Rottweils Entwicklung erhält wesentliche Impulse aus der Lage im Raum zwischen Schwarzwald, Schwäbischer Alb, Bodensee und Mittlerem Neckarraum. Wichtige Fernverkehrswege, die schon in der Römerzeit zu einer Aufwertung der Siedlungen geführt haben, kreuzten hier. Ihnen folgen heute die Bundesstraßen B 14 (Stuttgart–Tuttlingen–Konstanz) und B 27 (Stuttgart–Tübingen–Schaffhausen/Schweiz) sowie die B 362 (Rottweil–Schramberg–Schiltach). Seit Ende 1978 verbindet auch die Autobahn A 81 (Stuttgart-Singen) Rottweil mit Aktivräumen des Landes. Nicht minder wichtig ist die Zugehörigkeit zum Naturraum Oberes Gäu. Die Zerschneidung der hier durchschnittlich 600 bis 630 Meter über Normalnull gelegenen Hochfläche durch den Neckar und seiner Zubringer hat die Kleinkammerung des knapp 72 Quadratkilometer messenden Stadtgebietes bewirkt und beeinflusste die Siedlungsverteilung. Auf der Westseite des Neckartals liegen die Kernstadt, die Exklave Hochwald und der Teilort Hausen, auf der Ostseite, das ist die Landstufe des Kleinen Heubergs, hingegen die Stadtteile Neukirch mit dem Vaihingerhof, Zepfenhan und Feckenhausen. Dazwischen bildet das Neckartal gleichsam das Scharnier. Zuoberst des Talknotens von Neckar, Prim und Eschach liegen auf Flussterrassen die Stadtteile und Wohnplätze Altstadt, Bühlingen, Rottenmünster, Neufra und Göllsdorf; nach dem Zusammenfluss von Prim und Neckar geht das Tal in eine mehr trog- und kastenartige Form über. In der so genannten Au hat sich der Fluss mäandrierend tief in die Gesteine des Muschelkalks eingeschnitten und somit Sporne und Umlaufberge geschaffen, auf denen im Mittelalter adelige Herren ihre Burgen (unter anderem Neckarburg) errichteten. Die Unzugänglichkeit dieses Talabschnitts und die Hochwassergefahr zwangen den vormodernen Verkehr zur weiträumigen Umgehung über die Hochfläche. Für Siedlungen ist kaum Platz. Lediglich die wasserabhängigen Mühlen haben in Nischen (etwa im Fuchsloch) oder leicht erhöht auf Schotterterrassen einen Standort gefunden. Erst mit den technischen Mitteln zur Zeit des Eisenbahnbaus wurde der Talabschnitt zwischen Talhausen und Rottweil passierbar oder wie in jüngster Zeit (Autobahnbau und Nordumgehung Rottweil) in weit gespannten Viadukten überbrückt. Der geologische Untergrund ist in Taleinschnitten aufgeschlossen. Das Grundgebirge, die Gesteine des Rotliegenden und des Buntsandsteins treten nirgends zutage. Erst die harten Trigonodusdolomite des Oberen Muschelkalks streichen im Westen bei der Exklave Hochwald an der Oberfläche aus. Gegen das Eschachtal bilden sie eine deutlich herauspräparierte Gesteinsrippe, aber nach wenigen hundert Metern tauchen sie unter die Lettenkohlenformation des Unteren Keupers und erscheinen dann wieder in den Steilwänden des Neckartals. Die Lettenkohlenschichten machen sich anfangs in weiten Quellmulden bemerkbar, die rasch in sich verengende Trockentälchen übergehen und an der Talkante des Neckars in Kerbtälern und Klingen enden. Sie verleihen dem Relief eine unruhige Oberfläche mit wechselnden Eintiefungen und lang gezogenen Höhenrücken. Auf einer solchen herausmodellierten Höhenrippe wurde die Stadt Rottweil im Hochmittelalter gegründet. Der Stadtherr bezog damals die Reliefverhältnisse als natürliche Geländeverstärkung in die Befestigung der Stadt ein. Lediglich die ungeschützte Westflanke musste mit der Wehranlage des Hochturms und einem Graben besonders gesichert werden. Nicht erst seit den Solebohrungen des frühen 19. Jahrhunderts ist bekannt, dass es im Untergrund wasserlösliche Salz- und Gipsgesteine gibt. Das bis zu 78 Meter mächtige Salzlager des Mittleren Muschelkalks, das in Rottenmünster 1824 erschlossen wurde, ist schon ziemlich ausgelaugt und reines Steinsalz nur in wechselnden schmalen Bändern vorhanden. Die gewonnene Sole war daher auf Dauer für eine wirtschaftliche Betriebsführung nicht konzentriert genug. Die Auslaugung des Untergrunds äußert sich an der Oberfläche im Wechsel von abflusslosen Hohlformen und Kuppen. Dort auf der ostwärtigen Hochfläche, wo zusätzlich noch der Gipskeuper ansteht, sind beiderseits der Bundesstraße B 27 im Vorfeld der Schichtstufe des Kleinen Heubergs Gipsdolinen unterschiedlicher Größe ausgebildet. Durch das Einschwemmen von Feinsedimenten in diese Erdfälle wird das Versickern des Oberflächenwassers gebremst, so dass sich zeitweise stehende Gewässer bilden (Flurname See). Unterirdisch durchziehen Klüfte das verkarstete Gestein und können wie in Bühlingen sich zu Höhlen erweitern. Nach Osten zu begrenzt die Schilfsandstein-Schichtstufe des Mittleren Keupers die weite offene Landschaft des Oberen Gäus. Mit einem markanten Höhenanstieg von gut 100 Meter setzt sich die bewaldete Stufe des Kleinen Heubergs deutlich von ihr ab. Der Verkehr überwindet den Anstieg in Taleinschnitten, so im Vollochbach-Weiherbachtal nach Neukirch und im Knollenbachtal von Göllsdorf nach Feckenhausen. Das Hauptgewässer Neckar weist auf dem Stadtgebiet etliche Eigenheiten auf. Außer der beschriebenen Talform sind es sein Wasserreichtum und das hohe Gefälle, das auf etwa 10 Kilometer von 580 auf 500 Meter über Normalnull abnimmt (entspricht circa 8 