Otto Heinrich Warburg

von Johanna Hähner

Otto H. Warburg bei der Europatagung der Nobelpreisträger in Lindau 1951, fotografiert von Willy Pragher [Quelle: Landesarchiv BW, StAF W 134 Nr. 020188]
Otto H. Warburg bei der Europatagung der Nobelpreisträger in Lindau 1951, fotografiert von Willy Pragher [Quelle: Landesarchiv BW, StAF W 134 Nr. 020188]

1931 erhielt der am 8. Oktober 1883 in Freiburg geborene Biochemiker Otto Heinrich Warburg den Nobelpreis für Medizin.

Schon in der Jugend kam Warburg mit der Wissenschaft in engen Kontakt. Im Hause seines Vaters, des Physikprofessors und späteren Präsidenten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin, Emil Warburg, verkehrten führende Wissenschaftler wie Max Planck, Albert Einstein, Walther Nernst und Emil Fischer. Otto Warburg studierte Chemie an der Albert-Ludwigs-Universität zunächst in Freiburg im Breisgau, ab 1903 in Berlin. 1905 schloss er ein Studium der Medizin an, das er in Berlin, München und Heidelberg absolvierte.

Bereits während seiner Promotion galten seine Studien vorwiegend den Grundfragen der Zellatmung, wobei ihn die Überzeugung leitete, dass die Gesetze der Chemie und Physik uneingeschränkt auch für den Bereich der lebenden Zellen Gültigkeit besaßen.

Wenige Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges folgte Warburg einer Berufung zum Abteilungsleiter am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie in Berlin. Hier gelang ihm 1924 die Entdeckung des Atmungsferments, für die er sieben Jahre später den Nobelpreis erhielt. Ausgangspunkt von Warburgs Forschungen waren Arbeiten zur Atmung von Seeigel-Eiern. Warburg entdeckte, dass der Sauerstoffverbrauch von Seeigeln nach der Befruchtung anstieg. Er wies in den Eiern physiologisch wirksames Eisen nach. Außerdem erkannte er, dass ihre Atmung nach der Gabe von Eisen beschleunigt wurde. Daraus schloss Warburg, dass Eisen bei der Zellatmung (der Umwandlung von Nahrung in Energie) eine zentrale Rolle spielt. Später gelang es ihm, diese These zu verifizieren. Eine neuerliche Verleihung des Nobelpreises an Warburg im Jahre 1944 verhinderten die Nationalsozialisten durch ihr Verbot für die Annahme des Nobelpreises.

Ein weiteres Forschungsfeld Warburgs waren Fragen des Gewebestoffwechsels, insbesondere die Entstehung von Krebs. Schon frühzeitig setzte er sich hier für praktische Vorbeugemaßnahmen ein und regte an, das Rauchen, die Nahrungsmittelzusätze sowie die Abgasemission der Kraftfahrzeuge einzuschränken. In den letzten anderthalb Jahrzehnten seines Lebens vermied Warburg aus Kenntnis um die große Zahl der krebserregenden Stoffe jegliche Zusatzstoffe beim Essen. Er ließ sich Brot aus besonderem Mehl backen, unterhielt einen eigenen Obst- und Gemüsegarten sowie eigene Hühner, Enten, Gänse und so weiter. Selbst Butter und Sahne wurden in seinem Laboratorium aus ausgewählter Milch hergestellt. Warburgs Erkenntnis, dass die „letzte“ Ursache des Krebses der Ersatz der Sauerstoffatmung der Körperzellen durch eine Gärung sei, fand allerdings unter Fachleuten bis heute wenig Zustimmung. Als Sohn eines jüdischen Vaters sollte Warburg als so genannter „Halbjude“ 1934  entlassen werden. Er durfte keine Lehrveranstaltungen mehr abhalten, jedoch weiter forschen. 1941 verlor er wegen kritischer Bemerkungen gegen das nationalsozialistische Regime seine Stellung, wurde jedoch bereits kurz danach wiedereingestellt. Reichsmarschall Göring arrangierte Warburgs Neueinstufung zum „Vierteljuden“ und ermöglichte ihm so die weitere ungestörte Forschungsarbeit.

Als Warburg im Alter von 87 Jahren in Berlin-Dahlem verstarb, war er seit 57 Jahren Mitglied der Kaiser-Wilhelm- beziehungsweise Max-Planck-Gesellschaft und seit 39 Jahren Direktor des Kaiser-Wilhelm- beziehungsweise Max-Planck-Instituts für Zellphysiologie. Allein für ihn hatte die Max-Planck-Gesellschaft auf die reguläre Pensionierung verzichtet, um ihm die Fortsetzung seiner Arbeit zu ermöglichen.

Eine von Helmuth Albrecht verfasste Biographie von Otto Warburg finden Sie in den Badischen Biographien NF 3 (1990) auf LEO-BW.


Zitierhinweis: Johanna Hähner, Otto Heinrich Warburg, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 03.09.2021.

Suche