor dem Speyrer Tor im Westen, »zu Wier« im Südwesten (?) und vor dem Lewertor im Osten – wurden schon im 15. Jahrhundert wieder aufgegeben, weil nicht zu übersehen war, dass die Stadt die Grenzen ihres Entwicklungspotentials erreicht hatte. Allein die kleine Lewervorstadt unmittelbar unterhalb der Königspfalz hatte auch weiterhin Bestand. Die Gunst der topographischen Situation nutzend, entstand bereits in römischer Zeit eine steinerne Neckarbrücke, die erst um 1300 durch Eisgang zerstört wurde und bis dahin Wimpfens Bedeutung als Knoten im mittelalterlichen Fernverkehr zwischen Nieder- und Oberdeutschland sowie zwischen dem Westen und dem Osten des Reiches begründete. Nachdem um 1300 die tausendjährige Neckarbrücke untergegangen war, bediente man sich dreier Fähren, um das herkömmliche Verkehrsaufkommen weiterhin zu bewältigen. Nun aber konnte das überlegene Heilbronn, das seit 1349 eine eigene Brücke hatte, die großen Verkehrsströme auf sich lenken, und schließlich tangierten die Postcourse der frühen Neuzeit die Pfalzstadt überhaupt nicht mehr. Der Verkehr auf dem schon im Mittelalter bis Heilbronn schiffbaren Neckar war nur von untergeordneter Bedeutung. Der gewundene Lauf des Neckars begrenzt die sich über die leichtgewellte Hochfläche des Leinbachgäus (Kraichgau) hinziehende Gemarkung im Osten. Während die kleinen Täler und Mulden der lößbedeckten Hochfläche nur den Gips- oder Lettenkeuper erreichen, tieft sich das Neckartal in den Hauptmuschelkalk ein. — Zahlreiche schöne Wohngebäude, Fachwerkhäuser und Brunnen aus dem 15.-18. Jahrhundert zieren den alten Stadtteil Wimpfen am Berg am Rande der steil zum Neckar abfallenden Hochfläche. Ortserweiterungen, meist Ein- und Zweifamilienhäuser, folgten nach dem zweiten Weltkrieg beim Kurviertel, vorwiegend aber im Westen (ab 1949) und Süden beziehungsweise Südosten (1976; »Spatzenäcker« 1971). Bedeutende Reste sind von der um 1200 durch die Staufer erbauten Kaiserpfalz erhalten. Sie war nach dem Zusammenbruch der staufischen Macht der Sitz der Reichslandvögte für Oberfranken, später für Niederschwaben, und beherbergte das kaiserliche Landgericht. Im späteren Mittelalter und besonders nach dem Dreißigjährigen Krieg allmählicher Zerfall, Abbruch der Pfalz und Überbauung mit Privatbauten. Erhalten sind die beiden Bergfriede (der Rote und der Blaue Turm, letzterer 1764 und 1848 ausgebrannt, 1765 barock, 1850 neugotischer Helm), die Pfalzkapelle (1909 restauriert), die Arkaden vor dem einstigen Palas, das Hohenstaufentor und das Steinhaus. Dieses Hauptwohngebäude der Pfalz, mehrfach umgebaut, diente noch um 1500 als Wohnung, später als Speicher und heute als Heimatmuseum; der große Saal wurde 1948 restauriert. Das Hospital zum Heiligen Geist, kurz vor 1233 gegründet, teilte sich im 15. Jahrhundert in ein geistliches und ein weltliches Spital; der Chor wurde um 1400 erneuert, die gesamte Anlage 1774 barock umgebaut. Das geistliche Spital einschließlich Kirche wurde nach der Säkularisation in ein Magazin verwandelt und nach einem Brand 1851 als Wohn- und Gasthaus eingerichtet; das weltliche Spital ist ein Fachwerkgebäude des 15. Jahrhunderts. Wormser Hof mit Zehntscheuer, Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude der Bischöfe von Worms; erbaut um 1250, Südfront und Hof mit beiden Seitenflügeln um 1550 umgebaut. Rathaus am Platz des alten, 1837 abgerissenen Fachwerkbaus von 1562. Von der sehr starken mittelalterlichen Stadtbefestigung sind Mauern, Tore, Bollwerke und Wallanlagen erhalten.