Promille). Dabei verringert sich das Gefälle nicht gleichmäßig, sondern stufenartig. Die höchste Stufe ist mit fast 25 Metern bei der Querung des Hauptmuschelkalks zwischen Lauffen und Bühlingen ausgebildet, eine etwas niedrigere mit acht Metern in der Au. Aus Gefälle und Wasserangebot ergeben sich hohe Wasserkräfte, die früher in den zahlreichen Mühlen und heute in Turbinen zur Stromerzeugung genutzt werden. Die Prim besitzt hingegen ein geringeres Gefälle. Von der Stadtgrenze oberhalb von Neufra bis zur Einmündung in den Neckar in Nähe des Rottweiler Bahnhofs verringert es sich auf circa 6,5 Kilometer um 30 Meter oder 4,6 Promille. Weitere Fließgewässer sind der Vollochbach-Weiherbach, der auf der Gemarkung Zepfenhan entspringt und der Knollenbach, der jenseits der Stadtgrenze auf dem Gemeindegebiet Wellendingen seinen Ursprung hat. Die Starzel von Schörzingen (Zollernalbkreis) kommend quert auf etwa 2 Kilometer die Gemarkung Neufra und mündet dort in die Prim. Kurz vor der Einmündung in die Prim berührt noch der Vogelsangbach Neufra. Die Eschach bildet teilweise auf der Gemarkung Hausen zugleich die westliche Stadtgrenze. Den Lauf der vom Kleinen Heuberg kommenden Gewässer hemmen vielfach künstliche Dämme. Die dahinter angestauten Weiher dienten in der Vergangenheit der Fischzucht und der Wiesenbewässerung oder wie seit kurzem in Neufra dem Hochwasserschutz. Die Gewässergüte wird derzeit mit »gut bis befriedigend« angegeben. Probleme ergeben sich nach Klärwerken, wo die Einleitung der zwar biologisch und mechanisch gereinigten Abwässer wegen zu hoher Nitrat- und Phosphatwerte zu einer Verschlechterung der Gewässer führt. Im Bereich des Lettenkohlenkeupers westlich der Kernstadt treten wiederholt an den Schichtgrenzen Quellen aus. Da sie bloß eine schwache Schüttung besitzen und zudem das Wasser bald wieder in den Untergrund versickert, bleiben die zum Neckar hinabziehenden Täler zumeist gewässerlos. Für die Wasserversorgung haben sie keine Bedeutung mehr, bei der Siedlungsgründung im Mittelalter waren sie jedoch wichtig. Ein größerer Grundwasserkörper liegt im verkarsteten Untergrund verborgen. Karstwasser tritt zumeist auf der westlichen Neckarseite beziehungsweise im Eschachtal, wie z.B in Bühlingen und Hausen (Straubelesquellen), aus. Im Marktenbronnen sammelt sich das Karstwasser der östlichen Neckarseite. Dieser Wasserschatz dient der Wasserversorgung der Stadt, wird jedoch seiner hohen Härte wegen mit Bodenseewasser gemischt. Der Jungbrunnen in Feckenhausen ist ein Säuerling und wird aus dem Grundwasserkörper des Stubensandsteins gespeist. Die Lettenkohlenschichten, welche weite Teile des westlichen Stadtgebietes bedecken, verfügen über eine hohe Wasserkapazität und ihre günstigen chemischen Eigenschaften sorgen für eine ausreichende mineralische Versorgung. Sie eignen sich gut für den Ackerbau. Ähnlich sind die aus dem Gipskeuper hervorgegangenen Böden einzustufen. Von der Bodenart her neigen sie aber auf Grund ihres höheren Anteils von tonigen Partikeln zur Staunässe, müssen also in flacher Lagerung drainiert werden. An den Hängen kommt es außerdem zu Rutschungen. Zu den bodenkundlichen Besonderheiten zählen die westlich und südlich der Kernstadt abgelagerten Schotter eines, einst über die Prim-Furche zur Donau hin entwässernden, Flusses, die Schwarzwaldgerölle enthalten, aber wegen ihrer Größe den Ackerbau nicht behindern. Die Stadt Rottweil ist mit einem Waldanteil von zwei Fünfteln der Bodenfläche eine waldreiche Gemeinde. Der Wald besetzt die für die Landwirtschaft ungünstigen Geländeabschnitte wie die steilen Talhänge und den Trauf des Kleinen Heubergs sowie die schweren Keuperböden. Mit Ausnahme der Gemarkung Hausen, die nur zu einem Viertel mit Wald bedeckt ist, haben alle anderen Stadtteile Waldanteile von 36 (Zepfenhan) bis 51 Prozent (Rottweil). Das Waldbild dominieren im Neckartal Laubmischwälder, im Keupergebiet hingegen Nadelmischwälder. Die Stadt besitzt drei Naturschutzgebiete. Im 20,5 Hektar großen Feuchtgebiet um den Linsenbergweiher werden seit 1981 neben Amphibien und einer reichen Vogelwelt seltene Pflanzen geschützt. Das 64 Hektar große Naturschutzgebiet Neckarburg steht seit 1988 unter Schutz. Die geschützten Umlaufberge des Neckars bei der Neckarburg tragen Wacholderweiden mit wärmeliebenden Pflanzengesellschaften. Seit 1996 besteht am Oberlauf des Schwarzenbachs ein grenzüberschreitendes Naturschutzgebiet, wobei auf die Markungen Neukirch und Zepfenhan 40,6 Hektar entfallen. Geschützt werden Pflanzen- und Tiergemeinschaften, die ihren Lebensraum an Fließgewässern, naturnahen Wäldern und extensiv genutztem Offenland haben.
