Ursula Catharina, Reichfürstin von Teschen auf einem Porträt der Malerin Rosalba Carriera, heute in der Gemäldegalerie Dresden [Quelle: Wikipedia gemeinfrei]
Ursula Catharina, Reichfürstin von Teschen auf einem Porträt der Malerin Rosalba Carriera, heute in der Gemäldegalerie Dresden [Quelle: Wikipedia gemeinfrei]

1722 heiratete Friedrich Ludwig von Württemberg-Winnental Ursula Catharina, Reichfürstin von Teschen. Friedrich Ludwig, der schließlich den Titel eines kurfürstlich-sächsischen Reitergenerals erwarb, war 1703 über seine Tante Christiane Eberhardine, Ehefrau Augusts des Starken, an den Hof nach Dresden gekommen. Dort hatte er Ursula Catharina kennengelernt.

Der polnische König und sächsische Kurfürst August II. war schon früher auf Catharina, geb. von Altenbockum aufmerksam geworden. Die ursprünglich in Westfalen ansässigen Eltern hatten sich in Litauen niedergelassen. Um 1700 heiratete Catharina den einflussreichen polnischen Fürsten Jerzy Lubomirski. Nur wenig später wurde sie die offizielle Mätresse Augusts in Dresden und löste die bisherige Favoritin Maximiliane von Chodau ab. Die Ehe mit Lubomirski wurde geschieden. 1704 kam der gemeinsame Sohn von August und Catharina zur Welt. Diese erhielt den Titel und Stand einer Fürstin von Teschen. Eines der bekanntesten Porträts der Teschen von der Malerin Rosalba Carriera zeigt eine selbstbewusste, energische Frau. 1705 trat Constantia von Hoym, die spätere Gräfin Cosel auf den Plan und Catharina zog in den ihr zugesprochenen Landsitz nach Hoyerswerda, später nach Breslau, wo sie die Gunst des Prinzen Alexander Sobieski erwarb. Nach dem Fall der Cosel gelang es Catharina an den Hof zurückzukehren.

Friedrich Ludwig bewies sich derweil in verschiedenen Kriegen: zunächst im Spanischen Erbfolgekrieg bis 1714, 1715 im Großen Nordischen Krieg gegen Schweden, anschließend im Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieg bei Temesvár und 1717 bei Belgrad, wo er im Zweifrontenkrieg durch seine strategischen Einsätze glänzte. Zurück in Dresden traf er erneut auf die zehn Jahre ältere Catharina. Der von August unterstützten Verbindung standen konfessionelle Schranken und Bedenken aus Württemberg entgegen. August war 1697 zum Katholizismus konvertiert, Friedrich Ludwigs Bruder Karl Alexander 1712. Wahrscheinlich trat auch er selbst 1722 über, dem Jahr der in aller Stille erfolgten Eheschließung. Das Schloss in Neschwitz, das Friedrich Ludwig für Catharina erworben hatte und in barockem Stil umgestalten ließ, gilt als eines der schönsten Landsitze der Lausitz. 727 erfolgte der Ausbau des Schlosses Hoyerswerda. Nach der Heirat hatte Friedrich Ludwig seinen Einsatz an verschiedenen Kriegsschauplätzen fortgesetzt. Er fiel 1734 während des Polnischen Thronfolgekriegs in der Schlacht bei Guastalla in der Emilia-Romagna. August war schon 1733 verstorben. Catharina, die gegen den Widerstand des Hauses Württemberg Titel und Wappen ihres Mannes weiterführen durfte, zog sich vom Hof in Dresden zurück.

Catharina, geboren am 25. November 1680 in Warschau, starb 1743 in Dresden und wurde in Leitmeritz in Böhmen beigesetzt.

Mehr zur Seitenlinie Württemberg-Winnental im Biographischen Lexikon des Hauses Württemberg

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Hildegard Gauger (1890-1975), die erste Professorin der Uni Tübingen, [Quelle: Unibibliothek Tübingen]
Hildegard Gauger (1890-1975), die erste Professorin der Uni Tübingen, [Quelle: Unibibliothek Tübingen]

1950 wurde Hildegard Gauger zur außerordentlichen Professorin für Englische Philologie ernannt. Damit war sie die erste Professorin an der Uni Tübingen.

