Die Königliche Jagdhütte auf dem Steingart im Schönbuch, 2004 [Quelle: Wikipedia gemeinfrei]
Die Königliche Jagdhütte auf dem Steingart im Schönbuch, 2004 [Quelle: Wikipedia gemeinfrei]

Der Naturpark Schönbuch am Rand des Ballungsraums Mittlerer Neckar ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete der Region, beliebtes Wander- und Naherholungsgebiet und, wie der Name schon sagt, berühmt für seinen alten Baumbestand. Morgen jährt sich die Gründung des Naturparks zum 50. Mal. Dabei hatte es gar nicht gut ausgesehen für das einstige Jagdrevier des Hauses Württemberg. In der Landesregierung bestanden Pläne, den Ausbau des Stuttgarter Flughafens mit einer Verlegung zu verbinden, die den Schönbuch erheblich beeinträchtigt hätte. Die vorgesehenen Start- und Landebahnen reichten gefährlich nahe an Tübingen heran, von den immensen Kosten ganz zu schweigen.

Es regte sich Protest unter Führung des Schwäbischen Albvereins unter seinem Vorstand Georg Fahrbach, unterstützt von Alfred Toepfer, einem der Gründerväter der Naturparkidee und treibende Kraft der ersten Naturpark-Initiative in den 1950er Jahren in der Lüneburger Heide. Bis Anfang der 1960er Jahre waren im Bundesgebiet 25 Naturparke entstanden, nur im Südwesten sah die Obrigkeit keine Notwendigkeit. Der hier fast sprichwörtliche Waldreichtum schien selbstverständlich und nicht besonders schützenswert. Durch die Pläne für den Flughafenneubau kam Bewegung in die Angelegenheit. Große Teile des Schönbuchs wurden bereits in den 1960er Jahren als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Fahrbach und der Albverein erhielten Rückendeckung durch den Tübinger Landrat und die Bürger der Schönbuch-Gemeinden, die zahlreiche Protestaktionen organisierten. Am Ende begeisterte sich der damalige Ministerpräsident Filbinger für die Idee, die gleichzeitig das Aus für die Flughafenpläne bedeutete. Unter Trägerschaft des Landes, der Mitarbeit umliegender Landkreise, Gemeinden und zahlreicher Vereine wurde der Naturpark am 21. März 1972 offiziell ins Leben gerufen. Der älteste Naturpark in Baden-Württemberg ist somit ein weiteres erfolgreiches Beispiel für bürgerschaftlich-politisches Engagement und Naturschutz. Doch auch in den Jahren nach 1972 musste um Fauna und Flora gekämpft werden und gegen Projekte, die den Bestand nachhaltig zu gefährden drohten.

Früher war alles besser? Aus wirtschaftlicher Sicht diente der Schönbuch über Jahrhunderte als Lieferant von Holz und Wild oder als Waldweide. Dabei war das Waldgebiet nicht die Idylle, als die es in der heutigen Vorstellung erscheinen mag. Immer wieder und so auch gegen Ende des 18. Jh. wurden Wälder großflächig abgeholzt. In Berichten über den Schönbuch ist von weitgehendem Kahlschlag die Rede. Im Laufe des 19. Jh. wurde aufgeforstet, der Wald erholte sich langsam. Und eine weitere Einkunftsquelle tat sich dort auf: Der abgebaute Stubensandstein war aufgrund seiner Qualität für bedeutende architektonische Werke wie das Kloster Bebenhausen oder die Neckarbrücken in Esslingen und Tübingen verwendet worden. Später erhielte sogar die Bauhütten des Ulmer Münsters, des Kölner Doms und Schloss Neuschwanstein Steine aus dem Schönbuch.

Auf der Website des Naturparks Schönbuch finden Sie das aktuelle Veranstaltungsprogramm im Jubiläumsjahr. Die zentrale Feier soll am ersten Oktoberwochenende stattfinden.

Der Naturraum Schönbuch und Glemswald auf LEO-BW.

Informationen über die Schönbuchlagerbücher mit Beschreibung von Waldnutzungsrechten sowie Einkünfte aus Äckern und Wiesen im Themenmodul Südwestdeutsche Archivalienkunde.

Die Domäne Einsiedel auf dem Schönbuch.