Infolge des Friedensschlusses von Lunéville (9.2.1801) und im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss (25.2.1803) erfolgte am 8.9.1802 die provisorische Okkupation Rottweils und seines Gebiets durch den Herzog von Württemberg. Die Besitzergreifung der Reichsabtei Rottenmünster geschah am 23.11.1802. Den ehemaligen Magistratsmitgliedern, die wie die übrigen weltlichen und geistlichen Beamten zunächst in ihren Ämtern belassen wurden, übertrug man die Erledigung der Verwaltungsgeschäfte der Stadt und der Stiftungen. Alle bedeutenderen Entscheidungen waren jedoch von herzoglicher Weisung abhängig; der Magistrat durfte nur mit Erlaubnis des herzoglichen Kommissars tagen. Die Zivilbesitzergreifung war am 3.12.1802 abgeschlossen. Die Mediatisierung traf Rottweil in einer Phase des Aufschwungs. Der württembergische Staat beschlagnahmte städtische Gebäude, darunter das erst 1802 erbaute Kaufhaus, den Fruchtkasten, die Herrenstube, die Hauptwache sowie das Zoll- und das Zeughaus. Als der Staat den Besitz der Stiftungen antasten wollte, widersprachen die erst im März 1803 neu eingesetzten Repräsentanten Rottweils im Stadtgericht unter Leitung von Bürgermeister Aubert, was Herzog Friedrich am 10.6.1803 als »Unbottmäßigkeit und Protestaktionen« auffasste. Stadtgericht und Rat wurden dienstenthoben. Bis auf weiteres sollte der Stadtoberamtmann unter Hinzuziehung zweier Bürger die städtischen Aufgaben erledigen. Das der Stadt verbliebene Vermögen basierte in erster Linie auf dem städtischen Grundbesitz von rund 7000 Morgen, davon etwa 4500 Morgen Wald, dessen Ertrag vom Staat allerdings zu hoch angesetzt wurde. Von den auf 67000 Gulden berechneten jährlichen Gesamteinnahmen der Reichsstadt in der Zeit vor 1802 sollten circa 50000 Gulden dem Herzog zufallen. Von den in erster Linie kriegsbedingten rund 191000 Gulden städtischen Schulden übernahm der Staat nur etwa 18000 Gulden. Gerade bei den dringlichen Straßen-, Brücken- und Gebäudereparaturen sowie bei Besoldungen musste die Stadt einen rigorosen Sparkurs fahren. Neue Steuern wie die Bürger- und Wohnsteuer (1808) wurden eingeführt. Trotz Güter- und Vorratsverkäufen und Zuschüssen des Armenfonds kam die Abtragung des Schuldenbergs 1807/08 ins Stocken. Die Klagen über den völlig »zerrütteten Zustand« der städtischen Finanzen blieben zunächst ohne Gehör. Die starke Erhöhung der Staatssteuern führte zu wachsenden Steuerrückständen. Bei der Nettoverschuldung lag Rottweil um 1810 mit über 31 Gulden je Einwohner an der Spitze der 20 größten Städte Württembergs. Erst nach dem Regierungsantritt König Wilhelms I. (1816) kamen Verhandlungen über eine gerechtere Aufteilung von Vermögenswerten und Schulden aus reichsstädtischer Zeit zwischen der Krone und der Stadt Rottweil in Gang, die 1821 schließlich zu einer Einigung führten. Der württembergische Staat übernahm 100000 Gulden Schulden, gab der Stadt 622 Jauchert Wald zurück, überließ ihr den Großen und Kleinen Zehnt in Irslingen und das Hofgut Neckarburg (1836 verkauft). Bereits zuvor hatte Rottweil die Freie Pürsch zurückerhalten. Auf weitere Forderungen in Bezug auf die Vermögensseparation von 1803 und die bisherige Schuldentilgung verzichtete die mit dem Ergebnis im Wesentlichen zufriedene Stadt. Diese auf etwa 190000 Gulden zu beziffernde Wiedergutmachung für die der Stadt 1803 entzogenen Vermögenswerte und Einkünfte führte zu einer grundlegenden Sanierung der öffentlichen Finanzen; der bürgerlichen Wirtschaft war damit ein Neubeginn möglich. Die einst 23 Amtsorte umfassende Rottweiler Landschaft wurde vom Staat um 145000 Gulden entlastet. In den 1830er Jahren konnte die gesamte öffentliche Schuld Rottweils abgetragen werden; bis 1879 konnte die Stadt mit ihrem bedeutenden Wald- und Stiftungsbesitz, von wenigen Ausnahmejahren abgesehen, fast zur Gänze auf die Erhebung von Kommunalsteuern verzichten. Die finanzielle Stabilisierung ermöglichte zunehmende Ausgaben für die städtische Infrastruktur, was die Wirtschaft belebte. Nach der Angliederung an Württemberg wurde aus Rottweil und seinem ehemaligen Landgebiet ein Stadtoberamt und ein Landoberamt gebildet. Rottweil wurde bei der 1806 erfolgten Einteilung des Königreichs in Kreise Sitz des siebten Kreises (Oberämter Hornberg, Stockach, Tuttlingen, Spaichingen, Rottweil). Ebenfalls 1806 wurden das Stadtoberamt und das Landoberamt zum Oberamt Rottweil vereinigt. Da Württemberg infolge des Tauschvertrages vom 2.10.1810 Kappel und Schabenhausen sowie die einst reichsstädtischen Orte Dauchingen, Fischbach, Niedereschach, Sinkingen und Weilersbach an das Großherzogtum Baden abtrat, rückte die Grenze im Westen bis auf wenige Kilometer an Rottweil heran, was der Stadt das traditionelle wirtschaftliche Einzugsgebiet im östlichen Schwarzwald weitgehend entzog. Infolge der Neueinteilung des Königreichs Württemberg vom 27.10.1810 wurden zwölf Landvogteien mit verändertem Zuschnitt als Mittelbehörden errichtet, wobei Rottweil Sitz der Landvogtei am oberen Neckar wurde, welche die Oberämter Rottweil, Balingen, Tuttlingen, Spaichingen und Oberndorf umfasste. 1817 verlor Rottweil diese Behörde, als bei der Errichtung der vier neuen Kreisregierungen Reutlingen zum Sitz des Schwarzwaldkreises bestimmt wurde. Dass schließlich 1821 Rottenburg und nicht das ebenfalls erwogene Rottweil Bischofssitz wurde, ist ebenfalls zu einem guten Teil auf die Randlage der Stadt im Königreich Württemberg zurückzuführen. Lediglich das bislang in Rottenmünster ansässige staatliche Forstamt wurde nach Rottweil verlegt. 