Angebote für Senioren

Ein Interview mit Prof. Barbara Traub, Fragen von Eva Rincke

Welche Aktivitäten und Unterstützungsangebote bietet die Gemeinde für Senioren an?

Prof. Traub: Der Seniorenclub der IRGW ist durchaus einer der Aktivposten unserer Gemeinde und wenn man sich im Herbst in der Laubhütte der Gemeinde trifft, ist selten ein Platz frei. Über den Seniorenclub und auch unser Programm 60plus bieten wir viele Aktivitäten an, sei es, dass man Ausstellungen in Stuttgart und Umgebung besucht oder sich monatlich zum Seniorenfrühstück trifft. Es werden Schulungen angeboten, um fit bis ins hohe Alter zu bleiben – während Corona sogar per Internet. In Stuttgart, Esslingen und Ulm haben wir jeweils Seniorengymnastikgruppen vor Ort. Hinzu kommt ein begrenztes Angebot an Plätzen im betreuten Seniorenwohnen der IRGW, wobei die Nachfrage unser Angebot leider bei weitem übersteigt.

Die Sprachkurse, die ich selbst 1992 zu Beginn der großen Zuwanderungswelle aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion als Maßnahme zur Integration initiiert habe, gibt es noch heute. Doch sind es heuer weniger die jungen Leute, für die dies ein Sprungbrett in die Arbeitswelt ist, sondern eine Gelegenheit für ältere Menschen, um miteinander in Kontakt zu bleiben, Deutschkenntnisse zu vertiefen und geistig fit zu bleiben. Ähnlich, wie sich unsere Sprachkurse geändert haben, hat auch ein Wandel der Sozialarbeit der Gemeinde insgesamt stattgefunden: Der frühere Schwerpunkt auf Migrationssozialarbeit ist eher einer Arbeit mit Senioren gewichen, auch wenn wir als IRGW nach wie vor zwei Wohnheime für jüdische Zuwanderer eigenständig betreuen. Ein weiteres Wohnheim für Geflüchtete aus Syrien und dem Nordirak sowie der Ukraine betreuen wir in Kooperation mit der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (eva).

Bedauerlicherweise konnten wir bei der Frage der Altersarmut jüdischer Menschen nur bedingt Problembewusstsein in der Gesamtgesellschaft wecken. In fast allen jüdischen Gemeinden ist dies ein manifestes Problem, da jüdische Zuwanderer nicht unter des Fremdrentengesetz (FRG) fallen und keine Sozialversicherungsabkommen mit den wesentlichen Herkunftsländern Russland und Ukraine bestehen. Daher fallen die meisten unserer Zuwanderer, die in mittlerem oder höherem Alter zugewandert sind, auch nach Jahren und Jahrzehnten der Rentenbeitragszahlung später in die Grundsicherung. Mit dem sogenannten „Härtefallfonds“ wurde zuletzt etwas Abhilfe auf den Weg gebracht, doch grundständig gelöst ist das Problem nach wie vor nicht. So bestellen wir gerade im Hinblick auf unsere älteren Mitglieder zu Pessach in Israel mehrere Tonnen ungesäuertes Mazze-Brot und weitere Lebensmittel, die koscher für Pessach sind. Dort sind die Produkte einfach günstiger und wir geben sie diese dann zum Einkaufspreis ab.

Lesen Sie hier weiter.

Prof. Barbara Traub ist Vorstandssprecherin der IRGW.

Zitierhinweis: Barbara Traub/Eva Rincke, Interview mit dem Vorstand der IRGW, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 15.06.2023.

Suche

Die Homepage der IRGW finden Sie hier.