In teuflischem Tempo Richtung Teck

Georges Cuviers Wanderung über die Schwäbische Alb - Tag 2

Letzte Woche haben wir den achtzehnjährigen Georges Cuvier und seine Freunde auf der ersten Etappe ihrer Wanderung auf der Schwäbischen Alb im April 1788 begleitet. Heute können wir uns auf etwas gefasst machen, denn der zweite Tag der Wanderung startete noch schwungvoller und hielt einige Überraschungen bereit!

„Wie 4 Teufel“ sprangen Cuvier und seine Begleiter gleich nach dem Aufstehen von Nürtingen nach Dettingen. Und warum? Sie wollten eine Wette gewinnen! Obwohl sie 8 Minuten früher als die Kutsche am Treffpunkt ankamen, nahm eine junge Dame namens Louise Glettin Georges Cuvier gleich darauf die Butter vom Brot: „Französische Politesse hatte mich bewogen ihr meinen Arm zu offriren und ich schmeichelte mich ein so artiges Mädchen auf den Teckberg zu führen. Schwacher Jüngling! Sie führte mich hinauf.“

Oben angekommen genoss die Wandergesellschaft die Aussicht - wenn nur nicht der Wind gewesen wäre: „es herrscht da oben ein Wind, der freylich einigen, die bald erzählt werden sollen, nicht gleichte, aber doch denen die so eben vom Neckerthal herauf kamen, sehr ungewohnt vorkam“.

Wie schließlich ein „aechter ehrlicher Schwabe von dem alten Schrot und Korn“, der laut Cuvier „so wenig von Müdigkeit als von Politesse“ verstand, den jungen Männer gründlich den Abend verdarb, erfahren Sie in unserem heutigen Artikel „Georges Cuviers Wanderung über die Schwäbische Alb – Tag 2“.

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Margaretha Kepler – ein Frauenleben

Über die Pfarrersgattin, Dichterin und Schwester von Johannes Kepler

Roßwälden bei Ebersbach an der Fils, Ansicht von Andreas Kieser, 1683 [Quelle: Landesarchiv BW, HStA H 107/7 Bd 5 Bl. 14]

Roßwälden bei Ebersbach an der Fils, von 1620 bis Anfang der 1630er Jahre Wohnort von Margaretha, verheiratete Binder. Ansicht von Andreas Kieser, 1683 [Quelle: Landesarchiv BW, HStA H 107/7 Bd 5 Bl. 14]

Margaretha Kepler wurde am  26.  April  1584  in Leonberg als Schwester von Johannes Kepler (1571-1630) geboren. Zur Familie gehörten zwei weitere Brüder, der ältere Heinrich und der jüngere Christoph. Die Familie war von Armut bedroht, das häusliche Klima nicht erfreulich. Den Vater, der die Familie verließ, beschrieb Johannes Kepler als brutal und gewissenlos. Die Mutter Katharina Kepler war ein eigenwilliger Charakter und ließ sich nicht den Mund verbieten, was die späteren Anschuldigungen gegen sie verstärkt haben mag. Nach dem Tod ihres Vaters verfügte sie über eigenes Geld und konnte ein selbstständiges Leben führen. Heinrich, der an Epilepsie litt, soll mit dafür verantwortlich gewesen sein, dass die Mutter 1615 der Hexerei bezichtigt wurde. Er starb im selben Jahr im Haus seiner Schwester.

Trotz dieser Umstände hatte Margaretha eine Schulbildung erhalten. 1608 heiratete sie Georg Binder, Präzeptor der Leonberger Lateinschule und Mitglied einer angesehenen Pfarrerfamilie. Das Paar zog nach Dornstetten. 1609 erhielt Georg Binder eine Pfarrstelle in Heumaden. Ab 1617 lebte die Mutter, die 1620 verhaftet wurde, zeitweise im Haushalt. Ebenfalls 1620 zogen Margaretha und Georg Binder nach Roßwälden, wo die Pfarrstelle durch den Tod von Georgs Vater freigeworden war. Johannes Kepler traf in Württemberg ein, um die Mutter unterstützen zu können. Katharina Kepler wurde 1621 freigesprochen und kam bis zu ihrem Tod 1622 bei ihrer Tochter in Roßwälden unter.