1832 kam das Zollamt hinzu. Einen Zugewinn an Zentralität erfuhr Rottweil, einst Sitz des kaiserlichen Hofgerichts, 1868 mit der Errichtung eines von vier neuen Kreisgerichtshöfen (seit 1879 Landgerichte), dem (1875) die Oberamtsgerichte Balingen, Freudenstadt, Horb, Oberndorf, Rottweil, Spaichingen, Sulz und Tuttlingen unterstanden. Zunächst im oberen Teil des Kaufhauses am Friedrichsplatz untergebracht, erhielt das Landgericht 1908/10 einen repräsentativen Neubau an der Königstraße. Infolge des Bahnanschlusses wurde 1869 ein Grenzsteuer- und Zollamt in Rottweil eingerichtet. Nach 1871 kam als Reichsbehörde das Bezirksmilitärkommando dazu. Aus politischen Gründen wies die Stadt jedoch 1905 das staatliche Angebot zurück, in Rottweil ein »Gewerbegericht« (Arbeitsgericht) einzurichten. 1938 bildete sich im Zuge der Verwaltungsneugliederung in Württemberg der neue Kreis Rottweil, bestehend aus den Oberämtern Rottweil und Oberndorf sowie den Gemeinden Aistaig, Boll, Rotenzimmern und Trichtingen des ehemaligen Oberamts Sulz (insgesamt 52 Gemeinden), wobei der östliche Teil des alten Oberamts Rottweil an den Landkreis Balingen fiel. 1936/38 wurde das neue Finanzamt, 1959/63 das neue Landratsamt als erstes Hochhaus in Rottweil errichtet. 1970 waren in der vergleichsweise kleinen, aber traditionsreichen Behördenstadt Rottweil beachtliche 31 Einrichtungen angesiedelt, mit insgesamt 2306 Bediensteten. Besonders bedeutend waren: Deutsche Bundespost/Fernmeldeamt (586 Bedienstete), Landratsamt (ohne Kreiskrankenhaus: 207), Deutsche Bundesbahn/Bahnbetriebsamt und Bahnbetriebswerk (200), Seminar für Studienreferendare (200), Versorgungsamt (194), Finanzamt (166) und Arbeitsamt (115). Doch die Funktion Rottweils als Verwaltungszentrum war im 19. und 20. Jahrhundert nicht unangefochten. Nur mit Glück konnte man bei der Kreis- und Verwaltungsreform den Status als Kreisstadt und Sitz von Sonderbehörden bewahren. Der 1973 neu gebildete und vergrößerte Landkreis Rottweil unterstand nun dem Regierungsbezirk Freiburg. Bei der Gemeindegebietsreform der 1970er Jahre kamen die heutigen Teilorte zu unterschiedlichen Zeitpunkten zur Stadt. Während in Hausen (eingemeindet am 1.12.1971), Feckenhausen (1.3.1972) und Neukirch (1.1.1973) starke Bestrebungen für eine Eingemeindung nach Rottweil vorhanden waren, in Zepfenhan bei einer Bürgeranhörung (19.3.1972) 53,9 Prozent gegen eine Angliederung an Rottweil votierten, hatten sich die Gemeinderäte von Göllsdorf (1.10.1972) und Feckenhausen zunächst für einen Zusammenschluss der beiden Gemeinden ausgesprochen (1971). Zepfenhan schloss sich dann am 1.1.1974 der Stadt an. Neufra wurde erst nach langer und teilweise erbitterter Gegenwehr (Gemeinderatsbeschluss 1971; Stellungnahme an Innenministerium und Protestzug in Stuttgart 1973) am 1. Januar 1975 nach Rottweil eingemeindet. Der 1803 vom Herzog eingesetzte neue Stadtmagistrat setzte sich aus einem je zwölfköpfigen Stadtgericht und Ratskollegium zusammen. Das Stadtgericht (zwei Bürgermeister, zehn Gerichtsverwandte beziehungsweise Senatoren) hatte unter dem Vorsitz des Oberamtmannes die Gemeinde nach außen zu vertreten, bestimmte Aufgaben in der streitigen und willkürlichen Gerichtsbarkeit zu erfüllen, das städtische Vermögen zu verwalten, über die Aufnahme neuer Bürger und Beisitzer zu entscheiden und die städtischen Beamten zu wählen. Aus den Reihen der Gerichtsverwandten wurden nach Bestätigung durch das Oberamt die Nebenämter besetzt, mit denen der Magistrat die verschiedenen Verwaltungsaufgaben erfüllte. Dem Ratskollegium war die Aufgabe zugedacht, die Bürgerschaft gegenüber dem Stadtgericht zu vertreten, seine Kompetenzen waren jedoch sehr begrenzt. Während bei Tod oder Ausscheiden eines auf Lebenszeit berufenen Ratsmitglieds die Bürger einen Nachfolger wählen konnten, ergänzten sich die Gerichtsverwandten durch Kooptation, etwa aus dem Kreis des Ratskollegiums, selbst. Mit überragender Machtfülle dominierten die insgesamt elf zwischen 1803 und 1819 nach Rottweil berufenen, zumeist aus Altwürttemberg stammenden Oberamtmänner bis 1819 (Übertragung der Gerichtsbarkeit an das Oberamtsgericht und der Leitung der Gemeindeverwaltung an den Stadtschultheißen beziehungsweise Stadtrat) zunächst die städtische Politik. Auch die örtliche Polizeigewalt lag in ihren Händen. Bis 1817 hatte sich die Zahl von ursprünglich 24 Magistratsmitgliedern durch Tod oder Amtsenthebung auf neun reduziert. Nachdem bereits 1817 sowohl die Bürgerdeputierten (ab 1818: Bürgerausschuss) als auch in Rottweil begrüßtes, allerdings mit zu geringen Befugnissen ausgestattetes Kontrollorgan gegenüber dem aus lebenslang amtierenden Mitgliedern bestehenden Magistrat geschaffen worden waren, wurde mit den Organischen Edikten von 1818 und dem Verwaltungsedikt von 1822 der Wiederaufbau der kommunalen Selbstverwaltung durch von Bürgern gewählte Repräsentanten vollzogen. Rottweil wurde mit rund 3600 Einwohnern der zweiten von vier (ab 1822 drei) württembergischen Städteklassen zugeteilt. Dem Stadtrat, der 1819 zunächst aus 13, dann 15, ab 1825 dauerhaft aus zwölf Mitgliedern bestand, oblag zusammen mit dem Stadtschultheißen die Verwaltung der Gemeinde. Politische Parteien spielten in der Rottweiler Stadtverwaltung während des 19. Jahrhunderts noch keine