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Plan der Floßkanals in der Ortenau bei Fristett von Franz Joseph von Weis zu Neuenburg, 1757 [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H Freistett 6]
Plan der Floßkanals in der Ortenau bei Fristett von Franz Joseph von Weis zu Neuenburg, 1757 [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H Freistett 6]

Dargestellt ist der Kanal zwischen dem Rhein bei Freistett und der Acher, hier Feldbach bei Gamshurst. Außerdem zu sehen: ein Plan der proiectirten Statt und Residenz Neu-Freystetten mit Grundriss, schon bestehenden Gebäuden und einem Residenzschloss mit Park; ergänzend eine Nebenkarte mit den links- und rechtsrheinischen Regionen von Offendorf im Elsass bis zum Mummelsee, den Einzugsgebieten von Feldbach und Kanal, nebst politischen Grenzen und der Stollhofer Linie linea imperialis.

1736 war der letzte männliche Vertreter der Grafschaft Hanau-Lichtenberg verstorben, zu der Freistett gehörte. Erbe wurde Landgraf Ludwig von Hessen-Darmstadt. Bereits 1730 hatte der Straßburger Bankier Georg Daniel Kückh hier Grundbesitz zur Gründung einer Handelsgesellschaft erworben. 1745 sicherte er sich über den amtierenden Landgrafen das Stadt- und Marktrecht für die so entstandene Siedlung Neufreistett, in der vor allem Kaufleute und Handwerker wohnten, unter anderem auch eine jüdische Familie. Hauptgegenstand des Projekts war der rund sieben Kilometer lange Kanal, der eine Verbindung zwischen Schwarzwald und Rhein herstellen sollte. Auch ein Hafen war geplant. Rund zehn Jahre, bis 1753, wurde daran gearbeitet, doch musste der Bau auf Druck dreier Gemeinden, Renchen und dem benachbarten Ulm sowie Waldulm – diese Teil der Freistetter Waldgenossenschaft - eingestellt werden. Kurz darauf kam Kückh zu Tode. Etwa zwanzig Jahre später kaufte die Gemeinde Freistett seinen Besitz zurück. Die geplante Residenz wurde nicht verwirklicht. 1929 schlossen sich Freistett und Neufreistett zusammen. 1975 entstand unter Einbeziehung von Rheinbischofsheim die Stadt Rheinau. Das ehemalige Kückh‘sche Kompagniehaus ist heute Rathaus.

Mehr zum Thema Flößerei finden Sie im Artikel Flößer und ihre Sprache auf LEO-BW

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Die Kapelle St. Wendel zum Stein bei Dörzbach [Quelle: Landesmedienzentrum BW]
Die Kapelle St. Wendel zum Stein bei Dörzbach [Quelle: Landesmedienzentrum BW]

Anlässlich des Welt-Wasser-Tags im März möchten wir auf besondere Gewässer unseres Bundeslands hinweisen. So dürfen wir nicht nur die Annehmlichkeiten des Bodensees genießen, hier entspringen mit Donau und Neckar zwei bedeutende Flüsse, von denen ersterer, wie auch der Rhein, mehrere Länder verbindet. Dem kam in vorindustrieller Zeit große Bedeutung zu.

Vor allem im Schwarzwald aber auch darüber hinaus wurden Talsperren und Wasserspeicher erbaut, die bei der Energiegewinnung von Bedeutung sind.

Hinweisen möchten wir außerdem auf geologische Phänomene wie die Donauversickerung oder das Schluchtensystem der Wutach. Und last but not least hat das Wasser nicht nur die Kraft, Böden und Felsen abzutragen, sondern kann diese auch zum Wachsen bringen, wie die Kalktuff-Felsen bei Bad Überkingen oder im Jagsttal zeigen. Hier verläuft zwischen Dörzbach und Hohebach ein 70 m langer Felsen , in dem sich Höhlen und Nischen befinden, die bereits in prähistorischer Zeit genutzt wurden. Eine davon weist Spuren mit gotischen Stilelementen auf und könnte als Klause gedient haben, später wurde daneben die heutige Wallfahrtskapelle St. Wendel zum Stein errichtet.

Kostenlose Gewässerführungen mit regionalen Schwerpunkten werden über den Verein Gewässerführer Baden-Württemberg angeboten

Auf LEO-BW finden Sie:

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Megillah [Quelle: Rabbinatsmuseum Braunsbach/BW Museum digital https://bit.ly/364H7Ib]
Megillah [Quelle: Rabbinatsmuseum Braunsbach/BW Museum digital https://bit.ly/364H7Ib]

Das Purim-Fest erinnert in der jüdischen Tradition an Königin Ester und die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der Diaspora. Es ist ein Fest der Freude, bei dem es neben dem Gottesdienst Geschenke und Unterhaltung gibt. Darüber hinaus ist es üblich sich zu verkleiden, Lärm zu veranstalten und mit parodierenden Reden oder Darstellungen aufzutreten. Die Ähnlichkeit mit dem christlichen Fasching ist unübersehbar und tatsächlich soll etwas davon in die jüdische Tradition eingeflossen sein.