Wie sah der Alltag der Pfarrersfrau aus? In ihren beiden Ehen blieb Margaretha kinderlos. Es war üblich, dass Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Patenschaften für Kinder übernahmen. Während der Zeit im kleineren Heumaden wurde Margaretha über 20 Mal Taufpatin, im größeren Roßwälden rund 300 Mal. Zum Pfarrhaus in Roßwälden gehörte außerdem eine Landwirtschaft mit Vieh und Feldern, die nur mit personeller Unterstützung bewirtschaftet werden konnte. Es war eine Zeit der Seuchen und des Dreißigjährigen Krieges. Heumaden wurde um 1609, Roßwälden Mitte der 1620er Jahre vermutlich ebenfalls, von der Pest heimgesucht. Als die protestantische Seite 1634 in der Schlacht bei Nördlingen unterlag und die Truppen nach Württemberg vordrangen, hatten viele Pfarrer unter den Kriegsgreueln zu leiden. Auch Georg Binder wurde nach der Belagerung von Schorndorf im November 1634 durch Soldaten im Pfarrhaus von Roßwälden schwer verletzt und starb kurz darauf. Im April 1636 ging Margaretha eine zweite Ehe mit dem Fellbacher Pfarrer Georg Konrad Maickler ein. Er war bereits zum dritten Mal verwitwet und ein hochgebildeter Mann, der sich der Poesie widmete und 1643 einen Band mit geistlich inspirierten Gedichten herausgab. Es ist eine kleine Sensation, dass sich unter den ansonsten lateinischen Werken ein Gedicht seiner Ehefrau befindet. Andere Beispiele für die frühbarocke Dichtkunst von Frauen in Württemberg sind kaum bekannt. Im Gedicht schrieb Margaretha von ihrem Gatten als einem „lieben werthen Herrn“ und „grossen Schatz“. 1647 kam es erneut zu einer militärischen Bedrohung, jetzt durch französische Truppen. Die Eheleute flohen nach Cannstatt, wo Georg Maickler starb. Genaue Todesdaten für Margaretha sind nicht überliefert. Es wird das Jahr 1649 angenommen.

Den ausführlichen Text von Uwe Geiger mit den Ergebnissen seiner Forschungsarbeiten finden Sie in Schwäbische Heimat 4/2022

Weitere Infos zum Dreißigjährigen Krieg finden Sie im Themenmodul auf LEO-BW

 

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Meßkirch, Stühlingen, Heiligenberg

Zur Wiedervereinigung der fürstenbergischen Linien vor 280 Jahren

Die ehemalige Residenz Stühlingen auf einer Ansicht von 1850, Quelle: Landesarchiv BW, GLAK J-B Stühlingen 1

Die ehemalige Residenz Stühlingen auf einer Ansicht von 1850, Quelle: Landesarchiv BW, GLAK J-B Stühlingen 1

1744, also vor 280 Jahren, war das zuvor in mehrere Linien geteilte Haus Fürstenberg wieder vereinigt. Fürstenberg gehört zum ältesten Adel des Südwestens. Der Name geht auf den Burgberg bei der alten karolingischen Kaiserpfalz Neudingen zurück. Das verhältnismäßig große Territorium zählte am Ende des alten Reiches zu den bedeutenderen in der dahingehend vielgestaltigen Landschaft des heutigen Baden-Württemberg. Die Fürstenberger sind ein Zweig der Grafen von Urach, die nach dem Aussterben der Zähringer Besitz im Kinzigtal und auf der Baar übernehmen konnten. Aufgrund guter Beziehungen zu den Habsburgern sicherte Heinrich I., Graf von Fürstenberg, bis zu Beginn des 14. Jh. die Stellung auf der Baar. Schon 1284 kam es zu einer ersten Spaltung in die Linien Kinzigtal und Baar, der viele weitere folgten. 1699 bestanden die drei Teilherrschaften Meßkirch, Stühlingen und Heiligenberg, in denen nun die Primogenitur eingeführt wurde. Nach dem Aussterben der Heiligenberger Linie wurde das Gesamthaus Fürstenberg 1716 in den Fürstenstand erhoben. 1744 starb auch die Meßkircher Linie aus und das Haus war nun in der Hand des Fürsten Joseph Wilhelm Ernst zu Fürstenberg-Stühlingen (1699-1762). Bereits 1723 wurde die Residenz von Stühlingen nach Donaueschingen verlegt. Ansonsten stand Joseph Wilhelm Ernst in habsburgischen Diensten und verfolgte dort seine Ziele. 1806 kamen die meisten Gebiete zu Baden. Karl Egon II. Fürst zu Fürstenberg (1796-1854) wurde Standesherr in den neuen Staaten, in denen die alten Besitzungen lagen also in Baden, Württemberg und Hohezollern-Sigmaringen. Er war auch der erste Vizepräsident der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung. Die Burg und das Städtchen auf dem Fürstenberg brannten 1841 ab. Nachfolgend entstand weiter unterhalb das Dorf Fürstenberg.

Für weitere Infos finden Sie auf LEO-BW einen Überblick und die Karte Territoriale Entwicklung der fürstenbergischen Lande von 1248 bis 1806 aus dem Historischen Atlas . Eine Ergänzung bietet die Karte Herrschaftsgebiete und Ämtergliederung in Südwestdeutschland 1790 mit eingetragenen Wappen

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Das Abenteuer kann beginnen!