Rolle. Die im Verwaltungsedikt von 1822 festgelegte Regelung, dass Stadträte nach Ableistung der zweijährigen Probezeit im Falle einer sich unmittelbar anschließenden Wiederwahl auf Lebenszeit ernannt wurden, stieß im Zuge der stärker werdenden liberalen Bewegung zunehmend auf Widerspruch. Einige Stadträte nahmen ihre Wiederwahl nicht an. Unter dem Druck einer Bürgerversammlung legten im März 1848 alle Stadträte mit Rücksicht auf die Erhaltung der öffentlichen Ordnung ihre Ämter nieder. Am 9. Juni 1819 konnte die Bürgerschaft erstmals seit der Mediatisierung mit Maximilian von Khuon (bisher zweiter Bürgermeister) wieder ein Stadtoberhaupt wählen. Im selben Jahr wurde (Rottweil-)Altstadt erneut mit Rottweil vereinigt. Dem 1852 zum Stadtschultheißen gewählten Johann Baptist Marx gelang es während seiner bis 1887 reichenden Amtszeit, die in Teilen desolate Gemeindeverwaltung zu konsolidieren und das zuvor gespannte Verhältnis zum Oberamt zu bereinigen. Nachdem Rottweil die Einwohnerzahl von 5000 überschritten hatte, wurde die Stadt 1881 in die erste Klasse der Gemeinden aufgenommen. Ab 1930 führte das Rottweiler Stadtoberhaupt den Titel Bürgermeister. Mit Überschreiten der 20000-Einwohner-Marke rückte Rottweil 1970 in den Rang einer Großen Kreisstadt auf; das Stadtoberhaupt avancierte nun zum Oberbürgermeister. Das Neue Rathaus wurde 1977/80 errichtet. Die Aufhebung der Zensur am 1. März 1848 beflügelte das revolutionäre Geschehen in Rottweil. Am 5. März fand eine Bürgerversammlung mit über 1000 Teilnehmern im Kaufhaus statt. Als zentrale Forderungen wurden dabei erhoben: Schwurgerichte, Volksbewaffnung, Versammlungsfreiheit, Verfassungsrevision und ein deutsches Nationalparlament. Wenige Tage später wurden noch die Öffentlichkeit der Beratungen von Stadtrat und Bürgerausschuss und die Ablösung der Grundlasten verlangt. Schon Ende März 1848 trat der Stadtrat unter dem Druck eines Teils der Bevölkerung geschlossen zurück, der royalistisch gesonnene Stadtschultheiß Karl Dinkelmann wurde später abgewählt. Als Reaktion auf die Ereignisse in Baden wurden im April württembergische Truppen in Rottweil stationiert. Wahlkämpfe und Wahlen fanden in nie da gewesener Häufung statt: Stadtrats- und Stadtschultheißenwahlen, Wahlen zur deutschen Nationalversammlung und zur Zweiten Kammer des württembergischen Landtags. Der aus Stuttgart stammende Rechtsanwalt Dr. Carl Friedrich Rheinwald (1802–1876) – Teilnehmer am Hambacher Fest (1832), nach Flucht in die Schweiz 1834–1848 in Bern als Dozent und später als Professor für germanisches Recht tätig, Rückkehr im April 1848 – wurde im Wahlbezirk Tuttlingen-Rottweil in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt; dort tendierte er zur politischen Linken. Im April 1848 waren in Rottweil der mehrheitlich konstitutionell-monarchistisch ausgerichtete Volksverein, der die Wahl Rheinwalds unterstützte, und ein Vaterländischer Verein im »Geist des entschiedenen, aber gesetzlichen Fortschritts« begründet worden. Am 2. Juli 1848 riefen 88 Bürger, an der Spitze der Fabrikant Carl Elias Held und der Werkmeister Joseph Göttle einen jedoch schon am 12. Juli durch königliche Verordnung verbotenen Demokratischen Verein ins Leben, der die Volkssouveränität notfalls auch gewaltsam durchsetzen wollte. Die Ausrufung der Deutschen Republik in Lörrach durch Gustav Struve (21.9.1848) bedeutete für die Ereignisse im grenznahen Rottweil die Initialzündung. Göttle und Held holten am 24. September den Gaildorfer Glasfabrikanten Gottlieb Rau nach Rottweil, der bei einer Volksversammlung vor rund 4000 Zuhörern in der oberen Hauptstraße zum Zug nach Stuttgart aufrief, um freiheitliche Forderungen durchzusetzen. Der so genannte Zwetschgenfeldzug (25.–27.7.1848), bestehend aus Rottweiler Jugendlichen, Bürgerwehr, berittenem Bürgermilitär und Bauern aus Frittlingen, Wellendingen, Villingendorf und Zepfenhan, kam jedoch bereits in Balingen zum Stehen. Zahlreiche Rottweiler Teilnehmer wurden auf den Hohenasperg gebracht (bis 2.3.1849 entlassen), Gottlieb Rau in Oberndorf verhaftet, während Held in die Schweiz (1849 Auswanderung in die USA) und Göttle in die USA flohen. Rottweil wurde von württembergischem Militär besetzt, die Rottweiler Bürgerwehr am 3.Oktober entwaffnet. Gegen die demokratischen Bestrebungen der Teilnehmer am »Zwetschgenfeldzug« gründeten Oberlehrer Thaddäus Villinger und Professor Franz Xaver Lauchert im Oktober 1848 einen im Wesentlichen regierungstreuen Verein für bürgerliche Freiheit und öffentliche Ordnung. Ein aus dem katholischen Leseverein hervorgehender Pius-Verein zur politischen Mobilisierung der Katholiken wurde in Rottweil Anfang 1849 gegründet; er war einer der ersten im Land. Während der Reichsverfassungs-Kampagne Ende April 1849 kam in Rottweil noch einmal revolutionäre Begeisterung auf. Schließlich wurde zur »Aufrechterhaltung der Volkssouveränität und Durchführung der Reichsverfassung« am 6. Mai 1849 auch in Rottweil ein Märzverein gegründet, der durch Anschluss zahlreicher Märzvereine aus Orten der Umgebung bis Ende Mai auf über 500 Mitglieder anwuchs. Nachdem an der Stadt vorbeiziehende Freischärler, die die badischen