Historische Namensformen:
  • Wimpina 0829
  • Wimphina 0856
  • Wimphen 1124
Geschichte: Das an einem alten Neckarübergang, einer aus der Römerzeit überkommenen Steinbrücke, gelegene Wimpfen – die Stadt im Tal – zählte seit dem frühen Mittelalter zu dem in Anlehnung an die Diözese entfalteten weltlichen Herrschaftsgebiet der Wormser Bischöfe. Die ottonischen und salischen Kaiser bestätigten der Wormser Kirche wiederholt ihre von den Karolingern und angeblich schon von den Merowingern erlangten Immunitäts- und sonstigen Privilegien, und Otto III. übertrug ihnen dazu den Königsbann in einem ausgedehnten Waldbezirk zwischen Neckar und Elsenz (988). Für die Staufer erwies sich die Lage des Ortes als günstig zur Organisation ihres Haus- und Reichsguts um den unteren Neckar. Sie erzwangen 1220/27 von den Bischöfen ihre Belehnung mit Wimpfen samt dessen Zugehörungen (»Wimpinam et attinentia«), was ganz zweifellos auch die bisher wormsischen Herrschaftsrechte in der Umgebung mit einschloss. So gedieh die Stadt, zu der von alters her auch ein Landgericht gehörte, rasch zu einem staufischen Verwaltungszentrum, das seinen Sitz freilich nicht in der alten, vom dortigen Chorherrenstift dominierten Talstadt hatte, sondern in der westlich davon, auf dem Berg errichteten Königspfalz, bei der alsbald eine neue Stadt entstand. Gegründet wurde diese besonders verkehrsgünstig gelegene Pfalz – hinsichtlich ihrer Ausdehnung die größte nördlich der Alpen – bereits in der ersten Hälfte der Regierungszeit Kaiser Friedrich I. Barbarossas. Hiesige Herrscheraufenthalte lassen sich nachweisen für Friedrich I. (1182), Heinrich VI. (3; 1190/92), Friedrich II. (3; 1218/35) und vor allem für Heinrich (VII.) (14; 1218/35). Als 1251 König Konrad IV. auf das Kirchenlehen Wimpfen verzichtete, waren die dazugehörigen Herrschaftsrechte den Wormser Bischöfen längst entglitten. Im Bereich der Pfalz hatten ein kaiserlicher Vogt und Burgmannen ministerialischen Standes ihre Sitze, verwalteten die Gerechtsame des Reiches und sprachen namens des Reichsoberhaupts Recht. Aber auch nach dem Ende der Staufer vermochte Worms seine Ansprüche nicht wieder durchzusetzen, denn zum einen waren im Zuge der Emanzipation der hier tätigen Reichsministerialen – allen voran der Weinsberg – und der aufstrebenden Stadtgemeinde neue, nicht mehr zu revidierende Rechtsverhältnisse entstanden, und zum anderen reorganisierte nach dem Interregnum König Rudolf von Habsburg in den Jahren 1274 bis 1278 mit Hilfe der Hohenlohe und ihrer Ministerialen die verbliebenen Reste der einstigen Wimpfner Reichsgutprokuration wiederum in einer Reichslandvogtei (»Franconia superior«). Gleichwohl verblasste im Lauf des 14. Jahrhunderts durch Verleihungen und Verpfändungen auch die königliche Herrschaft immer mehr; das letzte bekannte Urteil des Reichslandgerichts zu Wimpfen datiert von 1365. Bereits 1347 hatte Kaiser Ludwig der Bayer der Stadt alle Zinsen und Gülten des Reiches auf Häusern im Burggraben und anderwärts in der Stadt geschenkt. Seit der Gründung der vor der Pfalz gelegenen Bergstadt erlangte deren Bürgergemeinde nach und nach immer weiter gehende Kompetenzen, die schließlich in den Status einer Reichsstadt mündeten. Bereits 1241 rangierte das noch junge Gemeinwesen hinsichtlich seiner Leistungskraft (40 Mark Silber Reichssteuer) zwischen den älteren Nachbarstädten Weinsberg (60 Mark) und Mosbach (25 Mark). 