Die Villa Eugenia in Hechingen, Quelle: Landauf LandApp
Die Villa Eugenia in Hechingen, Quelle: Landauf LandApp

Im Gegensatz zu der berühmten Hohenzollernburg ist die Villa Eugenia in Hechingen ein weitgehend unbekanntes Objekt. Das Gebäude wurde als Lusthaus in der zweiten Hälfte des 18. Jh. erbaut und diente im 19. Jh. als Residenz des letzten Fürstenpaares Konstantin und Eugénie von Hohenzollern-Hechingen. Die lebenslustige Eugénie de Beauharnais, Prinzessin von Leuchtenberg und Stiefenkelin Napoleons, war in feudalen Verhältnissen in Bayern aufgewachsen und verfügte über ein beträchtliches Vermögen, das sie in die 1826 geschlossene Ehe mit Konstantin einbrachte. Sie finanzierte auch den Ausbau der fortan nach ihr benannten Villa und die Gestaltung des Gartens in englischem Stil.

Während fast alle kleineren südwestdeutschen Territorien Anfang des 19. Jh. im Großherzogtum Baden und Königreich Württemberg aufgingen, blieben die beiden Hohenzollern zunächst bestehen. Von der Fürsprache Amalie Zephyrines, die über gute Kontakte zu Napoleon verfügte, profitierte vor allem das Haus Hohenzollern-Sigmaringen. Auch Hechingen entging der Mediatisierung, erhielt aber nur einige unbedeutendere Gebiete. Beide Staaten überstanden den Sturz Napoleons und schlossen sich infolge der 1848/49er Revolution an Preußen an. Hechingen gehörte nun zum Regierungsbezirk Sigmaringen der preußisch-hohenzollerischen Lande. Die offizielle Übereignung des Fürstentums wurde in der Villa Eugenia vollzogen, die danach an die Sigmaringer Linie überging.

Eugénie hat diese Veränderungen nicht mehr erlebt. Sie war einige Jahre zuvor an Tuberkulose erkrankt, starb während der Rückreise von einem Kuraufenthalt in Badenweiler 1847 in Freudenstadt und wurde in der Hechinger Stiftskirche beigesetzt. Nachkommen aus der nicht sehr glücklichen Ehe mit Konstantin gab es keine. Konstantin heiratete erneut und lebte nach 1850 in Schlesien. Sein Sarkophag befindet sich ebenfalls in der Hechinger Stiftskirche.

Seit 2001 unterhält der Förderverein Villa Eugenia mit Kunst- und Kulturveranstaltungen das Anwesen. Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag auf unserer App. Hintergrundinformationen zum Haus Hohenzollern mit zahlreichen weiteren Links finden Sie unter Hohenzollern im 19./20. Jahrhundert.

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Eppinger Linien
Rekonstruierter Wachtturm im Hardtwald bei Eppingen. Copyright: LABW

Die Eppinger Linien waren ein mit hölzernen Wachtürmen und Palisaden bewehrter Schanzgraben (Landesdefensionslinie), der 1695/97 auf Veranlassung des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden angelegt wurde. Erbaut wurde der Verteidigungswall, um das Land vor den Verheerungen der Franzosen im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs zu schützen. Ihren Namen tragen die Eppinger Linien von der Stadt im Kraichgau, weil diese ihre Mitte bildet. Mit einer Gesamtlänge von 86 Kilometern reichen die Linien von Weißenstein bei Pforzheim über Niefern, Mühlacker, Maulbronn, Ochsenburg, Eppingen und Sinsheim bis nach Neckargemünd und verbinden so den Schwarzwald mit dem Odenwald. Ihre erste Bewährungsprobe bestanden diese Linien bereits im Mai 1696, als französische Streitkräfte (36.000 Mann) unter General Claude de Choiseul (1632-1711) ihren Vorstoß auf Heilbronn bei Zaisenhausen und Sickingen abbrachen, nachdem sie sich von der Stärke der neuen Linien überzeugt hatten.
Mancherorts ist die Wall- und Grabenanlage noch heute zu erkennen. Im Naturpark Stromberg-Heuchelberg, zwischen Eppingen und Mühlacker, folgt ihr ein von Schautafeln begleiteter Wanderweg. Die Nachbauten einiger hölzerner Wachtürme, Chartaque genannt, sind bei Eppingen und bei Mühlacker zu begehen. Ein weiterer 12,5 Meter hoher hölzerner Aussichtsturm entstand 1988 auf der Waldschanz südlich von Niefern-Öschelbronn. Weitere allgemeine Informationen zu Siedlungszerstörungen und Festungswerken im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert gibt es hier. Den Streckenverlauf des Wanderwegs sowie GPX-Tracks zur mobilen Navigation können Sie auf dem Portal Heilbronner Land finden. (JH)

