Die jüdische Gemeinde Emmendingen

Ein Interview von Eva Rincke durchgeführt am 7. Dezember 2022 in Emmendingen

Ich bin heute zu Besuch bei der Jüdischen Gemeinde Emmendingen. Meine Gesprächspartnerinnen sind Frau Olga Maryanovska und Frau Maja Kobzarev.

Olga Maryanovska: Hallo, schönen guten Tag! Ich bin Frau Olga Maryanovska und bin Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Emmendingen.

Maja Kobzarev: Ich heiße Maja Kobzarev. Ich bin Sozialarbeiterin und Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinde Emmendingen.

In einigen Tagen, am 19. Dezember, beginnt in diesem Jahr Chanukka, das Lichterfest. Wie werden Sie Chanukka gemeinsam in der Gemeinde feiern?

Olga Maryanovska: Wir haben uns entschieden, dass wir dieses Jahr ein öffentliches Chanukka machen. Wir haben viele Politiker eingeladen, darunter unseren Oberbürgermeister Herrn Schlatterer, und unsere Partner vom Interreligiösen Dialog. Warum wir uns entschieden haben, dieses Chanukka so groß zu machen? In den zwei Jahren der Pandemie haben uns die Partner vom interreligiösen Dialog, unser Oberbürgermeister und andere Politiker aus Emmendingen immer unterstützt. Wir haben in diesen zwei Jahren trotzdem unsere Chanukkija, den Chanukka-Leuchter, hier auf dem Schlossplatz aufgestellt und dort unsere Kerzen angezündet. An dem Ort, wo früher die alte Synagoge war. Wir möchten uns mit diesem Fest bei allen bedanken.

Wir sind keine große Gemeinde. Wir haben ungefähr 350, 360 Mitglieder. Aber stellen Sie sich vor: Zu Chanukka kommen 140, 150 Leute, darüber freuen wir uns sehr.

Welche Aktivitäten gibt es denn noch in Ihrer Gemeinde, die für das Zusammenkommen der Gemeindeglieder besonders wichtig sind?

Maja Kobzarev: Unser Rabbiner macht regelmäßig Schiur, das ist jüdischer Religionsunterricht für Erwachsene. Er macht das jeden Sonntag. In der Pandemiezeit hat das online stattgefunden und das war sehr schön. Jeder konnte zu Hause sitzen und sich mit dem Rabbiner unterhalten. Es war eine richtig große Gruppe, so um die 20 Leute, die sich regelmäßig über Skype getroffen haben. Jetzt hält er den Unterricht hier im Gemeindebüro und es kommen immer viele Leute, weil wir einen sehr charismatischen jungen Rabbiner haben. Er wird in der Gemeinde sehr geliebt.

Außerdem machen wir kulturelle Veranstaltungen zusammen mit dem Verein für Jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen. Verschiedene Vorträge werden angeboten, das ist öffentlich, da kann jeder kommen, ohne Anmeldung zurzeit. Dann gibt es bei uns natürlich ein Jugendzentrum. Durch die Aktivitäten für Kinder und Jugendliche erreichen wir auch die Eltern. Außerdem gibt es bei uns einen Literaturclub. Zwei Gemeindemitglieder bereiten ein bestimmtes Thema vor. Bei den letzten Treffen ging es zum Beispiel um die Entstehung der hebräischen Sprache und um jüdische Anthroposophen. Dann gibt es bei uns noch einen Seniorentreff. Ein Treffpunkt für Holocaustüberlebende. Natürlich auch ein sehr wichtiges Thema.

Findet in Ihrer Gemeinde auch ein eigener Religionsunterricht für Kinder statt?

Maja Kobzarev: Ja, wir haben viele Kinder, die den Religionsunterricht besuchen. Frau Miklis, unsere Religionslehrerin, ist für uns und Freiburg zuständig. Der Religionsunterricht findet an einer Schule statt. Bei uns kann man auch in jüdischer Religion Abitur machen, meine Tochter und Olga Maryanovskas Tochter haben das gemacht.

Und neben dem schulischen Religionsunterricht gibt es in der Gemeinde auch ein Kinderzentrum?

Maja Kobzarev: Ja, im Jugendzentrum bereiten die Kinder jedes Fest vor. Jetzt gerade zum Beispiel Chanukka.

Olga Maryanovska: Die Kinder basteln gerade für die Senioren. Dieses Jahr war es schade für die Kinder, dass sie das Altersheim nicht selbst besuchen durften. Sie besuchen die Senioren sehr gerne. Wir haben diesmal nur ihre Basteleien weitergegeben.

Maja Kobzarev: Außerdem sind wir an das Jugendzentrum JuJuBa (Juedische Jugend Baden) angeschlossen. Da gibt es viele Veranstaltungen, auch Kinder- und Jugendfreizeiten, wo unsere Kinder und Jugendlichen gerne teilnehmen.

Wir als kleine Gemeinde haben wirklich ein sehr gutes Jugendzentrum und sehr viele Kinder im Vergleich zu anderen Gemeinden. Da sind wir stolz drauf. Das liegt natürlich an Frau Dohmen, unserer langjährigen Kinder- und Jugendzentrumsleiterin. Sie arbeitet jetzt auch bei der IRG Baden.

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Olga Maryanovska ist Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Emmendingen. Maja Kobzarev ist Sozialarbeiterin und Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinde Emmendingen.

Zitierhinweis: Maja Kobzarev/Olga Maryanovska/Eva Rincke, Interview in der Jüdischen Gemeinde Emmendingen, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.05.2023.

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