Mit einem Augenzwinkern wird auf das Buch Ester verwiesen, das alljährlich beim Purim-Fest sowohl im Synagogen-Gottesdienst als auch in jüdischen Haushalten gelesen wird. Hier taucht Gott nicht namentlich sondern nur in Umschreibungen auf, was zu der schelmischen Aussage geführt haben soll, dass sich selbst Gott zu Purim verkleide.

Die abgebildete Schriftrolle enthält den Text des Buches Ester aus der hebräischen Bibel. Die gezeigte Megillah-Ester war seit dem 18. Jahrhundert im Besitz der Familie Strauß aus Niederstetten im heutigen Main-Tauber-Kreis. Einer der Söhne wanderte Anfang des 20. Jahrhunderts nach Amerika aus. Seine Enkelin übergab sie bewusst einem deutschen Museum. Die Rolle besteht aus Pergament und ist handgeschrieben. Im Inneren befinden sich an einigen Stellen Ornamente.

Die Schriftrolle befindet sich heute im Rabbinatsmuseum in Braunsbach. Hier wird die Geschichte der Landjuden am Beispiel des hohenlohischen Dorfes Braunsbach behandelt. Themenfelder sind die Geschichte der jüdischen Gemeinde Braunsbach selbst, das Bezirksrabbinat sowie Lebensweisen der jüdischen Mitbürger.

Eine ganz eigene Purim-Tradition entwickelte sich in Gailingen am Hochrhein, wo die jüdische und nichtjüdische Bevölkerung alljährlich zusammenkam um zu feiern.

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Heidelberg, Aushängeschild der Romantik im Südwesten [Quelle: Stadt Heidelberg]
Heidelberg, Aushängeschild der Romantik im Südwesten [Quelle: Stadt Heidelberg]

Heidelberg mit Schloss und Neckarbrücke ist der Inbegriff eines romantischen Orts und das nicht nur in touristischer Hinsicht. Hier versammelte sich zu Beginn des 19. Jh. eine Gruppe von Dichtern, die zusammen mit den älteren Vertretern in Jena als Heidelberger Romantik einen Schwerpunkt bildeten. Hauptanliegen war die Wiederentdeckung der älteren deutschen Literatur und Volkskultur. Achim von Arnim und Clemens Brentano arbeiteten an der Liedsammlung des Knaben Wunderhorn und brachten die Zeitung für Einsiedler heraus. Friedrich Hölderlin hielt sich einige Zeit in Heidelberg auf und widmete der Stadt eines seiner bekanntesten Gedichte. Joseph und Wilhelm von Eichendorff besuchten die Universität. Enge Kontakte bestanden zu den Brüdern Grimm, Karoline von Günderrode und Bettina von Arnim.

Der romantische Impuls, der Gefühle wie schwärmerische Verehrung, verzweifelte Sehnsucht, unerfüllte Liebe oder mystische Naturverklärung betonte, fiel auch in der Unistadt Tübingen auf fruchtbaren Boden. Hier gab ein studentischer Freundeskreis um Ludwig Uhland und Justinus Kerner ab 1807 das Sonntagsblatt für gebildete Stände heraus. Der später so genannten Schwäbischen Dichterschule werden unter anderem Gustav Schwab, Karl Mayer sowie die etwas Jüngeren wie Wilhelm Hauff und Eduard Mörike zugerechnet. Die historisch orientierten oder märchenhaften Stoffe fanden nicht immer Beifall. Heinrich Heine verspottete sie als provinziell. Erst in jüngerer Zeit wurden die Abgründige im Werk Mörikes erkannt und anerkannt.

Die romantische Strömung blieb nicht auf Literatur beschränkt, sondern fand Eingang in Musik, bildende Kunst und den Zeitgeschmack. Friedrich Silcher, vor allem durch seine Volkslieder bekannt, wirkte ab 1817 als erster Musikdirektor an der Uni Tübingen und gründete dort 1829 die Akademische Liedertafel die in Gesangvereinen ihre Fortsetzung fand. Ruinen, lange Zeit vergessen oder als Steinbruch genutzt, wurden in ihrem historischen Zusammenhang oder als Zeichen der Vergänglichkeit gewürdigt, „Märchenschlösser“ wie Lichtenstein oder die Zollernburg in Hechingen erbaut.

Zum Weiterlesen:
200 Jahre Heidelberger Romantik (Heidelberger Jahrbücher 51.2007), Berlin, Heidelberg 2008 als Digitalisat der UB Heidelberg

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