Republikaner entlasten sollten, aus Rottweil Unterstützung erfuhren, wurde die Stadt am 7. Juli 1849 von 5000 Soldaten besetzt. Die Niederlage der badischen Republikaner und das endgültige Scheitern der Revolution (18.6.1849) trafen Rottweil schwer. Der Rottweiler Märzverein, 1850 in Volksverein umbenannt, wurde am 1. Februar 1852 verboten. Das wieder erstarkte konservative Lager stand gegen die liberal-demokratischen Kräfte, was in den folgenden Jahren zu erheblichen Konflikten und Reibungsverlusten in der Kommunalpolitik führte. Neben dem überaus einflussreichen Pulverfabrikanten Duttenhofer führte auch die steigende Zahl von Staatsbediensteten nach 1870 dazu, dass die national-konservativen Kräfte in der Stadt dominierend wurden. Am 11. November 1918 bildete sich ein Soldatenrat der Garnison Rottweil, dem es in erster Linie um die Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit ging. Die Rottweiler Ereignisse gestalteten sich kaum revolutionär. Ein Arbeiterrat konstituierte sich am 14. November bei einer Volksversammlung, war aber zu einem Gutteil bürgerlich zusammengesetzt. Trotz der Ablehnung des Rätegedankens in weiten Teilen der Rottweiler Bevölkerung wurde unter dem starken Einfluss von Rechtsanwalt Lorenz Bock am 24. November ein Bürgerrat ins Leben gerufen. Bock sah den Sinn der Räte nur für eine Übergangszeit und forderte, dass sie »auf tunlichst baldige Einberufung der verfassunggebenden Nationalversammlung« hinwirken sollten. Der Arbeiterrat legte besonderes Augenmerk auf die Beseitigung der Wohnungsnot und brachte schließlich die Einrichtung eines städtischen Wohnungsamtes zustande. Durch die deutliche Mehrheit des katholischen Bevölkerungsteils und die Tatsache, dass sich die meisten Arbeiter der Pulverfabrik und der Saline aus umliegenden Gemeinden rekrutierten und die Eisenbahnarbeiter Facharbeiter beziehungsweise zum Teil verbeamtet waren, erklärt sich die Dominanz der bürgerlichen Parteien. In den 1870er Jahren kam es zu einer deutlicheren Strukturierung des politischen Katholizismus in Rottweil. 1874 wurde ein Katholischer Leseverein, 1885 der Katholische Gesellenverein (Kolpingverein) und im Vorfeld der zeitlich nicht genau fassbaren Gründung des örtlichen Zentrums 1895 der Katholische Männerverein und 1896 der Katholische Arbeiterverein gegründet. Bereits vor 1900 waren Konservative und Nationale parteipolitisch organisiert. Auf Grund eines Sonderfaktors, nämlich der Dominanz des Industriellen Duttenhofer, waren die von ihm unterstützten Nationalliberalen in Rottweil lange Zeit stark gewesen. Erst 1909 wurde ein Ortsverein der SPD gegründet. Bereits ab 1799 erschien ein Reichsstadt Rotweilisches Wochenblatt als amtliches Verkündigungsblatt, das in der Folgezeit mehrfach seinen Namen änderte und ab 1818 Gemeinnütziger Anzeiger hieß. Bereits ab 1829 führte die Verschärfung der Zensur immer wieder zu weißen Zensurlücken. 1839 wurde die Zeitung in Rottweiler Anzeiger, 1862 in Rottweiler Bürgerzeitung umbenannt und hieß schließlich von 1863 bis zur Aufhebung 1934 Schwarzwälder Bürgerzeitung. Ab 1852 wurde die Zeitung von der jüdischen Rottweiler Familie Rothschild herausgegeben. Ab 1. Januar 1878 erschien als zweite Zeitung der Rottweiler Volksfreund (ab 1.7.1895 Schwarzwälder Volksfreund) als Blatt des dominierenden Zentrums. Der Schwarzwälder Volksfreund war auf Anordnung der NSDAP nach dem 2.11.1935 inhaltlich mit der NS-Volkszeitung identisch. Die NS-Volkszeitung erschien als erste nationalsozialistische Tageszeitung ab 1. Juli 1932 in Trossingen für die Oberämter Rottweil, Tuttlingen und Oberndorf, ab 1. Mai 1933 als Rottweiler NS-Tageszeitung, welche mit dem Einmarsch der Franzosen ihr Erscheinen einstellte. Am 25. August 1945 wurde erstmals ein Mitteilungsblatt herausgegeben, im September 1945 dann die Rottweiler Rundschau, der jedoch bereits im November die Lizenz entzogen wurde. Erst ab April 1946 konnte der Schwarzwälder Bote unter dem Titel Schwarzwälder Post mit Rottweiler Rundschau regelmäßig erscheinen. Seit dem 29.Oktober 1949 erschien der Schwarzwälder Volksfreund wieder. Wegen des Einflusses des Industriellen Duttenhofer hatten die von ihm unterstützten Nationalliberalen in Rottweil noch bei den Reichstagswahlen von 1890 83 Prozent der Stimmen erhalten. Erst bei den Reichstagswahlen 1898, vorausgegangen war ein heftiger Streit um die Bevorzugung Duttenhofers in der kommunalen Politik, siegte erstmals das Zentrum, während die Nationalliberalen auf 36 Prozent fielen. Bei den Landtagswahlen von 1906 kam der Kandidat des Zentrums auf 1034, die Kandidaten der Volkspartei beziehungsweise der SPD auf 359 beziehungsweise 69 Stimmen. Bei der Reichstagswahl 1912 erhielten der Zentrumskandidat (Lorenz Bock) 928, die Bewerber von Volkspartei (Conrad Haussmann) und SPD (Hermann Mattutat) 633 beziehungsweise 198 Stimmen. Das Zentrum hatte sich zu der in Rottweil bis 1933 dominierenden politischen Kraft entwickelt. Im wenig industrialisierten Rottweil konnte die SPD bei den Reichstagswahlen 1890 lediglich 0,4 Prozent, 1898 4,5 Prozent und 1907 14,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung (12.1.1919) erhielten in