1224 hatte Heinrich (VII.) der Bürgerschaft zur Unterstützung ihrer Bauvorhaben einen Wald bei Wollenberg geschenkt, 1336 und 1388 erwarb die Stadt zunächst die Weinsberger Burg (vermutlich die Königspfalz) und dann noch weitere weinsbergische Liegenschaften in der Stadt. Seit 1274 waren die Bürger durch den König vom Hauptrecht befreit, seit 1373 durch Kaiser Karl IV. vom Zugriff auswärtiger Gerichte. Seit 1332 durfte die Kommune über die Aufnahme von Bürgern selbst entscheiden; bald nahm sie auch das Zoll- und Steuerrecht wahr (1322/46), und schließlich beteiligte sie sich eigenständig an den Städtebünden in Schwaben (1331, 1347/49, 1375/79). Später gehörte sie dem Schwäbischen Bund und schließlich dem Schwäbischen Reichskreis an. Noch um die Mitte des 15. Jahrhunderts hatte der Kaiser das Amt des Reichsschultheißen in der Stadt zu verleihen, aber die tatsächliche Herrschaft lag damals längst in Händen der Bürgergemeinde und ihrer Organe. Der Schultheiß, der 1250 das städtische Siegel führte (Reichsadler mit einem waagrechten Schlüssel im Schnabel; »REGIA . WIMPINA . GERIT . HEC . VICTRICIA . SIGNA«), hatte im Stadtgericht zwar den Vorsitz, indes wurden die Urteile von den elf (1274/80), später zwölf Schöffen gefunden. Dem Rat der Stadt (1283 »consules«) bewilligte Kaiser Ludwig der Bayer 1342 das Recht autonomer Entscheidung nach dem Mehrheitsprinzip. Spätestens seit 1322 setzte sich das Ratsgremium aus den je zwölf Personen zählenden Alten und Jungen Räten zusammen. Die Zugehörigkeit zum Alten Rat, der zugleich als Stadtgericht und Oberhof fungierte und sich mittels Kooptation selbst ergänzte, war lebenslang; die Mitglieder des Jungen Rats wurden durch den Alten Rat gewählt, amtierten nur für die Dauer von drei Jahren und mussten anschließend ein Jahr pausieren, bevor sie gegebenenfalls wieder gewählt werden konnten. Neben der Rechtsprechung erstreckte sich die Zuständigkeit des Rats auf nahezu alle Bereiche der städtischen Verwaltung. Die wichtigsten städtischen Ämter – Bürgermeister, Rechner und Ungelter – waren doppelt besetzt, jeweils mit einem Mitglied des Alten und des Jungen Rats; das Recht zu ihrer Wahl kam aber allein dem Alten Rat zu. Die beiden jährlich am St. Gallus-Tag (16. Oktober) wechselnden Bürgermeister (1341) setzten sich zwischen 1322 und 1373 als oberstes Organ des Stadtregiments gegenüber dem königlichen Schultheißen endgültig durch; ihren Amtseid leisteten sie vor dem Rat und der Gemeinde (1404). Den Möglichkeiten einer direkten Mitwirkung der Bürgerschaft am Erlass und Vollzug städtischer Gesetze waren indes durch die oligarchische Herrschaft enge Grenzen gesetzt. Politische Zünfte gab es in der Stadt nicht. Dennoch scheinen die Handwerker im Lauf des 14. Jahrhunderts mehr und mehr Einfluss auf die Führung der Stadt gewonnen zu haben; organisiert waren sie in sogenannten Kerzen (Bruderschaften). 1546/52 erhielt die Stadt auf kaiserliche Veranlassung eine neue Regimentsordnung. An der Spitze standen künftig drei vom Rat auf Lebenszeit gewählte Bürgermeister, die je vier Monate pro Jahr die Geschäfte führten. Der Große Rat setzte sich aus einem Kleinen Rat (zehn Personen), einem Geheimen Rat (fünf Personen) und dem Gericht (zwölf Personen) zusammen; die Wahl der Räte erfolgte jährlich. Der in der Stadt ansässige Adel blieb von allen kommunalen Ämtern ausgeschlossen. Bezüglich der Herrschaft über die Talstadt setzte sich das Regiment der Bergstadt im Lauf des 14. Jahrhunderts in einem zähen, nicht zuletzt auf steuerlichem und wirtschaftlichem Gebiet ausgetragenen Ringen mit dem Kollegiatstift durch. Ihre Blüte erlebte die Reichsstadt Wimpfen während des späten Mittelalters. Über die eigene große Gemarkung hinaus gelang ihr 1407 der Erwerb des im Süden benachbarten Dorfs Biberach (1650 wieder verkauft); ein entsprechender Griff nach Rappenau (1438) beschränkte sich auf einen fünften Teil des Dorfs, der aber 1649 ebenfalls wieder verkauft