Hildegard Gauger, die 1890 als Tochter einer Böblinger Pfarrerfamilie geboren wurde, besuchte zunächst die höhere Mädchenschule in Stuttgart. Daran schloss sich die Ausbildung zur Sprachlehrerin an, ein Studienaufenthalt in Oxford und der Besuch des Höheren Lehrerinnenseminars in Stuttgart, das sie 1918 mit dem Examen abschloss und damit auch die Zugangsvoraussetzung für das Universitätsstudium erwarb. Ihre Studienzeit in Tübingen und Berlin beendete sie 1922 mit dem Staats- und dem Doktorexamen. 1923 legte sie das zweite Staatsexamen für den höheren Schuldienst ab. Es folgten 20 Jahre als Assistentin an der Uni Tübingen, wo sie sich besonders der Ausbildung von Lehrern widmete. Während dieser gesamten Jahre blieb sie England stets verbunden und verbrachte jedes Jahr einige Zeit damit, vor Ort ihre Kenntnisse zu vertiefen und ihre an kulturellem und religionsgeschichtlichem Verständnis der Anglistik ausgerichteten Ziele weiter auszubauen.

1944 habilitierte sich Hildegard Gauger mit ihrer Arbeit über die „Die politische Redekunst Englands“. Als 1945 der Lehrstuhlinhaber seines Amts enthoben wurde, übernahm sie die Seminaleitung der englischen Philologie und erhielt 1947 den Titel einer planmäßigen Oberstudienrätin ohne Schulverpflichtung, gleichzeitig kam die Ernennung zur außerplanmäßigen Professorin.

Auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt blieb sie ihren Schülern und Kollegen eine Wegbegleiterin, die neben der wissenschaftlichen Qualifikation wegen ihrer Tatkraft und Hilfsbereitschaft geschätzt wurde. Sie starb hochbetagt am 24. November 1975.

Mehr über Hildegard Gauger, das Frauenstudium und die Frauen in Forschung und Lehre finden Sie in:

100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen 1904 – 2004. Historische Überblick, Zeitzeuginnenberichte und Zeitdokumente, hg.vom Gleichstellungsbüro der Universität Tübingen, 2007, URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-27233 (aufgerufen am 22.11.2021).

Darin: Schneider, Corinna, Hildegard Gauger (1890-1975), S. 394f.

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 Polytechnikum Stuttgart, Perspektivische Ansicht von Joseph von Egle
Polytechnikum Stuttgart, Perspektivische Ansicht von Joseph von Egle [Quelle: Universitätsbibliothek Stuttgart]

Am 23. November 1818 wurde Joseph Egle (ab 1864 von Egle) in Erbach-Dellmensingen geboren. Als Architekt und Hofbaumeister bestimmte Joseph Egle das Baugeschehen in Württemberg im 19. Jahrhundert maßgeblich mit.

Jo­seph von Egle be­suchte die Ge­werb­schule in Stutt­gart und das po­ly­tech­ni­sche In­sti­tut zu Wien und ging dann auf die Bau­aka­de­mie in Ber­lin. In den Jahren1842 – 47 be­reiste er als Kor­re­spon­dent für die "All­ge­meine Bau­zei­tung" Nord­deutsch­land und Eng­land. 1848 wurde Egle in Stuttgart Vor­ste­her der Bau­ge­werk­schule und 1852 Pro­fes­sor am Po­ly­tech­ni­kum. Nachdem ihn König Wilhelm I. 1857 zum Hofbaumeister ernannt hatte, gab er die Stelle an der Polytechnischen Schule auf, blieb aber bis zu seinem Tod Direktor der Baugewerkschule.

Zu seinen be­deu­tends­ten Werken gehört außerdem die die 1872 be­gon­nene und 1879 ein­ge­weihte Ma­ri­en­kir­che in Stutt­gart. Sie zählt zu den wenigen katholischen Kirchen, die zu dieser Zeit im deutschen Kaiserreich errichtet wurden; Württemberg blieb im Gegensatz zu seinen Nachbarstaaten vom dort herrschenden Kulturkampf und den damit verknüpften Repressionen gegenüber der katholischen Kirche und ihrer Anhänger weitestgehend unberührt.

Sein Nachlass steht online in den Digitalen Sammlungen der Universiätsbibliothek Stuttgart zur Verfügung und gibt spannede Einblicke in die Architekturgeschichte des 19. Jahrhunderts.

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 Medaille auf das 25jährige Jubiläum der ZF-Friedrichshafen AG in Schwäbisch Gmünd
Der einbeinig kniende Geiger von Gmünd neben der Hl. Cäcilia zwischen dem Fünfknopfturm und Königsturm [Quelle: Landesmuseum Württemberg]

Heute ist Gedenk- und Namenstag der Heiligen Cäcilia von Rom. Sie gilt als Schutzpatronin der Kirchenmusik, daher zählt unter anderem die Orgel zu ihren Attributen. Seit 1932 gilt der 22. November zudem als Tag der Hausmusik.