Rottweil – in Klammern das Ergebnis für Württemberg – das Zentrum 54,7 Prozent (20,8 Prozent), SPD 19,2 Prozent (34,4 Prozent), die liberale DDP 16 Prozent (25 Prozent), die Württembergische Bürgerpartei 7,1 Prozent und die USPD 1,3 Prozent (3,1 Prozent) der Stimmen. Zum Abgeordneten wurde Lorenz Bock (Zentrum) gewählt. Bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung (19.1.1919) erhielten das Zentrum 55,5 Prozent (21,5 Prozent), die SPD 20,6 Prozent (35,9 Prozent), die DDP 16,2 Prozent (25,4 Prozent), die Württ. Bürgerpartei 7,1 Prozent und die USPD 0,8 Prozent (2,8 Prozent) der Stimmen und bei den Gemeinderatswahlen vom 18.5.1919 errangen in Rottweil das Zentrum 14, die DDP 4 und die SPD 2 der insgesamt 20 Sitze. Der Zuspruch für die NS-Bewegung hielt sich in Rottweil (bereits 1925 Gründung der NSDAP-Ortsgruppe) lange Zeit in Grenzen. Noch nach der »Machtergreifung«, bei der letzten halbwegs freien Reichstagswahl am 5. März 1933, lag die NSDAP (1674 Stimmen) in Rottweil deutlich hinter dem Zentrum (3099), das in allen neun Wahlbezirken der Stadt siegreich war. Im Oberamtsbezirk hingegen lag die NSDAP mit 9558 Stimmen knapp vor dem Zentrum mit 9495 Stimmen. In der Nacht zuvor waren Antifaschisten verhaftet und ins KZ Stetten am Kalten Markt gebracht worden, worüber die Rottweiler Zeitung berichtete. Die politische Gleichschaltung der Stadt begann im März 1933, als Gemeinderat Ableitner (SPD) unter Druck sein Amt aufgab; Anfang Mai 1933 trat Bürgermeister Abrell der NSDAP bei. Gemäß dem Gleichschaltungsgesetz waren die Gemeinderäte nach dem Reichstagswahlergebnis vom 5.3. umzubilden, so dass der Rottweiler Stadtrat Anfang Mai 1933 nur noch über zehn Mitglieder des Zentrums und acht der NSDAP verfügte. Als sich das Zentrum Anfang Juli 1933 auflöste, legten sieben Stadträte dieser Partei ihr Amt nieder, während drei um Aufnahme als Hospitanten bei der NSDAP-Fraktion baten. Das Ausmaß der politischen Gleichschaltung wird auch darin deutlich, dass bei der Volksbefragung am 12. November 1933 in Rottweil nur noch 126 Personen gegen die Politik Hitlers stimmten. Am 1. April 1939 wurde Bühlingen, dessen erster Eingliederungswunsch 1833 von der Stadt abgelehnt worden war, nach Rottweil eingemeindet. Bereits Ende März 1933 kam es durch die Nationalsozialisten zum Boykott jüdischer Geschäfte. Vor allem ab 1936 verschärfte sich der NS-Terror gegen die Juden, im Oktober 1938 wurde mit dem Hemdengeschäft Degginger das letzte jüdische Unternehmen zur Aufgabe gezwungen, am 10. November 1938 die Rottweiler Synagoge geschändet, verwüstet und ihre Einrichtung verbrannt. 1940 wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst, 1943 der jüdische Friedhof verkauft. 75 Mitglieder der jüdischen Gemeinde konnten auswandern, acht wurden in Konzentrationslagern umgebracht. In Rottweil überlebte nur eine einzige jüdische Mitbürgerin das Dritte Reich. Der NS-Euthanasiepolitik »Aktion Gnadentod« fielen 305 Kranke der Heilanstalt Rottenmünster zum Opfer, obwohl die Vinzentinerinnen das Euthanasie-Programm mutig zu unterlaufen versuchten. Die Fronleichnamsprozessionen unterlagen ab 1937 schikanösen Einschränkungen und wurden 1940/41 von Bürgermeister Abrell verboten; der Kirchenanzeiger musste 1941 sein Erscheinen einstellen. Nach dem 20. Juli 1944 wurde unter anderem Lorenz Bock ins Rottweiler Gefängnis eingeliefert. Mit Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion 1941 wurden mehr und mehr Kriegsgefangene, seit 1943 zunehmend auch Fremd- und Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten nach Rottweil gebracht. Nach internen Auseinandersetzungen mit der NSDAP um die Heranziehung städtischer Vermögenswerte trat Bürgermeister Abrell Ende Februar 1943 zurück; Nachfolger wurde ohne Wahl der Rottweiler NSDAP-Ortsgruppenleiter Otto Mann (seit 1942 Beigeordneter Abrells). Mann wiederum folgte im März 1944 der NS-Parteigänger Paul Fritz nach (zuvor Bürgermeister in Oberndorf). Im Zweiten Weltkrieg belief sich die Zahl der Rottweiler Gefallenen und Vermissten auf 760. Mehrere Luftangriffen zwischen 14. Oktober 1944 und 20. April 1945 forderten 22 Tote und 72 Verletzte; dennoch kam Rottweil vergleichsweise glimpflich davon. Am späten Nachmittag des 20. April 1945 wurde die unverteidigte Stadt von französischen Truppen besetzt; dabei gab es Tote und Verwundete. Am 21. April 1945 wurde Stadtkämmerer Josef Flaig vom französischen Kommandanten zum geschäftsführenden Bürgermeister bestimmt, aber bereits am 7. Mai 1945 durch den Rottweiler Rechtsanwalt Dr. Franz Mederle ersetzt, der bis zum 1. April 1946 Bürgermeister war. Noch im Mai 1945 war ihm anstelle des politisch nicht mehr tragbaren früheren Gemeinderats von den Franzosen ein neues beratendes Gremium beigegeben worden. Die städtischen Dienststellen, deren Leiter, soweit sie politisch nicht belastet waren, auf ihren Posten blieben, unterlagen strikt den Weisungen und Befehlen der Besatzungsmacht. Im Mai 1945 wurde eine unbewaffnete zivile deutsche Polizei an der Seite der Besatzungsmacht zugelassen und das Arbeitsamt wieder eröffnet. Zur gleichen Zeit wurde Kreispfleger Alfons Röhrle als kommissarischer Landrat von Johann Ableitner abgelöst. Gegen politisch Belastete wurden disziplinarische Maßnahmen bis hin zur Entfernung aus Amt beziehungsweise Arbeitsplatz verfügt. 