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Kopialbuch
Bischof Matthias Ramung in Anbetung der Muttergottes, aus: Lehnbuch des Bischofs Matthias Ramung (1465/68), (Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 67 Nr. 300, 3)

Als Kopiare, unter anderem auch Kopialbücher oder Kartulare genannt, bezeichnet man Sammlungen von Urkundenabschriften. Kopiare boten eine praktische Zusammenstellung von Rechtsdokumenten zur täglichen Nutzung in der Verwaltungsarbeit. Ihre Anfertigung hatte vor allem pragmatische Gründe: Statt wertvoller Originaldokumente wurden im täglichen Verwaltungsgeschäft Kopiare benutzt, wodurch alte und wichtige Urkundenunikate geschont wurden. Nicht zuletzt konnte man durch das Kopieren von Urkundeninhalten einem potentiellen Informationsverlust vorbeugen, sollten die Originale durch Feuerbrand oder Kriege vernichtet werden. Die meisten Kopiare sind als gebundene Bände überliefert. Nicht selten waren die Bände prächtig verziert. In vielen Kopiaren findet man ein Inhaltsverzeichnis, auf das die eigentlichen Urkundenabschriften folgen. Die ältesten Kopiare im südwestdeutschen Raum stammen aus dem 9. Jahrhundert. Sie sind ein Beweis dafür, dass es in dieser Region bereits im Frühmittelalter ein florierendes Urkundenwesen gab. Es handelt sich dabei vor allem um Traditionsbücher geistlicher Herrschaften (Bistümer, Stifte, Klöster), in denen Schenkungs- und Tauschurkunden in Sammelhandschriften niedergeschrieben wurden. Eine Ausnahme bildete das alemannische Kloster Sankt Gallen, in dem keine Kopiare angelegt, sondern bis zur ersten Drucklegung der ältesten Ausfertigungen im Jahre 1645 ausschließlich die zahlreich überlieferten Originaltraditionsurkunden benutzt wurden.
Nach dem Niedergang der Schriftlichkeit und damit des Urkundenwesens im 10. Jahrhundert wurden Kopiare erst wieder ab dem 12./13. Jahrhundert angelegt. Auch die Kopiare, die in den Beständen des Landesarchivs Baden-Württemberg überliefert sind, stammen aus dieser Zeit.
Ohne Kopiare wäre unser historisches Wissen stark eingeschränkt, da sie häufig als einzige Quelle Inhalte von Rechtsdokumenten überliefern, wenn sich die Originale nicht erhalten haben. Den ausführlichen Artikel von Anna Aurast können Sie im Themenmodul Südwestdeutsche Archivalienkunde nachlesen. (JH)

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Mathilde Weber um 1900, Quelle UB Tübingen
Mathilde Weber um 1900, Quelle UB Tübingen

1899 erhielt Mathilde Weber in Tübingen den Titel Wohltäterin der Stadt verliehen. Der verdienten Auszeichnung war eine Fülle von Ideen und Maßnahmen vorausgegangen, mit der sich Mathilde Weber insbesondere für die Situation von Frauen aller Schichten und Lebenslagen eingesetzt hatte. Sie wurde 1829 als Tochter der wohlhabenden Familie Walz geboren, die Wert auf eine gute Ausbildung legte, wuchs aber auch naturnah auf einem Gut bei Ellwangen auf. 1854 kam sie mit ihrem Ehemann Heinrich von Weber, Professor für Forst- und Landwirtschaft nach Tübingen. 1869, mit 40 Jahren, wurde sie in den Vorstand des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins der bürgerlichen Frauenbewegung gewählt. Hervorzuheben ist vor allem ihr Pragmatismus, der das Erkennen von Misständen mit wirksamen Maßnahmen der Abhilfe verband. Sie sorgte nicht nur dafür, dass notleidende Frauen und Kinder mit Essen und Unterkünften versorgt wurden, sondern kümmerte sich um Ausbildungsmöglichkeiten, um damit die Chancen der Frauen zu verbessern. Sie nahm sich der Nöte von Dienstmädchen und Pflegerinnen an. Der Satz Die grausame Gepflogenheit des Krankenhauses in N.N., (...), den Schwestern nach gehabter Nachtwache kein Schlafen zu gestatten, sondern zwölf Stunden Tagesdienst von ihnen zu verlangen, hat besonders dazu beigetragen, ihre sonst gute Gesundheit so zu erschüttern, daß sie nach 1 1/2 jähriger Thätigkeit den Beruf einer Krankenschwester ganz aufgeben muß erscheint außerordentlich aktuell.

