Dokumentation „La force de l’art derrière les barbelés“
„La force de l’art derrière les barbelés“, 1. Teil
Im Lager Gurs waren viele Musikerinnen und Musiker und auch andere Künstler interniert. In den Baracken entstanden viele Musikstücke, die von der französischen Musikwissenschaftlerin Mélina Burlaud erfasst und für die Nachwelt gesichert werden.
Hier sind die Stücke „Passacaille variée“ und „La robe de Lune“ von Wally Karveno zu hören. Die Pianistin und Komponistin Wally Karveno war als „Unerwünschte” auf französischem Boden verhaftet und ab dem Sommer 1940 in Gurs interniert.
Die Aufnahmen entstanden in einer nachgebauten Baracke auf dem ehemaligen Lagergelände.
Piano: Mélina Burlaud, Sopran: Claire Beaudouin
„La force de l’art derrière les barbelés“, 2. Teil
Hier ist der Stück „Wir hinterm Draht“ von Eberhard Schmidt zu hören. Schmidt wurde 1907 in Schlesien geboren und studierte Klavier und Cello in Berlin. Ab 1930 engagierte er sich in der Kommunistischen Partei und wurde zum Autor politischer Kabaretttexte. Nach der Machtübernahme der Nazis floh er mit seiner jüdischen Frau nach Paris. Dort komponiert er unter anderem ein Ballett für jüdische Kinder. Er kämpfte an der Seite der internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg und wurde 1939 an der französischen Grenze verhaftet. Ein Jahr später kam er ins Lager Gurs. Dort erfuhr er, dass seine Frau in Paris verstorben war.
Dennoch blieb sein künstlerisches Schaffen ungebrochen. Er gründete Häftlingschöre, dirigierte eines der Orchester im Lager und komponiert weiter Lieder, so unter anderem „Wir hinterm Draht“. Auf Befehl der Gestapo wurde Schmidt 1941 an die Deutschen ausgeliefert und ins KZ Sachsenhausen deportiert. Sogar dort komponierte er weiter Lieder, gründete Chöre und spielte in einem Quartett Cello. 1945 wurde er befreit.
Die Aufnahmen entstanden in einer nachgebauten Baracke auf dem ehemaligen Lagergelände.
Piano: Mélina Burlaud, Sopran: Claire Beaudouin
„La force de l’art derrière les barbelés“, 3. Teil
In diesem Video hören Sie ein Kaddisch von Maurice Ravel und „Wird es Nacht im Camp de Gurs“ von Leonhard Karl Märker. Leonhard Karl Märker hat das Stück im Lager komponiert. Der 1911 in Wien geborene Märker war ein berühmter Komponist für Filmmusik und komponierte auch Operetten und musikalische Komödien. Nach seiner Befreiung aus Gurs floh er nach New York und setzte seine Karriere dort als Musikkritiker fort.
Ebenfalls hier zu hören ist das Stück „Wir sind ganz junge Bäumchen” von Alfred Cahn. Der jüdische Komponist Alfred Cahn wurde 1922 in Speyer geboren. Er lernte früh Klavierspielen und begann, in der Speyrer Synagoge die Gemeinde auf der Orgel zu begleiten. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge von SA und SS überfallen und in Brand gesteckt. Cahn sollte ins KZ Dachau gebracht werden. Ihm gelang es, nach Rotterdam und später nach Brüssel zu fliehen.
Im Mai 1940 wurden die Jüdinnen und Juden aus den Beneluxändern nach Frankreich deportiert, Cahn kam in das Lager Saint Cyprien. Im Oktober 1940 wurde er weiter nach Gurs verschleppt. In Gurs leitete Cahn den Kinderchor und komponierte für ihn 1941 das Lied „Wir sind ganz junge Bäumchen“. Den Text dazu verfasste der ebenfalls inhaftierte Wiener Leopold Rauch. Der Text spricht auf metaphorischer Ebene von Zwangsentwurzelung und der Sehnsucht nach einer neuen, sicheren, freundlicheren Heimat. In Gurs, wo die Kinder von ihren Eltern getrennt leben mussten, wurde dieses Lied im Erwachsenenlager uraufgeführt. Aus diesem Anlass wurde es den Eltern ausnahmsweise erlaubt, ihre Kinder von weitem zu sehen und zu hören. Jeder weitere Kontakt zwischen ihnen war im Lageralltag verboten. Dank verschiedener Hilfsorganisationen wurden die meisten Kinder aus Gurs gerettet. Die anderen wurden im Sommer 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Die Aufnahmen entstanden in einer nachgebauten Baracke auf dem ehemaligen Lagergelände.
Piano: Mélina Burlaud, Sopran: Claire Beaudouin