109 Männer und sechs Frauen, die schwerer Vergehen beschuldigt wurden, kamen im Februar 1946 ins berüchtigte Lager Balingen. Die Kindergärten wurden schon im Juni 1945 wieder geöffnet und der Schulbetrieb trotz eklatanten Lehrermangels am 1.Oktober 1945 wieder aufgenommen. Langsam kam das politische Leben wieder in Gang. Karl Gengler lud am 10. November 1945 die Arbeitnehmer zur Wiedergründung der Gewerkschaften ins Katholische Gesellenhaus ein; im Juni 1947 bestanden in Rottweil zehn Gewerkschaften mit zusammen 2049 Mitgliedern. In der Nachkriegszeit stieß die vom Schwäbisch-Alemannischen Heimatbund (gegr. März 1946 unter anderem von Franz Mederle) vertretene Vorstellung eines unabhängigen und politisch an die Schweiz angelehnten »Alemannien« auf einige Resonanz, zumal die Stadt als Hauptstadt dieses diskutierten Staatsgebildes vorgeschlagen wurde. Doch die Franzosen befürworteten eine modifizierte Wiederherstellung des Parteiensystems der Zeit vor 1933. Am 18. März 1946 wurden in Württemberg-Hohenzollern durch Verfügung der Militärregierung KPD, SPD und CDU, am 19. Juli 1946 die DVP als politische Parteien zugelassen. Am 15.September 1946 fanden die ersten Gemeinderatswahlen in Württemberg-Hohenzollern statt. Als Sieger ging daraus in Rottweil die CDU mit 64,9 Prozent der Stimmen hervor. Auf die SPD entfielen 15,6, auf die DVP 12,4 und auf die KPD 7,1 Prozent. Bei der am selben Tag abgehaltenen Bürgermeisterwahl lag der für die CDU kandidierende Arnulf Gutknecht (früher Mitglied des Zentrums) mit 4420 Stimmen deutlich vor Anton Hauser (SPD), auf den 820 Stimmen entfielen. Bei den Wahlen zur Kreisversammlung am 13. Oktober 1946 kamen die CDU in Rottweil auf 69,9 Prozent, die SPD auf 14,1 Prozent, die DVP auf 9,9 Prozent und die KPD auf 6,1 Prozent der Stimmen. Am 17. November 1946 wählten schließlich die Kreistage und die Gemeinderäte der größeren Städte die aus 65 Mitgliedern bestehende Beratende Landesversammlung. Rottweil war dort durch Lorenz Bock, Karl Gengler (beide CDU) und Dr. Gertrud Metzger (SPD) vertreten. Mit Karl Gengler, der Präsident der Landesversammlung wurde und dies auch in dem am 18. Mai 1947 gewählten Landtag blieb, sowie Lorenz Bock, der am 8. Juli 1947 zum Staatspräsidenten und Finanzminister gewählt wurde, waren gleich zwei Rottweiler an der Spitze des kleinen Landes vertreten. Doch bereits am 4. August 1948 starb der Staatspräsident überraschend in Rottweil. Bei den Bundes- und Landtagswahlen ab 1949 war in Rottweil stets die CDU – trotz überkonfessioneller Ausrichtung in gewisser Hinsicht Nachfolgerin des Zentrums – mit großem Abstand stärkste politische Kraft. Bei der ersten Bundestagswahl vom 14. August 1949 erreichten – in Klammern die jeweiligen Vergleichszahlen für Württemberg-Hohenzollern – die CDU 59,3 Prozent (59,1 Prozent), die SPD 13,9 Prozent (18,9 Prozent), die DVP 18,1 Prozent (15,3 Prozent) und die KPD 4,7 Prozent (5,3 Prozent). Direkt in den Bundestag wurde der Landtagspräsident von Württemberg-Hohenzollern, Karl Gengler, gewählt. Bei der Bundestagswahl 1969 – in Klammern die Vergleichswerte für Baden-Württemberg – kam die CDU in Rottweil auf 59,3 Prozent (50,7 Prozent), die SPD auf 31,7 Prozent (36,5 Prozent) und die FDP/DVP auf 5,0 Prozent (7,5 Prozent). Bei der ersten Landtagswahl in Württemberg-Hohenzollern am 18. Mai 1947 kam die CDU auf 58,8 Prozent (54,2 Prozent), die SPD auf 15,0 Prozent (20,8 Prozent), die DVP auf 18,9 Prozent (17,7 Prozent) und die KPD auf 7,2 Prozent (7,3 Prozent). Bei der Volksabstimmung vom 9.12.1951 hatten in Rottweil bei einer Wahlbeteiligung von 61,2 Prozent (52,2 Prozent) stolze 93 Prozent (91,4 Prozent) für die Bildung des Südweststaats (Baden-Württemberg) und nur 7 Prozent (8,6 Prozent) für die Wiederherstellung der alten Länder gestimmt. Bei der ersten Gemeinderatswahl nach Abschluss der Eingemeindungen am 20. April 1975 waren 32 (zuvor 28 Sitze) zu vergeben; davon entfielen drei Sitze auf den Stadtteil Göllsdorf und je einer auf die Wohnbezirke Feckenhausen, Neufra, Hausen, Zepfenhan und Neukirch. Die CDU kam auf 50,7 Prozent (entspricht 19 Sitzen), die SPD auf 30,1 Prozent (entspricht 9 Sitzen), die Freie Wählervereinigung (FWV) auf 17,5 Prozent (entspricht 4 Sitzes) und die FDP auf 1,7 Prozent (entspricht keinem Sitz). In den sechs 1971/75 nach Rottweil eingegliederten Gemeinden bestehen gewählte Ortschaftsräte. Schon ab 1913 bestanden freundschaftliche Beziehungen zum schweizerischen Brugg (Aargau) (von dort kamen Hilfslieferungen nach dem Zweiten Weltkrieg). 1964 wurde die erste offizielle Städtepartnerschaft Rottweils mit dem österreichischen Imst (Tirol) geschlossen; ihr folgten weitere mit dem südfranzösischen Hyères (1970) und dem italienischen L’Aquila (1983). Bei der ersten Direktwahl des Europäischen Parlaments am 10. Juni 1979 kamen in Rottweil bei einer Wahlbeteiligung von 58,4 Prozent die CDU auf 62 Prozent, die SPD auf 26,7 Prozent, die FDP auf 6,5 Prozent und die Grünen auf 3,8 Prozent der Stimmen.