Doch sie sah auch Änderungsbedarf für Frauen aus ihrer eigenen Schicht, die oft genug zu Untätigkeit, Unselbstständigkeit und, soweit alleinstehend, zu Einsamkeit und finanzieller Unterversorgung verurteilt waren. 1875 ergriff sie zusammen mit Ottilie Wildermuth und anderen die Initiative für eine Frauenarbeitsschule, die heutige Mathilde-Weber-Schule für soziale Berufe. Mit ihrer 1887 erschienenen Streitschrift Ärztinnen für Frauenkrankheiten unterstrich sie aufs Neue die besonderen Bedürfnisse von Frauen und betrat damit ein Terrain, das nicht nur Kampfgeist gegenüber der Männerdomäne der akademischen Ausbildung erforderte, sondern auch viel Geduld, ließ sich das Ansinnen doch nur allmählich umsetzen. 1888 berieten das königliche Innenministerium und das Medizinal-Kollegium in Stuttgart über die Möglichkeit von Stipendien für Studentinnen. Die Zulassung von Frauen zum Studium an der Uni Tübingen 1904 erlebt Mathilde Weber nicht mehr. Geboren am 16. August 1829, starb sie am 22. Juni 1901 in ihrer Heimatstadt.

Das Zitat und weitere Informationen finden Sie auf den Seiten der Mathilde-Weber-Schule in Tübingen

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Maskenfibel von der Heuneburg
Keltische Maskenfibel, Fundort: Heuneburg [Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart]. Hier geht es zum 3D-Modell der Maskenfibel.

Sogenannte Fibeln wurden genutzt, um Kleider, Umhänge und Mäntel zusammenzuhalten. Gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. lösten sie die bronzenen Gewandnadeln als Gewandschließen ab. Seit etwa 600 v. Chr. wurden Fibeln dann ein gängiger Bestandteil der frühkeltischen Tracht und es entwickelte sich eine große Formenvielfalt. Vor allem der Bügel wurde regional und zeitlich sehr unterschiedlich ausgestaltet. Reich verziert dienten Fibeln nun auch als Schmuck oder Talisman, der durch besondere Ornamentik Unheil abwehren sollte. Dadurch sind viele Fibelformen für Archäologinnen und Archäologen ein wichtiger Anhaltspunkt bei der Datierung von Funden. Denn die große Menge von Fundstücken mit zeitlich und regional typischen Dekorationselementen ermöglicht die Aufstellung einer kompletten Typologie zeitlich aufeinander folgender Fibelformen. Je nach ihrer Form spricht man von Bogen-, Kahn-, Pauken-, Vogelkopf-, Zwiebelkopf-, Armbrust-, Masken-, Fußzier-, Scheiben- oder auch  Schlangenfibeln. Das abgebildete Exemplar gehört zu den Maskenfibeln und wurde nahe des frühkeltischen Fürstensitzes Heuneburg gefunden, eine der wichtigsten Keltenfundstätten in ganz Europa.  Die weitläufige Anlage zwischen Binzwangen und Hundersingen weist verschiedene Siedlungs- und Ausbauphasen seit der Mittelbronzezeit vom 15. bis 13. Jahrhundert vor Christus auf. Ihre größte Ausdehnung und Blüte erlebte die Anlage als keltischer Herrschaftssitz und Handelszentrum der Hallstattkultur im 6. und 5. Jahrhundert vor Christus. Im Zentrum liegt der Burgberg mit Herrenhaus und metallurgischen Handwerksbetrieben, Wohn- und Speichergebäuden, umgeben von einer Wehrmauer. Eine zunächst locker bebaute Vorburg lag auf einer etwas niedrigeren Terrasse, vom Burgberg und dem Umland mit einer Wall- und Grabenanlage abgegrenzt. Bis zum 5. Jahrhundert vor Christus verdichtete sich die Struktur der Vorburg mit Handwerksbetrieben und Wohnhäusern. Im Nordwesten schloss sich die Außensiedlung an, ein weitläufiges Areal von mehreren Quadratkilometern Größe, mit weiteren Wohnhäusern und landwirtschaftlicher Nutzung. Die Außensiedlung war vermutlich ebenfalls befestigt, eventuell mit Holzpalisaden, und in verschiedene Kammern gegliedert. Den äußersten Ring bildeten die Begräbnisstätten, die noch heute in Form mehrerer Grabhügelgruppen erkennbar sind. Zur Blütezeit der Heuneburg lebten dort schätzungsweise bis zu 10.000 Menschen. Zum 3D-Modell der Heuneburg geht es hier. In den nächsten Jahren soll die Heuneburg im Rahmen der Kampagne "Keltenland Baden-Württemberg" zu einer Erlebniswelt umgebaut werden. Erste Eindrücke der keltischen Schätze, die in Baden-Württemberg gefunden wurden, können Sie schon jetzt in der LEO BW 3D-Galerie bewundern. Bereitgestellt wurden die 3D-Modelle vom Landesamt für Denkmalpflege. (JH)

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