Die Heilige Cäcilia spielt auch eine Rolle in einer Ballade des berühmten Dichters der schwäbischen Romantik Justinus Kerner. Die Ballade des "Geigers zu Gmünd" erzählt nämlich die Geschichte eines armen Geigers, der durch seine Musik das Bild der heiligen Cäcilia in einer Gmünder Kapelle so sehr rührt, dass es ihm seinen goldenen Schuh zuwirft. Der Geiger wurde daraufhin des Kirchenraubs angeklagt. Um seine Unschuld zu beweisen, schenkte die Heilige ihm auch den zweiten Schuh. Und so endet die Ballade mit einem Loblied auf Gmünd und die Musik:

Seitdem wird zu Gmünd empfangen
Liebreich jedes Geigerlein,
Kommt es noch so arm gegangen -
Und es muß getanzet seyn.

Drum auch hört man geigen, singen,
Tanzen dort ohn' Unterlaß,
Und wem alle Saiten springen,
Klingt noch mit dem leeren Glas.

Und wenn bald ringsum verhallen
Becherklingeln, Tanz und Sang,
Wird zu Gmünd noch immer schallen
Selbst aus Trümmern lust'ger Klang.

Inspiriert wurde die Ballade durch die Kümmernislegende, deren Darstellung Kerner 1815 im Andreaskirchlein zu Schlechtbach bei Gschwend entdeckt hatte. Als ein Jahr später sein Dichterfreund Ludwig Uhland zu Besuch kam, verarbeiteten beide die Legende der heiligen Kümmernis zur Figur des Gmünder Geigers. Im Dezember 1816 erschien die Ballade schließlich in in Cottas "Morgenblatt für gebildete Stände".

Insbesondere seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Geiger zur Symbolfigur der Stadt Schwäbisch Gmünd.

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Die Anstalt Illenau mit Parkanlagen um 1860. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK J-B Illenau 1]
Die Anstalt Illenau mit Parkanlagen um 1860. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK J-B Illenau 1]

1842 konnte der Heidelberger Nervenarzt Christian Friedrich Roller einen lange gehegten Wunsch umsetzen und mit seinen Schützlingen die Anstalt Illenau bei Achern beziehen. Die Illenau als Heil- und Pflegeanstalt sollte das Irrenhaus in Heidelberg ablösen und humanitären Gedanken folgen, wobei die Kranken nicht als Besessene oder von Gott verlassene Wesen zu sehen waren. Mit Unterstützung des großherzoglichen Hauses entstand eine weitläufige Anlage mit Gärten, in denen Obst und Gemüse für den täglichen Bedarf angebaut wurde. Beschäftigung gehörte ebenso zum Konzept wie körperliche Betätigung. Eine Besonderheit von Rollers Konzept war die Illenauer Familie, in der die Kranken zusammen mit allen Mitarbeitern aus Medizin, Pflege, Wirtschaft und Verwaltung ihren Platz finden sollten. Über mehrere Jahrzehnte war die Illenau eine international renommierte sowie, unter Rollers Nachfolger Heinrich Schüle, medizinisch führende Anstalt.

Zur Illenauer Familie gehörte auch ein eigener Friedhof. Viele Bewohner, die oft Jahre in der Anstalt verbrachten, stammten aus wohlhabenden, teils hochrangigen Familien. Zu den ersten Patienten zählte Ludwig, der Sohn des großherzoglichen Paares Leopold und Sophie. Der Dichter Heinrich Hansjakob, der an depressiven Schüben litt, ließ sich in den 1890er Jahren hier behandeln. Stiftungen und Spenden aus den prominenten Familien trugen zur Einrichtung und dem Unterhalt des Friedhofs bei, der wie das umliegende Gelände in Form eines Landschaftsparks mit vielen exotischen Bäumen angelegt wurde. An die 2.500 Menschen aus der gesamten Anstalt wurden auf dem Friedhof beerdigt. Die Grabmäler spiegeln nicht nur die Stilgeschichte. Die Ruhestätten künden darüber hinaus von einer sozial gemischten Patientenschaft sowie deren teils internationaler Herkunft.

Während und nach dem Ersten Weltkrieg sowie in der Zeit des Nationalsozialismus erlebte die Anstalt schwere Zeiten. 1940 musste sie schließen. Über 250 Patienten werden verschleppt, die meisten in Grafeneck ermordet. Die Gebäude dienten als Umerziehungslager und Napola für Jungen und Mädchen. Nach 1945 zogen Angehörige der französischen Luftwaffe ein. Nach deren Weggang erwarb die Stadt Achern das Gelände und arbeitet zusammen mit einer Bürgerinitiative an einem neuen Konzept Zukunft der Illenau. Verwirklich wurden bislang ein Museum, ein inklusives Bistro und die Illenau Werkstätten.

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