Der fast 600 Jahre alte Klausenhof in Herrischried [Quelle: Gemeinde Herrischried]
Der fast 600 Jahre alte Klausenhof in Herrischried [Quelle: Gemeinde Herrischried]

Der strohgedeckte Eindachhof stammt aus der ersten Hälfte des 15. Jh. und ist eines der ältesten erhaltenen Häuser im Schwarzwald. Er steht im Ortsteil Großherrischwand bei Herrischried, rund 10 km Luftlinie von Todtmoos entfernt. Das seit den 1930er Jahren nicht mehr genutzte Anwesen war gegen Ende der 1960er Jahre vom Zerfall bedroht. Der damalige Bürgermeister wollte den Hof behalten und so entstand mit viel Einsatz das 1981 eröffnete Museum. Dazu wurde das Gebäude 1979 um mehrere hundert Meter versetzt. Heute kümmert sich ein Förderverein um den Erhalt, Träger ist die Gemeinde. Das Haus präsentiert sich als regionaltypisches Anwesen des Hotzenwalds mit sehenswerter Ausstattung, so der urtümlich erscheinenden Küche, deren Rauch immer noch in allen Räumen spürbar ist. Zum Museum gehören außerdem ein Kräutergarten, eine Schmiede, eine funktionstüchtige Hochgangsäge sowie eine in Museen nicht so häufig anzutreffende Brennerei. Für Lokalkolorit sorgen außerdem die Angebote ortsansässiger Direktvermarkter und Kulturveranstaltungen im und um das Areal.

Das kleine Freilichtmuseum liegt abseits der großen Touristenströme. Zwar dauert die Anfahrt etwas länger, dafür entfallen die andernorts anzutreffenden Besuchermassen. Verstecken muss sich der Hof deshalb nicht. Das Museum Vogtsbauernhöfe hatte bereits Interesse an dem historisch wertvollen Gebäude angemeldet, bevor es im Bereich des alten Standorts erhalten werden konnte.

Weitere Informationen zum Museum finden Sie hier, aktuelle Zugangsbedingungen bei der Gemeinde Herrischried

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 Mokichi Saito (1882-1952), Dichter, Essayist and Psychiater, auf einem Foto von Shigeru Tamura [Quelle: Wikipedia gemeinfrei]
Mokichi Saito (1882-1952), Dichter, Essayist and Psychiater, auf einem Foto von Shigeru Tamura [Quelle: Wikipedia gemeinfrei]

 

Die Donau, der große Fluß
Unterwegs auf der Suche nach ihren fernen Quellen
Abenddämmerung im Tal

Die Zeilen stammen von Mokichi Saito, einem der bekanntesten Dichter Japans. Saito wurde 1882 als Bauernsohn im heutigen Kaminoyama geboren. Über Verwandte kam er nach Tokyo und studierte Medizin. Von 1921 bis 1924 reiste er im Rahmen seiner Ausbildung durch Europa und lebte hauptsächlich in München und Wien, das schon vor dem Ersten Weltkrieg gerne von japanischen Studenten aufgesucht wurde. Gedanken über die fremde Kultur und deren Persönlichkeiten, die örtlichen Verhältnisse und Alltäglichkeiten verarbeitete er nach seiner Rückkehr in einem dreiteiligen Reisebericht. Die einfachen aber treffenden Schilderungen geben zufällige Begegnungen mit Menschen oder Fachkollegen der Psychiatrie wieder, beschreiben Eindrücke von Kultur- und Studienfahrten.