wurde. Einem weiteren Gedeihen der Stadt stand in wirtschaftlicher Hinsicht die Konkurrenz der Nachbarstädte, namentlich Heilbronns, und auf herrschaftlichem Gebiet die Verfestigung der territorialen Strukturen in ihrem Umland entgegen. Nachdem die einst vielfrequentierte steinerne Neckarbrücke bereits um 1300 untergegangen war, geriet die Reichsstadt in der frühen Neuzeit mehr und mehr in die Defensive und verlor durch den Dreißigjährigen Krieg vollends an Bedeutung. Im 18. Jahrhundert kam es aufgrund misslicher Verhältnisse und einer zunehmenden kommunalen Verschuldung wiederholt zu inneren Unruhen (1715/16, 1727/43, 1748, 1775/77, 1783). Zur Lösung vielfältiger Probleme erwog man sogar den Gedanken eines Anschlusses an die Kurpfalz, der man sich schon seit dem ausgehenden Mittelalter verbunden wusste. Infolge des Friedens von Lunéville fielen 1802/03 die Berg- und Talstadt mit dem Dominikanerkloster an Baden, der Wormser Hof an Hessen-Darmstadt. Schließlich gelangte 1803 durch Tausch alles an Hessen-Darmstadt. Um das geistliche Spital – das bisher zum Heilig-Geist-Kloster in Memmingen gehörte – mit dem Hipfelhof (Frankenbach) stritten Hessen, Bayern, Württemberg, der Deutsche Orden und die Stadt Wimpfen; schließlich obsiegte Bayern, das diesen Besitz aber schon wenige Jahre später in private Hand abtrat. Über Haus-, Hof- und Grundbesitz in der Stadt Wimpfen und ihrer Gemarkung verfügte vom Mittelalter bis zum Ende des Alten Reiches neben der Bürgerschaft vor allem die Wormser Kirche; ihr stattliches Anwesen, der Wormser Hof, lag in der Bergstadt nördlich der Pfarrkirche, unmittelbar an der Stadtmauer. Vom 13. bis ins 15. Jahrhundert waren auch die Herren von Weinsberg in Wimpfen reich begütert. Daneben begegnen an adligen Familien die Helmstatt (1284, 1499), Göler von Ravensburg (1298), Heinriet (1305), Bieringen (1391), Ehrenberg (1449), Wittstadt (1515), Horneck von Hornberg (1525), Weiler (1535), Gemmingen-Hornberg (1688) und andere mehr; zum Teil sind ihre Häuser noch heute erhalten (Ehrenberg). An geistlichen Institutionen finden außer dem örtlichen Stift, dem Dominikanerkloster und dem Heilig-Geist-Spital als Grundbesitzer und Rentenbezieher die Zisterzienser(innen)klöster Lichtenstern (1339), Schöntal (1391), Gnadental (1394) und Lobenfeld (1413) Erwähnung. Der Groß- und Kleinzehnt von der ganzen Gemarkung – mit Ausnahme einzelner Sonderdistrikte – gehörte dem Domstift Worms (1575), das ihn allerdings wiederholt verpfändete, so etwa 1254 an die Weinsberg und Ehrenberg oder 1377 an Bürgermeister und Rat der Stadt. Im Gebiet zwischen Wimpfen, Biberach und Obereisesheim, ereignete sich am 6. Mai 1622 die zwischen dem kaiserlichen Feldherrn Tilly und dem Markgrafen Georg Friedrich von Baden ausgetragene Schlacht bei Wimpfen, eine der folgenreichsten militärischen Begegnungen in der ersten Phase des Dreißigjährigen Kriegs. Wimpfen zählte bis 1821 zum gleichnamigen Amt, ab 14.7.1821 zum Landratsbezirk Wimpfen, ab 31.7.1848 zum Regierungsbezirk Erbach, ab 12.5.1852 zum Kreis Wimpfen und ab 1.7.1874 zum Kreis Heppenheim, aus dem am 1.11.1938 der Kreis Bergstraße hervorging. So gehörte Wimpfen bis 1945 zum Großherzogtum beziehungsweise Volksstaat Hessen. Die amerikanische Besatzungsmacht teilte die Stadt 1945 dem Landkreis Sinsheim des Landes Württemberg-Baden zu; nach dem Wunsch der Bevölkerung gehört sie seit 1952 zum Landkreis Heilbronn. — In der Pfalz unterwarf sich 1235 König Heinrich (VII.) seinem Vater Kaiser Friedrich II. — Während des 16. Jahrhunderts und des Dreißigjährigen Krieges erlitt Wimpfen mehrmals hohe Bevölkerungsverluste durch Seuchen, so 1635 in viereinhalb Monaten 494 Sterbefälle.
