Die neue Synagoge von 2019
Ein Interview von Eva Rincke, durchgeführt am 8. November 2022 in Konstanz
Im November 2019 wurde die neue Synagoge in der Sigismundstraße 8 in Konstanz eingeweiht. Warum erfüllt es Sie mit Stolz, dass es dieses Haus heute gibt?
Benjamin Nissenbaum: Mit Stolz kann es einen erfüllen, dass in Konstanz wieder ein jüdisches Gotteshaus sichtbar in der Mitte des Zentrums steht. Das war ja vor dem Dritten Reich auch der Fall, als die Synagoge in der Sigismundstraße 19 stand. Es hat ungefähr 40 Jahre gedauert im Gespräch mit der Stadt wieder einen Platz zu finden, um eine Synagoge im Zentrum von Konstanz zu integrieren. Als Horst Frank Oberbürgermeister wurde, hat er sich sehr dafür eingesetzt. Dank ihm wurde dann eine Möglichkeit gefunden. Später haben wir es mit vereinten Kräften, darunter Oberbürgermeister Uli Burchardt und IRG Vorsitzender Rami Suliman, geschafft, den Bau umzusetzen. In der Sigismundstraße 8 war früher mal ein Hotel, dann eine Sozialunterkunft und dann stand das Haus leer. Es war ein sanierungsbedürftiges Objekt, ein Altbau aus dem 15. Jahrhundert. Im Jahr 2009 haben wir die ersten Pläne gefertigt. 2017 kam dann endlich der Startschuss für den Baubeginn.
Können Sie etwas darüber erzählen, wie die Bewohner von Konstanz die neue Synagoge aufnehmen?
Benjamin Nissenbaum: Die Stadt Konstanz und die Bürger haben die neue Synagoge sehr gut angenommen. Wir hatten zur Eröffnung natürlich geladene Gäste, da war alles ausgebucht. Die Tage danach hatten wir Tage der offenen Tür. Ich muss sagen, da kann es einen mit Stolz erfüllen, dass die Konstanzer so interessiert waren. Die Schlangen vor der Tür waren so lang, dass das Ende gar nicht mehr sichtbar war.
In der Folgezeit haben wir dann viele Anfragen für Synagogenführungen bekommen. Früher bei der kleinen Synagoge in der Sigismundstraße 19 haben hauptsächlich Schulklassen dieses Angebot genutzt. Heute wollen außer Schulklassen auch viele Vereine und Bürger der Stadt Konstanz eine Synagogenführung. Die Synagogenführungen macht unser Rabbiner Avraham Yitzak Radbil. Rabbiner Radbil ist mit der Einweihung der Synagoge zu uns gekommen. Wir dürfen uns glücklich schätzen, so eine Kapazität wie ihn zu haben. Er ist sehr sprachgewandt und hält auch sehr interessante Drusches, das sind Ansprachen zu den Gottesdiensten am Freitagabend an Schabbat. Zudem kann er das in Deutsch und in Russisch, das ist in der heutigen Zeit sehr wichtig für uns, da wir viele russischsprachige Gemeindemitglieder haben.
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Benjamin Nissenbaum ist Vorstandsvorsitzender der Synagogengemeinde Konstanz.
Zitierhinweis: Benjamin Nissenbaum/Eva Rincke, Interview mit Benjamin Nissenbaum, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.02.2023.