Einen besonderen Bezug hatte Saito zur Donau, die er im Januar 1922, gleich nach seiner Ankunft, in Wien zum ersten Mal sah. Gedanken über den winterlichen, Eisplatten tragenden Strom und seine Geräusche bilden die Einleitung zum ersten Kapitel des Buches: „Die Donau, die „blaue Donau“, ist ein großer Strom. Ihre Ufer sind nicht ohne Herzlichkeit und Erbarmen. Sie schenkte mir einiges davon, während ich in Österreich lebte […]. 1924 erfüllte sich ein langgehegter Wunsch und er fuhr nach Donaueschingen, um die Quellflüsse der Donau kennenzulernen. Noch am Abend des Eintreffens unternahm er einen nächtlichen Spaziergang durch die Stadt und entlang der Brigach. Sein Essay gibt Erlebnisse der Fahrt, den Gang an die Mündung von Brigach und Breg sowie einen Ausflug ins nahe Aufen im Brigachtal wieder. Die Begegnung mit der Baar war eine seiner letzten Reisen vor der Rückkehr nach Japan. Zuvor hatte er Paris und Budapest, die Schweiz und den Bodensee besucht.

Seine poetischen aber nicht realitätsfernen Schilderungen sparen auch die Schattenseiten der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg nicht aus. So begleiten Betrachtungen über Not, Inflation oder dem aufkommenden Nationalsozialismus die Erzählungen. Der Hitlerputsch im November 1923, den Saito in München erlebte, ist ebenso ein Thema wie seine Empfindungen angesichts des großen Kanto-Erdbebens vom 1. September des Jahres, das die japanische Hauptinsel Honshu heimsuchte. Der Titel des Reiseberichts - Wanzentagebuch. Die kleinen Leiden und Freuden eines japanischen Studenten im Europa zwischen den zwei großen Kriegen (1921-1924) – verrät den für Saito typischen Humor.

Hauptberuflich arbeitete Saito als Psychiater. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der 1908 erstmals erschienenen Literaturzeitschrift Araragi. Sein erster Gedichtband Shakko (Rotes Licht) erschienen 1913. Saito gilt als ein Meister der Tanka, aus 31 Silben bestehenden Versen. Neben Gedichten entstanden Essays und weitere Reiseberichte. Er starb 1952. Über Saito wurde die Donau in Japan bekannt und beliebt. 1995 begründeten Donaueschingen und Kaminoyama auf Initiative der japanischen Stadt eine Partnerschaft.

Zum Weiterlesen:
Wanzentagebuch. Die kleinen Leiden und Freuden eines japanischen Studenten im Europa zwischen den zwei großen Kriegen (1921-1924). Die deutsche Übersetzung erschien 2011 und ist als gedruckte Ausgabe erhältlich. Das o.g. Zitat über die Donau befindet sich auf den Seiten 14 und 15.

Der Mokichi-Saito-Weg in Donaueschingen wurde zum Andenken an den Dichter eingerichtet und führt von der Innenstadt an den Zusammenfluss von Brigach und Breg. Mehr dazu und weitere Infos auf der Homepage von Donaueschingen.

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 ie Martinskapelle unweit des Bregusprungs [Quelle: Wikimedia]
Die Martinskapelle unweit des Bregusprungs [Quelle: Wikimedia commons]

Die Martinskapelle im Südschwarzwald auf einem Höhenrücken zwischen Schönwald und Simonswäldertal ist ein beliebter Orientierungspunkt für Wanderer. Heute verläuft hier der Westweg und in alter Zeit bestand eine Passstraße, die möglicherweise schon von den Kelten genutzt wurde.

