Aktivitäten der Gemeinde

Ein Interview mit Prof. Barbara Traub, Fragen von Eva Rincke

Zu welchen anderen Anlässen kommen Gemeindemitglieder zusammen?

Prof. Traub: Wie eingangs erläutert, sind die G‘‘ttesdienste nur ein Teil der Arbeit unserer Gemeinde, wenn auch ein ganz wesentlicher. Aber für uns geht es immer auch um die Vermittlung eines Gemeinschaftsgefühls. Gemeindeintern bieten wir etliche Kulturveranstaltungen durch unsere Kulturkommission an und ermutigen zugleich gemeindeinterne Gruppierungen, eigene Angebote zu machen. Die Jüdisch Akademische Gesellschaft (JAG), die von Zuwanderern gegründet wurde, organisiert beispielsweise Vorträge zu einem bunten Strauß ganz unterschiedlicher Themen mit Bezug zum Judentum in russischer Sprache. Hinzu kommen Computerkurse für ältere Menschen. Diese Kurse haben beispielsweise ganz erheblich dazu beigetragen, dass die Seniorenarbeit der IRGW selbst während der Corona-Lockdowns nie wirklich zum Erliegen kam. Unser „Zemer“-Chor [Zemer = Lieder] trifft sich regelmäßig zu Gesangsproben. Eine Theatergruppe, die im Hinblick auf unsere älteren Gemeindemitglieder in der Regel Stücke in russischer Sprache aufführt, hat bei den Jüdischen Kulturwochen Stuttgart bereits mehrfach auch mit deutschsprachigen Inszenierungen reüssiert.

Dabei ist es uns wichtig, dass die Menschen sich mit ihrer eigenen Biografie, ihrer eigenen Geschichte, ihren eigenen Traditionen einbringen können. Jeweils im Umfeld des 27. Januar treffen sich beispielsweise die Überlebenden der Leningrader Blockade mit ihren Angehörigen. Denn für sie ist der 27. Januar nicht nur der Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, wie er mittlerweile für weite Teile der Bevölkerung als Datum vertraut ist, sondern für sie ist es zugleich der Jahrestag der Aufhebung der Leningrader Blockade vom 27. Januar 1944. Heute ein festes Datum im Kalender, waren es unsere Zuwanderer aus St. Petersburg, die hier einen eigenen Akzent gesetzt haben.

Und natürlich sind es Familienfeiern, an denen häufig die gesamte Gemeinde Anteil nimmt. Wir ermutigen unsere Mitglieder ganz ausdrücklich, dass man beispielsweise die Bat oder Bar Mizwa oder die Chuppa [Hochzeit] gemeinsam mit der Gemeinde feiert. Hierzu wird der Gemeindesaal vom Rabbinat extra schön geschmückt und ein leckerer Kuchen im Restaurant bestellt, so dass die Gemeinde diesen besonderen Moment gemeinsam mit der Familie feiern kann. Auch gibt es feierliche Essen, sogenannt „Kidduschim“ [plural von „Kiddusch“] die in der Gemeinde gemeinsam begangen werden.

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Prof. Barbara Traub ist Vorstandssprecherin der IRGW.

Zitierhinweis: Barbara Traub/Eva Rincke, Interview mit dem Vorstand der IRGW, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 15.06.2023.

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