Ersterwähnung als Stadt: 1200
Wirtschaft und Bevölkerung: Um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert hatten die Berg- und die Talstadt zusammen etwa 2000 bis 2500 Einwohner und erreichten damit ihren wohl höchsten Bevölkerungsstand zur Zeit des Alten Reiches. Bei Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs hatten die Bergstadt rund dreihundert (ca. 1400 Einwohner) und die Talstadt rund hundert Bürger (ca. 500 Einwohner), und 1651, unmittelbar nach dem Krieg, lebten in ganz Wimpfen (einschließlich Hohenstadt) wohl kaum noch mehr als sechshundert Menschen (133 Bürger). Zu Beginn der 1730er Jahre zählte man in der Bergstadt 330 Bürger, in der Talstadt 130, was auf eine Gesamteinwohnerzahl von neuerlich rund 2000 schließen lässt. Die Familien der spätmittelalterlichen Wimpfner Oberschicht – die Koberer, Lemlin, Lepkücher, Remig, Reuber, Volprecht, Zopf und andere – sind einerseits gekennzeichnet durch ihre Rolle im Gefüge der städtischen Verfassung (Alter Rat, Alter Bürgermeister), andererseits durch größere Vermögen, namhafte kirchliche Stiftungen und eine entsprechende Repräsentation. Inwieweit sich diese Geschlechter auf einstige staufische Ministerialen zurückführen lassen oder zumindest schon im 13. und frühen 14. Jahrhundert zur Führungsschicht zählten, muss in den meisten Fällen dahingestellt bleiben. Immerhin sind da und dort Heiratsverbindungen in den Ritteradel des Umlands zu beobachten; 1351 wird hinsichtlich der Bürgerschaft ausdrücklich zwischen »edel« und unedel unterschieden. Auffällig ist nicht zuletzt eine enge personelle und verwandtschaftliche Verbundenheit mit der Heilbronner Oberschicht. Von sozialen Konflikten in der kleinen Reichsstadt ist aus dem Mittelalter nichts bekannt; dies änderte sich erst mit dem wirtschaftlichen Niedergang in der frühen Neuzeit. Als kleine Mittelstadt, deren Wirtschaft auf handwerklicher Produktion beruhte, wirkte Wimpfen kaum je über die nähere Umgebung hinaus. Von überregionaler Bedeutung waren allenfalls der Wein- und Textilhandel. Aufgrund ihrer Verkehrslage war die Stadt auch weniger ein Handels- als vielmehr ein Durchgangsort, worauf nicht zuletzt eine große Zahl ortsansässiger Fuhrleute und Kärcher hindeutet. Unter den Handwerkern hatten um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Schneider sowie die Woll- und Leinenweber das größte Gewicht; seit 1756 ist eine Strumpffabrik bezeugt. Die Wimpfner Schmiede waren mit denen am mittleren und oberen Neckar vergesellschaftet, bis nach Haigerloch. Auch Gold- und Silberschmiede finden im 15. und 16. Jahrhundert verschiedentlich Erwähnung. Ein Wirtshaus zur Krone wird 1557 genannt. Die Zahl der auf Wimpfner Gemarkung im Mittelalter und großenteils noch danach betriebenen Getreidemühlen belief sich auf nicht weniger als zwölf. Drei von ihnen lagen am Neckar (darunter die Stiftsmühle), weitere drei in der Morsbach (Mersch) und zwei unmittelbar südlich der Bergstadt an der Steige, die vom Neckar in den Kraichgau hinaufführt; hinzu kamen vier Fleckinger Mühlen. Eine Walkmühle wird 1391 genannt, desgleichen eine Ziegelhütte am Speyrer Weg; 1523 bestand eine Ziegelhütte an der Steige. 