Der Dorfbüttel kündigt den Christbaumverkauf an, Abendschau, 22.12.1964, Quelle SWR Retro.
Der Dorfbüttel kündigt den Christbaumverkauf an, Abendschau, 22.12.1964, Quelle SWR Retro.

Heute ist der erste Advent. Im Advent 1964 zeigte der SWR einen Film über die Vorweihnachtszeit in dem kleinen Ort Vilchband, Ortsteil der Gemeinde Wittighausen im Main-Tauber-Kreis, nicht weit von der Grenze nach Bayern. Damals hatte der Ort 360 Einwohner. Die Zahl war über einen längeren Zeitraum konstant geblieben. Heute sind es nur noch rund 280.

Den Christbaumverkauf verkündet der Dorfbüttel. Die Kinder basteln abends mit den Müttern, die Männer proben beim Blasorchester Weihnachtsstücke. Das Leben sei traurig hier, sagt der Dirigent. Es ist kein armes Dorf. Den Alltag prägen die Landwirtschaft auf den große Höfen und die Arbeit im Wald. Noch gibt es einen Krämerladen, Handwerker üben ihre Tätigkeit mit einfachen Mitteln aus. 1964 ist das Jahr mit der höchsten Geburtenrate vor dem Pillenknick. Die Familien sind groß und so besuchen 60 Kinder die Dorfschule. Der Weg in die höheren Schulen ist zu umständlich.

Doch auch hier ist die Zeit nicht stehengeblieben. Bald wird es keine Zugtiere mehr geben. Der Sohn des Schmieds wird Automechaniker lernen. 36 Pendler arbeiten im Umland, davon fahren einige mit dem Rad zur nächsten Bahnstation und von da nach Würzburg. Die Kirche bietet erstmals einen Adventskaffee für die Älteren an.

Ein Dorf im Advent, Abendschau vom 22.12.1964 in SWR Retro.

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 Das Schopflocher Moor
Das Schopflocher Moor (Foto: privat)
Das Schopflocher Moor ist das einzige Hochmoor auf der Schwäbischen Alb. Intakte Hochmoore bestehen zu 90 % aus Wasser, das sauerstoffarm und sehr sauer ist. Sie sind ausschließlich auf Niederschlagswasser mit den darin enthaltenen Nährstoffen angewiesen und werden deshalb auch als Regenmoore bezeichnet. Häufig gibt es in Hochmooren Seen, wie beispielsweise im Hochmoor bei Kaltenbronn, im Schopflocher Moor fließt hingegen fast alles Wasser unterirdisch. Entstanden ist das Schopflocher Moor auf dem vulkanischen Untergrund eines etwa 17 Millionen alten Vulkanschlots. Die Schlotfüllung, der sogenannte Vulkantuff, verwitterte schneller als das umgebende harte Kalkgestein und es bildete sich eine flache Mulde mit einer wasserstauenden Lehmschicht. Nach dem Ende der Eiszeit, vor etwa 10 000 Jahren, entstand ein See. Hohe Niederschläge begünstigten das Wachstum von Torfmoosen, bis der See im Laufe der Zeit verlandete und zum Moor wurde. Von kleineren Eingriffen zu Beginn des 17. Jahrhunderts abgesehen, war das Moor 1784 noch nahezu unberührt. Dann begann der Mensch, es zu entwässern und Torf zu stechen. Man benutzte den Torf als Brennmaterial und zur Bodenverbesserung. Das abgetorfte Moor diente als Streuwiese zur Gewinnung von Einstreu für den Stall. Obwohl vom einstigen Moor nur noch zwei Torfhügel übrig geblieben sind, ist der biologische und wissenschaftliche Wert sehr hoch. Für Molche, Eidechsen, Braunkehlchen, Sumpfrohrsänger und zahlreiche andere Tierarten bietet das Hochmoor den perfekten Lebensraum. Darüber hinaus liefern die in den bis zu 5 m dicken Torfschichten eingeschlossenen Pflanzenpollen Erkenntnisse über die Klima- und Vegetationsgeschichte der Landschaft. Durch den schönsten Teil des Moores führt ein etwa zwei Kilometer langer Rundwanderweg. Weitere Wanderwege rund um das Schopflocher Moor finden Sie hier. (JH)
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Elisabeth von Plotho und Armand von Ardenne, 1873. Quelle Deutsches Historisches Museum.
Elisabeth von Plotho und Armand von Ardenne, 1873. Quelle Deutsches Historisches Museum.