Um die Kapelle ranken sich Legenden und Vermutungen. Fakten lieferten Grabungen und baugeschichtliche Untersuchungen. Ein erstes Gebäude ist für die Zeit um 800 nachweisbar: An einen Raum mit quadratischer Grundfläche schloss sich ein weiterer Raum mit Becken an. Ob dieser von Anfang an christlichen oder zunächst heidnischen Zwecken diente, kann nicht mehr festgestellt werden. Diskutiert wird die Existenz eines Quellheiligtums in dem niederschlagsreichen Gebiet, in dem sich die Ursprünge von Breg und Elz befinden. Das Martinspatrozinium verweist auf einen frühchristlichen Zusammenhang. Martinskirchen wurden oft entlang der Handelswege errichtet und können als Hinweise in bezüglich der Christianisierung herangezogen werden. Erste schriftliche Quellen einer Kapelle datieren vom Anfang des 10. Jh., als Stiftung des Klosters St. Margarethen in Waldkirch, und aus der zweiten Hälfte des 12. Jh., wo eine Kapelle auf hohem Berg bei Furtwangen erwähnt wird. Eine eindeutige Zuordnung ist auch hier nicht möglich. Das nach dem Ursprungsbau unter Verwendung älterer Teile errichtete Gebäude zeigt spätgotische Merkmale. Weitere Umbauten folgten nach dem Dreißigjährigen Krieg, als das zerstörte Dach und die Decke erneuert wurden. Aus dieser Zeit stammt die noch heute sichtbare Jahreszahl 1672 im Innern.

Einen Einschnitt erlebte die Kapelle, nun im Besitz des nahen Kolmenbauernhofs, im 19. Jh. Um 1850 wurde sie zum Profangebäude mit Stall, Heuboden und Ofenheizung umgebaut, weitere 50 Jahre später jedoch wieder zurückverwandelt und 1906 nochmals geweiht. Davon kündet die Jahreszahl 1905 am Türsturz. Ob die Maßnahmen wirklich mit einem Gelübde der Bauersfamilie zu tun hatten, wie die Legende behauptet? Nach dem Zweiten Weltkrieg führten Restaurierungsarbeiten, zuletzt 1995-1997, zu Rückbauten und Angleichungen an den älteren Bauzustand. Ein kleines Drama ereignete sich, als 1977 fast alle Altarfiguren gestohlen wurden. Erst zehn Jahre später tauchte ein Teil davon wieder auf. 

Die Umgebung der Kapelle, auf einer Höhe von über 1000 m gelegen und in mehrere Natur- und Landschaftsschutzprojekte einbezogen, zieht außer Wanderern im Winter viele Skilangläufer an.

Informationen zum Westweg gibt es u.a. beim Schwarzwaldverein

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 Hirsch-Fünf [Quelle: Landesmuseum Württemberg]
Hirsch-Fünf [Quelle: Landesmuseum Württemberg]

Das sogenannte „Stuttgarter Kartenspiel“ gehört zu den wertvollsten Objekten des Landesmuseums Württemberg und gilt als ältestes erhaltenes Kartenspiel überhaupt. Im Jahr 1958 konnte die Entstehungszeit durch die Wasserzeichenforschung auf den Zeitraum um 1430 eingegrenzt werden. Die regionale Verortung des Kartenspieles wurde hingegen vor allem in den 1950er- bis 1970er-Jahren kontrovers diskutiert: Verschiedene Autorinnen und Autoren traten für eine Herkunft aus Ulm ein, aber auch das Maasland oder Paris wurden angeführt. Seit den 1980er-Jahren wird meist wieder der Oberrhein als Entstehungsgebiet der Karten angenommen.

Das Spiel besteht aus 52 Karten, von denen 49 Karten noch erhalten sind, in der Abmessung von 19 × 12 cm und zeigt die vier Farben Ente, Falke, Hund und Hirsch. Es ist ein reines Vierfarbenspiel, getrennt in Damen- (Hirsch, Hund) und Herrenkarten (Ente, Falke). Die einzelnen Karten bestehen aus Karton, den man aus bis zu sechs Lagen Papier zusammenleimte. Die Rückseiten sind einheitlich rot bemalt, während die Bilder der Vorderseite alle Goldgrund haben.

Das Stuttgarter Kartenspiel wird zu den Jagdspielen gezählt, das Bildprogramm greift mit zwei jagenden Tieren, den Falken und den Hunden, und zwei gejagten Arten, den Hirschen und Enten, Motive der höfischen Jagd auf. Dabei verbinden sich die höfischen Jagdmotive mit dem Themenkreis der idealen ritterlichen Liebe.

