Gottesdienste und Feiertage

Ein Interview mit Prof. Barbara Traub, Fragen von Eva Rincke

Welche Gottesdienste finden in der Synagoge in Stuttgart statt?

Prof. Traub: Unsere Stuttgarter Synagoge ist tatsächlich die einzige Synagoge in Baden-Württemberg, in der alle im Judentum vorgeschriebenen Gebete stattfinden. Neben Schabbat und Feiertagen sind das unter der Woche jeweils drei Gebete täglich, beginnend mit dem Morgengebet „Schacharit“, über das Nachmittagsgebet „Mincha“, bis zum Abendgebet „Maariw“. Eine ganz wichtige Voraussetzung, dass sich auch sehr religiöse Familien hier in Stuttgart wohlfühlen können.

Am 6. Februar 2023 wurde Tu Bischwat gefeiert, das Neujahr der Bäume, und am 7. März 2023 Purim, das Losfest. Wie gestalten Sie als Gemeinde diese Feiertage in der Synagoge in Stuttgart?

Prof. Traub: Zum Neujahrsfest der Bäume „Tu Bischwat“ feiern wir in Stuttgart, Esslingen und Ulm neben den Gebeten in der Regel auch einen Tu Bischwat-Seder. Es werden Früchte aus Israel gegessen und dazu die überlieferten Geschichten erzählt. Kindergarten und Grundschule pflanzen Bäumchen und die Reli-Schule hatte an Tu Bischwat heuer zum Beispiel einen Baumexperten zu einem Workshop eingeladen. Und natürlich ist Tu Bischwat auch immer eine gute Gelegenheit, für Aufforstungsprojekte in Israel an den JNF-KKL zu spenden. Am Losfest „Purim“ ist die Lesung der Geschichte von Königin Esther (sogenannte „Megillat Esther“) ganz zentral: Jede Jüdin und jeder Jude soll die „Megillat“ am Purim hören. Sie wird dabei in den Synagogen in Stuttgart, Esslingen und Ulm genauso gelesen, wie in den meisten Zweigstellen und – seit Corona – auch online. Für Rabbiner und Kantor also ein Tag, der mit einigermaßen viel Reisestress verbunden ist. In Stuttgart schmücken wir zudem die Synagoge mit Luftballons und auch sonst eher konservativ gekleidete Damen und Herren kommen am Purim verkleidet und mit Weinbergrätschen ausstaffiert in die Synagogen, denn am Purim verkleiden sich nicht nur die Kinder. Während der Lesung der Megillat wird immer dann, wenn der Name des bösen Haman ertönt, möglichst viel Lärm gemacht. In Ulm steht zudem traditionellerweise eine Purim-Familien-Feier an. In Stuttgart nehmen am Purim unsere Kindergarten- und die Grundschulkinder kurzerhand die gesamte Gemeinde im wahrsten Sinne des Wortes in Beschlag: Von Tischkickern im Synagogenvorraum über Hüpfburgen und Schminktische im Gemeindesaal, bis hin zu den traditionellen „Haman-Taschen“, die unsere Young WIZO-Gruppe anbietet – unsere Stuttgarter Gemeindezentrum ist am Purim einen Tag lang tatsächlich kaum wiederzuerkennen.

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Prof. Barbara Traub ist Vorstandssprecherin der IRGW.

Zitierhinweis: Barbara Traub/Eva Rincke, Interview mit dem Vorstand der IRGW, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 15.06.2023.

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