Georges Cuviers Wanderung über die Schwäbische Alb – Tag 1

Letzte Woche haben wir angekündigt, dass wir Sie auf eine Zeitreise ins Jahr 1788 mitnehmen wollen, um gemeinsam mit dem jungen Georges Cuvier und seinen Begleitern über die Schwäbische Alb zu wandern. Gesagt getan, heute geht es los! (Wer die Einführung letzte Woche verpasst hat, kann hier nochmal nachlesen, wer Georges Cuvier war und woher wir wissen, was er auf der Schwäbischen Alb erlebt hat.)

Am Morgen des 21. Aprils 1788 waren Georges Cuvier und seine Freunde vor Sonnenaufgang auf den Beinen. Sie konnten es nicht erwarten, die Hohe Carlsschule hinter sich zu lassen und loszuwandern: „ein jeder thut alles um bald aus seinen Banden zu kommen, und fürchtet nur einen Augenblick der Freyheit zu versäumen“. So standen sie schon um sieben Uhr morgens am Bopser und blickten hinab auf Stuttgart im Morgennebel.

Vor ihnen lag ein Tag voller Unwägbarkeiten: falsche Wegabzweigungen, ein Paar Stiefel, das einfach nicht passen wollte, woraufhin einem der Wanderer so sehr die Füße schmerzten, dass er nicht mehr laufen mochte, ein stellenweise „recht sehr langweiligter Weg“, alte Pröbste ohne Nasen und zum Schluss Bärenhunger und ein nicht enden wollendes Konzert…

Doch unsere jungen Helden, wären keine Helden, wenn sie diese Herausforderungen nicht gemeistert hätten. Sie waren nicht zu stolz, um nach Hilfe zu fragen. So lernten sie eine strickende Dame und sehr viele Schuhmacher kennen, sie tauschten Schuhe und mieteten schließlich ein Pferd. Und all das hielt sie nicht vom eigentlichen Sinn und Zweck der Reise ab: Württemberg besser kennenzulernen und zu bestaunen.

Ziel der ersten Etappe war die folgende Stadt: „Von der Seite wo wir ankamen presentirte sich der Spital, der ein ansehnliches Gebäude ist und einen recht guten Effect macht, auch sind um die Stadt schöne Linden-Alleen. Das Thor ist mit Geschmack und Fresco gemahlt. Die Straßen sind breit, gerade und gut gepflastert, nur ist schade, das sie sehr uneben sind.“

Was meinen Sie, welche Stadt gemeint ist? Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare! Die Auflösung und eine ausführliche Erzählung über den ersten Tag finden Sie in unserem Artikel „Georges Cuviers Wanderung über die Schwäbische Alb – Tag 1“ auf LEO-BW.

Zum Bild: Stiefel-Anpassung in Denkendorf, Zeichnung von Georges Cuvier, 1788 (Ausschnitt). Quelle: Bibliothèque de l’Institut de France, Ms 3312: Papiers et correspondance du baron Georges Cuvier. Planches relatives à un voyage à pied fait dans les Alpes würtembergeoises du 20 au 28 avril 1788 par Cuvier, Copyright: Bibliothèque de l’Institut de France.

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Auf in die Natur!

Georges Cuviers Wanderungen über die Schwäbische Alb im April 1788

Ein richtiges Abenteuer war die Besteigung der Teck, von Cuvier nachträglich mit einem Aquarell festgehalten, 16. Mai 1788. Quelle: Bibliothèque de l’Institut de France, Ms 3312: Papiers et correspondance du baron Georges Cuvier. Planches relatives à un voyage du 20 au 28 avril 1788 par Cuvier, Copyright: Bibliothèque de l’Institut de France

Ein richtiges Abenteuer war die Besteigung der Teck, die Georges Cuvier nachträglich mit einem detaillierten Aquarell illustrierte, 16. Mai 1788. Quelle: Bibliothèque de l’Institut de France, Ms 3312: Papiers et correspondance du baron Georges Cuvier. Planches relatives à un voyage à pied fait dans les Alpes würtembergeoises du 20 au 28 avril 1788 par Cuvier, Copyright: Bibliothèque de l’Institut de France

Im April des Jahre 1788 begab sich der 18-jährige Goerges Cuvier auf eine Wanderung über die Schwäbische Alb. Als Schüler der Hohen Carlsschule konnte er es kaum erwarten, den Alltag hinter sich zu lassen und mit seinen Kameraden aufzubrechen. Für den talentierten und vielseitig interessierten jungen Mann war die raue Alb ein unbekanntes Terrain. In seiner Reisebeschreibung lernen wir die Reiseroute, das Land und die Leute aus Cuviers persönlicher Perspektive kennen. Kommen Sie mit auf die Zeitreise ins Frühjahr 1788, während der es auch die Frage zu klären gibt, ob das Schwabenland ein geeigneter Ort ist, um die deutsche Sprache zu erlernen ... Neugierige lesen hier unseren ersten Text über Georges Cuviers Wanderung über die Schwäbische Alb!

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