1759/63 wurde in der Morsbach eine Saline gegründet, die sich freilich nicht rentierte, der Gemeinde hohe Schulden verursachte und daher zu bürgerlichen Unruhen führte. Einigermaßen erfolgreich scheinen die Wimpfner Märkte gewesen zu sein. Außer dem Marktplatz, auf dem die allgemeinen Wochenmärkte abgehalten wurden, sind für die Bergstadt am Ende des 14. Jahrhunderts nicht weniger als fünf Spezialmärkte bezeugt, auf denen mit Pferden, Töpferwaren, Frucht, Salz und Kübeln gehandelt wurde. 1487 kamen noch ein Katharinen-Markt (25. November) und 1513 einer zu Petri Stuhlfeier (22. Februar) hinzu, beide aufgrund kaiserlicher Privilegierung. Bereits zum Jahr 1310 hört man von weißen Hellern aus Wimpfen, und 1404 erlaubte König Ruprecht der Stadt, mit der Prägung von Hellern, auf die sie lange Zeit verzichtet hatte, bis auf Widerruf fortzufahren.

Name: Kaiserpfalz
Datum der Ersterwähnung: 1200

Ersterwähnung: 1234
Kirche und Schule: Seit das Bistum Worms in fränkischer Zeit in das Gebiet um den Neckar vordrang, bildete Wimpfen einen an die römische Hinterlassenschaft anknüpfenden Zentralort für die Ausbreitung des christlichen Glaubens und den Aufbau der damit einhergehenden Kirchenorganisation. Folgerichtig war es nicht nur Sitz einer sehr frühen Pfarrei, zu der auch Jagstfeld gehörte, sondern darüber hinaus seit dem 10./11. Jahrhundert in Personalunion mit der Propstei des Kanonikerstifts Sitz eines Archidiakonats. Die vor 1200 gegründete und in gotischer Zeit wiederholt umgebaute Hauptkirche in der Bergstadt war der Muttergottes geweiht (1234, 1436); ihre Pfarrpfründe hatte das Wormser Domkapitel zu verleihen. In ihr bestanden 1496 fünf Altäre mit insgesamt zehn Pfründen unter dem Patronat des Wormser Dompropsts (St. Quirin, St. Leonhard, St. Sebastian, St. Johannes Ev. und Heilig-Kreuz) sowie ein Zwölf-Apostel-Altar (1424), dessen Kollatur dem städtischen Rat zustand. Die Pfründvergabe in der Pfalzkapelle St. Nikolaus oblag seit 1333 dem Abt von Sinsheim. Außerdem gab es eine nicht geweihte Kapelle im Feld; wenn dort Gottesdienste gefeiert wurden, bediente man sich eines tragbaren Altars. Das von den Herren von Weinsberg um 1260 auf einer Anhöhe im Südwesten der Bergstadt gegründete Dominikanerkloster galt der Wimpfner Bürgerschaft gewissermaßen als Hauskloster, wurde aber auch vom Adel des Umlands reich bedacht und diente ihm mitunter als Grablege. 1713 barock umgestaltet, birgt die Kirche neben dem Hochaltar (Heilig-Kreuz) zwei Nebenaltäre zu Ehren des Rosenkranzes (1745) und des heiligen Dominikus (1746). Die Südwand ist mit einem Fries gemalter spätmittelalterlicher Stifterwappen geschmückt, die Brüstung der Orgelempore mit einer großen Zahl von Wappen einstiger adliger Wohltäter (1718 erneuert). 1818 wurde der Dominikanerkonvent durch den hessischen Staat aufgehoben. Ein neues Beginenhaus in der Stadt wird 1425 genannt, ein Nonnenhaus, in dem Kranke untergebracht waren, im 16. Jahrhundert. Das Spital zum Heiligen Geist wurde um 1230/33 unter dem Titel Johannes des Täufers gegründet, führte aber bereits 1250 den seither gültigen Namen. Seit 1371 bestand an seinem Marien-Altar (1296) eine Frühmesspfründe, die sich freilich schon bald als zu dürftig erwies, um einen Geistlichen zu ernähren. Im übrigen war das Spital durch Könige, Adlige und Bürger wohldotiert, unter anderem mit dem Patronatsrecht über die Pfarrei in Flein. 