Einzugsbereich und Zukunftspläne

Ein Interview von Eva Rincke durchgeführt am 7. Dezember 2022 in Emmendingen

Wie viele Mitglieder hat die jüdische Gemeinde heute und wie groß ist der Einzugsbereich?

Maja Kobzarev: Wir haben insgesamt rund 360 Gemeindemitglieder, da zählen wir auch die Familienangehörigen dazu, die nicht jüdisch oder teilweise jüdisch sind. Wenn eine Familie zu uns kommt und zum Beispiel nur ein Familienmitglied jüdisch ist, dann schließen wir die anderen Familienmitglieder nicht aus. Sie können auch an Aktivitäten und Gottesdiensten teilnehmen. Sie können auch bei mir beraten werden und unsere Sozialarbeit in Anspruch nehmen. Deswegen sage ich, dass wir 360 Gemeindemitglieder haben.

Der Einzugsbereich ist sehr groß: bis nach Achern im Norden und bis nach Denzlingen im Süden. Dass unsere Gemeindemitglieder so verstreut in diesen zwei Landkreisen leben, ist für uns auch ein Problem. Wir haben Senioren in Achern, die jetzt schon seit Jahren nicht mehr kommen. Wir besuchen sie und telefonieren, aber der große Einzugsbereich ist schon ein Hindernis, in die Gemeinde zu kommen.

Was ist Ihnen heute und auch für die kommenden Jahre besonders wichtig für die Gemeinde?

Olga Maryanovska: Frieden. Frieden, Gesundheit und eine neue Synagoge.

Maja Kobzarev: Und es ist sehr wichtig, dass die Gemeinde sich weiterentwickelt und weiterlebt. Die Leute ziehen weg, die Kinder ziehen zum Beispiel in Großstädte. Sie kommen dann nicht mehr in die Synagoge oder in die Kirche. Das ist ja nicht nur in jüdischen Gemeinden so, sondern in allen kirchlichen Einrichtungen. Hier in Emmendingen haben wir noch Glück, wenn unsere Kinder in Freiburg studieren. Das ist nicht so weit weg, dann haben sie Anschluss zu uns. Aber ganz viele Kinder ziehen weg: nach Berlin oder in ganz Deutschland verteilt. Deswegen ist die Jugend- und Kinderarbeit so wichtig für uns. Damit noch viele Jahre die jüdische Gemeinde Emmendingen existiert und es jüdisches Leben in unserer Stadt gibt. Ich finde das sehr, sehr wichtig.

Vielen Dank für das Interview. Danke, dass Sie sich so viel Zeit genommen haben. Ich fand es unheimlich spannend, so viel über die Jüdische Gemeinde Emmendingen zu erfahren.

Olga Maryanovska ist Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Emmendingen. Maja Kobzarev ist Sozialarbeiterin und Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinde Emmendingen.

Zitierhinweis: Maja Kobzarev/Olga Maryanovska/Eva Rincke, Interview in der Jüdischen Gemeinde Emmendingen, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.05.2023.

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