Am 27. November 1886 duellierten sich der Richter Emil Hartwich und Baron Armand Léon von Ardenne. Anlass der Auseinandersetzung war eine Affäre zwischen Hartwich und Ardennes Ehefrau Elisabeth. Theodor Fontane verarbeitete die Ereignisse in seinem Roman Effi Briest, der ab 1894 in mehreren Folgen in der Deutschen Rundschau erschien. Auch hier bildet das illegale und sinnlose Duell einen dramatischen Höhepunkt. Die realen Vorbilder und Begebenheiten weichen jedoch in vielen Punkten von Fontanes literarischem Werk ab.

Elisabeth wurde 1853 als Freiin von Plotho auf Gut Zerben an der Elbe geboren. Hier heiratete sie 1873 den Rittmeister Armand von Ardenne. Elisabeth ist 19, Armand 24, also wesentlich jünger als Effis Ehemann Innstetten im Roman. Zuvor hatte Armand am Deutsch-Französischen Krieg teilgenommen und war verletzt worden, was Elisabeths eher gleichgültige Haltung dem Rittmeister gegenüber verändert haben soll. Das Paar zog zunächst nach Berlin, dann nach Düsseldorf. Hier lernten sie den Amtsrichter Emil Hartwich kennen, die beiden Familien freundeten sich miteinander an. Elisabeth und Emil teilten die Leidenschaft für Theater. Er war zehn Jahre älter als sie und unglücklich verheiratet. 1884 kehrt die Familie Ardenne nach Berlin zurück. 1886 wollten sich Emil und Elisabeth scheiden lassen und heiraten. Bei dem Duell, das unter Teilnahme der Öffentlichkeit ausgetragen wurde, erlitt Hartwich schwere Verletzungen und starb wenige Tage später.

Anders als im Roman wurde Elisabeth sehr alt. Sie beendete ihr Leben 1952, hochbetagt mit 98 Jahren, in Lindau am Bodensee. Nach der Scheidung hatte sie Trost und Zuflucht bei der Familie Blumhardt in Boll gefunden. Sie lernte den Beruf der Krankenschwester und verbrachte ihre späteren Lebensjahre als Gesellschafterin der Fabrikantentocher Daisy Weyersberg. Ihre beiden Kinder konnte sie erst 1904 bzw. 1909 wiedersehen. Ihr Enkel, der Physiker Manfred von Ardenne, wurde 1907 geboren.

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 Authentik aus dem Pfarrarchiv St. Leon-Rot, 1957. Foto: Rennert, Alexander, St. Leon-Rot. Quelle: Pfarrarchiv St. Leon-Rot.
Authentik aus dem Pfarrarchiv St. Leon-Rot, 1957. Foto: Rennert, Alexander, St. Leon-Rot. Quelle: Pfarrarchiv St. Leon-Rot.
Formen der Reliquienverehrung gibt es in nahezu allen Weltreligionen. Vor allem im Mittelalter waren Reliquien wichtiger Bestandteil des Heiligenkults. Doch seit jeher sah man zugleich die Gefahr, dass Reliquien ohne Echtheitsgarantie verehrt werden könnten. So verlangte man im katholischen Kulturraum schon früh die Verifizierung von Reliquien durch sogenannte Authentiken, also eine Art Echtheitszertifikat. Bereits im ausgehenden Altertum einsetzende Konzils- und Synodalbeschlüsse, forderten solche aussagekräftigen „Zeugnisse für die Echtheit der Reliquien, des Martyriums und der geschehenen Wunder“. Für die Kennzeichnung und Beglaubigung von Reliquien dienten Authentiken meist in Form von schmalen und länglichen Pergamentstreifen. Auch Inschriften und feste Beschreibstoffe fanden Verwendung. Doch wie wurde die Echtheit einer Reliquie überhaupt festgestellt? Im Mittelalter griff man zu Methoden wie beispielsweise Feuer-, Kalt- und Warmwasserproben. Heute verlässt man sich auf wissenschaftliche Methoden wie Radiokarbontest und Mikrobiologie. Auch die Zuständigkeit für die Anfertigung von Authentiken wechselte im Laufe der Jahrhunderte. Das 4. Laterankonzil (1215) bestimmte, dass der Papst für neu aufgefundene Reliquien eine Authentik ausstellt, wohingegen das das Konzil von Trient (1545–1563) die Ortsordinarien verpflichtete und somit den Kreis der möglichen Aussteller erweiterte. Es wird vermutet, dass es ab diesem Zeitpunkt auch Authentiken gab, die von Bischöfen ausgestellt werden durften. Für den Aufbau und Inhalt der Authentiken gibt es seit jeher feste Elemente. Am Kopf einer Authentik ist in der Mitte meist ein Wappen zu sehen, umringt von Namen, Titeln und Ordenszugehörigkeit des Ausstellers. Danach wird das Reliquiar beschrieben, die Heiligen werden genannt, dann folgt Datum und Unterschrift. Ein Siegel, identisch mit dem am Reliquiar, vervollständigt die Authentik. In der Neuzeit kam es schließlich zu einer Entwicklung von Vordrucken. Somit konnten die Urkunden beliebig oft hergestellt werden. 