Nach Angaben des Guthschen Sammlungsinventars soll das vieldeutige Luxusspiel ab 1642 den Grafen von Helfenstein gehört haben. Die Guthsche Sammlung wurde vom württembergischen Rat und Kammermeister Johann Jakob Guth von Sulz in Durchhausen  angelegt und soll so berühmt gewesen sein, dass sie von Kurfürsten, Fürsten und sogar kaiserlichen Legaten besucht wurde. In den Besitz der Herzöge von Württemberg gelangte das Spiel mit der Guthschen Sammlung 1653 als Vermächtnis von Ludwig Guth von Sulz, der damit den letzten Willen seines Vaters erfüllte. Mit der Stuttgarter Kunstkammer gelangte das Kartenspiel 1927 in Staatsbesitz.

Neben den historischen Spielkartenschätzen in der Kunstkammer des Württembergischen Landesmuseums gibt es im Ländle noch einen weiteren Ort, der für Kartenspiel-Interessierte von Bedeutung ist. Im Schaudepot und Archiv des Deutschen Spielkartenmuseums, einer Zweigstelle des Landesmuseums Württemberg, in Leinfelden-Echterdingen finden sich über 20.000 Kartenspiele und mehr als eine Million Einzelkarten aus sieben Jahrhunderten und allen fünf Kontinenten. Eine Online-Ausstellung von Europas größter öffentlicher Spielkartensammlung finden Sie hier.

(JH)

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Die Gutachtalbrücke im Schwarzwald, eröffnet 1981, auf einem Luftbild von 2007 [Quelle: Landesmedienzentrum BW]
Die Gutachtalbrücke im Schwarzwald, eröffnet 1981, auf einem Luftbild von 2007 [Quelle: Landesmedienzentrum BW]

Die höchste Brücke des Schwarzwalds befindet sich bei Titisee-Neustadt, im Süden des Gebirgszugs, der sich hier am nahen Feldbergmassiv zu Höhen von fast 1500 m erhebt. Die Brücke erreicht eine Länge von rund 750 m und überspannt mit einer Höhe von rund 100 m einen Taleinschnitt am Rande des Rötenbach-Wutach-Gebiets. In diesem Jahr wird die 1981 fertiggestellte Brücke 40 Jahre alt. Pläne dazu gab es bereits in den 1950er Jahren. Als der motorisierte Individualverkehr zunahm, quetschten sich Autos und Lastwagen auf der Strecke zwischen Freiburg und Donaueschingen durch manches Nadelöhr, darunter die Ortsdurchfahrt von Neustadt. Auch Pläne zum Bau einer Autobahn zwischen Freiburg und der Baar wurden geschmiedet, riefen aber die Naturschützer und andere Gegner auf den Plan und wurden schließlich, auch aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen nach der Ölkrise, in den späten 1970er Jahren eingestellt. Stattdessen folgte ein partieller Ausbau der Bundesstraße 31, zu dem weitere Brücken und die Erweiterung der Passage durch das Höllental gehörten.

Mit dem Bau der Gutachtalbrücke wurde 1978 begonnen. Die Straße überspannt das Tal mit elegantem Schwung, gebaut wurde von beiden Seiten aus. Sie verläuft mit rund 4,1 Prozent Gefälle und verfügt über drei Fahrstreifen. Bei der Überfahrt beeindruckt weniger die beachtliche Höhe, sondern das Bergpanorama rund um Neustadt, das während des weiteren Wegs aus verschiedenen Perspektiven erscheint. Die namensgebende Gutach darf übrigens nicht mit der Gutach verwechselt werden, die kurz nach dem Freilichtmuseum Vogtsbauernhöfe in die Kinzig mündet. Das Flüsschen vereinigt sich hier, vom Titisee kommend, nach nur kurzer Strecke mit der Wutach. Damit die Ausmaße erkennbar werden, empfehlen Insider, das Bauwerk vom Talgrund aus in Augenschein zu nehmen.

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