1471 erfolgte die Trennung in ein geistliches und ein weltliches Spital; letzteres war für die Kranken-, Alten- und Armenversorgung zuständig. Ein im Westen vor der Bergstadt gelegenes Gutleuthaus (»domus leprosorum«) findet 1293 Erwähnung. Unter dem Einfluss des Reformators Erhard Schnepf aus Heilbronn und im Einklang mit dem Ritteradel der Nachbarschaft machte Wimpfen 1523 erstmals Bekanntschaft mit der Lehre Martin Luthers, jedoch erfolgte die eigentliche Wendung zur Reformation erst in den Jahren zwischen 1543 und 1546, wodurch es zu langwierigen Auseinandersetzungen um die Stadtkirche kam, die nach dem Willen des Kaisers den Altgläubigen verbleiben sollte. Als aber 1588 nur noch eine verschwindende Minderheit der Bürger sich zur römischen Kirche bekennen wollte, bemächtigte sich die evangelische Mehrheit des Gotteshauses und gab es ungeachtet kaiserlicher Mandate nicht wieder zurück. Im Ergebnis dieser Auseinandersetzungen beanspruchte der Rat bzw. das von ihm bestellte Konsistorium in der Bergstadt auch den Kirchensatz. Seit 1780 diente die Klosterkirche der Dominikaner als katholische Pfarrkirche. Die Pfalzkapelle nutzten 1635/47 die Kapuziner. Die allerersten Anfänge des Wimpfner Schulwesens sind in der Stiftsschule des hohen und späten Mittelalters zu suchen. Im 14. Jahrhundert finden daneben ein Magister im Dominikanerkloster und eine Schule in der Burg Erwähnung. Im Gefolge der Reformation wurden schließlich in der Bergstadt eine deutsche und eine lateinische Schule eingerichtet; 1602 erließ der Rat eine Schulordnung und gab den Druck griechischer und lateinischer Grammatiken in Auftrag. Der deutsche Schulmeister versah zugleich das Amt des Organisten. Zwei bis drei Kollaboratoren, von denen einer auch als Mesner tätig war, hatten die Schulmeister in der Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen. Neben den evangelischen Lehrern ist noch 1672 auch ein katholischer nachzuweisen. 1799 bestand eine Mädchenschule. Die Turm-Untergeschosse der Stadtkirche, vormals St. Maria, sind romanisch (um 1200), der Chor wurde im 13. Jahrhundert gotisch umgebaut. Umbau zu einer spätgotischen Hallenkirche durch Anton Pilgram (?) und Bernhard Sporer (Sakristei 1468, sonst 1489/1516). Bis 1968 zählte die evangelische Kirchengemeinde zur hessischen Landeskirche. Die Dominikanerklosterkirche, deren Langhaus 1713 barock umgebaut wurde, ist seit 1818 Pfarrkirche. Die katholische Kirchengemeinde gehört noch immer zum Dekanat Heppenheim der Diözese Mainz. Das einstige Gästehaus des Klosters (»domus Caesarea«) ist heute katholisches Pfarrhaus.
Patrozinium: St. Maria
Ersterwähnung: 1234
Jüdische Gemeinde: Juden sind in Wimpfen seit dem frühen 14. Jahrhundert nachzuweisen, jedoch nie in größerer Zahl; 1332 und nochmals 1425 wurde die Ansiedlung von Israeliten kaiserlich privilegiert. Eine Judengasse findet 1327 Erwähnung. Im 14./15. Jahrhundert gab es in der Stadt eine Synagoge; die Toten bestattete man zunächst auf dem Friedhof bei Neudenau, seit dem 16. Jahrhundert auf jenem bei Heinsheim. 1598, 1626 und 1756 wurde die Zahl der ortsansässigen Schutzjuden auf vier Familien beschränkt; eine generelle Ausweisung 1672 hatte nur zwei Jahre Bestand. Im späteren 18. Jahrhundert wurde der Vieh-, dann auch der Getreidehandel für Juden freigegeben. 1794 waren in der Stadt sieben jüdische Familien ansässig.

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