Bis heute sind Authentiken eine wichtige Quellen für die Erforschung des Aufkommens von Reliquien und ihrer Verbreitung sowie der Entwicklung der lokalen Volksfrömmigkeit. Ausführliche Informationen und weitere Beispiele finden Sie in dem Artikel von Jutta Seif in dem LEO-BW-Themenmodul „Südwestdeutsche Archivalienkunde“. (JH)

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Fürstenbildnis
Bildnis: Markgraf Karl Friedrich von Baden [Copyright: Badisches Landesmuseum Karlsruhe]
Jeder kennt sie, die farbenprächtigen Bilder von Herrscherinnen und Herrschern in machtvollen Posen, ausgestattet mit allerhand Insignien der Macht. Aber wer hat diese Bilder eigentlich gemalt? Meist waren es sogenannte Hofmaler, die seit der Renaissance an zahlreichen Höfen Europas als Diener mit privilegiertem Status dem Hofstaat angehörten und das Repräsentationsbedürfnis der jeweiligen Herrscher künstlerisch umsetzen sollten. Ob Dichter, Architekten, Musiker oder bildende Künstler, Anstellungen am Hof waren begehrt, denn neben der Förderung durch Stipendien, beispielweise für Auslandsaufenthalte, wurde Hofkünstlern nach der Ernennung auch eine jährliche „Pension“ gewährt. Doch diese Absicherung brachte auch Nachteile mit sich, so war die künstlerische Freiheit der Hofkünstler stark eingeschränkt und die Auftragsarbeiten mussten in erster Linie dem Geschmack des Herrschers entsprechen. Zudem wurde den Hofkünstlern neben ihrer künstlerischen Tätigkeit auch andere Dienste, wie z.B. Mal- und Zeichenunterricht oder die Organisation und Durchführung von Festen, abverlangt. Auch am Hof des Markgrafen von Baden-Durlach in Karlsruhe waren zahlreiche Hofmaler beschäftigt, unter anderem der Maler Philipp Heinrich Kisling. Philipp Heinrich Kisling wurde am 24. November 1713 als Sohn des Forstmeisters Friedrich Jakob Kisling in Eggenstein geboren. Das hier gezeigte Bildnis des jugendliche Markgrafen Karl Friedrich von Baden-Durlach wurde von Kisling gemalt und entspricht im Typus den offiziellen Fürstenporträts dieser Zeit. Es entstand wohl um 1746, die Zeit der Volljährigkeitserklärung des Fürsten. Carl Friedrich war der Sohn des Erbprinzen Friedrich von Baden-Durlach (1708-1732), der sehr früh verstarb. Nachdem auch der Großvater Carl Wilhelm im Jahre 1738 einem Schlaganfall erlegen war, übernahm dessen Witwe, die Markgräfin Magdalena Wilhelmine, zusammen mit einem Regentschaftsrat die Vormundschaft über den jungen Prinzen und seinen Bruder. Beide erhielten eine sorgfältige Erziehung, verbrachten mehrere Studienjahre in Lausanne und unternahmen ausgedehnte Reisen. Nach der vorzeitigen Volljährigkeitserklärung durch Kaiser Franz I. übernahm Carl Friedrich 1746 die Regierungsgeschäfte. Mit einer Regierungszeit von 73 Jahren wurde er zu einem der am längsten regierenden Monarchen der Geschichte. (JH)
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